Donnerstag, 27. Juni 2024

Die katholische Kirche ist glücklich und zufrieden.

Ob AfD, ob CSU, ob US-Republikaner, ob FDP, ob Katholische Kirche oder EKD: Wenn einer von denen jubelt, gibt es aus meiner Sicht sehr schlechte Nachrichten.

Heute ist so ein Tag; die RKK ist sehr zufrieden mit sich.

[….] Dass die Zahl der Austritte gesunken sei, sei "erst mal erfreulich", sagte der Kölner Generalvikar Guido Assmann dem Domradio. Allerdings sei die Zahl insgesamt immer noch sehr hoch. "Insofern ist die Freude verhalten." In Aachen zeigte sich Generalvikar Thorsten Aymanns ebenfalls erfreut, dass weniger Menschen die Kirche verließen.   [….]

(ZEIT, 27.06.2024)

Tatsächlich; mit einiger Verzögerung auf die Protestanten, veröffentlichen auch die deutschen Katholiken Zahlen zu ihrer Mitgliederentwicklung im Jahr 2023.

[….] Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete bereits im Mai rund 380.000 Austritte im Jahr 2023. Zum Jahresende gehörten nach vorläufigen Berechnungen der EKD 18,56 Millionen Menschen den bundesweit 20 Landeskirchen an. [….]

(ZEIT, 27.06.2024)

Die Epigonen Martin Luthers, des nach Adolf Hitler zweit extremsten Antisemiten der Geschichte, hatten schon vor knapp zwei Monaten auf hohem Niveau vorgelegt.

Da hoffte ich natürlich auf eine Steigerung bei den katholischen Zahlen und keine Stellungnahmen ihrer Topfunktionäre, in denen der Begriff „erfreulich“ so inflationär verwendet wird.

Aber ich muss sie Fakten schließlich zur Kenntnis nehmen; also werfe ich mal einen genaueren Blick darauf, was die misogynen Männchen im Kleid zu erfreut, zum Beispiel bei der erzkonservativen WELT:

       [….] Massenhafte Austritte:

Katholische Kirche verliert fast 600.000 Mitglieder [….] Die katholische Kirche in Deutschland hat im vergangenen Jahr 591.718 Mitglieder verloren. Hauptgrund für den Mitgliederschwund sind 402.694 Kirchenaustritte, wie die katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mitteilte. Demnach gehörten den 27 katholischen Bistümern zum Stichtag 31. Dezember 2023 rund 20,3 Millionen Menschen an. Das entspricht einem Rückgang von 2,8 Prozent. Neben den Kirchenaustritten sind Sterbefälle Grund für den Mitgliederschwund. Taufen (131.245), Wiederaufnahmen (4.127) und Eintritte (1.559) konnten den Verlust nicht aufwiegen. 226.179 Menschen wurden 2023 katholisch bestattet.

Der Mitgliederschwund bleibt damit weiter auf einem hohen Niveau, ging aber im Vergleich zum Vorjahr zurück. 1,9 Prozent der Katholiken verließen 2023 die Kirche. Im Jahr 2022 hatte eine Rekordzahl von mehr als einer halben Million Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt (2,4 Prozent). […..]

(epd, 27.06.2024)

Ach so. Das nennen sie also erfreulich. Nur 600.000 Mitglieder weniger, fast drei Prozent Schwund innerhalb von zwölf Monaten.

Klar, ich sehe es lieber, wenn es wahrlich unerfreuliche Zahlen für die Woelki-Gang sind und halte 20 Millionen zahlende Mitglieder in einem misogynen, homophoben Kinderfi**erschutzverein immer noch für skandalös viel unter 83 Millionen.

Aber wir Konfessionslosen stellen die Mehrheit in Deutschland.

Die Katholiken sind eine kontinuierlich schrumpfende Minderheit, die mit einem Mitglieder-Minus von 600.000 Menschen noch zufrieden und erfreut ist.

Dann mögen sich die Soutanen-Seppel auch weiterhin jedes Jahr erfreut zeigen.

 

Mittwoch, 26. Juni 2024

Absolute Mehrheit für Wagenknecht und Höcke.

Putin im Glück; seine Propaganda greift voll.

Inzwischen stellen sich auch prominenten Unionspolitiker aus dem Westen und Süden gegen die Ukraine, drängen sich mit AfD- und BSW-Vertretern an Putins Hinterteil, um denselben abzuküssen.

[…..] In der CDU richten sie die Blicke jetzt verstärkt auf die Putin-Russland-Versteher vom BSW. Weder in Sachsen, noch in Thüringen oder Brandenburg – in den drei Ländern wird im Herbst gewählt – wollen die CDU-Vorsitzenden Koalitionen mit der Wagenknecht-Partei ausschließen. Sie könnten auf das BSW als Mehrheitsbeschaffer angewiesen sein. Vor diesem Hintergrund haben einige Äußerungen von CDU-Politikern über Ukraine-Flüchtlinge aufhorchen lassen.

Thorsten Frei, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, hat zum Beispiel auf der Plattform X geschrieben: „Die Bürgergeld-Zahlungen an die Kriegsflüchtlinge setzen völlig falsche Anreize. Während es für Kiew angesichts des brutalen russischen Angriffs um alles geht, ducken sich hierzulande viele wehrfähige Ukrainer weg. Das Land braucht nicht nur Waffen, sondern auch Soldaten.“ Und Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach von fahnenflüchtigen Ukrainern, die hierzulande alimentiert würden. […..] Doch nun scheint Alexander Dobrindt die unionsinterne Debatte zu weit getrieben zu haben. Über zwei Jahre nach Kriegsbeginn müsse der Grundsatz gelten: „Arbeitsaufnahme in Deutschland oder Rückkehr in sichere Gebiete der West-Ukraine“, verlangte der CSU-Landesgruppenchef in der Bild am Sonntag.   [….]

(Robert Roßmann, 26.06.2024)

Der große Umfall der Union zeigt a) ihre generelle Rückgratlosigkeit und b) den Durchmarsch der völkisch-faschistischen Putin-Fans in Ostdeutschland.

Man kann der Thüringer CDU den Vorwurf nicht ersparen, sie ebenfalls zum völkischen Rechtsaußen-Blob zu zählen, nachdem sie immer wieder demonstrativ mit dem Nazi und verurteilten Volksverhetzer Bernd Höcke gegen die demokratischen Parteien agitiert. Derart von der CDU unterstützt, legt Hitler-Fan Höcke sofort nach.

Der Nazi tut das, kann das tun, weil die Thüringer mehrheitlich ganz offensichtlich moralisch und humanistisch degeneriert sind. Würde heute gewählt, erhielten die Völkischen; also CDU, AfD und BSW zusammen, drei Viertel der Stimmen. Gute Nacht, Demokratie.

(…..) Welche Entschuldigung gibt es dafür? Nach 34 Jahren kann man die Demokratie-Untauglichkeit und die antihumanistische Widerlichkeit von 18-Jährigen nicht mehr auf das Honecker-Regime schieben. Es gibt schließlich auch ähnlich beschissene Jungwähler im Westen, die ganz ohne DDR-Sozialisation so wurden. Aber es sind prozentual viel weniger. In der Ex-DDR massiert sich die braune Pest.

Eine abscheuliche Bevölkerung, die sich daran ergötzt, Gewalt gegen Schwächere auszuüben.

[….] Der Übergriff auf die beiden Mädchen aus Ghana und andere Polizeimeldungen vom Wochenende werfen die Frage auf: Macht es sich diese Gesellschaft zu leicht und tut rechtsextreme Gewalt als alltäglich oder als Einzelfall ab?

Polizeimeldungen aus Mecklenburg-Vorpommern, alle vom vergangenen Wochenende: Auf einer Festwiese in Penkun wird ein Mann mit „südländischem Aussehen“ zusammengeschlagen. In Schwerin beobachtet eine Zeugin, wie 20 Männer oberkörperfrei auf der Schlossbrücke den Hitlergruß zeigen. In Neubrandenburg feiern bis zu 15 Personen zu „L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino, sie skandieren „Sieg Heil“. In Rostock-Warnemünde brüllt eine 15-Jährige ausländerfeindliche Parolen, ihr Vater und Umstehende versuchen, einem einschreitenden Beamten die Dienstwaffe zu entreißen. In Grevesmühlen werden zwei Mädchen aus Ghana von einer Gruppe Jugendlicher rassistisch beleidigt und körperlich bedrängt.

Der letzte Fall löst bundesweites Entsetzen aus, aber Übergriffe wie diese kommen nicht aus dem Nichts. Vorher muss Gewalt, verbale und physische, alltäglich werden. Die Täter müssen sich sicher fühlen, als Vollstrecker eines angeblichen Volkswillens, Gestalter eines gesellschaftlichen Umbruchs. Die extreme Rechte ist dort stark, wo sie Zustimmung spürt. Schweigen als Einvernehmen reicht schon, noch wirkmächtiger ist eine gewonnene Wahl. [….]

(Ulrike Nimz, 18.06.2024)

Ich bin nicht mehr bereit, im Jahr 2024 diese antizivilisatorische Verkommenheit vieler Ossis mit DDR-Sozialisierung und Benachteiligungsgefühlen zu rechtfertigen.

Nichts rechtfertigt es, Nazis zu wählen und rechtsextreme Gewalt zu akzeptieren.

Ich denke, es handelt sich bei der Idioten-Konzentration im Osten Deutschlands eher um ein mit den USA vergleichbares Problem.

Dort gab es bekanntlich keine „Wiedervereinigung“ in der jüngsten Vergangenheit. Alle wuchsen im selben System auf. Dennoch ist eine Hälfte der Bevölkerung moralisch völlig verdorben, gewalttätig, antidemokratisch, dumm und fies.

Offensichtlich ist ein Teil der Menschheit ethisch und intellektuell nicht in der Lage, im Internet- und Socialmedia-Zeitalter zu überleben, ohne eine Metamorphose zu realitätsnegierenden Nazis anzutreten. (…..)

(Schlussstrich unter die Wiedervereinigung, 18.06.2024)

In einem Thüringer Landtag, dessen Sitzverteilung aus einer Mikro-SPD knapp über 5% und einer Linken um 20% gegenüber eines braunen 75%-Blocks besteht, haben Demokratie und Menschenrechte verloren.

Seit 1945 gab es nie mehr derartige Akzeptanz und Begeisterung für xenophobe und bösartige Politik, die einen aggressiven Kriegstreiber bejubelt.

Sagen wir, wie es ist:
Die Demokratie hat verloren. Das Böse hat gewonnen.

Man kann diesen Urnenpöbel nicht mehr einfangen.

Die letzte Hoffnung scheint mir ein neuer antifaschistischer Schutzwall zu sein.

Dienstag, 25. Juni 2024

Niemand stoppt die fanatischen Baummörder

Der Grüne Jens Kerstan amtiert mittlerweile mehr als neun Jahre als Hamburger Umweltminister.

Seit das Amt des Umweltsenators 1978 von der SPD eingeführt wurde, okkupierten die Grünen über 16 Jahre die Umweltbehörde.

Für die „grünste Großstadt Deutschlands“, die so stolz darauf ist, einen höheren Baumbestand als andere zu haben, sind die Grünen leider fatal, da sie Sarumanesk kontinuierlich abholzen lassen.

Daß es auch anders geht, zeigten die vier Jahre der Scholzschen absoluten Mehrheit von 2011-2015, als die SPD-Umweltsenatorin Jutta Blankau den Baumverlust der vorherigen schwarzgrünen Desaster-Regentschaft in einer groß angelegten Kooperation mit der Loki-Schmidt-Stiftung wieder aufforsten ließ.

Aber dann erzwang der Urnenpöbel bedauerlicherweise eine Rückkehr der oliven Baumhasser in den Senat. Seither rockert der Grüne Verkehrssenator mit sadistischer Freude jeden Straßenbaum ab, den er erwischt, um mehr Flächen für seine geliebten XXL-Radwege zu betonieren und versiegeln.

Meine Hamburger Senator Nemesis Anjes Tjarks, holzt für seine Radwege weiterhin manisch alle Straßenbäume ab, die er erwischen kann. Der Grüne hasst Straßengrün. Insbesondere an den prominentesten Stellen der Stadt, wie am Ufer der Außenalster will der Grüne nichts Grünes stehen lassen.

 

[…..] Entsetzen über Kahlschlag an Alster […..]

Jahrzehntelang trennte auf der Uhlenhorst ein Grünstreifen die Liegewiese an der Alster vom Schwanenwik. Im Rahmen der Umgestaltung der Hohenfelder Bucht wurden nun die letzten fünf von insgesamt 86 Bäumen gefällt.

Jahrzehntelang schirmten sie die große Grill- und Liegewiese an der Alster vom Lärm der Autos ab, die täglich zu Tausenden den Schwanenwik entlangrollen. Jetzt liegen die Stämme und Äste von fünf großen Bäumen und allerlei Buschwerk am Boden. Passanten, Menschen von der Uhlenhorst und Abendblatt-Leser sprechen von „Kahlschlag“, „leerer Ödnis“ und „Baum-Mord-Aktion“. […..]

(Abendblatt, 21.02.2024)

(Grünes entgrüntes Hamburg, 02.03.2024)

Seit nun neun Jahren weigert sich sein grüner Senatskollege Kerstan hartnäckig, wieder aufzuforsten.

Ich bin mehr als sauer, das jedes Jahr erneut schreiben zu müssen.

Der Feind steht rechts und als Sozialdemokrat stehe ich jetzt mehr denn je auch für die Grünen ein. Aber Tjarks und Kerstan, der neben Bäumen auch noch Schwäne hasst, kann man nicht verteidigen.

Nun haben wir in Hamburg bekanntlich seit 2015 einen Grünen Umweltsenator und eine Grüne Bürgermeisterin.  Theoretisch wäre es also denkbar, daß die Stadtregierung Schritte unternimmt, um die Hamburger Wasservögel besser zu schützen. Grüne würden das tun.

Allerdings ist der Hamburger Landesverband kein grüner Grünen-Verband, sondern ein Oliv-Grüner mit extremer Schlagseite nach Rechtsaußen. Die Hamburger Grünen frönen (auf Bezirksebene) ihrem manischen Drang, mit der CDU zu koalieren und sie hassen Bäume.

Das ist geradezu der Signature-Move Grüner Senatoren: Straßenbäume abholzen und ums Verrecken nicht nachzupflanzen.

(….) Und dann ist da noch das leidige Hamburg, welches als Stadtstaat natürlich das 2%-Ziel nicht erfüllen kann, aber mit seinem Natur-hassenden Grünen Umweltsenator Anjes Tjarks dafür manisch Bäume abhacken lässt.

(….) Meine Hamburger Nemesis, der ewig grinsende fromme fanatische Fahrradfahrer-Senator Anjes Tjarks, kommt mal wieder nicht aus den Schlagzeilen.  Sein geradezu wahnhafter Eifer, Velorouten kreuz und quer durch die Stadt zu ziehen, wirkt auf Radfahrer sicherlich positiver, als auf Autofahrer wie mich.

Hamburg zur Stauhauptstadt zu machen, ärgert mich, weil es unbequem ist, aber ich verstehe natürlich die Absicht: Individualverkehr mit dem Verbrenner-Auto ist unökologisch; die Natur freut sich über Radfahrer.  Allerdings werden bei der gewollten Verdrängung von Autos aus der Stadt, ökologische Varianten wie Elektroautos oder die völlig sauberen Wasserstoff-betriebenen Vehikel gleich mit blockiert, obwohl die doch eigentlich gefördert werden sollten. Schließlich gibt es Menschen, die entweder nicht so sportlich sind, wie der unablässig radelnde, schwimmende und laufende junge Herr Tjarks. […..]

Vollends absurd wird die Tjarkssche Verkehrspolitik aber dadurch, daß der Grüne Mann sich so sehr auf Radwege fixiert und damit erheblich größere ökologische Schäden anrichtet, indem er immer wieder geradezu manisch Straßenbäume abhacken lässt. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon von Grünen Baumfäll-Aktionen gebloggt habe.   (….)

(Gut sein und kassieren, 19.04.2022)

Senator Tjarks will nun weitere 500 Straßenbäume fällen lassen.

[….] Hunderte Bäume müssen für Hamburgs Velorouten weichen

Schnell, bequem und sicher: Bis 2025 will Hamburg das stadtweite Veloroutennetz fertig bauen. Die 14 Strecken verlaufen weitgehend abseits der Hauptverkehrsstraßen und sollen die äußeren Stadtteile mit der Innenstadt verbinden. Dafür geht es allerdings einigen Bäumen an den Kragen. Die Verkehrsbehörde spricht trotzdem von einer positiven Bilanz, der Umweltverband Nabu sieht das ein wenig kritischer. [….]

(MoPo, 31.05.2022)

Schande über die Grünen!

Keine Stimme für die Baumhasser!

[….] Wie in jedem Jahr werden mehr Bäume gefällt als Nachpflanzungen vorgesehen sind: Zwischen dem 1. Oktober 2021 und dem heutigen 28. Februar 2022 sind in Hamburg fast 1000 Straßenbäume gefällt worden. Für ein Viertel der gefällten Bäume ist kein direkter Ersatz geplant. Besonders dramatisch ist der Verlust von über 200 Bäumen, die aufgrund ihres Alters und der damit verbundenen Größe besonders wertvoll sind.   [….]

(NABU, 28.02.2022)  (…)

(Olivgrün und klimafeindlich, 02.06.2022)

Für die Schwäne ist allerdings nicht Baummörder Tjarks verantwortlich, sondern sein grüner Kollege Umweltsenator Jens Kerstan.

Im Moment ist Schonzeit für die Schwäne, da sie noch brüten. Da hatte Kerstan eine besondere Idee: Er verteilt Abschussgenehmigungen und lässt Höckerschwäne in Hamburg abknallen!

(Wie tief sinken die Elb-Grünen?, 02.06.2023)

Die dramatischen Verluste der Hamburger Grünen bei der Hamburger Bezirksamtswahl am 09.06.2024 sind mehr als verdient.

Ein Lernprozess setzt bei Kerstan auch nach neun Jahren im Amt nicht ein.

Es widert mich an, daß ich nun erneut gezwungen werde, in dieser Causa die CDU zu zitieren, die natürlich pure Heuchelei betreibt und in ihrer Regierungszeit auch für das Abholzen stand. Schwarzes heucheln rechtfertigt aber nicht olives Baumkillen.

[….]  Hamburgs Baumbestand im vergangenen Jahr geschrumpft

In Hamburg gibt es immer weniger Bäume - zumindest auf dem Papier. Im vergangenen Jahr sind in Straßen und Parks fast 1.500 Bäume mehr gefällt als nachgepflanzt worden. Das hat der Senat auf eine Anfrage der CDU veröffentlicht.

Von einem alarmierenden Trend spricht die CDU. Demnach ist das Defizit bei Privatbäumen noch größer. Laut CDU-Auswertung sind dort im vergangenen Jahr fast 1.700 Bäume verloren gegangen. Der CDU-Abgeordnete Sandro Kappe fordert mehr Maßnahmen und Investitionen, um den Baumverlust zu stoppen.  [….]

(NDR, 25.06.2024)

Absolut unverzeihlich, was die Grünen hier treiben. Schande, Schande, Schande!

Im Bund müssen sich Grünen mit so vielen wichtigen undankbaren nahezu unlösbaren international verzwickten Aufgaben plagen, die ihnen unfähige schwarze Vorgänger auftürmten – Klimawandel, Energieversorgung, Netzausbau, Gaza, Ukraine.

Und im kleinen Hamburg schaffen sich ihre erbärmlichen Parteifreunde aus Borniertheit Jahr um Jahr eigene Peinlichkeiten, um die Wähler zu verjagen!

Der Naturschutzbund Hamburg muss inzwischen Handreichungen geben, wie sich die Hamburger Bevölkerung gegen die Baum- und Klimakiller unter den Grünen Senatoren erwehren kann: Checkliste Baumschutz.

[….]  Jährlich gehen etwa 6.000 Bäume in Hamburg verloren. "Überall in der Stadt werden Bäume gefällt“, weist Katharina Schmidt, Referentin für StadtNatur beim NABU Hamburg auf die aktuelle Baumfällsaison (1. Oktober bis 28. Februar) hin. Zur Fällung von Bäumen auf Privatgelände wird allerdings eine Ausnahmegenehmigung von der Hamburger Baumschutzverordnung benötigt, die das zuständige Bezirksamt ausstellt. „Wenn jemand eine unrechtmäßige Fällung vermutet, so bieten wir Unterstützung an“, sagt Schmidt. „Die unten stehende Checkliste hält alle Informationen bereit, was man gegen Fällungen unternehmen kann. Darin zeigen wir mögliche Handlungsschritte auf, die bei einer drohenden Baumfällung hilfreich sein können.“

Das Stadtgrün erfüllt wichtige Funktionen, die den in der Stadt lebenden Menschen zugutekommen, z.B. klimatischer Ausgleich, Schadstofffilterung, Freizeit- und Erholungsraum und Lärmdämmung. Deshalb setzt sich der NABU für den Erhalt und die Förderung der StadtNatur ein - in Gärten, Grünanlagen, entlang von Straßen, Gewässern, an Gebäuden und auf Unternehmensgelände.  [….]

(NABU Hamburg)

Montag, 24. Juni 2024

Frankreich, Deutschland, USA und GB vereint

Inzwischen gibt es keine Demokratien mehr, in denen der Souverän nicht an schwerster Verblödung leidet und offenkundig unfähig ist, im Interesse der eigenen Nation zu wählen.

Horrorzahlen aus Ossistan, Trump vor Biden, absolute Mehrheit für Le Pen.

Da bekommen die Sachsen, die Thüringer, die AfD-Wähler ein feuchtes Höschen:

EU-Feindlichkeit, Nationalismus, Brexit, sowie anderthalb Dekaden erzkonservative Migrations- und Wirtschaftspolitik haben gewirkt: Das Vereinigte Königreich in Depression und Massenelend. Ganze Landstriche sind verarmt und verfallen in Agonie. Um nicht zu verhungern, bleibt vielen Briten nur noch Mundraub.

Annette Dittert, Jahrgang 1962, lebt seit 16 Jahren in England und leitet das ARD-Studio London. Sie liebte die Briten schon vorher, freute sich auf ihre Schrulligkeiten. Aber heute staunt sie, wie total kaputt das Land mit seiner konservativen Klassengesellschaft wirklich ist. Jedes dritte Kind lebt in Armut, hungert, friert. Die Lage ist hoffnungslos

[…..]  Die Konservativen haben es geschafft, in wenigen Jahren das Land herunterzuwirtschaften. Den Briten geht es deutlich schlechter als vor Beginn ihrer Regierungszeit – und vor dem Brexit. 20 Prozent aller Briten sind laut WHO arm. Und da ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass der Großraum London überdurchschnittlich reich ist. Auf dem Land und in den kleineren Städten ist die Situation zum Teil desaströs.

Vieles ähnelt der Situation in Deutschland, aber viel krasser. Schulen stürzen ein, das Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch, lebensnotwendige OPs werden nicht mehr durchgeführt. Die Menschen ziehen sich selbst die Zähne bei Zahnschmerzen, frieren in kalten, schlecht isolierten Häusern und Wohnungen. Doch subjektiv jammern die Briten viel weniger.

Woran liegt das? Warum sind ausgerechnet die Briten wie apathisch, wenn es um ihre eigene Zukunft geht? „Keep calm and carry on“, das war mal eine Kriegsparole, passt heute aber noch genauso. Annette Dittert, ARD-Korrespondentin in Großbritannien, und Kira Gantner, freie Filmautorin, fragen sich, warum die Menschen in Großbritannien so wenig jammern, obwohl es ihnen objektiv schlecht geht. Und wie ein Land in so kurzer Zeit so heruntergewirtschaftet werden konnte. Der Brexit ist ein Faktor, aber nicht der einzige. Die Politik der konservativen Regierungen? Sicher auch, aber diese Erklärung greift zu kurz. Denn es geht um viel mehr: um Großbritanniens knallharte Klassengesellschaft. Und wer stützt sie? Die Monarchie, die viel mehr Macht und Einfluss in Großbritannien hat, als viele denken. Wäre Großbritannien ohne Monarchie und Adel besser dran?  [……]

(Weltspiegel: Im Griff der Upper Class, 22.06.2024)

Ich empfehle dringend, diese 45-Minütige Dittert-Dokumentation aufmerksam anzusehen!

Michael Neudecker, der SZ-Korrespondent in England sah sich im britischen Armenhaus Blackpool um. Dem legendären Badeort und der Tory-Hochburg.

[……] Die Stadt an der englischen Westküste, rund 140 000 Einwohner, ist nach Besucherzahlen der beliebteste Urlaubsort der Briten im Vereinigten Königreich. Es gibt hier wunderbare Sandstrände, es gibt eine Achterbahn, die in den Neunzigern die größte der Welt war, es gibt die Piers mit den Fahrgeschäften, den Spielhöllen und den Theatern. „Es ist immer was los hier“, sagt eine ältere Frau irgendwann in dieser Woche im schönen Stanley Park auf einer Bank; sie war früher Sängerin und Schauspielerin, deshalb sei sie vor 30 Jahren aus London hierhergezogen, sagt sie. Sie habe übrigens immer die Tories gewählt, stimme jetzt aber für Labour, wobei sie, so seltsam es klinge, wahrscheinlich noch mal die Tories wählen würde, wenn Boris Johnson noch da wäre, [……] Man sieht dem Tower wie fast allem hier das Alter an, ein paar Straßen hinter der Promenade allerdings ist abblätternde Farbe das geringste Problem. Blackpool gilt als die ärmste Stadt des Landes. Von den vom Nationalen Statistikbüro aufgelisteten zehn am meisten verarmten Stadtteilen im Königreich liegen acht in Blackpool. Die Schulabschlussnoten sind im Schnitt mit die schlechtesten im Land, die Lebenserwartung für Frauen und Männer ist nirgendwo niedriger. Und was die Kinder angeht: Die ehemalige Jugendbeauftragte der Regierung sagte im vergangenen Jahr der Times, in Blackpool geborene Kinder hätten die gleiche Lebenserwartung wie Kinder in Angola.

„Britain’s Beirut“, so hat eine Zeitung Blackpool vor Kurzem genannt, in einer anderen stand die Schlagzeile: „They’ve killed Blackpool“. Aber ganz so einfach ist es nicht. Blackpool ist alles auf einmal, faszinierend und furchterregend, kaputt und lebendig, vergessen und verehrt, Blackpool ist Moloch und Zuflucht.

Es gibt seit dem Krieg zwei Wahlkreise in Blackpool, „North“ und „South“, in beiden haben sie bis 1997 immer die Konservativen gewählt. 1997, als Tony Blair antrat, hat sich Blackpool für Labour entschieden, und während sie im Norden 2010 mit dem Rest des Landes wieder zu den Tories zurückgekehrt sind, ist das im Süden erst 2019 passiert. 


Beim Brexit-Referendum 2016 haben außerdem 67,5 Prozent für „Leave“ gestimmt, für den Austritt aus der EU, das macht Blackpool zu einer Leave-Hochburg. Und jetzt?
[….]

(Michael Neudecker, 23.06.2024)

Unglücklicherweise sind die Blackpooler aber wie Franzosen, Ossis, Texaner, Alabamer oder Floridaner hoffnungslos verblödet.

Nicht in der Lage, auch nur halbwegs vernünftige Entscheidungen zu treffen. Manisch besessen, sich an der Urnen selbst ins Knie zu schießen. Auch in Blackpool unter einem Premier Sunak.

[……] Politik jenseits von Parlamenten und Sitzungssälen ist eben mehr Gefühl als Zahlen und Gesetzesentwürfe. Politik ist Stimmung, rational nicht immer begründbar. Wie an einem Abend in dieser Woche im Belle Vue, einem Pub in der Innenstadt von Blackpool, in einer Diskussion mit zwei Frauen an der Bar. Die eine wählt Labour und sagt, sie habe einmal die Tories gewählt, dafür fühle sie sich fast schuldig. Die andere ist überzeugte Tory-Wählerin, deren Wunsch nach Wechsel vielleicht darin mündet, dass sie ihre Stimme jetzt Reform UK gibt, der Partei von Nigel Farage am rechten Rand. Warum, fragt die eine, ich weiß auch nicht, sagt die andere, sie halte eigentlich nichts von Farage und seinem Gefasel, aber sie wolle halt ein Zeichen setzen, gegen die in Westminster. Aber, sagt die eine, Labour wählen, wäre das nicht auch ein Zeichen? Ach, sagt die andere, Labour.

Nur, wenn Politik mehr Gefühl ist, wenn die Leute aus dem Bauch heraus wählen, was heißt das für die Zukunft einer Stadt wie Blackpool? Für Reform UK sind die angeblich so gefährlichen Flüchtlinge im Ärmelkanal wichtiger als die tatsächlich verarmten Kinder in Blackpool, in den Umfragen liegt die Partei trotzdem fast gleichauf mit den Tories.  [….]

(Michael Neudecker, 23.06.2024)

Was soll man machen in Demokratien mit solchen Wählern?

 

Die massive Verdummung, die wir hier wie da, auf Trump-Ralleys, bei Höckes völkischen Gröl-Versammlungen, bei Hubsis Bierzeltereien in Niederbayern sehen, beweist es: Der Westen hat fertig.

Sonntag, 23. Juni 2024

Kardinal und Superheld

Rainer Maria Kardinal Woelki (*1956), ab 2003 Weihbischof von Köln, 2011 Erzbischof von Berlin, 2012 Erhebung zum Kardinalpriester der Titularkirche San Giovanni Maria Vianney und 2014 Metropolit von Köln, entwickelte sich sehr schnell zu dem, nach Tebartz-van Elst, wirkungsmächtigsten atheistischen Agenten Deutschlands.

(….) Unser wertvollster Agent, ein schwerer Zerstörer der TVE-Mixa-Klasse, bleibt nach der der Beförderung Ratzingers am 31.12.2022 weiterhin der Kölner Metropolit.

(….) Umso erfreulicher, daß Papst Franziskus mit Rainer Maria Kardinal Woelki, 66, am 11. Juli 2014 einen so wirkungsmächtigen Säkularisierungsbeschleuniger zum wichtigsten und reichsten deutschen Metropoliten machte. Als Kölner Erzbischof vermochte es Woelki, erst in Köln und dann bundesweit, die Terminvergabe für Kirchenaustrittsgesuche kollabieren zu lassen! Dank seiner Leistung unterschritten protestantische und katholische Kirche zusammen bereits 2022 die 50% Grenze und stellen nun erstmals seit vielen Jahrhunderten eine Minderheit in Deutschland. Woelki ist mein Held und ich werde ihm für seinen Einfallsreichtum immer dankbar sein.

Langsam steigen in mir aber Sorgen um meinen Helden auf. Könnte mir nach Dyba, Mixa, TVE und Meisner etwa auch Woelki vorzeitig genommen werden?

Es spricht eigentlich wenig dafür, denn der Stellvertreter Gottes setzte ihn mit seiner unfehlbaren Weisheit nach einer kurzen Zeit des hochbezahlten Chillens (mit B11 auf Steuerzahlerkosten) am Aschermittwoch, dem 2. März 2022, wieder in seine Amtsgeschäfte ein. Ein Unfehlbarer kann nicht irren und daher wäre es schwierig für Matteo Bruni, den Direktor der Pressestelle des Heiligen Stuhls, wenige Wochen später zu erklären, Bergoglio habe da wohl Mist gebaut und nun müsse Woelki doch gehen.

Aber die braven Kölner Katholiken sind in derartiger Aufruhr gegen ihren verhassten Kardinal, daß selbst die treuesten der Treuen, Geistliche, wie Laien; jede Zusammenarbeit mit dem Kardinal verweigern.

Ein Oberhirte, der so verachtet wird, daß noch nicht mal Katholische Priester mit ihm zusammen gesehen werden wollen, ist für mich persönlich zwar äußerst amüsant, aber ich mache mir ernsthafte Sorgen, der Vatikan könnte doch noch einknicken und den Mann absägen. [….] [….] Welch ein Dilemma für den Vatikan. Köln ist nach dem Bistum Rom die zweitreichste Diözese dieses Planeten. Geldströme sind wichtig und so kann Bergoglio nicht zusehen, wie dieser Säkular-Agent die Gläubigen verjagt. Er muss Woelki abberufen, wenn er nicht ganz Deutschland dem Atheismus vorwerfen will.

Der Papst hat aber andererseits bereits entschieden, Woelki im Amt zu lassen. Würde er sich auf Druck des Fußvolkes umentscheiden, wäre das ein ungeheuerlicher Präzedenzfall, der seine umfassende Allmacht unwiederbringlich ramponierte. Wenn das Schule macht, könnten überall auf der Welt, Gläubige ihren Bischof boykottieren, bis sie einen anderen bekommen. Also kann Bergoglio Woelki gar nicht abberufen.  (…..)

(Sorge um Köln, 07.09.2022)

Zum Glück ist der Kardinal der Herzen, Eminenz Woelki weiterhin aktiv uns einfallsreich. Mit diabolischer Perfidie setzt er den Opfern und Zeugen des sexuellen Missbrauchs durch seine Priester zu.

[….] Woelki lässt Anwalt gegen Zeugin vorgehen[….] [….]

(FAZ, 15.01.2023)

Ja, Woelki weiß eben, wie man die Spenden der Kirchenmitglieder sinnvoll einsetzt: Indem man Millionen für Anwälte ausgibt, die mit perfidesten Mitteln seine Kritiker drangsalieren. So dient man Jesus und der Menschheit!

Oh Darwin in der Erde, ich danke Dir für Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki! Welch ein Glücksfall für den deutschen Atheismus!  (….)

(Dankgebet, 16.03.2023)

Nachdem Woelki fast genau zehn Jahre das zweitreichste Erzbistum der Erde talibanisiert, weiß er seine Hebel perfekt zu nutzen, um auch die letzten Schäfchen zu verjagen.

Seine Energie wendet er hauptsächlich für die Selbstverteidigung und Attacken auf seine Kritiker auf.

[….] Neuer Konfliktherd um Kardinal Woelki: Das Gremium hat nur beratende Funktion – und ein Beschluss für den Erzbischof keinerlei Bindungskraft. Im Leitungsgefüge des Erzbistums Köln spielt der sogenannte Diözesanpastoralrat dennoch eine große Rolle. Denn das kurz DPR genannte oberste Beratungsgremium von Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Ort heftiger Kontroversen entwickelt. Die Missbrauchsaufarbeitung, der Aufbau einer bistumseigenen Hochschule oder die Fusion von Pfarreien – bei allen Themen wurde dort massiver Widerspruch zu Woelki laut. Nun hat der Kardinal für die nächste Amtsperiode das Gremium verkleinert und eine neue Zusammensetzung festgelegt. Das und vor allem ein neuartiges Losverfahren, über das Laien in das Gremium gelangen sollen, stößt auf Kritik.

Dem Rat gehörten bislang bis zu 75 Personen an – eine Mischung aus Klerikern und Laien. Und zugleich eine Mischung aus Vertretern hauptamtlicher und ehrenamtlicher Mitarbeitender. Nun soll das Gremium auf 51 Mitglieder zusammenschrumpfen. Bisherige Delegierten-Gruppen, aus denen mehr oder weniger deutlich Widerworte gegen Woelki zu vernehmen waren und die in einer Art Fraktionsstärke vertreten waren, sollen künftig zahlenmäßig eingedampft werden. [….]

(Katholisch, 12.06.2024)

Wichtigster Ansatzpunkt bei der Schaffung von Pest-PR, sind aber seine kinderfick**den Geistlichen, die der Mann im Kleid mit der häßlichen Perücke hartnäckig gegen die Opfer verteidigt.


[….] Um Ausmaß und Ursachen der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzuarbeiten, gab die katholische Kirche vor fünf Jahren eine wissenschaftliche Studie in Auftrag. [….] Die Forschenden hatten 38.000 Personalakten von Klerikern überprüft, von 1946 bis 2014. Sie identifizierten 3.677 Kinder und Jugendliche, die von sexualisierter Gewalt betroffen waren und 1.670 potenzielle Täter - Priester, Diakone, Ordensangehörige. [….] "Wir sind nach wie vor immer noch bei der Spitze des Eisbergs", sagt Harald Dreßing fünf Jahre später. Der Psychiater hat die Untersuchung mehrerer Institute damals koordiniert und deutlich gemacht, dass die ermittelten Zahlen keinesfalls ein vollständiges Bild liefern. Das "Dunkelfeld" müsste ausgeleuchtet werden. Das sei umständlich, da man dafür aufwendige Umfragen durchführen müsse. Weder Politik noch Kirche hätten das bis heute veranlasst. [….] "Man glaubt, das in eigener Regie machen zu müssen", so Dreßing. "Und das führt letztendlich dazu, dass da immer mehr Vertrauen und Glaubwürdigkeit verspielt wird. Zumindest nach meinem Eindruck, und das höre ich auch von vielen Betroffenen."  [….]

(Tagesschau, 25.09.2023)

Das Kinderfi*k-El Dorado Deutschlands war Köln, in dem der international mächtige ultrarechtsextreme Kardinal Meisner seine „Brüder im Nebel“ genauso eisern schützte, wie sein Meisnerschüler Woelki.

[….] „Ich habe diesen Tag auf der einen Seite herbeigesehnt und darauf hingelebt (...) und ich habe diesen Tag (...) gefürchtet wie nichts anderes.

Wir wissen bereits seit Jahren, dass sich Geistliche schuldig gemacht haben. Sie haben sich schuldig gemacht, in dem sie das in sie gesetzte Vertrauen missbraucht und ihnen anvertrauten Menschen Gewalt zugefügt haben. Und das in vielen Fällen, ohne dafür bestraft zu werden und – umso schlimmer – ohne dass die von dieser Gewalt Betroffenen wirklich ernst genommen wurden. (...) Das ist Vertuschung. (...)

Höchste Verantwortungsträger haben diese Taten nicht nach Rom gemeldet und sie haben damit Untersuchungen und Strafverfahren verhindert. Sie haben nicht sanktioniert, sondern verzögert oder den Schutz der Betroffenen nicht beachtet. Höchste Verantwortungsträger, auch meine Vorgänger, haben sich vielfach klar schuldig gemacht. Nichts geahnt, das ist seit heute nicht mehr möglich und nicht mehr denkbar. (...) [….]

(Kardinal W., 18.03.2021)

So sprach der Mann öffentlich, der aber mit dem Meisnerischen Missbrauchssystem nicht brechen wollte.

Ein Jahr nach diesen reuigen Worten, vertuschte Woelki munter weiter.

[….] Im Januar 2024 betrat ein Geistlicher des Erzbistums Köln einen Gerichtssaal in Niederbayern. Alfons H. erschien vor dem Landgericht Deggendorf mit Sturmmaske und bunt verspiegelter Skibrille, seine Hände faltete er wie zum Gebet. Er musste sich wegen sexuellen Übergriffs an einem 15-jährigen Messdiener verantworten. Er gestand, wurde zu eineinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hielt das Urteil für zu milde und legte Revision ein. Laut Urteil verging sich Alfons H. während zwei Urlaubsreisen fünf Mal an dem Jugendlichen. Im Sommer 2022 - 16 Monate nach Woelkis Versprechen. Und das, obwohl das Bistum in Sachen Alfons H. bereits seit 2010 vorgewarnt war.

Der WDR hat die Akte Alfons H. rekonstruiert, vertrauliche Dokumente gesichtet, mit Betroffenen, ehemaligen Kollegen und Verantwortlichen gesprochen. Die Recherchen legen ein System offen, das Alfons H. offenbar weiterziehen ließ - und die betroffenen Jugendlichen nicht schützte.

Alfons H. war 50 Jahre alt, als er sich entschloss, sich vollends in den Dienst der Kirche zu stellen. Der Ingenieur, der bis dato in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet hatte, begann 2007 seine Priesterausbildung. Das Bistum entsandte ihn in die nordrheinwestfälische Kleinstadt Wipperfürth im Bergischen Land. Am 26. Juni 2010 wurde er feierlich im Kölner Dom zum Priester geweiht. Wenige Wochen später erreichten das Bistum bereits erste Hinweise auf Fehlverhalten.

Während einer Ferienfreizeit für Jugendliche soll er einen Teenager beim Umziehen und Duschen beobachtet haben. Der Teilnehmer, der anonym bleiben möchte, erinnert sich: "Als ich mir die Kleidung auszog, trat Alfons H. trotz geschlossener Tür ein und starrte mich für mehrere Sekunden von oben bis unten an. Als wir uns draußen wuschen, kam er ebenfalls raus und schaute uns dabei zu. Wir Jugendliche haben aufeinander Acht gegeben und dafür gesorgt, dass keiner mit ihm allein ist. Damals ist nichts Schlimmeres passiert."  [….] Im Juni 2013 erreichte eine weitere Meldung das Bistum. Wieder ging es um Alfons H., wieder um einen Vorfall während einer Freizeit-Tour. Ein Ehepaar, das damals mitgefahren ist, teilt erstmals im Interview mit dem WDR-Politmagazin "Westpol" seine Erinnerungen. Gemeinsam mit Alfons H. und mehreren Teenagern hätten sie sich auf eine dreitägige Radtour Richtung Trier gemacht. Als es jeweils zum Tagesziel ging, sei H. mit Jugendlichen vorgefahren, um sich ein gemeinsames Zimmer mit ihnen zu sichern. Einer der Teenager habe sich während der Fahrt verändert gezeigt. "Er war schon am Abend komisch, er war ziemlich ruhig. Auf dem Heimweg, hat er uns dann gebeten, mit dem Auto rechts ranzufahren. Unter Tränen hat er uns alles erzählt." Alfons H., so der Vorwurf, habe neben dem 19-Jährigen im Doppelbett masturbiert. Die Eltern des jungen Mannes meldeten den Vorfall ans Bistum. [….] Alfons H. wurde 2013 mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Der damalige Personalchef des Erzbistums Köln und heutige Weihbischof Ansgar Puff gab ein forensisches Gutachten in Auftrag. Am 24. April 2014 stimmte H. einer Therapie zu. Wenige Wochen später wurde Alfons H. zum Personalreferenten zitiert und traf über das Ergebnis des forensischen Gutachtens Vereinbarungen: Keine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie eine Therapie in Bezug auf den Umgang mit der eigenen Sexualität und eine Begleitung durch eine seelsorgliche Vertrauensperson. [….] Ganz anders war es bei seiner darauffolgenden Station in Windeck in der Nähe von Bonn, wo er von 2018 bis 2023 arbeitete: Auf der Homepage der Gemeinde wurde der Pfarrer noch 2022 unter anderem mit den Schwerpunkten "Schulen, Firmung" vorgestellt. Während der Corona-Pandemie, so steht es im späteren Urteil, fiel Mitarbeitern des Pfarrgemeindehauses auf, dass in Zeiten des Lockdowns ein Jugendlicher bei Alfons H. ein- und ausging, teilweise bis in die Abendstunden. Die Interventionsstelle des Erzbistums wurde informiert. [….] Etwa zur gleichen Zeit präsentierte Erzbischof Rainer Maria Woelki das Kölner Missbrauchsgutachten. Tatsächlich wird auch der Fall Alfons H. im Gercke-Gutachten erwähnt, im Aktenvorgang 174. [….] Kurze Zeit nach Vorstellung des Missbrauchsgutachtens, im Juni und Juli 2022, so gestand es Alfons H. später vor Gericht, verging er sich an jenem Teenager, der bei ihm zuvor im Pfarrhaus ein- und ausgegangen war. So heißt es im schriftlichen Urteil: "In der Nacht auf den 27.06.2022, als der Jugendliche, wie der Angeklagte wusste, schlief, schob der Angeklagte eine Hand unter die Bettdecke des Jugendlichen und griff ihm mit der Hand unter die Sporthose und die Unterhose im Genitalbereich. Er streichelte und drückte Penis und Hoden des Jugendlichen, um sich sexuell zu erregen." Dies habe sich mehrfach wiederholt. Der Jugendliche vertraute sich erst Monate später seinen Eltern und der Interventionsstelle des Erzbistums an, die dann die Staatsanwaltschaft informierte. Der Anwalt von Alfons H., Christoph Grabitz, erklärte auf Anfrage, die Beziehung des Geistlichen mit dem Geschädigten sei "rein privater Natur" gewesen. [….]

(Tagesschau, 23.06.2024)

Samstag, 22. Juni 2024

Permanent New Low

 

Man sieht es jeden Tag; dies ungeheuerlichen Peinlichkeiten der republikanischen Partei, die abstrusen Lügen, den aberwitzigen Wortsalat, den Trump von sich gibt, die Heuchelei. Inzwischen sollte man sich wirklich über gar nichts mehr wundern.

Aber alle Negativbeispiele, die man als verbalen Vergleich heranziehen könnte – House Of Cards, Idiocracy, die Schildbürger, Hühnerhaufen, Kindergarten – wurden längst von der GOP-Realität übertrumpt.

Da fordern diejenigen am lautesten die Einhaltung der zehn Gebote, die wie Congresswoman Boebert ständig dabei gefilmt werden, wie sie es ihren Kollegen mit der Hand machen. Congresswoman MTG verwendet Parlamentsanhörungen, um über die falschen Wimpern demokratischer Abgeordneter herzuziehen.

Die US-Comedians müssen seit Jahren nichts anderes mehr tun, als die O-Töne der GOPer zu senden und bekommen derart abstruse, hochgradig gestörte Clips, daß man sie mit den Mitteln der Satire gar nicht mehr überzeichnen kann.

Das Verhalten Trumps sickert durch und so sind auch die republikanischen Fraktionen in den einzelnen Bundestaaten zu reinen spooky Clownshows mutiert.

[….]  Nicht bloß Schulkinder, auch gewählte Politiker können einander bisweilen mit primitiven Methoden piesacken. Für eine bizarre wie hartnäckige Quälerei hat sich eine republikanische Parlamentsabgeordnete im US-Bundesstaat Vermont entschieden.

Über mehrere Monate hinweg schüttete die Republikanerin Mary Morrissey Wasser in den Stoffbeutel ihres demokratischen Kollegen Jim Carroll. Beide Abgeordneten vertreten die Stadt Bennington im Repräsentantenhaus von Vermont. Über den Vorfall berichten mehrere englischsprachige Medien, darunter der »Guardian«.  […..]

(SPON, 19.06.2024)

Eins beweist dieser kontinuierliche moralische und intellektuelle Absturz der republikanischen Politik: Demokratie im Social-Media-Zeitalter funktioniert nicht, weil der Souverän offenkundig nicht zu rationalen Entscheidungen fähig ist, wenn die Hälfte der US-Amerikaner Feuer und Flamme für debile Kriminelle ist.


Freitag, 21. Juni 2024

Geschundene Generation.

Das beobachte ich in den letzten Jahren immer wieder in meiner Generation, wenn die Eltern mit Ende Achtzig, Anfang Neunzig wegsterben und zum Schluß dement und wieder kindlich werden. Die Frauen und Männer der Generation ab 1930, die gerade eben zu jung waren, um als Soldaten im Weltkrieg verheizt zu werden, scheinen auf den ersten Blick großes Glück mit dem Zeitpunkt ihrer Geburt zu haben.

Viele verstanden als kleine Kinder das Grauen und die Gefährlichkeit nicht, empfanden die unmittelbare Nachkriegszeit sogar als großes tolles Abenteuer. Sie hatten mehr Freiheiten, als vorherige Generationen, weil die alte Ordnung zusammengebrochen war, konnten in den Trümmern spielen und unter Umständen sogar hilfreich sein.

Meine Eltern wurden beide kurz vor dem Krieg geboren; mein Vater allerdings in den USA; ihm blieben damit die direkten Kriegshandlungen erspart. Sein Vater, mein Opa väterlicherseits, überlebte allerdings nicht. So wurde mein Vater im Alter von sieben Jahren Halbwaise.

Meine Mutter war mit Abstand die Jüngste; ihre älteste Schwester war ganze 26 Jahre älter als sie. Ihre erwachsenen Geschwister erlebten das Nazi-Grauen bewußt, zwei überlebten es nicht.

Während des Krieges, bekam die Firma ihres Vaters, meines Opas, einige Sowjetische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter geschickt. Mein Opa war entsetzt, weil die völlig abgemagert waren. Er schickte sie alle zu seiner Frau, meiner Oma nach Hause, die in einem relativ großen Haus allein mit meiner kleinen Mutter wohnte, weil die älteren Kinder alle schon erwachsen und zu irgendwelchen Diensten verpflichtet waren. Sie sollte die Sowjetgefangenen aufpäppeln. Sie verstanden sich gut. Während meine Oma für Lebensmittel sorgte, setzte sie „die Russen“ als Babysitter ein und die Gestapo, die irgendwann in der Firma auftauchte, weil es Gerüchte gab, mein Opa hätte sie Russen „verschwinden lassen“, fuhr daraufhin raus zu meiner Oma, wo sich die „Gefangenen“ entspannt am kleinen Gartenteich sonnten und mit meiner siebenjährigen Mutter planschten. Die Gestapo war not amused.

Ich habe meine Mutter natürlich oft gefragt, ob sie das nicht eigenartig fand, plötzlich mehrere fremde Soldaten im Haus gehabt zu haben, von denen keiner deutsch oder englisch sprach.

Aber nein, das war die schönste Zeit für sie, weil sie als Nachzögling überhaupt keine Aufmerksamkeit bekam. Die älteren Geschwister und Eltern waren rund um die Uhr mit irgendwelche dringenden und gefährlichen Dingen beschäftigt; niemand hatte Zeit, sich um die kleine Schwester zu kümmern.
Bis die Russen kamen, die den ganzen Tag nur für sie da zu sein schienen, immer mit ihr spielten, mit ihr sangen und immer neue Spiele kannten.

Als der Krieg vorbei war, startete sie zum perfekten Zeitpunkt in das Erwachsenenleben. Man war nun frei, konnte reisen und ihr Leben lang ging es wirtschaftlich immer bergauf. Es waren die klassischen Gründerjahre. Viele Bekannte meiner Mutter machten sich auf ganz natürliche Weise als Maurer, Maler und ähnliches selbstständig, eröffneten einen Laden. Man musste schließlich irgendwie den Schlamassel, den die Nazi-Elterngeneration angerichtet hatte, wieder aufräumen. Das Wirtschaftswunder setzte schnell ein; viele, die mit nichts angefangen hatten, wurden im Laufe ihres Lebens sehr wohlhabend.

Als die Jahrzehnte währende Glückszeit mit dauerhaften Frieden in Europa und kontinuierlichem ökonomischen Wachstums endete; als die Rechnung in Form von Klimawandel, Globalisierung, Umweltzerstörung, Trump, Brexit, Pandemie, Putin, Fake News, Krieg und Flucht-Migration für das schöne lange Leben kam, war die Kriegskindergeneration gerade so alt, daß sie ohnehin wegstarb oder in Demenz versank.

Was für ein Glück es doch war, in den 1930ern geboren zu werden! Für die Babys des 21. Jahrhunderts sieht es hingegen duster aus, und zwar zappenduster.

Im höheren Alter zeigen die Angehörigen meiner Elterngeneration allerdings doch einige Beschädigungen. Verschüttete Traumata, die im hohen Altern wieder durch ihre verkalkten Hirne spuken.
Meine Mutter starb zwar bevor sie dement wurde, aber sie beschäftigte sich zum Schluß intensiv mit ihrer Korrespondenz aus ihrer Teenagerzeit. Anfang der 1950er Jahre; wieder waren alle zu beschäftigt für sie; schickte man sie in ein Internat, in dem sie mehrfach von Lehrern und dem Schuldiener vergewaltigt wurde.

Wie alle Mädchen zu dieser Zeit, war sie völlig unaufgeklärt, hatte keine Ahnung, was ihr geschah. Sie konnte auch mit keinem drüber reden. Als einer der Peiniger wieder in ihr Zimmer kam, war sie aber entschlossen, das nicht noch einmal zuzulassen und rammte ihm ihr Knie mit solcher Gewalt zwischen die Beine, daß er ohnmächtig wurde.

Die Schulleitung war entsetzt über die freche Göre, schickte böse Briefe an die Eltern. Meine Mutter konnte ihren Eltern aber nicht sagen, was vorgefallen war. Undenkbar. Sie deutete es aber in einem Brief an ihren älteren Bruder an, der daraufhin zu ihr reiste und ihr eine Standpauke hielt! Es sei absolut ungehörig solche Dinge anzusprechen und keineswegs dürften jemals ihre guten Eltern davon erfahren.

Der Bruder, nur wenige Jahre älter, gibt sich in den Briefen aus der Zeit zwar als freundlich, aber gleichzeitig auch unmissverständlich als ihr Befehlsgeber. Sie hatte sich nach seinen Anweisungen zu richten und stellte die unterschiedlichen Rollen nicht in Frage.

Und natürlich arbeite er auch in Papas Firma, die er allein erbte, weil er der einzig überlebende Junge war. Daß seine Schwestern auch irgendwas erben könnten, kam niemanden in den Sinn.
Ich bin heute fest davon überzeugt, daß meinem Opa in dieser Hinsicht kein Vorwurf zu machen ist. Er war ein Kind des 19. Jahrhunderts. Da kam man nicht auf die Idee, Töchtern ein Geschäft zu vererben.

Ich vergleiche das gern mit Schamhaarrasur: Wenn ich heute im Fernsehen/Socialmedia zufällig mitbekomme, daß Teens und Twens allesamt rasierte Achseln und Geschlechtsteile haben, fällt mir auf, daß ich mich in dem Alter nicht etwa gegen das Rasieren des Skrotums entschieden habe. Der Gedanke daran existierte gar nicht. Natürlich war ich auch mit anderen Jungs in der Sportumkleide oder im Schwimmbad, aber ich schwöre, daß ich erst über 30 werden musste, bevor ich bewußt die Achseln eines anderen betrachtete. Die 99Luftballon-Nena aus den frühen 80ern fällt selbst mir jetzt, ob der buschigen Achselbehaarung auf. Aber vor 40 Jahren fand ich das weder gut, noch schlecht, sondern gar nicht. Man achtete nicht auf sowas. In vielerlei Hinsicht ist es gut, sich Dingen bewußt zu werden. In den 1970ern schnallte niemand seine Kinder im Auto an, rauchte dabei ununterbrochen Zigaretten, deren Qualm man den Kleinen in die Lungen blies und im Fernsehen tranken sie alle tagsüber harten Alkohol. Gut, daß wir dafür sensibler sind und das nun nicht mehr tun. Ob rasierte Achseln für 13-Jährige lebensnotwendig sind, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Als mein Opa starb, existierte im Achselhöhlen-Sinn auch kein Missmut meiner Mutter, leer ausgegangen zu sein. Das war der absolute Regelfall und es wäre äußerst merkwürdig gewesen, die Töchter dem Sohn vorzuziehen. Sie hatte dafür auch nicht die Ausbildung erhalten, sondern auf der Hauswirtschaftsschule kochen und nähen gelernt. Gut für sie, so konnte sie leichter einen passenden Mann finden, der sie ernährt. So war es geplant.

Andere Frauen der Generation meiner Eltern mussten auch erst die 80 überschreiten, um sich klar zu werden, wie drastisch sie benachteiligt waren, indem sie nur Volksschule machten und die Brüder zur Uni geschickt wurden. Indem sie beispielsweise ganz selbstverständlich ihre Eltern pflegen mussten und für die Familie zu putzen hatten, während ihre Brüder sich amüsierten.

Erst die nächste Generation, die Hippies, stellten die Geschlechterrollen in Frage.

Die berühmten 68er, Dutschke und Co, die Kommune 1, der langhaarige Schrecken der CDU, war noch völlig patriarchisch orientiert. Die Jungs diskutierten, protestierten, marschierten. Die Mädchen waren Models und hübsch und stets kopulationswillig. Typischerweise spricht man bei der ersten RAF-Generation auch von der „Baader-Meinhof“-Bande, weil man Andreas Baader ganz selbstverständlich  als den Anführer betrachtete. Die treffendere Bezeichnung wäre „Ensslin-Meinhof“ gewesen. Neben Ulrike Meinhof, war Gudrun Ensslin die führende Köpfin.

So wie es für meine Muttergeneration vorgesehen war, Hausfrau zu werden und nicht etwa selbst Karriere zu machen, so wie sie über sexuelle Übergriffe zu schweigen hatte, war es auch mit körperlicher Gewalt gegen Kinder, die so viele Menschen dieser Generation erlebten. „Das war eben so“. Dafür machte man seinem Vater keinen Vorwurf.

Paul Maar (* 13. Dezember 1937 in Schweinfurt), der berühmte Sams-Autor, spricht anlässlich seines 2020 erschienenen autobiographischen Werks Wie alles kam – Roman meiner Kindheit. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, mit seinem Sohn Michael (64) und dessen Sohn Bruno (24) im SPIEGEL über die Vor- und Nachteile seiner „Kriegskindergeneration“. Paul Maar wurde ebenfalls von seinem prügelnden Vater schwer misshandelt und auch nicht von der Mutter verteidigt. Vorwürfe will er seinen Eltern aber nicht machen. Denn „es war ja nun mal so damals“. Die Kirche verlangte es sogar ausdrücklich, seine Kinder zu verprügeln.

So wuchs die Generation auf.

[….] Paul: Mein Vater hatte in Schweinfurt ein Maler- und Verputzergeschäft. Nach dem Frühstück fuhr er die einzelnen Baustellen ab. Und wenn es nicht gut gelaufen war, wenn jemand zum Beispiel die falsche Farbe verwendet hatte – dann musste man aufpassen. Ich sah’s an seinem Gesichtsausdruck: Da gab es sehr schnell, schon bei Kleinigkeiten, eine Ohrfeige. Oder Prügel. Das hat mir, nun ja, geschadet. Ich habe gelernt, die Stimmung zu lesen und mich anzupassen, sobald mein Vater das Haus betrat. Mich unsichtbar zu machen, unauffällig mit der Tapete zu verschmelzen, in irgendeiner Ecke. Ich habe Jahre gebraucht, um das wieder loszuwerden: zurückhaltend zu sein, mich nicht in Gespräche einzumischen; mich unsichtbar zu machen. Ich konnte lange nicht auf andere Menschen zugehen. Besonders brutal war, dass mein Vater nicht nur hart zuschlug, sondern mich manchmal auch auf meine Bestrafung hat warten lassen.

SPIEGEL: Wie sah das aus?

Paul: Nehmen wir einen konkreten Fall: Bei mir in der Klasse gab es einen Jungen, der ein Jahr älter war als wir anderen, und deswegen auch stärker. Wir hatten denselben Heimweg. Ich trug eine Pudelmütze mit einem Bommel obendrauf, die hat er mir dann über den Kopf gezogen und hinten zugeknotet, sodass ich kaum Luft bekam. Und dann hat er mich wie sein Pferdchen geführt, nach rechts, nach links. So ging das vielleicht vier, fünf Minuten lang. Plötzlich ließ er die Mütze los und rannte weg. Ich nahm einen Erdklumpen – »du Schwein, du Schuft!« – und warf ihn hinter dem Jungen her. Dann erst habe ich gesehen, warum er mich losgelassen hatte: weil auf der anderen Straßenseite gerade mein Vater auf seinem Motorrad vorbeifuhr. Ich empfand ein Gefühl der Dankbarkeit, mein Vater hatte mich gerettet.

SPIEGEL: Und dann?

Paul: Er kam zu mir herüber und sagte: »Ich habe gesehen, dass du mit Steinen geworfen hast. Du weißt genau, was passiert, wenn du mit Steinen wirfst. Geh schon mal vor in die Waschküche und hol den Schlauch raus.« Mein Vater hatte sich den extra angefertigt, er hatte einen alten Gartenschlauch genommen und ein Stück abgeschnitten. »Ich komm nach dem Mittagessen«, sagte er, »dann wirst du sehen, was es für Folgen hat, wenn man mit Steinen wirft.« Es war nicht die Regel, dass er erst essen wollte. Es kam auch vor, dass er mich am Kragen packte und direkt runterschleppte in die Waschküche und die beiden Türen schloss, damit die Nachbarn meine Schreie nicht hörten, da legte er schon Wert drauf.

Bruno: Dass du als Kind von deinem Vater verprügelt worden bist, wusste ich nicht. Das habe ich erst aus deinem Buch erfahren. Ich ahnte immer dunkel, dass es mit diesem Opa schwer gewesen sein muss. Aber was das genau hieß, war mir nicht klar.

Paul: Ich war so feige, dass ich, selbst wenn es nicht so ganz arg wehgetan hat, besonders laut geschrien habe, weil ich hoffte, dann würde er aufhören. Ein bisschen habe ich mich dafür verachtet, weil ich in dem Moment die Verachtung meines Vaters gespürt habe, der sicherlich gedacht hat: Was habe ich da für einen Schwächling herangezogen, der so rumbrüllt, nur weil ich ihm ein bisschen den Hintern verhaue.

SPIEGEL: Hat Ihre Mutter Ihnen beigestanden?

Paul: Manchmal, wenn ich weinend aus dem Keller hochkam, hatte sie verweinte Augen, dann wusste ich: Sie hatte meine Schreie von unten gehört. Aber sie hat sich nie gegen meinen Vater aufgelehnt. Ich habe ihr manchmal, ohne dass ich das ausgesprochen hätte, übel genommen, dass sie nie zu ihm gesagt hat: Du kannst, du darfst den Paul doch nicht so hauen!

Michael: Sie war konfliktscheu. Sie wollte Frieden halten und hat alles vermieden, was ihn zum Aufflammen hätte bringen können. Aber es wäre für sie nie infrage gekommen, sich von ihm zu trennen, sich scheiden zu lassen. Das war jenseits ihres Horizonts. Die Vorstellung allein war undenkbar.

Paul: Vor allem war sie sehr katholisch. Es gibt ein Bibelzitat: Wer sein Kind liebt, der züchtigt es. Das hat der Pfarrer auf der Kanzel erzählt: Die Mütter seien zu weich, sie sollten härter durchgreifen. Ich weiß nicht, ob ich das Prügeln damals überhaupt als Unrecht empfunden habe. Es war selbstverständlich, dass man geschlagen wurde.

Michael: Ich finde, du hast genau recht. Kinder haben keinen Vergleich. Die wachsen so auf, wie sie aufwachsen, und denken: Das ist halt so. Das war die Zeit.  […..]

(Spiegel, 16.06.2024)

Donnerstag, 20. Juni 2024

Vom Elend profitieren

Sie sind natürlich unrettbar verloren. Die Linken werden auch in ihren Stammbundesländern des Ostens einfach verschwinden, weil sie zwischen AfD und BSW zerquetscht werden. Es ist die Strafe dafür, die völkische Sahra-Schlange so viele Jahre an ihrem roten Busen genährt zu haben.

Äußerst bedauerlich, denn es gibt immer noch richtig gute Linke-Politiker, deren Stimmen in unser schauerlichen Rechts-Republik unbedingt gehört werden müssen. Martina Renner, Jan Korte, Heidi Reichinnek, Ates Gürpinar und Petra Pau zum Beispiel. Angesichts der Aussichtslosigkeit, nach der Bundestagswahl erneut für die Linke in den Bundestag einzuziehen, wünsche ich mir als Sozialdemokrat, die fünf Genannten und ihre Gleichgesinnten könnten sich einen Ruck geben und in die SPD-Fraktion übertreten. Bei den Bundestags-Sozis gibt es so viele gute junge, gegen Rechts engagierte Leute – Klüssendorf und Mesarosch zum Beispiel – daß Reichinnek und Co wunderbar mit denen zusammenarbeiten könnten. Sie beklatschen sich jetzt schon gegenseitig.

Heidi Reichinnek ist eine der ganz wenigen links von AfDBSW, die auf X und TikTok Reichweite mit politischen Themen erzielen. Da ich auf den beiden Plattformen nicht vertreten bin und das auch nicht will, folge ich ihr auf Instagram und lerne immer mal wieder etwas dazu.
So klärte sie vor einer Woche über die Firmen „European Homecare“ und „Serco“ auf.

Für die European Homecare GmbH (EHC), 2.000 Mitarbeiter, 1989 in Essen gegründet, könnte es kaum besser laufen. Die EHC war lange ein Familienbetrieb, der inzwischen in zweiter Generation vom Sascha Korte geführt wird, aber im März 2024 für 40 Millionen Euro von dem britischen Rüstungskonzern SERCO (Umsatz 5 Milliarden Euro) aufgekauft wurde. Als Tochterunternehmen floriert Kortes Firma.

Es ergeben sich dabei im Sinne des Kapitalismus hervorragende Synergien, denn die Briten stellen die Waffen her, die in Krisenregien die Kriege ermöglichen, die Menschen zur Flucht zwingen. Hier kommt die Tochter EHC ins Spiel, die in Deutschland 120 Flüchtlingsunterkünfte für die von Serco-Waffen Vertriebenen betreibt, so daß die Aktionäre ein zweites mal durch das Elend anderer abkassieren.

Serco betreibt auch in Australien Flüchtlingslager, in denen die Insassen brutal misshandelt werden und immer wieder ums Leben kommen. All das ist lange bekannt.

[….]  Menschenrechtler von den Organisationen Human Rights Watch und Amnesty International werfen Serco in ihren Berichten unmenschliche Zustände in den Flüchtlingslagern Australiens vor. Besonders auf der Weihnachtsinsel kritisieren sie fehlende Unterbringungsmöglichkeiten und mangelnde medizinische Versorgung. In den „Internierungslagern“ Australiens und auf Papua-Neuguinea bestehe ein „strukturelles Menschenrechtsproblem“, heißt es auf humanrights.ch. Durch die weltweite Zunahme an Flüchtlingen habe sich die Lage zudem verschärft, da immer mehr Menschen auf den Inseln festgehalten werden. […..]

(Tagesspiegel, 09.10.2016)

Das passt wunderbar zusammen mit der menschenverachtenden EHC-Philosophie der Kortes, die ebenfalls immer wieder mit widerlichen Misshandlungen der Flüchtlinge Schlagzeilen machen.

[…..] Nach den Übergriffen auf Asylbewerber haben Ermittler die Firmenzentrale des Flüchtlingsheim-Betreibers European Homecare (EHC) in Essen durchsucht. Der Geschäftsführer des in die Kritik geratenen Sicherheitsunternehmens SKI räumte Schikanen gegen Flüchtlinge ein.

Es sei nach Beweisen im Zusammenhang mit den Vorfällen in Burbach gesucht worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Siegen, Johannes Daheim. In Burbach sollen private Wachleute Flüchtlinge misshandelt und gequält haben.

Nicht genannte Sicherheitskräfte hatten zuvor gegenüber dem WDR-Magazin "Westpol" Vorwürfe gegen EHC erhoben und behauptet, das Unternehmen sei über Strafmaßnahmen gegen Flüchtlinge informiert gewesen und habe sie sogar teilweise selbst angeordnet. [….]

(Rheinische Post, 06.10.2014)

[….] Ein Unternehmen, an dem sich erklären lässt, wo einige der größten Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung liegen, ist die Firma European Homecare aus Essen. Nach eigenen Angaben betreibt das mittelständische Unternehmen aktuell 80 Einrichtungen für Geflüchtete und Wohnungslose in ganz Deutschland. 2015 stieg der Umsatz von rund 39 Millionen auf fast 178 Millionen Euro. Der Nettogewinn fiel fünfmal so hoch aus wie 2014: Rund 26 Millionen Euro blieben übrig. Für Personal gab die Firma in dem Jahr 35,5 Millionen aus, 20 Prozent des Umsatzes. European Homecare, so Pressesprecher Klaus Kocks in einem Interview mit dem Spiegel, sei der „Aldi unter den Anbietern.“ Nur die Umsatzrendite, so Kocks, sei besser als die des Discounters.

Auch in einem anderen Bereich ist European Homecare führend, gegen das Unternehmen gibt es eine rekordverdächtige Anzahl strafrechtlicher Vorwürfe:

Burbach, Nordrhein-Westfalen, 2014: Zehn Mitarbeitern der European Homecare und sechsundzwanzig Mitarbeitern des zuständigen Wachdienstes, der durch das Unternehmen beschäftigt war, wird vorgeworfen, Bewohner genötigt und misshandelt zu haben. Geflüchtete sollen in ein „Problemzimmer“ eingesperrt und gequält worden sein. Ein Handyfoto zeigt, wie einer der Wachmänner seinen Stiefel in den Nacken eines Geflüchteten drückt, der am Boden liegt. Es kommt zur Anklage. Das Hauptverfahren hat noch nicht begonnen.

Finnentrop, Nordrhein-Westfalen, 2016: Einem Heimleiter wird vorgeworfen, eine Syrerin, die er in der Unterkunft in Finnentrop kennengelernt hat, viermal vergewaltigt zu haben. In E-Mails hat er sich als „Dr. med“ ausgegeben, obwohl er nie Medizin studiert hat. Der Niederländer ist, schon bevor er beginnt, in Finnentrop für European Homecare zu arbeiten, 19-mal strafrechtlich auffällig geworden. Für eine Verurteilung reichen die Beweise nur im Anklagepunkt des Titelmissbrauchs. Das Landgericht Arnsberg verurteilt ihn zu neun Monaten auf Bewährung.

Niederkrüchten, Nordrhein-Westfalen, 2017: Das Unternehmen hält sich nicht an den vertraglich mit dem Land vereinbarten Personalschlüssel, stellt die Bezirksregierung Düsseldorf bei Kontrollen fest. Zu wenige Mitarbeiter betreuen zu viele Bewohner. Außerdem kassiert European Homecare gleichbleibend viel Geld von der Stadt, auch wenn die Unterkünfte nicht voll belegt sind. Die Bezirksregierung reduziert daraufhin die Zahlungen.

Essen, Nordrhein-Westfalen, 2017: Das Unternehmen stellt einen gelernten Lehrer für Biologie und Chemie zunächst als Betreuer ein. Dann teilt European Homecare ihm in einem Schreiben mit, dass er ab sofort auf der Stelle des Sozialpädagogen arbeitet, obwohl er den entsprechenden Abschluss nicht hat.

Oft werden die Betroffenen unter Druck gesetzt

Trotz alldem wurden auch im Sommer 2017 neue Verträge an European Homecare vergeben.  […..]

(taz, 13.11.2017)

Leider ist es in weiten Teilen von Politik und Urnenpöbel Konsens, mit noch viel mehr Härte gegen geflüchtete Menschen vorzugehen, deren Fluchtursachen wir mit erschaffen haben.

Umso wichtiger, daß neben den wenigen Hilfsorganisationen, wie Pro Asyl oder dem Flüchtlingsrat, mit den Linken auch noch Parlamentarier existieren, die sich damit nicht abfinden und den antihumanistischen Alptraum anprangern.

[….] Betreuungsdienstleister ORS und European Homecare wollen sich künftig gemeinsam als Markt- und Qualitätsführer präsentieren, beide Gruppen sollen tTeil des Serco Konzerns werden.

Serco steht in der Kritik aufgrund der Bedingungen in von ihnen betriebenen Einwanderungshaftanstalten. Berichte beinhalten überfüllte Unterkünfte, mangelnde medizinische Versorgung und unzureichende Lebensbedingungen. Zusätzlich gibt es Vorwürfe bezüglich der unangemessenen und menschenrechtsverletzenden  Behandlung von Asylsuchenden und Flüchtlingen durch das Personal in den Einrichtungen.

 Menschenrechtler von den Organisationen Human Rights Watch und Amnesty International werfen Serco in ihren Berichten unmenschliche Zustände vor, wie beispielsweise in ihren Flüchtlings- und Internierungslagern in Australien.  Geflüchtete berichten über sexuellen Missbrauch, Misshandlungen und menschenunwürdige Behandlungen durch das Personal.

Mit der Übernahme der ORS und European-Homecare Group, wird der umstrittene Konzern samt seiner Policies nun auch in Deutschland tätig.  [….]

(FRNRW, 26.01.2024)