Zu den faszinierendsten urbanen Legenden gehört die (nahezu im Wochentakt von ihm selbst widerlegte) Darstellung des Friedrich Merz als Wirtschaftsexperte.
In Wahrheit ist der Jurist ökonomisch so ahnungslos, daß er von richtigen Experten kontinuierlich ausgelacht wird.
Grüne, Linke und Sozis führen ihn immer wieder in Talkshows vor, wenn er etwas besonders Idiotisches von sich gibt und seine eklatanten ökonomischen Wissenslücken offenbart.
[…] Doch dann rauscht ein Shitstorm durchs Netz. Wirtschaftspolitiker, Ökonomen und Vertreter des Wahlvolkes sind entsetzt von mangelndem Sachverstand oder einfach empört. Er biete Merz "ein kurzes Briefing in Sachen Geldsystem und Staatsfinanzen" an, "sollte nicht länger als ein Jahr dauern, bis wir Sie so fit haben, dass Sie wieder mitreden können", twittert der Ökonom Maurice Höfgen, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag arbeitet. "Ist schon fast lustig, dass der 'Wirtschaftsexperte Merz' keine Ahnung von wirklich grundlegender Ökonomie zu haben scheint", ein anderer. "Die alte Nummer, den Menschen große Angst vor angeblichen Schulden machen", ärgert sich ein Nutzer. "Ohgottohgott, dieser Mann tritt in meinem Wahlkreis an. @FriedrichMerz, kommen Sie doch mal rüber in die Altstadt, ich leih' Ihnen meinen Bofinger", bietet jemand an. Auf die "Grundzüge der Volkswirtschaftslehre" von Peter Bofinger verweist auch der Linken-Fraktionsvize Fabio De Masi, er twittert ein Bild des Lehrbuchs. "Ist das die neue Wirtschaftskompetenz?", fragt er. Und, an Merz gerichtet: "Wissen Sie eigentlich, was eine Liquiditätsfalle ist? Sie scheinen da was verwechselt zu haben." - "Oh Lord Keynes!" […..]
Die einstigen Wirtschaftsparteien der Union, die so tief gesunken sind, daß sie einen lügenden Blender (Guttenberg), einen hoffnungslos Überforderten, der wegen Lustlosigkeit zurücktrat (Glos) und nun sogar Altmaier zum Wirtschaftsminister machten, sind ökonomisch so verblödet, daß sie noch nicht mal mehr merken wie hanebüchen ihre Aussagen sind und sich selbst für brillant halten. Der klassische Dunning-Kruger-Effekt.
[…..] Genüsslich schiebt die Süddeutsche noch nach, dass Merz schon öfter mit wirtschaftswissenschaftlich zweifelhaften Ratschlägen aufgefallen sei, vor einem Jahr z.B. mit dem Hinweis, man dürfe Fleisch nicht zu teuer machen, weil Lebensmittel eine geringe Preiselastizität haben. Da hätte er nun wirklich einmal überlegen sollen, was er sagt. Wirtschaftspolitiker/innen, die keine Ahnung haben, aber glauben, sie zu haben, haben möglicherweise noch etwas anderes: ein erhöhtes Risiko, dem Dunning-Kruger-Effekt zum Opfer zu fallen. Die anderen lassen sich vielleicht doch eher von Expert/innen beraten. [….]
Wenn eine ökonomische Laiin wie Angela Merkel, die ihre Politik stets so verstand, den dreistesten Industrielobbyisten und CDU-Parteispendern ihre Wünsche zu erfüllen, muss man sich nicht über ihre ahnungslosen Minister wundern.
Die CDU-Kanzlerin überwies beispielsweise Steuergelder in zweistelliger Milliardenhöhe an gescheiterte Atomenergiekonzerne; lief auf Zuruf der Deutschen Autoindustrie bei jeder klimapolitischen Maßnahme der EU, sofort nach Brüssel, um die hoffnungslos veraltete Verbrennertechnik tonnenschwerer deutscher Limousinen zu fördern.
Merkel schickte ihren einstigen Adlatus Ronald Pofalla, einen der Ahnungslosesten aus dem wirtschaftspolitischen Tal der Ahnungslosen, in den Vorstand der Deutschen Bahn.
Als zuständiger Verkehrsminister agiert die Inkarnation einer Comedy-Witzfigur „der Ondy“ Scheuer, der bar jeder ökonomischen Kompetenz bekanntlich eine halbe Milliarde Steuergelder an die Mautkonzerne verdaddelte, aber nun angesichts der vielen Milliarden, die Minister-Greenhorn Spahn bei Maskendeals versenkte, immerhin nicht mehr die größte finanzpolitische Pfeife des Kabinetts ist.
Mit solchen Unions-Politikern als Aushängeschildern für die angebliche Wirtschaftskompetenz, muss man sich nicht wundern, daß in konservativen Kreisen der Staat als schlechter Unternehmer gilt und der Privatisierung das Wort geredet wird.
Allgemein gilt das natürlich nicht, denn auch Unternehmen im Staatsbesitz können hervorragend geführt werden, innovativ agieren und finanziell prosperieren, wenn man entweder kompetente Politiker in die Aufsichtsräte schickt oder fähig ist, gute Chefs zu finden. Im Gegensatz zum Irrglauben der CDU/FDP/CSU-Politiker gilt bei Versorgern, Krankenhäusern, Flughäfen, Transportunternehmen oder Firmen mit hoheitlichen Aufgaben (z.B. Bundesdruckerei. KfW, Flugsicherung, Museen, Universitäten, Theater, Gästehaus Petersberg) nicht ausschließlich das betriebswirtschaftliche Ergebnis als Erfolgskriterium.
Schließlich ist auch die Privatwirtschaft keineswegs gefeit vor inkompetenten Deppen in der Chefetage, die Milliarden versenken und einst gesunde Unternehmen in den Ruin treiben. Wie viele Billionen Euro mussten aus Steuermitteln aufgebracht werden, um die „Banken zu retten“, weil die „notleidenden Banker“ in ihrer Hybris, Inkompetenz und Gier so abwegige windige Finanzprodukte um den Globus jagten, daß 2008 alles zusammenbrach?
Beispiele für privatwirtschaftliches Großversagen sind Wolfgang Urban, der von 2000 bis 2004 KarstadtQuelle ruinierte und Thomas Middelhoff, der die Milliarden von Madeleine Schickedanz in Luft auflöste.
Merkels Finanz-Idol Josef Ackermann, den sie zu privaten Geburtstagssausen im Kanzleramt bewirtete, machte aus der einst mächtigsten Bank der Welt, der Deutschen Bank, einen schwächlichen Übernahmekandidaten, der chronisch rote Zahlen schreibt. Daimler-Chef Jürgen Schrempp, verkündete 1998 die „Hochzeit im Himmel“, als er die Fusion eines der damals größten Konzerne mit Chrysler verkündete.
Nach wenigen Jahren musste alles rückabgewickelt werden, Schrempp hatte 74 Milliarden Dollar versenkt. Als er schließlich 2005 als Daimler-Chef zurücktrat, stieg die Aktie um zehn Prozent – so glücklich waren die Anleger, den weltgrößten Kapitalvernichter loszuwerden.
Mannesmann, einer der größten Röhrenhersteller mit 130.000 Mitarbeitern, wurde im Jahr 2000 von den berüchtigten Chefs Klaus Esser (Vorstand) und Joachim Funk (Aufsichtsrat) ausgelöscht. Es kam in den folgenden Jahren zu einem spektakulären Prozess gegen die Chefs und DB-Boss Ackermann.
Der Baulöwe Jürgen Schneider, auch ein Liebling der C-Parteien, ruinierte seinen Konzern 1994 in einer sagenhaften Milliardenpleite, tauchte unter, wurde schließlich gefasst und musste für mehrere Jahre ins Gefängnis.
