Priester, die kleine Jungs sexuell missbrauchen, gab und gibt es immer.
In den 1950er Jahren war das Thema aber stark tabuisiert, man sprach nicht darüber, die Opfer schwiegen aus Scham und wenn doch einmal die Familie eines vergewaltigten Kindes sprach, sorgten Kirchenfürsten, wie die früheren Paderborner Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt dafür, die Opfer mit massiven Drohungen einzuschüchtern. Seit 2010 wird aber zunehmend über sexuellen Kindesmissbrauch durch Geistliche berichtet und so wünscht sich manch Frommer „die guten alten Zeiten“ zurück, in denen es keinen Missbrauch gab. In Wahrheit war es früher sogar schlimmer, weil die Täter gar nicht gebremst wurden. Man wusste nur nichts davon.
Ähnlich verhält es sich mit der allgemeinen Kriminalitätsrate.
In den Zeiten ohne Internet, mit lediglich drei Fernsehsendern und einigen Tageszeitungen, die so gar nicht bunt waren, erfuhr man entweder gar nicht von Verbrechensopfern, oder sie blieben zumindest etwas anonymer.
Heute gibt es Dutzende Boulevardmagazine und unendliche viele Social-Media-Einträge, die jede einzelne Straftat grell ausleuchten, so daß sie dem Medienkonsumenten viel präsenter werden. Aus diesem Grunde fühlen sich die Menschen immer mehr von Kriminalität bedroht, sind fest davon überzeugt, in viel gefährlicheren Zeiten „als früher“ zu leben.
Dabei zeigt die Kriminalitätsstatistik das diametrale Gegenteil. Wir haben die niedrigste Kriminalitätsrate seit über 30 Jahren. In den letzten drei Jahrzehnten gab es in Deutschland einen Kriminalitätsrückgang bezogen auf Straftaten insgesamt von mehr als 20 %.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Verkehrstoten.
Jeder Radfahrer, der im Hamburger Verkehr getötet wird, bekommt eine gewaltige mediale Aufmerksamkeit. Am Straßenrand werden Holzkreuze aufgestellt, Fahrradclubs machen Demonstrationen. Es wirkt, als spiele sich täglich ein Verkehrsmassaker ab.
Wie viel angenehmer war es doch in meiner Jugend, als es noch keine Fahrradwege oder Helme gab; wir Kinder alle bei Wind und Wetter zur Schule radelten und das Miteinander von Autos, Fußgängern und Radfahrern so friedlich war.
Aber auch das ist bloß eine völlig verkehrte, rein subjektive Wahrnehmung. In Wahrheit gab es noch in den 1970ern, als ich mit dem Rad zur Schule fuhr, jedes Jahr über 20.000 Verkehrstote in Deutschland. Die Zahlen wurden seither drastisch reduziert. 2020 starben 2.700 Verkehrsteilnehmer auf deutschen Straßen. Ein Rückgang um 90%.
Etwas Ähnliches trifft mutmaßlich auch auf die „Querdenker“ und Coronaleugner zu. Der Rechtsextremismus-Forscher Olaf Sundermeyer diagnostiziert, daß die fanatische Impfgegner keineswegs mehr werden, sich allerdings immer mehr radikalisieren, zu drastischeren Methoden greifen.
Es drängt sich der Eindruck auf, wir würden von den Covidioten überrannt.
Im September 2021 erschoss ein Masken-Verweigerer einen Tankstellen-Kassierer in Idar-Oberstein, als dieser ihn bat, die Maske aufzusetzen.
[….] Maskenverweigerer soll Mann zusammengeschlagen haben!
Ein 50-Jähriger machte in einer Berliner Straßenbahn offenbar mehrere Menschen auf die Maskenpflicht aufmerksam – und wurde danach verprügelt. Der Täter flüchtete. [….]
Solche Fälle wirken psychologisch. Heute wollte ich eine penetrant Masken-lose Frau, die mir im Blumenladen ständig zu nah kam, bitten mehr Abstand zu halten und sich eine FFP2 aufzusetzen. Ich wurde aber von ungewohnter Feigheit übermannt und hatte keine Lust mich mit ihr anzulegen. Zumal sie einen Schäferhund dabei hatte. Man weiß ja nie.
Aber die Corona-Spinner werden nicht mehr, sondern nur lauter.
Wer angesichts von über 100.000 Covid-Toten in Deutschland und milliardenfach erprobten wirksamen Impfstoffen, weiterhin hartnäckig die Gefährlichkeit dieser Pandemie leugnet, ist so weit in seine Aldebaran-Echsenmenschen-Wahnwelt abgedriftet, daß man ihn mit Argumenten nicht mehr erreichen kann.
Es sieht so aus, als ob die erste MPK unter Leitung von Bundeskanzler Scholz, das Problem zumindest erkannt hat und nicht mehr Jens-Spahnig vor den Aluhüten kuschen will.
[….] Im Beschluss heißt es, über Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona »kann und muss in demokratischen Gesellschaften diskutiert und gestritten werden«. Allerdings seien Morddrohungen und Fackelaufzüge vor Privathäusern inakzeptabel. »Solche radikalen Taten sind ein Angriff auf unsere Gesellschaft und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.« Die Länderrunde spielt damit unter anderem auf einen Fackelaufmarsch vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) von vergangener Woche und einem versuchten Aufmarsch von Protestlern vor dem Haus der mecklenburg-vorpommerschen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) von diesem Montag an. Zudem wurden in der jüngsten Vergangenheit Privatpersonen von »Querdenkern« und anderen Gegnern der Coronaregeln attackiert. Erst am Mittwoch wollte in Regensburg ein Autofahrer im Streit um die Maskenpflicht einen Tankwart überfahren. Im September hatte ein Maskengegner zudem einen 20-jährigen Tankstellenmitarbeiter erschossen. Um Radikalisierungen zu unterbinden, wollen die Länder nun vor allem in Prävention investieren. Dazu sollen laut Beschluss Angebote zur Entwicklung allgemeiner Medienkompetenz und zum couragierten Verhalten im Internet gefördert werden. […]
Verbesserte „allgemeine Medienkompetenz“ ist gut. Ich bin dafür.
Wie man den Gnom-artigen „HAUT AB! HAUT AB!“-grölenden Fackel-tragenden Freibergern, Medienkompetenz nahebringen will, bleibt allerdings ein Rätsel.
Dieser menschliche Abschaum ist für den gesellschaftlichen Diskurs ebenso verloren, wie QAnon-gläubige Trumpisten, die ihr Idol für den einzig ehrlichen Politiker halten und genau wissen, daß Demokraten in ihren Kellern Kinder züchten, um sie zu essen.
Devid R., 40, aus dem brandenburgischen Königs Wusterhausen (Dahme Spreewald südlich von Berlin), war so einer. In Telegram-Gruppen organisierten sich die „sogenannten Freiheitsboten Königs Wusterhausen“, radikale Impfgegner, für die Devid R. sich engagierte. Familie R. fälschte zudem offenbar Impfpässe.
Als der Großschwurbler dabei ertappt wurde, fürchtete er so sehr vom „Merkel-Soros-Staat“ drangsaliert zu werden, daß er lieber seine gesamte Familie ermordete.
[….] Am vergangenen Samstag hatte die Polizei die fünfköpfige Familie tot in ihrem Haus im Ortsteil Senzig aufgefunden. Gegen Mittag hatte ein Nachbar bei der Polizei angerufen und gemeldet, er habe leblose Personen in dem Einfamilienhaus gesehen. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft waren die drei Töchter im Alter von vier, acht und zehn Jahren in jeweils unterschiedlichen Zimmern aufgefunden worden - wie auch die Eltern sollen sie durch Schussverletzungen gestorben sein. [….] Bei den Toten fanden die Ermittler auch einen Abschiedsbrief. Er besteht aus mehreren Seiten und ist offenbar von Devid R. verfasst worden. Darin nennt er als Motiv für den Tod der Familie die Angst vor Strafverfolgung und Haft, aber auch die Sorge, Eltern und Kinder könnten deshalb getrennt werden. Devid R. hatte, so schrieb er es im Abschiedsbrief, für seine Frau ein Impfzertifikat fälschen lassen. Ihr Arbeitgeber, die Technische Hochschule Wildau, soll dies erfahren haben und wolle nun der Fälschung "mit aller Strenge nachgehen", schrieb R. nach Angaben der Staatsanwaltschaft. Der Mann soll erst die Kinder, seine Frau und dann sich selbst getötet haben. [….] Rechtsexperten weisen darauf hin, dass die von R. befürchteten Konsequenzen kaum eingetreten wären. Zwar sind die Strafen für die Fälschung und die Verwendung solcher Impfpässe vor wenigen Tagen verschärft worden. Da R. dies aber offenbar nicht gewerblich betrieben hat, wären weder er noch seine Frau in Haft gekommen und die Familie sicherlich nicht getrennt worden. [….]
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