Es kursieren zahllose Varianten des Wunsch-Todesszenarios, in denen Männer sich ausmalen, bei bester Gesundheit, hoch in den 90ern, mitten beim Sex den „Liebestod“ zu sterben.
[….] Alt-Playboy Rolf Eden hat seinem Vater Hans viel zu verdanken. Eigentlich sei der nur ein „ganz normaler Spießer“ gewesen, verriet der 82-Jährige FOCUS. Trotzdem habe sein Vater ihn wesentlich geprägt. „Einmal hat er mich als Jugendlicher mit in den Puff genommen, um mich in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen“, sagte Eden. Auch im Tod wolle er ihm nacheifern: Hotelier Hans Eden erlitt einen Herzinfarkt beim Geschlechtsverkehr. Und das will nun auch sein Sohn. „Ich habe bereits eine fünfstellige Summe ausgelobt für die Dame, mit der ich beim Sex sterbe“, so Rolf Eden. [….]
Diese Vorstellungen sind ziemlich schlecht, weil sie a) dieser typischen chauvinistischen Alter Knacker-Phantasie entspringen, in der junge vollbusige Blondinnen unheimlich gern mit welken 90-Jährigen Geschlechtsverkehr haben. Vor allem sind, b) solche Szenarien extrem unwahrscheinlich. Die allermeisten Menschen sterben eben nicht zufrieden und schmerzlos in ihrer gewohnten Umgebung, sondern im Krankenhaus. Die wahrscheinlichsten Todesursachen sind Herz/Lungen-Versagen, die mir widerlichen Erstickungsängsten einhergehen und an zweiter Stelle Krebs.
Tatsächlich starb Eden 92-Jährig „im Kreise seiner Familie“.
Wer einen angenehmen Tod haben möchte; schmerzfrei, angstfrei; hat sehr schlechte Chancen, wenn er einfach abwartet. Die meisten von uns werden stattdessen siech, von der Hilfe anderer abhängig sein und schließlich allein in einem fremden Bett und klinischer Umgebung die letzten Röchler tun.
Wer das vermeiden möchte, muss selbst aktiv nachhelfen und zwar rechtzeitig.
So wie der noch viel berühmtere Playboy Gunter Sachs, der sich 78-Jährig sofort eine Kugel in den Kopf jagte, als der erste Alzheimer-Verdacht aufkam.
„In den letzten Monaten habe ich durch die Lektüre einschlägiger Publikationen erkannt, an der ausweglosen Krankheit A. zu erkranken. […] Der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben wäre ein würdeloser Zustand, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten.“
(Gunter Sachs, 2011)
Nun ist eine Schusswaffe glücklicherweise nicht jedem zugänglich; insbesondere, wenn man bereits auf eine Geriatrie verfrachtet wurde.
In Deutschland hat man dann ganz schlechte Karten, weil die Bundestagsabgeordneten, fest im Würgegriff der kirchlichen Sadisten, entgegen des überwältigenden Wunsches der Bevölkerung, selbstbestimmtes Sterben verhindern, den Bürgern ihre Freiheit nehmen und sie zu grauenvollen Leiden verdammen.
(…..) Das Leben an sich zu schützen, ist ein Satz für Sonntagsreden. Insbesondere Christen und Konservative tragen diesen Satz wie eine Monstranz vor sich her, nennen sich gar selbst maximal plakativ „Lebensschützer“.
Mit der Realität hat das allerdings wenig zu tun.
Das beginnt schon damit, daß ausschließlich Homo Sapiens gemeint sind. Alle anderen Leben sind gerade den konservativen Fleischessern vollkommen egal. Selbst wenn es nicht um die eigene Ernährung geht, wird getötet – 45 Millionen männliche Küken werden nach der Geburt „geschreddert“, bloß weil es etwas teurer wäre, sie leben zu lassen.
Philosophisch betrachtet ist Lebensschutz ohnehin zum Scheitern verurteilt, weil mit jeder Geburt der Tod schon sicher ist. Jedes Wesen stirbt und in der Natur dient der Tod stets als Grundlage für anderes Leben. Es ist ein ewiger Kreislauf, der mit christlichen Vorstellungen rein gar nichts zu tun hat.
Sich auf einige wenige, ganz bestimmte Leben, die uns ähnlich sind und in der Nähe leben, zu konzentrieren ist so absurd, wie der Sternendeuter, der mit seinem Feldstecher auf einen Schemel steigt, um dem Himmel näher zu sein. (….)
Der perfide und anmaßenden Sadismus der deutschen Christioten, die allen Menschen ihre Leidensideologie aufzwingen und selbstbestimmtes Sterben verbieten, ist insofern besonders bedauerlich, weil es eine Minderheitenposition ist, die sich durchsetzt. Die Lobby der Kinderfi**er ist hierzulande besonders eng mit dem Staat verknüpft. In anderen europäischen Ländern, die nicht weniger christlich sind, gibt es kaum kirchlichen Einfluss auf die Gesetzgebung. In den Beneluxländern lebt man wesentlich sorgenfreier. Die Katholiken Dries van Agt und seine Frau, Eugenie van Agt-Krekelberg, fanden vor ein paar Tagen das ideale Ende. In den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe seit 2002 legal. Nur folgerichtig, daß ein ehemaliger Justizminister und Regierungschef auch davon profitiert.
[…..] Der frühere niederländische Premier Dries van Agt ist Hand in Hand mit seiner Frau durch aktive Sterbehilfe gestorben. Beide wurden 93 Jahre alt, das berichtet der britische „Guardian“. Beide seien bereits am Montag an ihrem Wohnort Nimwegen gestorben, berichteten niederländische Medien. Das von van Agt gegründete Institut The Rights Forum hatte den Tod des Ex-Politikers im Namen der Familie gemeldet.
Dem „Guardian“ zufolge kommt es in den Niederlanden immer häufiger zur gemeinsamen Inanspruchnahme der aktiven Sterbehilfe durch Eheleute und Partner. Im Jahr 2022 wurde demnach 58 Personen der Wunsch nach gemeinsamer Sterbehilfe zusammen mit ihren Partnern gewährt. […..] Dries van Agt und seine Frau, Eugenie van Agt-Krekelberg, waren mehr als 70 Jahre lang ein Paar. Van Agt war nach einem Schlaganfall 2019 gesundheitlich schwach. Beide wurden den Angaben zufolge im engsten Familienkreis beigesetzt. Der frühere Christdemokrat war von 1977 bis 1982 Ministerpräsident der Niederlande. Und davor auch jahrelang Justizminister. [….]
(KSTA, 11.02.2024)
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