Die Liste lässt sich abendfüllend fortsetzen, fast immer war es unternehmerisches Totalversagen, das die einst gesunden Unternehmen Arcandor, Schlecker, Galeria Kaufhof, Praktiker, Woolworth, Air Berlin, Walter Bau, Edscha, Tempton, Wirecard vom Markt verschwinden ließ.
Das gilt auch für den regionalen Maßstab. In Hamburg verschwanden beispielsweise im Jahr 2014 die 73 Max Bahr Baumärkte mit 3.200 Mitarbeitern und im Pandemie-Jahr 2020 übernahm sich die Bäckerkette Dat Backhus mit 100 Filialen und über 1.000 Mitarbeitern. Immerhin, in diesem Fall scheint es bergauf zu gehen, nachdem die bosnische Familie Hastor für 63 Millionen Euro den Rest aufkaufte und nun wieder Schwung in die Läden bringt.
Unternehmer sind nicht zwangsläufig gute Unternehmer, weil sie staatsfern sind und privat geführt werden. Ich behaupte, im Staatsbesitz würden viele Unternehmen gar nicht erst durch abenteuerliche Gier in Schieflage geraten. Vorausgesetzt, mach schickt nicht gerade Scheuer oder Pofalla, um sie zu führen.
Unternehmer, die wie die Besitzer der Krankenhauskonzerne, Milliarden Euro Gewinne aus dem System ziehen, jetzt aber an dramatischer Personalknappheit leiden, weil sie selbst keine Krankenschwestern und Pfleger ausbilden, sollten sich in Grund und Boden schämen.
Die Zeitungen sind in diesen Tagen voller positiver Vibes aus der Kultur- und Gastroszene. Hotels gehen wieder in den Normalbetrieb, Touristen kommen, Theater spielen wieder. Besonders gut läuft es für die 2G-Gastronomen, die ihre Häuser wieder wie vor der Pandemie besetzen können und von bewirtungswilligen Gästen überrannt werden. Nicht alle können das und müssen sich noch mit halbem Umsatz und halber Gästezahl bei 3G beschränken, weil sie wie Tim Lang, der Betreiber der schicken Eppendorfer „Botanic District Bar“ neun Monate, nachdem der Corona-Impfstoff vorhanden ist, im Oktober 2021 (sic!) noch zu viele ungeimfte Mitarbeiter haben, die nicht einsetzbar sind. Mitarbeiter, die noch nicht mal verblendete Seuchenfreunde sind, die sich grundsätzlich nicht impfen lassen wollen. Es wurde schlicht vergessen. Neun Monate lang.
[….] Wenn Lang an allen seiner sechs Öffnungstage 2G anwenden würde, würde sich das für ich wirtschaftlich lohnen. Aber er hat ein Problem: „Wir haben nicht genügend durchgeimpfte Mitarbeiter, um sechs Tage lang G2 anzubieten. Deshalb haben wir zunächst diese Lösung gewählt. Die Mitarbeiter von uns, die noch nicht geimpft sind, werden dann weiterhin an 3G-Tagen eingesetzt.“ [….] Konstantin Petersen wird ab dem 14.10. zunächst nur von Montag bis Mittwoch hier arbeiten. [….] „Ich hatte mir vorher gar keine großen Gedanken über die Impfung gemacht. Deshalb bin ich ein bißchen spät dran“, sagt Petersen. [….]
Seit August gilt im Hamburg die 2G-Option und Gastronomen beginnen nach zwei Jahren Pandemie, nach 9 Monaten BioNTech, Mitte Oktober, ihre Mitarbeiter zu fragen, ob sie geimpft sind?
Unternehmerisches Totalversagen.
Ausgerechnet in der Gastronomie fällt denen nicht früher ein, daß sie geimpfte Kellner brauchen?
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