Mit
großer Faszination verfolge ich die vielen Publikationen anlässlich des 100.
Jahrestages des ersten Weltkriegsbeginns.
Meine Oma,
die noch aus der Generation stammt, die beide Weltkriege als Erwachsene
miterlebt hat, erzählte mir immer eine Menge aus der Kriegszeit, so daß ich
schon als ganz kleiner Junge eine Vorstellung vom Alltag der Zivilbevölkerung
hatte. Zunächst fiel es mir aber schwer WKI und WKII auseinander zu halten, weil
das für mich Steppke beides furchtbar lange zurück zu liegen schien. WKII und
Holocaust waren auch ein Leib- und Magenthema meiner Mutter, so daß ich auch
darüber früh viel wußte. Es gab immer Diskussionen darüber, weil meine Oma und
meine Tante meiner Mutter vorwarfen mich viel zu früh damit zu konfrontieren.
Für so etwas sei ich noch viel zu klein. Das war aber womöglich aus ihrer Sicht
kontraproduktiv, denn ich bekam natürlich mit, daß sie mich von bestimmten
Themen fernhalten wollten und entwickelte ein umso stärkeres Interesse daran.
Ich
erinnere mich noch, daß ich später, im Geschichtsunterricht in der Schule froh
war, als „der Erste Weltkrieg an die Reihe“ kam, weil ich endlich wissen
wollte, wieso der eigentlich losgegangen war und wieso sich damals schon die
Nationen so antagonistisch gegenüber standen.
Daß
hundert Jahre nach Ausbruch des Krieges die Alleinschuldthese Deutschlands
immer noch umstritten ist, zeigt wie kompliziert die Gemengelage tatsächlich
war.
Schon
als Schuljunge fiel mir etwas Merkwürdiges auf: Die beteiligten Nationen hatten
im Jahr 1914 gar keine systemischen Unterschiede. Es standen keine politischen
Ideologien gegeneinander. Es waren alles Monarchien, deren Monarchen auch noch
weitgehend verwandt waren. Allein die Hälfte der kriegsgeilen Könige waren
Enkel der berühmten englischen Queen Victoria. Kaiser Wilhelm war sogar
englischsprachig aufgewachsen und der erklärte Lieblingsenkel der Queen. Er war
ein Cousin des Englischen Königs Georg V.
Zar
Nikolaus II Ehefrau, Prinzessin von Hessen war ebenfalls eine Enkelin Queen
Victorias und väterlicherseits stammte er von preußischen und hessischen
Prinzessinnen ab.
Warum
mußte sich denn eine Familie, deren Mitglieder grundsätzlich alle die gleiche
Staatsform praktizierten dermaßen zerstreiten, daß sie Millionen ihrer Bürger dafür
in grausamen Schlachten hinmetzeln ließen? Und die Bürger waren auch noch so
doof, daß sie mit großer Begeisterung in den Krieg zogen, sich massenhaft
freiwillig meldeten.
So
grausam, daß sogar der später im Sissi-Kitsch verklärte Österreichische Kaiser
Giftgas einsetzen ließ. Eine Waffe mit so entsetzlichen Folgen, daß sogar
Hitler davor zurück schreckte.
Der
berühmte K.u.K.-Schriftsteller Stefan Zweig, der aus einer europäisch
vernetzten Intellektuellen-Familie stammte, war einer der ganz wenigen, die die
Sinnlosigkeit des Krieges von Anfang an anprangerten. Er mußte dann entsetzt
zusehen, wie seine Freunde in aller Welt auf einmal anfingen sich gegeneinander
zu stellen, weil sie von Nationalismus und Kriegslust erfasst wurden. Zweig war
aber ein sehr einsamer Rufer.
Als Kind
versteht man also nicht so leicht, wieso es zu dem großen Krieg kam.
Beim
Zweiten Weltkrieg ist die Gemengelage eine völlig andere.
Sicher,
die Folgen des WK-I spielten eine große Rolle, aber die Schuldfrage ist völlig
unstreitig. Es war ein Krieg zwischen faschistischen Größenwahnideologien, die
gepaart mit Rassenhass gegen die weniger diktatorische parlamentarische
Monarchien und echte Demokratien zu Felde zogen.
Es gab
auch tatsächlich den einen Mann, der als Jahrtausendverbrecher der zentrale
Aggressor war – nämlich Adolf Hitler. Ohne Hitler kein zweiter Weltkrieg;
darauf können sich die meisten Historiker einigen.
