Freitag, 3. Juni 2022

Verblödete Energiepolitik

Marcel Reich-Ranicki sagte einst treffend „das Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer“. Das kann man auch auf soziale Medien übertragen. Die Milliarden sagenhaft verblödeten Erdenbürger verblöden durch Facebook, TikTok und Twitter noch mehr und auf denselben Plattformen können Kluge ein wenig klüger werden, wenn sie sich die richtigen Blasen suchen.

Einer der Accounts zum Klüger-werden ist das Hasnain Kazim-Facebook-Profil.  Kazim, 48, in der Nähe von Hamburg geboren, ist Politikwissenschaftler, Marineoffizier, Autor, Journalist und als solcher insbesondere als langjähriger SPIEGEL-Korrespondent in Islamabad, Istanbul und Wien bekannt geworden. Der scharfzüngige Kommentator geht braunen Dumpfbacken nicht aus dem Weg und begleitet das politische Weltgeschehen pointiert.

[….] Ab heute gibt es "Tankrabatt" in Deutschland, in diesem Falle von der FDP vorangetrieben: Die Energiesteuer wurde gesenkt, damit das Tanken preiswerter wird. Und was passiert? Die Mineralölkonzerne erhöhen weiter die Preise, die Steuersenkung wird damit zur Subvention von ohnehin sehr, sehr gut kassierenden Unternehmen. Hätte man auch vorher wissen können. [….]

(Hasnain Kazim, FB, 01.06.2022)

Das wußte man tatsächlich vorher und demensprechend wurde auch Milliardärs-Toyboy Christian Lindner schon vor Monaten bei der Bekanntgabe seiner abstrusen Pläne angemahnt.

Geht es noch absurder? Nach hundert Tagen Ukraine-Krieg, der uns vor allem lehrte, wie extrem dringend wir aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern herauskommen müssen, startet die FDP eine Milliarden-schwere Quersubvention auf Kosten der Steuerzahler zu Gunsten der schwerstreichen Mineralölindustrie. Eine feine Sache für Gazprom.

Es bleibt bei dem doppeltragischen Konstruktionsfehler der Ampel: Das Ergebnis der Bundestagswahl erlaubt außer einer SPD-CDU-Koalition, die faktisch unmöglich ist, keine Regierungsbildung ohne die FDP, so daß die Hepatitisgelben über ein enormes Erpressungspotential verfügen, das sie voll ausnutzen. Die Ampel ist besser als Jamaika, aber die FDP ist ob ihrer Alternativlosigkeit nicht nur überproportional stark, sondern abgesehen davon auch noch überproportional schlecht. Halsstarrig beharrt sie auf ihrer Rolle als Lobbyhure für die Superreichen und Industrieverbände – auch wenn das Ergebnis extrem schädlich für Deutschland ist.

So wie es katastrophal falsch von den Landesgrünen ist, den Ausbau der Windenergie zu bremsen, so hanebüchen schwachsinnig ist es natürlich,  angesichts der Erdölabhängigkeit von Russland und des Klimawandels, ausgerechnet die Mineralölkonzerne zu pampern und politisch dafür zu sorgen, daß Individualverkehr mit Verbrenner-Motoren besonders gefördert wird.

Das diametrale Gegenteil wäre richtig: Die Milliarden müssen in Photovoltaik und Windkraftanalagenförderung fließen.

Benzin sollte teuer sein und ist ganz offensichtlich noch viel zu billig, wenn man sich die Blechlawinen auf den Straßen ansieht. Die Nachfrage nach Verbrennern ist so hoch wie kaum jemals. Gebrauchtwagen kosten ein Drittel mehr als sonst, Neuwagenrabatte wurden inzwischen komplett abgeschafft. Bei den Abgasbetrügern von VW ist die Nachfrage inzwischen so gewaltig, daß Neukunden noch nicht mal mehr auf die Warteliste gesetzt werden.  Um das Ganze noch irrer zu machen, werden die Motoren im größer, verbrauchen immer mehr, weil die an kollektiver Microphallie leidenden Teutonen neuerdings alle drei Tonnen schwere SUVs fahren müssen – mit freundlicher politischer Weichenstellung der Porsche-Partei FDP.

Warten die Deutschen bald auf ihre neue CO2-Schleuder, wie vor 40 Jahren auf ihren Trabbi?

Konservative Journalisten rümpfen die Nase über das „Experiment Neun Euro Ticket“, Oliver Welke beklagt sie mangelnde Vorbereitung, Verkehrsexperten mahnen, es wäre sinnvoller, die Milliarden erst mal in den Ausbau des ÖPNV zu stecken und die Sylter fürchten, vom bierseligen Plebs überrollt zu werden.

[…] In harten Zeiten muss man hart durchgreifen: Aus Angst vor einem Ansturm von "Billigtouristen" mit 9-Euro-Ticket hat die Gemeinde Sylt heute den Hindenburgdamm mit einer kontrollierten Sprengung zerstört. Damit ist die Insel vollständig vom Festland abgeschnitten.  "Es ging leider nicht anders", erklärt Sylts Bürgermeister Gero von Welfenstein (parteilos). "Wir müssen unsere Stammgäste vor dem Lärm dieser Proleten schützen. Immerhin hat Sylt einen Ruf als Luxusurlaubsort zu verlieren." […]

(dpo, 01.06.2022)

Politik ins Blaue hinein mag nicht die bevorzugte Handlungsweise sein, aber ich begrüße ausdrücklich, daß hier mal ein „Experiment“ gewagt wurde, mit dem man das Verhalten der Bundesbürger womöglich tatsächlich ändert, statt wie die FDP stupide ihrer ewigen Methode des Umverteilen nach ganz oben, zu Lasten der Umwelt zu frönen.

Die Deutschen sollten weniger Autos mit Verbrennungsmotor fahren.

Den ÖPNV drastisch zu verbilligen, geht schon mal klar in die richtige Richtung.

Der Tankrabatt nicht. Und die Grüne Blockade der Onshore-Windkraft erst Recht nicht.


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen