Sonntag, 30. Juni 2024

Was denn bitte sehr noch alles?

Seit Jahren sehe ich schwarz, und zwar dunkelschwarz, prognostiziere das Schlimmste, male mir die Zukunft in düstersten Farben aus. Meine einzig wirksame persönliche Strategie, um das Desaster zu ertragen, ist es, mein fortgeschrittenes Alter, meine angeschlagene Gesundheit und meine Kinder- und Familienlosigkeit als echtes Glück umzumünzen. Ich habe nicht mehr so viel Zeit nach und keine Verwandten, um die ich mir Sorgen machen müsste.
Insofern: Herzlich willkommen Atomweltkrieg oder planetarer Hitzekollaps! Wenn man schon durch menschliche Doofheit induziert untergehen muss, dann doch am liebsten in meiner Lage, in der nicht viel Lebenszeit verloren geht, ohnehin keine Genomweitergabe vorgesehen ist und man auch noch Dekaden das Glück hatte, in einer reichen Weltgegend ohne Krieg zu leben, sogar das nie mehr wieder zu bringende Privileg genoß, Kindheit, Jugend, Schule und Studium völlig ohne das fürchterliche Internet zu verbringen. Keine Social Media-Daueraufgeregtheit, keine weltweit nivellierenden Moden, echtes lesen, selbstständiges nachdenken, eigenes recherchieren. Rausgehen. Phantasie statt Youtube. Es war keine Idylle in meiner Jugend. Viele Sorgen trieben uns um. Aber der große Unterschied ist, daß damals der Großteil der Menschen nicht in Schwurbelblasen feststeckte und bereit war, etwas zu unternehmen. Es gab gewaltige Demonstrationen mit bis zu einer Million Teilnehmern. Wir konnten dermaßen viel Druck entwickeln, daß einige der ganz großen Übel tatsächlich besiegt wurden. Der Katalysator und das bleifreie Benzin wurden gegen den erbitterten Widerstand der CDU/CSU/Autolobby durchgesetzt, verringerten den sauren Regen. Die Volkszählung von 1987, die nach unseren damaligen Datenschutzvorstellungen, zum gläsernen Orwell-Menschen geführt hätte, wurde trotz massiver Strafandrohungen so massenhaft boykottiert, daß sie nicht zu Ende gebracht werden konnte. (Heute gibt jeder User einer Social-Media Plattform bei der Erstellung eines Accounts mehr Daten freiwillig preis). Wir konnten die Dünnsäureverklappung in der Nordsee aufhalten, die Felljäger dazu bringen, Robbenbabys tot zu prügeln. Der schändliche §175 fiel 1994. Ein Jahr später wurden auch Schwangerschaftsunterbrechungen weitgehend straffrei.

Jedes Kind begriff den Zusammenhang zwischen FCKW-Treibgas, der Ozonschicht und Hautkrebs. Natürlich behaupteten Industrie und konservatives Politiker, es sei zu gefährlich, zu teuer und/oder technisch nicht möglich auf Hologen-freie Treibgase umzustellen. 1989 wurden FCKW dennoch verboten und tatsächlich regenerierte sich die Ozonschicht. 1989 fiel auch der eiserner Vorhang, alle Osteuropäer wurden von Gefangenen zu freien Bürgern.

Probleme, auch globale Riesenprobleme gab es in meiner Jugend ebenfalls. Aber so deprimierend sie waren, es gab doch eine gewisse Hoffnung, sie zu überwinden. Es gab Beispiele für durch allgemeines Engagement erzielte Fortschritte.

Die Probleme meines Ichs der 2020er Jahre kulminieren aber wesentlich dramatischer. Klimaerhitzung, Rechtsradikalismus, Umwandlungen von Demokratien in Autokratien, radikale Umverteilung von unten nach oben, Überbevölkerung, Kriege, Migrationsdruck, antieuropäische Kräfte, die die EU zerreißen, Pandemie, Ressourcenverknappung, Gaza, Ukraine, globale Abhängigkeiten, Nazi-Mehrheiten in Ostdeutschland, Trump ante portas, Eskalation in Nahost, steigende Meeresspiegel, Extremwetterereignisse, Medikamentenengpässe, Wohnraummangel, Inflation, Bildungskatastrophe, Fachkräftemangel, Pflegedesaster, Brexit, Altersarmut.

Man kommt gar nicht mehr mit, bei den Aufzählungen.

[….] Viktor Orbán hat schon einiges erreicht auf seinem neoliberal-nationalistischen Weg, das liberale Europa zu zerstören. Es ist also einfach irre, dass einer, dem es gelang, die Pressefreiheit zu beschneiden und unliebsame prodemokratische Organisa­tio­nen in Ungarn zu zerstören, und der sich von vornherein auf die Seite Putins gestellt hat, jetzt sogar den Vorsitz in der EU übernehmen darf. Und irre ist es auch, dass seine zerstörerische Außenpolitik von der EU finanziert wird.  […..]

(taz, 30.06.2024)

In viele der Desaster schlittern wir sehenden Auges, antizipieren sie seit Jahren, nur um sie dann noch brutaler, hilflos über uns ergehen zu lassen.

[….] Frankreich verschiebt sich so weit nach rechts wie noch nie in seiner modernen Geschichte: Es zeichnet sich eine historische Zäsur im Leben der Republik ab. Der rechtsextreme Rassemblement National hat gemäß ersten Prognosen des Umfrageinstituts Elabe vom Sonntagabend im ersten Durchgang der vorgezogenen Parlamentswahlen 33 Prozent der Stimmen gewonnen. Vor der Stichwahl vom 7. Juli wird der Partei von Marine Le Pen eine Ausbeute von insgesamt 255 bis 295 Sitzen im neuen Parlament vorausgesagt; andere Institute schätzen die erwartbaren Mandate in dieser komplexen Rechnung etwas tiefer ein. Die absolute Mehrheit in der Volksversammlung liegt bei 289. […..]

(Oliver Meiler, 30.06.2024)

Im großen Unterschied zu den politischen Problemen meiner Jugend, besteht bei den heutigen Megakrisen de facto gar keine Hoffnung auf Lösungen. Es gibt noch nicht einmal entsprechenden Druck der Bevölkerungen auf die Politiker, weil ein Großteil der Medienblasen fehlgelenkt wird, die Realität nicht mehr erkennt und dadurch sogar aktiv darauf hinwirkt, die Probleme zu verschärfen, indem sie beispielsweise in Deutschland wie verrückt Gasheizungen einbauen und Verbrennerautos kaufen. Der nächste Kanzler wird Merz heißen und den Klimaschutz aufgrund des Willens des Urnenpöbels beenden.

Sie wählen keine lösungsorientierten Mehrheiten, sondern ausschließlich nach einem trotzigen „ich bin dagegen“-Gefühl.

[…..] Die europaweite Hausse rechter bis rechtsextremer Parteien hat auch mit dem Abwahl-Phänomen zu tun. Im Zentrum der Programmatik extremistischer Parteien steht immer der Kampf gegen „das System“ und jene Parteien, die es angeblich tragen, die „Systemparteien“, die „Altparteien“, die Etablierten. (Das trifft auch für die linkspopulistische Partei La France insoumise von Jean-Luc Mélenchon zu, dem Kopf der sich selbst so nennenden „Neuen Volksfront“ bei den französischen Wahlen.) Weder RN noch die AfD noch die nationalistische Partei Reform UK des Rechtspopulisten Nigel Farage in Großbritannien geben sich ernsthaft damit ab, wie die Umsetzung oder gar die Finanzierung ihrer Dagegen-Programme konkret aussehen soll. Sie gewinnen immer größere Wähleranteile nicht dadurch, dass sie erklären, was sie wie wollen, sondern dadurch, dass sie verkünden, was sie nicht wollen: dass es so weitergeht wie bisher. Dieses prinzipiell destruktive Politikverständnis eröffnet allen Unzufriedenen die Möglichkeit, ihre individuelle Unzufriedenheit auf eine Organisation der Unzufriedenen zu projizieren.  […..]

(Kurt Kister, 28.06.2024)

Hoffnungen kann ich mir nicht mehr machen. Die Zukunft der Menschheit sieht düster aus und wird jeden Tag düsterer.

Aber sofern man diese Tatsache erkennt, kann man seine Rationalität bemühen und stellt fest: Für uns just gerade zufällig lebenden Menschen, die nur diesen lächerlichen winzigen, ein paar Jahrzehnte währenden Eindruck einer Milliarden Jahre alten Erde bekommen, ist es natürlich Pech, daß ausgerechnet während unserer Lebensspanne die eigene Spezies untergeht. Aber für die Welt, den Rest der Fauna, die Flora, für die Umwelt ist das Ende des Homo Sapiens zweifellos ein Glück.

Auch für die emotionale Ebene habe ich einen Tipp: Meine Alstergenossin Carolin Emcke lesen. So fühlt man sich in seiner Frustration wenigstens verstanden, während man dem draußen bei der Bällchentreter-EM jubelnden und grölenden Pöbel lauscht.

[….] „Diese Tage erinnern an einen alten Witz“, schrieb die russische Schriftstellerin Natalja Kljutscharjowa in ihrem bitter-klugen „Tagebuch vom Ende der Welt“, „am Abend denkst du: Schlimmer kann es nicht werden. Aber am nächsten Morgen sagt das Leben freudig: Doch, kann es.“ Ein wenig so fühlt es sich an dieser Tage seit den Europawahlen und der desaströsen Präsidentschaftsdebatte in den USA. Man möchte gern an einen Grenzwert der Erschütterung glauben, an etwas, das diese Serie an Katastrophen beenden kann. Nicht noch eine niederschmetternde Nachricht. Nicht noch eine Region, die in historischen Fluten versinkt. Nicht noch radikalere antidemokratische Mobs. Nicht noch mehr Lügen. Nicht noch eine weitere Front.  Man möchte Grund unter den Füßen spüren, das, worauf sich stehen, worauf sich verlassen lässt, dass es nicht auch noch einem entzogen oder zerstört wird. Man möchte die sozialen, ethisch-kulturellen Strukturen unangetastet und gefestigt wissen, all das, was verbindet und schützt. Am Abend denkst du: Schlimmer kann es nicht werden. Aber am nächsten Morgen sagt das Leben freudig: Doch, kann es. Die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten im November könnten so einen nächsten Morgen präsentieren. Unter dem Albdruck gerät das Gefühl für Zeit verloren. Die Krisen der vergangenen Jahre haben sich so miteinander verbunden und verwickelt, dass es mir oft nicht gelingt, meine Erinnerung in eine genaue chronologische Ordnung zu bringen. Alles ist verdichtet zu einer großen Unruhe. Langsam geht es an die zuversichtliche Substanz. Es zehrt am Reservoir an zivilgesellschaftlicher Gefasstheit, mit dem sonst politische oder soziale Schrecken aufgefangen und ausbalanciert werden. Die Abfolge aus Corona-Pandemie, russischem Angriffskrieg in der Ukraine, dem 7. Oktober und der entgrenzten Gewalt im Nahen Osten. Und schließlich antidemokratische, autoritäre, neonationalistische Bewegungen und Figuren, die systematisch und radikal Europa und die USA verwandeln wollen. Was von den Prinzipien des Rechtsstaats, dem Minderheitenschutz, den Normen der internationalen Ordnung und dem Klimaschutz danach noch bleiben wird, lässt sich nicht mehr sagen. [….]

(Carolin Emcke, 28.06.2024)

Wagenburgmentalität

Heute in meiner social Media Blase umher zu surfen, war kein Spaß.

Das dramatische Biden-Debakel von gestern schlug weltweit ein, wie eine Bombe. Schmerz und Panik machen sich im liberalen Lager breit; eine erneute Trump-Präsidentschaft und damit das mutmaßliche Ende der US-amerikanischen Demokratie ist wahrscheinlich.

Biden ist der falsche Kandidat, um den multikriminellen orangen Alptraum aufzuhalten. Soweit herrscht ziemliche Einigkeit bei den Demokraten.

Die Frage ist jetzt, ob man sich mehr schadet, Biden so kurz vor der Wahl, Hals über Kopf gegen einen vergleichsweise Unbekannten ohne Amtsbonus auszutauschen, oder ob es noch schädlicher wäre, aus Loyalität weiter zu Biden zu stehen, da sich an der Ausgangslage – er ist der 1000 mal bessere Präsident als Trump – nichts geändert hat.

Ich plädiere für Austausch.

Aber heute gewinne ich den Eindruck, damit in einer Minderheitenposition zu sein. Zumal Joe Biden nur einen halben Tag später bei einem Auftritt in North Carolina wie ausgewechselt wirkte – viel energetischer und stabiler.

[….] Joe Biden legte nach allgemeinem Urteil einen energischen Auftritt hin. Er war witzig. Er war selbstironisch. Er wirkte kämpferisch und zupackend. Seine Sätze hätten nicht besser formuliert sein können. Er sagte klipp und klar, worauf es ankommt bei dieser Wahl zwischen ihm und Donald Trump. So wie am Freitagnachmittag bei einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina hätte Biden beim TV-Duell von CNN auftreten sollen.

Es ist für seine weitere politische Karriere sicherlich nicht von Nachteil, dass der US-Präsident in North Carolina einen deutlich besseren Eindruck hinterließ als am Abend zuvor. „Ich weiß, ich bin kein junger Mann, um das Offensichtliche zu betonen“, sagte er. „Ich spreche nicht mehr so flüssig wie früher. Ich debattiere nicht mehr so gut wie früher. Aber ich weiß, was ich kann. Ich kann die Wahrheit erzählen.“ Applaus. „Ich kenne den Unterschied zwischen richtig und falsch.“ Großer Applaus. Auch wenn diese Passage vom Teleprompter abgelesen war, sie führte vor Augen, wie es auch hätte laufen können am Vorabend in Atlanta.  […..]

(Fabian Fellmann, 29.06.2024)

Der Freitags-Biden (vor einigen jubelnden eingefleischten Fans) ist so viel besser als der Donnerstags-Biden (vor einem weltweiten Publikum). Können wir die Debatte nicht einfach vergessen?

David Pakman gibt zu bedenken:

“So listen, now, as we are in the next day,  there is a bunch of this sort of like, okay, we may have overreacted last night. It wasn't that  bad. If you read a transcript of the debate with Biden's pauses and stumbles removed, Trump lied  the whole way through. Did not put out a vision that is positive or good for the average American,  whereas Biden on most of the facts was right and he has policy to defend. That is absolutely true. And also, Trump lied with confidence and Biden seemed confused. But obviously on  policy, it's Biden all the way. But right now, that's not the conversation that's being had.  If you look at the New York Times op ed page, there's a bunch of people who are saying it's time  for him to go take a look at this. [……] A single disastrous debate. And it was disastrous doesn't change that. Biden  has been a massively successful president. It doesn't change that Trump is a convicted felon, rapist, liar.”

Richtig. In einer perfekten Welt würden unvoreingenommene Wähler sich nur auf die politischen Inhalte konzentrieren und ob der suboptimalen Tagesform Bidens, in Ruhe das Transkript der Debatte nachlesen, die Aussagen beider Kandidaten nach Wahrheitsgehalt überprüfen und auf dieser Basis analysieren, wer den besseren Plan hat, Amerika in die Zukunft zu führen. Deshalb würde Joe Biden die Wahl mit einem Erdrutschsieg gewinnen, in beiden Kongresskammern eine zwei Drittel Mehrheit holen. Daß er selbst etwas klapperig und langsam ist, wäre irrelevant, weil er eine äußerst fähige 4.000-köpfige Führungsmannschaft um sich herum versammelt, die mit den entsprechenden Mehrheiten Washington aus dem Gridlock befreite.

Unglücklicherweise leben wir aber in einer höchst unperfekten Welt; es existieren fast gar keine Wahlberechtigten, die wie eben beschrieben handeln.

Stattdessen werden Wahlentscheidungen von Ignoranz, Stimmungen, Lügen, Apathie, Borniertheit, Narrativen, Gefühlen, dem Spin, Sympathien, Antipathien und sehr viel Einfluss der Superreichen und Lobbyisten bestimmt.

Daher wird eben nicht über Inhalte, sondern über den fürchterlichen Loser-Eindruck des Uralt-Bidens von vorgestern gesprochen.

Ich wünschte, es wäre anders. Aber in der realen Welt entwickelte sich Biden vom 2020er Retter zur schwersten Hypothek: Zum Trump-Enabler.

Deswegen ruht meine ganze Hoffnung nun auf Jill Biden, die ihrem Mann verklickert, er möge es nun mal gut sein lassen.

Pakmans noch erfolgreicherer Kollege Brian Tyler Cohen erklärt, nachvollziehbar, er wähle nicht einen Kandidaten aufgrund der Performance bei einer TV-Debatte, sondern er wähle Biden, weil er „abortion-rights, contraception and IVF and same-sex marriage and LGBTQ-rights, our efforts to combat climate change and fair maps and the voting right act and democary“ beschütze. Daran habe die Debatte rein gar nichts geändert. Wir kennten doch alle die beiden Kandidaten und den Ozean der Unterschiede zwischen ihnen. Das sei verdammt noch mal wichtiger, als 90 Minuten Debatte. Auch das ist zweifellos richtig. Natürlich denke ich genauso. Nichts könnte mich dazu bringen, für Trump, statt für Biden zu stimmen.

Aber ich befürchte sehr, daß all die sympathischen demokratischen Influencer, die sich heute die größte Mühe geben, Biden zu helfen  - und zwar aus dem ehrenhaften Grund Trump zu verhindern – nicht genügend über ihren Tellerrand hinaus blicken.

Ganz abgesehen von der Debatte, ganz abgesehen von allem, das Biden in den letzten dreieinhalb Jahren erreichte: Kein auch nur ansatzweise zurechnungsfähiger Mensch kann nach der Trump-Präsidentschaft 2017-2021 noch einmal für ihn stimmen. 74 Millionen Wähler taten es aber dennoch und die Hälfte derjenigen, die 2024 wählen werden, wollen das erneut tun.

Das zeigt völlig klar, daß wir es eben gerade nicht mit rationalen Abstimmenden zu tun haben, sondern mit der wirklich übelsten Sorte von Urnenpöbel, die sich noch nicht einmal Georg Schramm vorstellen konnte, als er den Begriff erfand.

Die Mehrheit der US-Amerikaner ist nicht durch rationale Argumente, durch Politik, durch Vernunft zu erreichen. Sie bekommt man, wenn überhaupt, nur durch Stimmungen eingefangen. Die Stimmung für Biden kann man allerdings nur als extrem schlecht bezeichnen. Der Mann ist ein Witz.

So sympathisch ich Barack Obama und Bill Clinton finde, ich befürchte, auch sie irren sich gewaltig und können nicht von ihrem eigenen Wissen, ihrem Anstand abstrahieren, wie geistig verkommen so viele ihrer Landsleute sind. Obama verhält sich edel und anständig, indem er nun seinen strauchelnden ehemaligen Vize, seinen Freund und amtierenden Präsidenten stützt.

[….] Nach seinem schwachen Auftritt beim TV-Duell gegen Donald Trump haben sich die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama demonstrativ hinter Amtsinhaber Joe Biden gestellt. "Schlechte Debattenabende kommen vor", schrieb Obama auf X. "Vertraut mir, ich weiß es", fügte er hinzu. In der diesjährigen Präsidentschaftswahl gehe es jedoch um die Wahl zwischen einem Menschen, "der sei ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft" habe, und "einem, der nur an sich denkt".

Auch sei es eine Wahl zwischen einem Kandidaten, der die Wahrheit sage, und einem Lügner, schrieb Obama. "Der gestrige Abend hat dies nicht geändert, und das ist der Grund, warum im November so viel auf dem Spiel steht." Biden war während Obamas Amtszeit von 2009 bis 2017 Vizepräsident der USA. [….] Auch Ex-US-Präsident Clinton verband seine Unterstützung für Biden in einer ersten Reaktion mit einer Warnung vor Trump. "Ich überlasse die Bewertung der Debatte den Experten, aber dies ist, was ich weiß: Es kommt auf Fakten und Geschichte an", schrieb Clinton, der die USA von 1993 bis 2001 regierte, auf X. "Joe Biden hat uns drei Jahre solider Führung gegeben, uns nach der Pandemie stabilisiert, eine Rekordzahl an neuen Jobs geschaffen, echten Fortschritt bei der Lösung der Klimakrise gemacht und sich erfolgreich um die Abschwächung der Inflation bemüht", führte Clinton aus. Zugleich habe er das Land "aus dem Sumpf gezogen, den Donald Trump uns hinterlassen hat. Das ist es, was im November wirklich auf dem Spiel steht."    […..]

(ZEIT, 29.06.2024)

Ich befürchte, diese netten Ex-Präsidenten helfen nicht.

Wir brauchen nun brutale meuchelmörderische Obamas und Clinton, die Biden in den Rücken fallen.

Zum Wohle der Nation.

Freitag, 28. Juni 2024

Katastrophe und Katharsis?

Es war die womöglich einzige Präsidentschaftskandidatendebatte des Wahljahres.

Beide Kandidaten waren nicht zu Debatten der Vorwahlen erschienen. Beide sind ohnehin die sicheren Nominierten. Biden, weil er als Präsident amtiert und keine Partei im Wahlkampf dem eigenen Regierungschef in den Rücken fällt. Trump, weil er der Messias eines Todeskultes ist, der völlig unabhängig von der Realität, von seinen hochfanatischen Jüngern zur Kandidatur getragen wird.

Der Amtsinhaber schwächelt trotz seiner zweifellos hervorragenden ökonomischen Bilanz hinter dem notorischen Lügner, Betrüger, Vergewaltiger und überführten Kriminellen hinterher. Ein bisher nicht gekanntes Phänomen der US-amerikanischen Wahlkampfgeschichte. Statt wie üblich seinen Amtsbonus auszuspielen, schleppt ausgerechnet „honest Joe“, den fast alle relevanten Amerikaner für einen „decent man“ halten, einen tonnenschweren Amtsmalus mit sich herum.

Dafür gibt es viele Gründe, von denen zwei hervorstechen:

1.   Biden ist mit 81 Jahren nicht nur der mit Abstand älteste Präsidentschaftskandidat aller Zeiten, sondern er wirkt durch seinen steifen Gang, das starre Gesicht und das ständige Verhaspeln eher wie 101.

2.   Trump, die Republikaner und die faschistischen Rechts-Medien gießen eine noch nie dagewesene perfide Schmutzkampagne über Biden aus.

Viele US-Amerikaner wenden sich schaudernd von der „presidential debate“ ab, weil sie beide Kandidaten nicht ausstehen können. Dennoch ist die Show exorbitant wichtig, weil es das einzige Format ist, in dem rechte Blase und linke Blase eine Schnittmenge bilden. Für MAGAmerica ist die Debatten-Performance egal; sie wählen ohnehin Trump, ganz egal, welche skandalösen Dinge aufpoppen.
Auf der anderen politischen Seite, also beispielsweise in meiner Social-Media-Blase, ist es ebenfalls egal, wie die beiden auf die CNN-Fragen antworten, weil ich ohnehin Biden wähle. Und zwar, genau wie die QTrumpliKKKans, ebenfalls wegen Trump: Ich will unter allen Umständen seine Rückkehr ins Weiße Haus verhindern und würde jedem meine Stimme geben, der nicht „Donald Trump“ heißt.

Aber bei der Präsidentschaftswahl 2020 gab es 100 Millionen wahlberechtigte Nichtwähler. 100.000.000 so sagenhaft verblödete US-Amerikaner, daß sie auch bei Trump ante portas, keine Veranlassung spüren, ihre Stimme abzugeben. Oder aber trotz all der Verbrechen des perfiden orangen Rassisten, nicht in der Lage sind, zu entscheiden, wer das kleinere Übel ist. Aus dieser 100 Millionen Köpfe starken Gruppe, befand sich ein Teil ebenfalls in der CNN-Schnittmenge. Menschen, die aus den beiden erst genannten Blasen heraus nicht zu erreichen sind.

Es war die Chance für Joe Biden, den Nicht-Politnerds die Bedenken bezüglich seines Alters zu zerstreuen. Sich energiegeladen zu präsentieren und damit die bösen aus der Trumpwelt gestreuten Gerüchte, zu widerlegen.

Aber ausgerechnet, als es so drauf ankommt, nach so intensiven Vorbereitungen, erwischt Biden einen rabenschwarzen Tag, versagt auf ganzer Linie, haucht, von einer Erkältung geschwächt, kaum verständliche Nuscheleien vor sich hin, verhaspelt sich, verliert den Faden und schafft es kaum jemals, Trump wirkungsvoll zurecht zu weisen. Für die Anhänger Biden war es kaum zu ertragen zuzuhören, während sich bei MAGAmerica diebische Freude ausbreitete.

Van Jones, der unter Obama im Weißen Haus mit Joe Biden gearbeitet hatte und ihn über alle Maßen verehrt, war am Boden zerstört, beinahe den Tränen nah.

[….]  Speaking minutes after Thursday night’s presidential debate, CNN commentator Van Jones called the debate “painful” and suggested the Democratic Party should find a “different way forward.”

“[President Biden] didn’t do well at all,” Jones said. “He loves his country. He’s doing the best that he can, but he had a test — to me — tonight to restore confidence of the country and of the base, and he failed to do that. And I think there’s a lot of people who are going to want to see him consider taking a different course.”

“That was not what we needed from Joe Biden, and it’s personally painful for a lot of people. It’s not just panic, it’s pain, what we saw tonight,” Jones added.

Biden faced off against former President Trump at a CNN-hosted debate in Atlanta. Within the first 30 minutes of the debate, Democrats began to panic over Biden’s stumbling performance. Rambling at times, Biden appeared to have a sore throat and repeatedly lost his train of thought. Trump, meanwhile, made frequent inaccurate claims, but was comparatively forceful and direct in his delivery.

“You kind of have the old man versus the con man,” Jones said. 

A snap CNN poll showed that 67 percent of watchers believed Trump won the debate, leaving only 33 percent who believed Biden won. In contrast, during the 2020 debate, when Trump repeatedly interrupted and talked over Biden and the moderator, 60 percent believed Biden had won.

“Now, we’re still far from our convention, and there is time for this party to figure out a different way forward, if [Biden] will allow us to do that,” Jones added.  [….]

(The Hill, 28.06.2024)

Er hat bei der einen presidential debate über 30 Lügen verbreitet und zwar ganz Trumpig, nicht etwa bei Details etwas geflunkert, sondern drastisch und hanebüchen, die perfidesten Lügen aufgetischt. Aber die Republikaner sind happy; ihr oranges Idol hat den mächtigsten Mann der Erde, den amtierenden Präsidenten der USA, im wahrsten Sinne des Wortes „alt“ aussehen lassen und zwar uralt.

Das, wie immer bei CNN, nicht etwa nach Kompetenz, sondern streng nach Links/Rechts-Schema besetzte Experten-Panel, war sich anschließend in zwei Punkten völlig einig. Erstens, bei den Demokraten bräche nun die blanke Panik aus.

In der Tat, genau wie das Hildbrandsche Bonmot „die SPD scheißt in jede Hose, die man ihr hinhält“ sagt, sind auch die Demokraten eine Partei der Angst und Panik. Ein starker Kandidat nimmt der Partei die Panik. Aber Biden fachte die Panik erst richtig an, wie Joe Ann Reid perfekt in Rachel Maddows‘ MSNBC-Panel darlegte.

Zweitens, das Moderatoren-Duo Jake Tapper und Dana Bash hätte einen „exzellenten Job“ gemacht.

Den ersten Punkt sehe ich ganz genauso, aber bezüglich der Gesprächsleitung, hatte ich offenbar in einem Paralleluniversum gelebt.

Bash und Tapper, die beide hochkompetente, erfahrene, meinungsstarke Experten sind, ließen Trump auch die aberwitzigsten Lügen durchgehen, stellten nicht eine Sache richtig.

Ich kenne nicht die genauen Modalitäten, die zwischen der Trump- und der Biden-Kampagne ausgehandelt wurden. Möglicherweise war factchecking nicht erwünscht.

Aber beide Moderatoren wären intellektuell in der Lage gewesen, in Echtzeit auf die offensichtlichen Lügen Trumps hinzuweisen. Allein, sie taten es nicht.

CNN ließ Daniel Dale factchecken und strahlte seine Analyse auch aus – aber lange nach dem Ende der Debatte, als die Quoten schon wieder im Keller waren und Trump davon keinen Schaden mehr nehmen konnte.

Trump im Glück; besser konnte es für den garstigen Grabscher gar nicht laufen.

[….]  Das ist aber nicht der wahre Grund, weshalb viele bei dieser Debatte die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. 90 Minuten lang präsentieren sich da zwei miserable, eigentlich unwählbare Kandidaten: auf der einen Seite ein verurteilter Straftäter und Dauerlügner, auf der anderen Seite ein fahriger Greis, der seine Gedanken nicht klar formulieren kann. Doch nur einer muss die niedrigen Erwartungen übertreffen – Joe Biden. Und der scheitert auf ganzer Linie: In einer CNN-Blitzumfrage erklären 67 Prozent Trump zum Gewinner der Debatte – trotz des Unsinns, den er verzapft, bewusst und unbewusst.

Der Präsident und seine Strategen hatten sich so viel vorgenommen. Sie waren es, die auf diese frühe Debatte gegen Trump gesetzt hatten. Biden wollte den TV-Auftritt vor Millionen Zuschauern nutzen, um zu beweisen, dass er der bessere Kandidat ist und weitere vier Jahre regieren kann. Erreicht haben er und seine Berater das Gegenteil. Biden präsentierte sich in schlechter Form, überfordert und tattrig. Die meisten TV-Kommentatoren, selbst wohlmeinende, sprachen anschließend von einem Desaster. [….]

(Pitzke & Nelles, 28.06.2024)

Wenn der Mann jetzt schon so offensichtlich viel zu alt ist, wie soll das dann erst noch in den weiteren knapp fünf Jahren funktionieren? Wie präsentiert sich ein so uralter 81-Jähriger mit 86?

Ich wurde mehrfach gefragt, wieso die Demokraten bloß so einen schwachen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt hätten.

Das Problem ist, daß Jill & Joe Biden gern im Weißen Haus bleiben möchten und da alle Demokraten ihn so lieb haben (offenbar ist er privat tatsächlich ein äußerst angenehmer Mann), traute sich keiner zu sagen 'Danke Joe, aber nun musst Du mal aufhören'.

Die hatten alle die Hosen voll und versuchten es mit Autosuggestion. Sie verbreiteten, der Präsident fremdele lediglich ein bißchen auf großer Bühne, wäre aber bei der täglichen Arbeit fit und frisch.

Dieses mühsam errichtete PR-Kartenhaus war nie stabil, kollabierte am gestrigen Desaster-Donnerstag aber vor den Augen der Welt.

Trumps Team beginnt schon vor einer Präsidentin Kamala Harris zu warnen, die im Falle eines Biden-Sieges mutmaßlich bald übernehmen müsse – wohlwissend, daß die US-Vizepräsidentin noch viel unbeliebter als ihr Chef ist.

Ich zähle mich ebenfalls zu den Leuten, die Biden für einen decent man halten. Ich mag ihn und wünsche ihm alles Gute.

Aber seine Reaktion vom Tag danach, beweist leider erst Recht, wie sich der US-Präsident von der Realität und der Sicht der Wähler entfernt hat:

[….] Bei seinem ersten Auftritt nach dem desaströsen TV-Duell am Vorabend zeigt sich US-Präsident Joe Biden kämpferisch. „Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann“, sagte der 81 Jahre alte Demokrat bei einem Wahlkampfauftritt in Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina. […..]

(SZ, 28.06.2024)

NEIN, Joe! Gestern lieferte er den ultimativen Beweis, den Job eben nicht mehr zu können. Daß nicht selbst zu erkennen, ist nur ein Beweis mehr für seine Unfähigkeit.

Einzige Lösung: Biden erfindet eine plötzliche Krankheit, wegen der er doch nicht antreten will und die Dems bestimmen auf dem Nominierungsparteitag aus Zeitnot, ohne Primaries, per Akklamation, ein ganz neues Gesicht.

[….] Denn Joe Bidens Auftritt gehörte zweifellos zu den schlechtesten in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaftsdebatten. Biden schaffte es sogar, sich in seinem zweiminütigen Schlussstatement in Details zu verheddern, ohne ein einziges Mal das Gewinnerthema der Demokraten, Abtreibung, zu erwähnen – oder etwa auch die Tatsache, dass er einem erstinstanzlich verurteilten Straftäter gegenüberstand. Bis zu diesem Duell galt es als nahezu undenkbar, dass die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten noch austauschen. Jetzt erscheint das fast schon zwingend.   [….]

(Boris Herrmann, 28.06.2024)

Es ist der einzig mögliche positives Spin: Biden war derartig schlecht, daß er sogar die lahmen Angsthasen-Demokraten dazu brachte, ihn zu meucheln.

Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, weil das genau das ist, was die Republikaner niemals täten. Sie halten unverrückbar zu dem Kandidaten, den die Top-Historiker als schlechtesten Präsidenten von allen bisherigen 46 erkoren, der hochkriminell, debil, verlogen, rassistisch, sexistisch, bösartig, verfassungsfeindlich agiert. Trump ist in jeder Hinsicht so viel schlechter und unqualifizierter als Biden.
Und dennoch ist Biden so schlecht, daß die Demokraten ihn nun auf das Abstellgleis schieben müssen.

Pete Buttigieg oder Gavin Newsom wären rhetorisch brillante junge Köpfe, die voll in den Themen drin sind und auf großer Bühne immer wieder beweisen, wie sie gegen Republikaner punkten können.

Noch besser wäre (aufgrund ihrer enormen Beliebtheitswerte) nur Michelle Obama. Aber sie will scheinbar wirklich nicht.

[…]  Selbst für Bidens Anhänger war es unmöglich, diese eineinhalb Stunden schönzureden. „Four more years“, riefen zwar ein paar von ihnen vor dem Studio, noch vier Jahre. „Ich denke, wir haben es gut gemacht“, sagte Biden, als er mit seiner Frau Jill anschließend in Atlanta eine Waffel aß. In seiner Partei dagegen brach Panik aus. „Das ist ein echter Albtraum“, zitiert das Politportal The Hill einen Verbündeten Bidens. „Ich sehe dabei zu, wie wir diese Wahl in Zeitlupe verlieren.“ Ein Stratege sprach im selben Medium von „politischem Selbstmord“. Bei Politico sagte ein demokratischer Anwalt und Aktivist, Biden sei erledigt.

Nach Informationen des Magazins würden die Demokraten „das Undenkbare“ in Betracht ziehen, Bidens Rückzug. Für einen bedeutenden Gönner der Demokraten war es „der schlechteste Auftritt der Geschichte“, so übel, dass niemand auf Trumps Lügen achten werde: „Biden muss aussteigen. Keine Frage.“ Biden stehe „vor einem Crescendo von Aufrufen zum Rücktritt“, vermutet ein erfahrener Demokrat in der New York Times. „Joe hatte einen tiefen Brunnen der Zuneigung unter den Demokraten. Er ist versiegt.“ Die meisten Skeptiker bleiben anonym, doch das macht die Stimmung für Biden nicht weniger unangenehm. [….]

(Peter Burghardt, 28.06.2024)

Ja, noch haben die Parteigranden alle die Hosen voll. Keiner traut sich, Joe Biden offen zu attackieren. Zu groß ist die Furcht, als Königsmörder da zu stehen.

Aber es muss sein. Zu allen anderen Zeiten, könnte man sich leisten, loyal zu sein und dadurch eine Wahl zu verlieren. Aber nicht, wenn die Alternative Trump-Apokalypse bedeutet.

Es wird schwer; denn Biden hat 95% der Delegiertenstimmen des Nominierungsparteitages sicher. Wenn er weiter kandidieren will, kann man ihn fast nicht mehr daran hindern. Er müsste schon freiwillig Platz machen.

All hands on deck! Bill Clinton, Barack Obama, all die ganz großen demokratischen  Namen, müssen nun zu Biden gehen, um ihn abzusägen.

[….]  Es gibt tatsächlich kein offizielles Verfahren, mit dem die Partei einen Kandidaten noch stoppen könnte, hat er erst einmal in den Vorwahlen die Mehrheit der Delegierten für den Nominierungsparteitag hinter sich versammelt. Diese Möglichkeit sehen die Parteistatuten nicht vor. Allerdings wird in der New York Times bereits am Morgen nach der Debatte ein mögliches Szenario ausgebreitet. Danach könnten Parteigranden wie Senatsführer Chuck Schumer, die frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, oder der Kongressabgeordnete James Clyburn, einer der einflussreichsten schwarzen Politiker der Demokraten, diskret im Weißen Haus vorsprechen und den Druck auf Biden erhöhen. Bisher, so betont das Blatt, habe allerdings keiner der drei entsprechende Andeutungen gemacht. Zudem gilt Biden, der seit mehr als einem halben Jahrhundert im Washingtoner Politbetrieb ist, als überaus stolz und stur. […]

(Reymer Klüver, 28.06.2024)

Donnerstag, 27. Juni 2024

Die katholische Kirche ist glücklich und zufrieden.

Ob AfD, ob CSU, ob US-Republikaner, ob FDP, ob Katholische Kirche oder EKD: Wenn einer von denen jubelt, gibt es aus meiner Sicht sehr schlechte Nachrichten.

Heute ist so ein Tag; die RKK ist sehr zufrieden mit sich.

[….] Dass die Zahl der Austritte gesunken sei, sei "erst mal erfreulich", sagte der Kölner Generalvikar Guido Assmann dem Domradio. Allerdings sei die Zahl insgesamt immer noch sehr hoch. "Insofern ist die Freude verhalten." In Aachen zeigte sich Generalvikar Thorsten Aymanns ebenfalls erfreut, dass weniger Menschen die Kirche verließen.   [….]

(ZEIT, 27.06.2024)

Tatsächlich; mit einiger Verzögerung auf die Protestanten, veröffentlichen auch die deutschen Katholiken Zahlen zu ihrer Mitgliederentwicklung im Jahr 2023.

[….] Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) meldete bereits im Mai rund 380.000 Austritte im Jahr 2023. Zum Jahresende gehörten nach vorläufigen Berechnungen der EKD 18,56 Millionen Menschen den bundesweit 20 Landeskirchen an. [….]

(ZEIT, 27.06.2024)

Die Epigonen Martin Luthers, des nach Adolf Hitler zweit extremsten Antisemiten der Geschichte, hatten schon vor knapp zwei Monaten auf hohem Niveau vorgelegt.

Da hoffte ich natürlich auf eine Steigerung bei den katholischen Zahlen und keine Stellungnahmen ihrer Topfunktionäre, in denen der Begriff „erfreulich“ so inflationär verwendet wird.

Aber ich muss die Fakten schließlich zur Kenntnis nehmen; also werfe ich mal einen genaueren Blick darauf, was die misogynen Männchen im Kleid so erfreut, zum Beispiel bei der erzkonservativen WELT:

       [….] Massenhafte Austritte:

Katholische Kirche verliert fast 600.000 Mitglieder [….] Die katholische Kirche in Deutschland hat im vergangenen Jahr 591.718 Mitglieder verloren. Hauptgrund für den Mitgliederschwund sind 402.694 Kirchenaustritte, wie die katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mitteilte. Demnach gehörten den 27 katholischen Bistümern zum Stichtag 31. Dezember 2023 rund 20,3 Millionen Menschen an. Das entspricht einem Rückgang von 2,8 Prozent. Neben den Kirchenaustritten sind Sterbefälle Grund für den Mitgliederschwund. Taufen (131.245), Wiederaufnahmen (4.127) und Eintritte (1.559) konnten den Verlust nicht aufwiegen. 226.179 Menschen wurden 2023 katholisch bestattet.

Der Mitgliederschwund bleibt damit weiter auf einem hohen Niveau, ging aber im Vergleich zum Vorjahr zurück. 1,9 Prozent der Katholiken verließen 2023 die Kirche. Im Jahr 2022 hatte eine Rekordzahl von mehr als einer halben Million Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt (2,4 Prozent). […..]

(epd, 27.06.2024)

Ach so. Das nennen sie also erfreulich. Nur 600.000 Mitglieder weniger, fast drei Prozent Schwund innerhalb von zwölf Monaten.

Klar, ich sehe es lieber, wenn es wahrlich unerfreuliche Zahlen für die Woelki-Gang sind und halte 20 Millionen zahlende Mitglieder in einem misogynen, homophoben Kinderfi**erschutzverein immer noch für skandalös viel unter 83 Millionen.

Aber wir Konfessionslosen stellen die Mehrheit in Deutschland.

Die Katholiken sind eine kontinuierlich schrumpfende Minderheit, die mit einem Mitglieder-Minus von 600.000 Menschen noch zufrieden und erfreut ist.

Dann mögen sich die Soutanen-Seppel auch weiterhin jedes Jahr erfreut zeigen.

 

Mittwoch, 26. Juni 2024

Absolute Mehrheit für Wagenknecht und Höcke.

Putin im Glück; seine Propaganda greift voll.

Inzwischen stellen sich auch prominenten Unionspolitiker aus dem Westen und Süden gegen die Ukraine, drängen sich mit AfD- und BSW-Vertretern an Putins Hinterteil, um denselben abzuküssen.

[…..] In der CDU richten sie die Blicke jetzt verstärkt auf die Putin-Russland-Versteher vom BSW. Weder in Sachsen, noch in Thüringen oder Brandenburg – in den drei Ländern wird im Herbst gewählt – wollen die CDU-Vorsitzenden Koalitionen mit der Wagenknecht-Partei ausschließen. Sie könnten auf das BSW als Mehrheitsbeschaffer angewiesen sein. Vor diesem Hintergrund haben einige Äußerungen von CDU-Politikern über Ukraine-Flüchtlinge aufhorchen lassen.

Thorsten Frei, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, hat zum Beispiel auf der Plattform X geschrieben: „Die Bürgergeld-Zahlungen an die Kriegsflüchtlinge setzen völlig falsche Anreize. Während es für Kiew angesichts des brutalen russischen Angriffs um alles geht, ducken sich hierzulande viele wehrfähige Ukrainer weg. Das Land braucht nicht nur Waffen, sondern auch Soldaten.“ Und Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach von fahnenflüchtigen Ukrainern, die hierzulande alimentiert würden. […..] Doch nun scheint Alexander Dobrindt die unionsinterne Debatte zu weit getrieben zu haben. Über zwei Jahre nach Kriegsbeginn müsse der Grundsatz gelten: „Arbeitsaufnahme in Deutschland oder Rückkehr in sichere Gebiete der West-Ukraine“, verlangte der CSU-Landesgruppenchef in der Bild am Sonntag.   [….]

(Robert Roßmann, 26.06.2024)

Der große Umfall der Union zeigt a) ihre generelle Rückgratlosigkeit und b) den Durchmarsch der völkisch-faschistischen Putin-Fans in Ostdeutschland.

Man kann der Thüringer CDU den Vorwurf nicht ersparen, sie ebenfalls zum völkischen Rechtsaußen-Blob zu zählen, nachdem sie immer wieder demonstrativ mit dem Nazi und verurteilten Volksverhetzer Bernd Höcke gegen die demokratischen Parteien agitiert. Derart von der CDU unterstützt, legt Hitler-Fan Höcke sofort nach.

Der Nazi tut das, kann das tun, weil die Thüringer mehrheitlich ganz offensichtlich moralisch und humanistisch degeneriert sind. Würde heute gewählt, erhielten die Völkischen; also CDU, AfD und BSW zusammen, drei Viertel der Stimmen. Gute Nacht, Demokratie.

(…..) Welche Entschuldigung gibt es dafür? Nach 34 Jahren kann man die Demokratie-Untauglichkeit und die antihumanistische Widerlichkeit von 18-Jährigen nicht mehr auf das Honecker-Regime schieben. Es gibt schließlich auch ähnlich beschissene Jungwähler im Westen, die ganz ohne DDR-Sozialisation so wurden. Aber es sind prozentual viel weniger. In der Ex-DDR massiert sich die braune Pest.

Eine abscheuliche Bevölkerung, die sich daran ergötzt, Gewalt gegen Schwächere auszuüben.

[….] Der Übergriff auf die beiden Mädchen aus Ghana und andere Polizeimeldungen vom Wochenende werfen die Frage auf: Macht es sich diese Gesellschaft zu leicht und tut rechtsextreme Gewalt als alltäglich oder als Einzelfall ab?

Polizeimeldungen aus Mecklenburg-Vorpommern, alle vom vergangenen Wochenende: Auf einer Festwiese in Penkun wird ein Mann mit „südländischem Aussehen“ zusammengeschlagen. In Schwerin beobachtet eine Zeugin, wie 20 Männer oberkörperfrei auf der Schlossbrücke den Hitlergruß zeigen. In Neubrandenburg feiern bis zu 15 Personen zu „L’Amour toujours“ von Gigi D’Agostino, sie skandieren „Sieg Heil“. In Rostock-Warnemünde brüllt eine 15-Jährige ausländerfeindliche Parolen, ihr Vater und Umstehende versuchen, einem einschreitenden Beamten die Dienstwaffe zu entreißen. In Grevesmühlen werden zwei Mädchen aus Ghana von einer Gruppe Jugendlicher rassistisch beleidigt und körperlich bedrängt.

Der letzte Fall löst bundesweites Entsetzen aus, aber Übergriffe wie diese kommen nicht aus dem Nichts. Vorher muss Gewalt, verbale und physische, alltäglich werden. Die Täter müssen sich sicher fühlen, als Vollstrecker eines angeblichen Volkswillens, Gestalter eines gesellschaftlichen Umbruchs. Die extreme Rechte ist dort stark, wo sie Zustimmung spürt. Schweigen als Einvernehmen reicht schon, noch wirkmächtiger ist eine gewonnene Wahl. [….]

(Ulrike Nimz, 18.06.2024)

Ich bin nicht mehr bereit, im Jahr 2024 diese antizivilisatorische Verkommenheit vieler Ossis mit DDR-Sozialisierung und Benachteiligungsgefühlen zu rechtfertigen.

Nichts rechtfertigt es, Nazis zu wählen und rechtsextreme Gewalt zu akzeptieren.

Ich denke, es handelt sich bei der Idioten-Konzentration im Osten Deutschlands eher um ein mit den USA vergleichbares Problem.

Dort gab es bekanntlich keine „Wiedervereinigung“ in der jüngsten Vergangenheit. Alle wuchsen im selben System auf. Dennoch ist eine Hälfte der Bevölkerung moralisch völlig verdorben, gewalttätig, antidemokratisch, dumm und fies.

Offensichtlich ist ein Teil der Menschheit ethisch und intellektuell nicht in der Lage, im Internet- und Socialmedia-Zeitalter zu überleben, ohne eine Metamorphose zu realitätsnegierenden Nazis anzutreten. (…..)

(Schlussstrich unter die Wiedervereinigung, 18.06.2024)

In einem Thüringer Landtag, dessen Sitzverteilung aus einer Mikro-SPD knapp über 5% und einer Linken um 20% gegenüber eines braunen 75%-Blocks besteht, haben Demokratie und Menschenrechte verloren.

Seit 1945 gab es nie mehr derartige Akzeptanz und Begeisterung für xenophobe und bösartige Politik, die einen aggressiven Kriegstreiber bejubelt.

Sagen wir, wie es ist:
Die Demokratie hat verloren. Das Böse hat gewonnen.

Man kann diesen Urnenpöbel nicht mehr einfangen.

Die letzte Hoffnung scheint mir ein neuer antifaschistischer Schutzwall zu sein.

Dienstag, 25. Juni 2024

Niemand stoppt die fanatischen Baummörder

Der Grüne Jens Kerstan amtiert mittlerweile mehr als neun Jahre als Hamburger Umweltminister.

Seit das Amt des Umweltsenators 1978 von der SPD eingeführt wurde, okkupierten die Grünen über 16 Jahre die Umweltbehörde.

Für die „grünste Großstadt Deutschlands“, die so stolz darauf ist, einen höheren Baumbestand als andere zu haben, sind die Grünen leider fatal, da sie Sarumanesk kontinuierlich abholzen lassen.

Daß es auch anders geht, zeigten die vier Jahre der Scholzschen absoluten Mehrheit von 2011-2015, als die SPD-Umweltsenatorin Jutta Blankau den Baumverlust der vorherigen schwarzgrünen Desaster-Regentschaft in einer groß angelegten Kooperation mit der Loki-Schmidt-Stiftung wieder aufforsten ließ.

Aber dann erzwang der Urnenpöbel bedauerlicherweise eine Rückkehr der oliven Baumhasser in den Senat. Seither rockert der Grüne Verkehrssenator mit sadistischer Freude jeden Straßenbaum ab, den er erwischt, um mehr Flächen für seine geliebten XXL-Radwege zu betonieren und versiegeln.

Meine Hamburger Senator Nemesis Anjes Tjarks, holzt für seine Radwege weiterhin manisch alle Straßenbäume ab, die er erwischen kann. Der Grüne hasst Straßengrün. Insbesondere an den prominentesten Stellen der Stadt, wie am Ufer der Außenalster will der Grüne nichts Grünes stehen lassen.

 

[…..] Entsetzen über Kahlschlag an Alster […..]

Jahrzehntelang trennte auf der Uhlenhorst ein Grünstreifen die Liegewiese an der Alster vom Schwanenwik. Im Rahmen der Umgestaltung der Hohenfelder Bucht wurden nun die letzten fünf von insgesamt 86 Bäumen gefällt.

Jahrzehntelang schirmten sie die große Grill- und Liegewiese an der Alster vom Lärm der Autos ab, die täglich zu Tausenden den Schwanenwik entlangrollen. Jetzt liegen die Stämme und Äste von fünf großen Bäumen und allerlei Buschwerk am Boden. Passanten, Menschen von der Uhlenhorst und Abendblatt-Leser sprechen von „Kahlschlag“, „leerer Ödnis“ und „Baum-Mord-Aktion“. […..]

(Abendblatt, 21.02.2024)

(Grünes entgrüntes Hamburg, 02.03.2024)

Seit nun neun Jahren weigert sich sein grüner Senatskollege Kerstan hartnäckig, wieder aufzuforsten.

Ich bin mehr als sauer, das jedes Jahr erneut schreiben zu müssen.

Der Feind steht rechts und als Sozialdemokrat stehe ich jetzt mehr denn je auch für die Grünen ein. Aber Tjarks und Kerstan, der neben Bäumen auch noch Schwäne hasst, kann man nicht verteidigen.

Nun haben wir in Hamburg bekanntlich seit 2015 einen Grünen Umweltsenator und eine Grüne Bürgermeisterin.  Theoretisch wäre es also denkbar, daß die Stadtregierung Schritte unternimmt, um die Hamburger Wasservögel besser zu schützen. Grüne würden das tun.

Allerdings ist der Hamburger Landesverband kein grüner Grünen-Verband, sondern ein Oliv-Grüner mit extremer Schlagseite nach Rechtsaußen. Die Hamburger Grünen frönen (auf Bezirksebene) ihrem manischen Drang, mit der CDU zu koalieren und sie hassen Bäume.

Das ist geradezu der Signature-Move Grüner Senatoren: Straßenbäume abholzen und ums Verrecken nicht nachzupflanzen.

(….) Und dann ist da noch das leidige Hamburg, welches als Stadtstaat natürlich das 2%-Ziel nicht erfüllen kann, aber mit seinem Natur-hassenden Grünen Umweltsenator Anjes Tjarks dafür manisch Bäume abhacken lässt.

(….) Meine Hamburger Nemesis, der ewig grinsende fromme fanatische Fahrradfahrer-Senator Anjes Tjarks, kommt mal wieder nicht aus den Schlagzeilen.  Sein geradezu wahnhafter Eifer, Velorouten kreuz und quer durch die Stadt zu ziehen, wirkt auf Radfahrer sicherlich positiver, als auf Autofahrer wie mich.

Hamburg zur Stauhauptstadt zu machen, ärgert mich, weil es unbequem ist, aber ich verstehe natürlich die Absicht: Individualverkehr mit dem Verbrenner-Auto ist unökologisch; die Natur freut sich über Radfahrer.  Allerdings werden bei der gewollten Verdrängung von Autos aus der Stadt, ökologische Varianten wie Elektroautos oder die völlig sauberen Wasserstoff-betriebenen Vehikel gleich mit blockiert, obwohl die doch eigentlich gefördert werden sollten. Schließlich gibt es Menschen, die entweder nicht so sportlich sind, wie der unablässig radelnde, schwimmende und laufende junge Herr Tjarks. […..]

Vollends absurd wird die Tjarkssche Verkehrspolitik aber dadurch, daß der Grüne Mann sich so sehr auf Radwege fixiert und damit erheblich größere ökologische Schäden anrichtet, indem er immer wieder geradezu manisch Straßenbäume abhacken lässt. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon von Grünen Baumfäll-Aktionen gebloggt habe.   (….)

(Gut sein und kassieren, 19.04.2022)

Senator Tjarks will nun weitere 500 Straßenbäume fällen lassen.

[….] Hunderte Bäume müssen für Hamburgs Velorouten weichen

Schnell, bequem und sicher: Bis 2025 will Hamburg das stadtweite Veloroutennetz fertig bauen. Die 14 Strecken verlaufen weitgehend abseits der Hauptverkehrsstraßen und sollen die äußeren Stadtteile mit der Innenstadt verbinden. Dafür geht es allerdings einigen Bäumen an den Kragen. Die Verkehrsbehörde spricht trotzdem von einer positiven Bilanz, der Umweltverband Nabu sieht das ein wenig kritischer. [….]

(MoPo, 31.05.2022)

Schande über die Grünen!

Keine Stimme für die Baumhasser!

[….] Wie in jedem Jahr werden mehr Bäume gefällt als Nachpflanzungen vorgesehen sind: Zwischen dem 1. Oktober 2021 und dem heutigen 28. Februar 2022 sind in Hamburg fast 1000 Straßenbäume gefällt worden. Für ein Viertel der gefällten Bäume ist kein direkter Ersatz geplant. Besonders dramatisch ist der Verlust von über 200 Bäumen, die aufgrund ihres Alters und der damit verbundenen Größe besonders wertvoll sind.   [….]

(NABU, 28.02.2022)  (…)

(Olivgrün und klimafeindlich, 02.06.2022)

Für die Schwäne ist allerdings nicht Baummörder Tjarks verantwortlich, sondern sein grüner Kollege Umweltsenator Jens Kerstan.

Im Moment ist Schonzeit für die Schwäne, da sie noch brüten. Da hatte Kerstan eine besondere Idee: Er verteilt Abschussgenehmigungen und lässt Höckerschwäne in Hamburg abknallen!

(Wie tief sinken die Elb-Grünen?, 02.06.2023)

Die dramatischen Verluste der Hamburger Grünen bei der Hamburger Bezirksamtswahl am 09.06.2024 sind mehr als verdient.

Ein Lernprozess setzt bei Kerstan auch nach neun Jahren im Amt nicht ein.

Es widert mich an, daß ich nun erneut gezwungen werde, in dieser Causa die CDU zu zitieren, die natürlich pure Heuchelei betreibt und in ihrer Regierungszeit auch für das Abholzen stand. Schwarzes heucheln rechtfertigt aber nicht olives Baumkillen.

[….]  Hamburgs Baumbestand im vergangenen Jahr geschrumpft

In Hamburg gibt es immer weniger Bäume - zumindest auf dem Papier. Im vergangenen Jahr sind in Straßen und Parks fast 1.500 Bäume mehr gefällt als nachgepflanzt worden. Das hat der Senat auf eine Anfrage der CDU veröffentlicht.

Von einem alarmierenden Trend spricht die CDU. Demnach ist das Defizit bei Privatbäumen noch größer. Laut CDU-Auswertung sind dort im vergangenen Jahr fast 1.700 Bäume verloren gegangen. Der CDU-Abgeordnete Sandro Kappe fordert mehr Maßnahmen und Investitionen, um den Baumverlust zu stoppen.  [….]

(NDR, 25.06.2024)

Absolut unverzeihlich, was die Grünen hier treiben. Schande, Schande, Schande!

Im Bund müssen sich Grünen mit so vielen wichtigen undankbaren nahezu unlösbaren international verzwickten Aufgaben plagen, die ihnen unfähige schwarze Vorgänger auftürmten – Klimawandel, Energieversorgung, Netzausbau, Gaza, Ukraine.

Und im kleinen Hamburg schaffen sich ihre erbärmlichen Parteifreunde aus Borniertheit Jahr um Jahr eigene Peinlichkeiten, um die Wähler zu verjagen!

Der Naturschutzbund Hamburg muss inzwischen Handreichungen geben, wie sich die Hamburger Bevölkerung gegen die Baum- und Klimakiller unter den Grünen Senatoren erwehren kann: Checkliste Baumschutz.

[….]  Jährlich gehen etwa 6.000 Bäume in Hamburg verloren. "Überall in der Stadt werden Bäume gefällt“, weist Katharina Schmidt, Referentin für StadtNatur beim NABU Hamburg auf die aktuelle Baumfällsaison (1. Oktober bis 28. Februar) hin. Zur Fällung von Bäumen auf Privatgelände wird allerdings eine Ausnahmegenehmigung von der Hamburger Baumschutzverordnung benötigt, die das zuständige Bezirksamt ausstellt. „Wenn jemand eine unrechtmäßige Fällung vermutet, so bieten wir Unterstützung an“, sagt Schmidt. „Die unten stehende Checkliste hält alle Informationen bereit, was man gegen Fällungen unternehmen kann. Darin zeigen wir mögliche Handlungsschritte auf, die bei einer drohenden Baumfällung hilfreich sein können.“

Das Stadtgrün erfüllt wichtige Funktionen, die den in der Stadt lebenden Menschen zugutekommen, z.B. klimatischer Ausgleich, Schadstofffilterung, Freizeit- und Erholungsraum und Lärmdämmung. Deshalb setzt sich der NABU für den Erhalt und die Förderung der StadtNatur ein - in Gärten, Grünanlagen, entlang von Straßen, Gewässern, an Gebäuden und auf Unternehmensgelände.  [….]

(NABU Hamburg)

Montag, 24. Juni 2024

Frankreich, Deutschland, USA und GB vereint

Inzwischen gibt es keine Demokratien mehr, in denen der Souverän nicht an schwerster Verblödung leidet und offenkundig unfähig ist, im Interesse der eigenen Nation zu wählen.

Horrorzahlen aus Ossistan, Trump vor Biden, absolute Mehrheit für Le Pen.

Da bekommen die Sachsen, die Thüringer, die AfD-Wähler ein feuchtes Höschen:

EU-Feindlichkeit, Nationalismus, Brexit, sowie anderthalb Dekaden erzkonservative Migrations- und Wirtschaftspolitik haben gewirkt: Das Vereinigte Königreich in Depression und Massenelend. Ganze Landstriche sind verarmt und verfallen in Agonie. Um nicht zu verhungern, bleibt vielen Briten nur noch Mundraub.

Annette Dittert, Jahrgang 1962, lebt seit 16 Jahren in England und leitet das ARD-Studio London. Sie liebte die Briten schon vorher, freute sich auf ihre Schrulligkeiten. Aber heute staunt sie, wie total kaputt das Land mit seiner konservativen Klassengesellschaft wirklich ist. Jedes dritte Kind lebt in Armut, hungert, friert. Die Lage ist hoffnungslos

[…..]  Die Konservativen haben es geschafft, in wenigen Jahren das Land herunterzuwirtschaften. Den Briten geht es deutlich schlechter als vor Beginn ihrer Regierungszeit – und vor dem Brexit. 20 Prozent aller Briten sind laut WHO arm. Und da ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass der Großraum London überdurchschnittlich reich ist. Auf dem Land und in den kleineren Städten ist die Situation zum Teil desaströs.

Vieles ähnelt der Situation in Deutschland, aber viel krasser. Schulen stürzen ein, das Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch, lebensnotwendige OPs werden nicht mehr durchgeführt. Die Menschen ziehen sich selbst die Zähne bei Zahnschmerzen, frieren in kalten, schlecht isolierten Häusern und Wohnungen. Doch subjektiv jammern die Briten viel weniger.

Woran liegt das? Warum sind ausgerechnet die Briten wie apathisch, wenn es um ihre eigene Zukunft geht? „Keep calm and carry on“, das war mal eine Kriegsparole, passt heute aber noch genauso. Annette Dittert, ARD-Korrespondentin in Großbritannien, und Kira Gantner, freie Filmautorin, fragen sich, warum die Menschen in Großbritannien so wenig jammern, obwohl es ihnen objektiv schlecht geht. Und wie ein Land in so kurzer Zeit so heruntergewirtschaftet werden konnte. Der Brexit ist ein Faktor, aber nicht der einzige. Die Politik der konservativen Regierungen? Sicher auch, aber diese Erklärung greift zu kurz. Denn es geht um viel mehr: um Großbritanniens knallharte Klassengesellschaft. Und wer stützt sie? Die Monarchie, die viel mehr Macht und Einfluss in Großbritannien hat, als viele denken. Wäre Großbritannien ohne Monarchie und Adel besser dran?  [……]

(Weltspiegel: Im Griff der Upper Class, 22.06.2024)

Ich empfehle dringend, diese 45-Minütige Dittert-Dokumentation aufmerksam anzusehen!

Michael Neudecker, der SZ-Korrespondent in England sah sich im britischen Armenhaus Blackpool um. Dem legendären Badeort und der Tory-Hochburg.

[……] Die Stadt an der englischen Westküste, rund 140 000 Einwohner, ist nach Besucherzahlen der beliebteste Urlaubsort der Briten im Vereinigten Königreich. Es gibt hier wunderbare Sandstrände, es gibt eine Achterbahn, die in den Neunzigern die größte der Welt war, es gibt die Piers mit den Fahrgeschäften, den Spielhöllen und den Theatern. „Es ist immer was los hier“, sagt eine ältere Frau irgendwann in dieser Woche im schönen Stanley Park auf einer Bank; sie war früher Sängerin und Schauspielerin, deshalb sei sie vor 30 Jahren aus London hierhergezogen, sagt sie. Sie habe übrigens immer die Tories gewählt, stimme jetzt aber für Labour, wobei sie, so seltsam es klinge, wahrscheinlich noch mal die Tories wählen würde, wenn Boris Johnson noch da wäre, [……] Man sieht dem Tower wie fast allem hier das Alter an, ein paar Straßen hinter der Promenade allerdings ist abblätternde Farbe das geringste Problem. Blackpool gilt als die ärmste Stadt des Landes. Von den vom Nationalen Statistikbüro aufgelisteten zehn am meisten verarmten Stadtteilen im Königreich liegen acht in Blackpool. Die Schulabschlussnoten sind im Schnitt mit die schlechtesten im Land, die Lebenserwartung für Frauen und Männer ist nirgendwo niedriger. Und was die Kinder angeht: Die ehemalige Jugendbeauftragte der Regierung sagte im vergangenen Jahr der Times, in Blackpool geborene Kinder hätten die gleiche Lebenserwartung wie Kinder in Angola.

„Britain’s Beirut“, so hat eine Zeitung Blackpool vor Kurzem genannt, in einer anderen stand die Schlagzeile: „They’ve killed Blackpool“. Aber ganz so einfach ist es nicht. Blackpool ist alles auf einmal, faszinierend und furchterregend, kaputt und lebendig, vergessen und verehrt, Blackpool ist Moloch und Zuflucht.

Es gibt seit dem Krieg zwei Wahlkreise in Blackpool, „North“ und „South“, in beiden haben sie bis 1997 immer die Konservativen gewählt. 1997, als Tony Blair antrat, hat sich Blackpool für Labour entschieden, und während sie im Norden 2010 mit dem Rest des Landes wieder zu den Tories zurückgekehrt sind, ist das im Süden erst 2019 passiert. 


Beim Brexit-Referendum 2016 haben außerdem 67,5 Prozent für „Leave“ gestimmt, für den Austritt aus der EU, das macht Blackpool zu einer Leave-Hochburg. Und jetzt?
[….]

(Michael Neudecker, 23.06.2024)

Unglücklicherweise sind die Blackpooler aber wie Franzosen, Ossis, Texaner, Alabamer oder Floridaner hoffnungslos verblödet.

Nicht in der Lage, auch nur halbwegs vernünftige Entscheidungen zu treffen. Manisch besessen, sich an der Urnen selbst ins Knie zu schießen. Auch in Blackpool unter einem Premier Sunak.

[……] Politik jenseits von Parlamenten und Sitzungssälen ist eben mehr Gefühl als Zahlen und Gesetzesentwürfe. Politik ist Stimmung, rational nicht immer begründbar. Wie an einem Abend in dieser Woche im Belle Vue, einem Pub in der Innenstadt von Blackpool, in einer Diskussion mit zwei Frauen an der Bar. Die eine wählt Labour und sagt, sie habe einmal die Tories gewählt, dafür fühle sie sich fast schuldig. Die andere ist überzeugte Tory-Wählerin, deren Wunsch nach Wechsel vielleicht darin mündet, dass sie ihre Stimme jetzt Reform UK gibt, der Partei von Nigel Farage am rechten Rand. Warum, fragt die eine, ich weiß auch nicht, sagt die andere, sie halte eigentlich nichts von Farage und seinem Gefasel, aber sie wolle halt ein Zeichen setzen, gegen die in Westminster. Aber, sagt die eine, Labour wählen, wäre das nicht auch ein Zeichen? Ach, sagt die andere, Labour.

Nur, wenn Politik mehr Gefühl ist, wenn die Leute aus dem Bauch heraus wählen, was heißt das für die Zukunft einer Stadt wie Blackpool? Für Reform UK sind die angeblich so gefährlichen Flüchtlinge im Ärmelkanal wichtiger als die tatsächlich verarmten Kinder in Blackpool, in den Umfragen liegt die Partei trotzdem fast gleichauf mit den Tories.  [….]

(Michael Neudecker, 23.06.2024)

Was soll man machen in Demokratien mit solchen Wählern?

 

Die massive Verdummung, die wir hier wie da, auf Trump-Ralleys, bei Höckes völkischen Gröl-Versammlungen, bei Hubsis Bierzeltereien in Niederbayern sehen, beweist es: Der Westen hat fertig.