Sonntag, 17. Oktober 2021

Jetzt kommen die Männer.

Die CDU setzt ganz auf westdeutsche, weiße Männer wie Armin Laschet. Die Bundestagsfraktion der Konservativen bringt es auf einen stattlichen Männeranteil von 77%. Der gescheiterte Kanzlerkandidat wird abtreten, der gesamte Parteivorstand wird neu besetzt, aber eins ist jetzt schon sicher: Die einzigen beiden mächtigen Posten – Parteivorsitzender und CDU/CSU-Fraktionsvorsitz werden an einen weißen Mann aus NRW gehen. Linnemann, Brinkhaus, Röttgen, Spahn oder Merz.

Wir wissen nicht, welche beiden sich durchsetzen, ob vielleicht beide Posten in Personalunion besetzt werden, aber ganz sicher kommt nach Merkel und Kramp-Karrenbauer nicht noch einmal eine Frau für einen Top-Job in Frage.

In der FDP gibt es traditionell keine starken Frauen.  Die neue FDP-Bundestagsfraktion weist einen Männeranteil von 76% auf!

 Durch Christian Lindner, den Prototyp des Macho, der schon als 18-Jähriger mit einem Porsche protzte, sehr viel jüngere Freundinnen hat, die zu schwängern er coram publico orakelt und auf Parteitagen immer wieder schlüpfrig-sexistische Witze reißt, hat sich dieser Trend noch verschärft.

Parteichef, Generalsekretär, Fraktionschef sind Männer. Von den insgesamt acht FDP-Landesministern gibt es neben fünf Männern (Heiner Garg und Bernd Klaus Buchholz aus Kiel, Joachim Stamp und Andreas Pinkwart aus NRW, Herbert Mertin aus RP) drei Frauen: Bildungsministerin Yvonne Gebauer aus NRW, die Mainzer Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt und die Magdeburger Infrastrukturministerin Lydia Hüskens.

In der künftigen Bundesregierung gelten Christian Lindner und Alexander Graf Lambsdorff als Minister gesetzt.  Hinzu kommen möglicherweise Marco Buschmann (44) oder Volker Wissing.

Die Grüne Bundestagsfraktion hat mit 42% einen niedrigen Männeranteil.

Allerdings ist parteiintern unstrittig, daß Annalena Baerbocks Zugriff auf die Kanzlerkandidatur mit Hilfe der Frauenkarte viele Prozentpunkte gekostet hat. Sie ist ihrem Co-Vorsitzenden Habeck intellektuell deutlich unterlegen.

In einem klassisch-klüngeligen Hinterzimmerdeal, wurde Robert Habeck dafür der Vizekanzlerposten fest zugesagt.  Die Grünen, die einst mit grundsätzlich öffentlichen Parteisitzungen, Rotationsprinzip und Basisbeteiligung starteten, haben genug von Basisdemokratie. Nun entscheidet die Parteispitze grundsätzlich ohne die lästige Basis und zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit, schön geheim.

Am Rande sei bemerkt: Christian Lindner, der Selbstbewußteste und Lauteste der mutmaßlich nächsten Regierung, geht immer noch wie selbstverständlich davon aus, das entscheidende Finanzministerium zu besetzen. Die Grünen haben aber mehr Abgeordnete als die FDP. Sagenhafte 16 von insgesamt 118 Mandaten sind sogar Direktmandate. Sie reklamieren ebenfalls das Finanzministerium für sich, weil sie wissen, daß Robert Habeck als Herr des Geldes neben Scholz die zentrale Figur der Ampel wäre, während das einst so glanzvolle Außenministerium immer unbeliebter wird.

Da aber die neue Grüne Fraktion linker geworden ist (weil sich viele progressivere Kandidaten durchsetzten), aber die Parteiführung fast nur aus CDU-freundlichen Realos besteht, gilt auch Anton Hofreiter für ein Ministeramt als gesetzt – er ist nämlich der einzige Linke, der noch in der Fraktions- und Parteiführung übrig ist.

Ob die Grünen drei oder möglicherweise sogar vier Ministerposten bekommen, ist noch nicht bekannt.  Es drängen aber auch die grünen Abgeordneten Till Steffen, Jürgen Trittin, Frank Bsirske, Cem Özdemir, Michael Kellner, Konstantin von Notz und Omid Nouripour ins Kabinett. Drei Männer und nur eine Frau sind bei den Grünen schwer vorstellbar; ich bin gespannt auf die Postenverteilung.

Das größte Problem hat die SPD mit dem Thema Frauen. Die Bundestagsfraktion bringt es auf einen Frauenanteil von 42% und der mutmaßlich nächste Kanzler gab schon vor langer Zeit die Garantie, sein Kabinett paritätisch mit Frauen und Männern zu besetzten.

Die gute Nachricht ist, daß die Sozis eine Menge neuer mächtiger Posten zu vergeben haben.

Die schlechte Nachricht ist, daß die Prestigeträchtigsten de facto alle schon Männern versprochen sind. Mützenich soll der neue Schäuble werden. Damit wäre wieder ein Mann Bundestagspräsident.

[….] Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wird erwartet, dass Fraktionschef Rolf Mützenich [….] seine Bewerbung vortragen wird. Mützenich gilt innerhalb der Fraktion als aussichtsreicher Kandidat. [….] Hinzu kommt, dass auch für den dann neu zu vergebenden Fraktionsvorsitz einem männlichen Nachfolger gute Chancen eingeräumt werden - dem Parteilinken Matthias Miersch. [….] Gingen beide Kandidaten tatsächlich durch, würde die SPD neben dem Kanzler auch einen männlichen Bundespräsidenten, Bundestagspräsidenten sowie Fraktionschef und Parlamentarischen Geschäftsführer stellen.  [….]

(SZ, 17.10.2021)

Nach zwei Jahren Corona und den für jedermann offensichtlichen katastrophalen Folgen eines von einem überforderten Laien besetzten Gesundheitsministeriums, ist es quasi unmöglich an Karl Lauterbach als Gesundheitsminister vorbei zu kommen. Wer könnte besser geeignet sein?

Zudem gilt es, dem SPD-General Klingbeil Dankbarkeit für seine Wahlkampfführung zu zeigen.

Ich frage mich, wie Scholz unter diesen Umständen 50% der Posten mit Frauen besetzten will.  Es steht zu befürchten, daß mit Esken, Lambrecht und Schulze Frauen Ministerinnen werden, nur weil sie Frauen sind.

Bekanntlich hasst Norbert Walter-Borjans Olaf Scholz wie die Pest, während sich das Verhältnis Esken-Scholz deutlich erwärmt hat.

Vielleicht sollte NoWaBo zurücktreten und Esken den alleinigen Parteivorsitz überlassen. Das wäre schon mal ein Mann weniger.

Zur Not müssen im Bundeskabinett ein paar Geschlechtsumwandlungen vorgenommen werden.  Die Ampelaner haben ein kaum zu lösendes Frauenproblem.

Aber wenn es nur das wäre! Es müssen auch 16 Landsmannschaften berücksichtigt werden und etwas Diversität möchte man auch haben. Queere und Migranten sehe ich noch gar nicht am Kabinettshorizont.

Während Transsexualität gesellschaftlich akzeptiert ist, also der ein oder andere männliche Minister operativ und hormonell eine Frau werden könnte, ist Blackfacing schwer verpönt.

Und ich will unbedingt ein paar Atheisten! Gern schwarz, schwul, trans, genderfluid, eingewandert – aber kein Religiot.

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