Das Unerträgliche
an Pfaffen ist nicht in erster Linie ihr Mitteilungsdrang und ihr Größenwahn
für alles kompetent zu sein, sondern der Umstand, daß große Teile dieser Gesellschaft
diese Rolle auch noch akzeptieren.
Kaum ein
problematisches Thema einer Talkshow, bei dem nicht ein Priester, oder noch besser
Ordensbruder, oder am allerbesten ein(e) Bischof/Bischöfin eingeladen ist.
Dafür,
daß sich alle Geistlichen mit der Bibel auf ein Buch beziehen, welches, mit
Verlaub, nicht allerneuesten Datums ist, kann man nur staunen wie viel
theologisches Geschwafel jeden Tag publiziert wird.
Eine der
intellektuell leichtesten Figuren ist in dieser Szene sicher die zu jedem Thema
daher plappernde Margot Käßmann.
Ihre
Mitteilungswut konterkariert notwendigerweise ihre geistige Schlichtheit.
Ihre
fortwährend erscheinenden Bücher (80 Stück bisher!) sind derart platt und
inhaltsleer, daß professionelle Buchkritiker wie Denis Scheck vor echte Herausforderungen gestellt werden,
wenn sie die neuesten Käßmannschen Plattitüden-Ansammlungen beschreiben müssen.
Der arme Denis
Scheck, der all die Käßmann-Bücher tatsächlich gelesen hat,
findet aber angemessene Worte.
Aus groupiehafter Sehnsucht nach der medialen
Wiederaufstehung einer wegen Trunkenheit am Steuer zurückgetretenen
Landesbischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland
ein grauenhaftes Mischmasch aus Sermon, Erbauungsliteratur und moralisierenden
Textautomatenbausteinen über Monate an die Spitze der deutschen
Bestsellerlisten zu jubeln – für solch merkwürdige Heiligenverehrung kennt man
meines Wissens im Norddeutschen das schöne Wort "katholisch!"
Margot Kässmann "In der Mitte des Lebens"
Changierend zwischen Predigtentwürfen und autobiographischen Notizen, geschrieben in jenem anbiedernden theologischen Kauderwelsch, das zum Niedergang der protestantischen Predigt beigetragen hat, ist dieses in seiner Konzeption nicht nachvollziehbare, in seinen Gedankengängen sprunghafte Büchlein eher eine Art Promigucken als wirklich etwas zum Lesen.
Margot Kässmann: "Sehnsucht nach Leben "
In zwölf besinnungsaufsatzähnlichen Texten denkt die Ex-Vorsitzende der EKD über Leben und Liebe, Kraft, Heimat, Stille und ja, auch über Gott nach. Dabei schreibt sie Sätze wie: "Ein Nein ohne jedes Ja – das wurde auf lila Tüchern beim Kirchentag 1983 in Hannover gegen den Willen von Kirchentagsleitung und Evangelischer Kirche in Deutschland zum Symbol." "Ein Nein ohne jedes Ja", auf diesen wirren Nenner könnte man auch meine Meinung zu diesem Mischmasch von einem Buch bringen.
Neben
den dauerpublizierenden Pfaffen gibt es eine ähnlich große Kohorte von durch
und durch christlichen „Journalisten“, die von der Neutralität ihres
Berufstandes noch nie etwas gehört haben und alles dafür tun, ihre Kirchen zu
lobpreisen.
Die
Peter Hahnes, Paul Baddes, Andreas Englischs, Matthias Drobinskis und Peter
Seewalds dieser Welt sind leider noch unerträglicher als die Pfaffen selbst und
schreiben noch unermüdlicher.
Seewald,
der sich formal noch „Journalist“ nennt, tut noch nicht einmal so, als ob es
für ihn irgendeine berufliche Ethik gäbe, sondern biedert sich ungeniert bei dem
rechtskonservativen Vatikanischen Klerus an und geißelt die Kritiker der Kurie.
Führt er
ein sogenanntes „Interview“, so gibt er in Wahrheit seine Ratzinger-bejubelnden Statements
ab und läßt den Gesprächspartner gar nicht erst zu Wort
kommen.
Das
ist einer der von mir immer wieder beklagten Presse-Missstände.
Alle
Kirchenthemen werden von frommen Gläubigen behandelt.
Dafür
hat Springer Badde und Englisch, der Tagesspiegel die unvermeidliche Claudia Keller,
die ZEIT Frau Finger und
die SZ eben Matthias Drobinski.
(Matthias
Matussek vom SPIEGEL lasse ich in dieser Aufzählung mal außen vor, weil er erstens absolut nicht zurechnungsfähig ist
und zweitens wenigstens nicht der einzige Kirchenfuzzi der Hamburger ist)
Man
stelle sich vor über die CDU würden nur noch CDU-Mitglieder schreiben. Oder nur
noch Soldaten über die Bundeswehr.
Diese
Kirchenhofberichterstatter ignorieren andere Ansichten und diskutieren nur mit
ihresgleichen, indem sie sich beispielsweise für Sonderpublikationen wie „CREDO“
gegenseitig beweihräuchern.
Credo
ist die Hardcore-Version.
Purer Dunkelkatholizismus. Kathnet und die
FSSPX dürften begeistert sein.
Die
perfekte Masturbationsvorlage für jeden Tradi.
Da
ist die Crème de la Crème der Zölibatsbefürworter und Homohasser versammelt.
Erhältlich
auch online und als pdf zum Download.
Und
in der Heftmitte gibt es dazu noch ein DREI-Seiten-Interview mit unserer
christlichen Kanzlerin über ihren Glauben!
Was
will man mehr?
Es
gibt eigentlich gar keinen Grund auf einzelne Texte in diesem Blogposting
einzugehen – die Autorenliste sagt schon alles:
Editorial vom Papstbiographen Peter
Seewald.
Andreas Püttmann über die „Risiken der
Entchristlichung Deutschlands“
Kolumne von MATTHIAS MATUSSEK über das
„katholische Abenteuer“
Photoreportage über Prozessionen
(„Demonstrationen des Glaubens“)
BIRGIT KELLE mit einem Plädoyer für ein
Frauenbild als Mutter in der Familie.
RALF SCHULER (von der BILD-Zeitung) über
die „Diaspora Berlin“ (Schauder…)
DR. ALEXANDER KISSLER über seine sechs
katholischen Lieblingsbücher, darunter MARTIN MOSEBACHs „Westend“
PETER SEEWALD über die Päpste Franzi, Ratzi
und JP-II.
Der „Jesus-Fakten-Check“ (vertrauenswürdige
Zeugen, bestmögliche Aufzeichnungen!)
MARTIN ZÖLLER (Vatikan-Mann des BR) über
Fritz Gerlich.
Vier Seiten Interview mit KARDINAL KURT
KOCH.
Portrait MARTIN DREYER (gründete 1992 die
Jesus-Freaks)
BISCHOF RUDOLF VODERHOLZERs Plädoyer für
den Zölibat.
PAUL BADDE über das „Heilige Anlitz von
Manoppello“
WALTER KARDINAL BRANDMÜLLER über „Gott und
die Deutschen“.
GABRIELE KUBY über „Genderismus in der
Gesellschaft“
ROBERT SPAEMANN erklärt „Was ist eigentlich
Glaube!“.
Auf der letzten Seite wird dann mal so richtig
geprotzt mit all den Dingen, die sich die RKK unter den Nagel gerissen hat.
Englisch,
Badde und Co sind genauso schlimm wie Käßmann. Sie geben auch keine Ruhe und überschwemmen
die Buchmärkte mit Schund.
Die
WELT-Gruppe hält sich mit Paul Badde und Andreas Englisch zwei so
enthusiastische Papst-Verehrer, wie man sie selbst in der Papst-WG kaum noch
einmal findet.
Englisch
möchte man instinktiv als erstes zum Drogentest schicken, wenn man ihn in
Talkshows vor Benedikt-Begeisterung übersprudeln sieht.
Da der
Urnenpöbel saugt das fromme Faseln begierig auf und schickt solche
Publikationen bereitwillig in die TopTen der Bestsellerlisten.
Und dann
ist es wieder der arme Denis Scheck, der Moderator und Macher von Deutschlands
bester Literatursendung „Druckfrisch“, der solche Bücher lesen und beschreiben
muß.
Aber er
tut das im Gegensatz zu so vielen Rezensenten mit vollen Hosen, immer kurz und
knapp und zutreffend.
Andreas Englisch:
"Franziskus – Zeichen der Hoffnung"
Wie schwer es ist zu
lügen, wenn man die Wahrheit nicht kennt, lässt sich aus diesem sagenhaft
zusammengestoppelten Machwerk des gläubigen Vatikan-Hofberichterstatters
Andreas Englisch erkennen. "'Wisst ihr denn auch, warum kein Mensch einen
Reporter braucht'", lässt er darin Papst Benedikt 16. einen ihn
begleitenden Journalistentross fragen und auch sogleich die Antwort geben:
"'Weil vor 2000 Jahren genau hier am Berg der Seligpreisungen ein Mann
stand, der gesagt hat, Selig sind die Barmherzigen … Kein Reporter hat damals
mitgeschrieben, und doch hat die Zeit dieses Wort nicht auslöschen können.' …
Als er das sagte, dachte ich, er hat recht." Leider hat Andreas Englisch
daraus die Konsequenz gezogen und hat von Reporter auf Apostel umgesattelt.
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