Auch
wenn sich Gauck und Merkel neuerdings wieder weigern klar auszusprechen, daß es
Deutschland war, das die Welt mit Krieg und Terror überzog, ändert das nichts
an den Tatsachen.
Allein
in Leningrad/St.Petersburg haben die Deutschen zwei Millionen Russen ermordet.
Heute
reist Merkel nach St Petersburg, spricht dieses Ereignis mit keinem Wort an,
besucht kein Mahnmal, legt keinen Kranz nieder und quakt dann rum, Deutschland
wolle endlich seine „Raubkunst“ zurück. Einfach nur erbärmlich.
Da
können die deutschen Konservativen verdrängen und verschweigen so viel sie
wollen – es bleibt eine geschichtliche Tatsache, daß es die Sowjetische Rote
Armee war, die sowohl Auschwitz befreite, als auch Berlin endlich von Hitler
befreite.
Der
Blutzoll, um einmal dieses widerliche Bellizistenwort zu verwenden, ist
vermutlich in der Geschichte der Menschheit einmalig.
Zwischen
25 und 28 Millionen Russen wurden von Deutschen im Zweiten Weltkrieg getötet.
Dabei konnten
die Soldaten, die einfach erschossen wurden noch fast von Glück reden; die
meisten deutschen Opfer wurden grausig gequält. Die Wehrmacht ließ allein drei
Millionen russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft verhungern.
Das
große entsetzliche Sterben in St. Petersburg dauerte zwei Jahre.
Es wird
immer vergessen:
In den letzten Jahrhunderten wurde Russland immer wieder aus dem Westen angegriffen und mußte Millionen Menschenleben opfern, weil sich westeuropäische Aggressoren tausende Kilometer nach Osten fraßen. Napoleon, WK-I, WK-II.
In den letzten Jahrhunderten wurde Russland immer wieder aus dem Westen angegriffen und mußte Millionen Menschenleben opfern, weil sich westeuropäische Aggressoren tausende Kilometer nach Osten fraßen. Napoleon, WK-I, WK-II.
Es war
niemals Russland, das Feldzüge nach Westen angezettelt hätte.
Für mich
ist es da nur zu verständlich, daß Putin, dessen eigener Bruder noch während der deutschen Belagerung
Leningrads verreckte, ein wenig verstimmt reagiert, wenn
ihn deutsche Regierungspolitiker als Kriegstreiber beschimpfen.
Finanzminister
Schäuble vergleicht Putin gar selbst mit Hitler. Schlimmer geht nimmer.
Schäuble
ist aber offenbar zu blöd, um zu begreifen was er angerichtet hat.
Daher
noch einmal zum Mitschreiben die Analyse eines Historikers:
(….) Wladimir Putin stammt aus Leningrad, der
Stadt, die Hitler von 1941 bis 1944 totzuhungern versuchte. Eine Million
Bewohner fielen dem zum Opfer. Anlässlich des 70. Jahrestages des Endes der
Blockade am 27. Januar 2014 hat der 95-jährige russische Kriegsveteran und
Schriftsteller Daniil Granin im Deutschen Bundestag die Erfahrung der Blockade
eindrucksvoll beschrieben. Wie Granin hat auch Putins Vater an der Leningrader
Front gekämpft. Seine Mutter war eine „Blokadniza“. Sie hat in Leningrad
überlebt, nicht aber ihr kleiner Sohn Viktor, Putins großer Bruder, den er nie
gesehen hat. Er starb als Kleinkind 1942 an Diphtherie und ist zusammen mit
einer halben Million anderer Blockade-Opfer auf dem Piskarjowskoje-Friedhof
beerdigt. Auch für eingefleischte Putin-Nichtversteher sollte nachvollziehbar
sein, dass der Hitler-Vergleich unter diesen Voraussetzungen besonders kränkend
ist. [….]
(Prof
Jürgen Zarusky via SZ vom 05.04.2014)
Das
alles weiß Schäuble entweder nicht, oder hat es nicht bedacht.
Echt
blöd.
Natürlich
kann und soll man Russland kritisieren dürfen, aber Deutsche sollten dabei
bitte auf ihre Wortwahl achten. Wenn sie zu NS- oder gar Hitler-Vergleichen
greifen, muß Merkel sie feuern.
Aber
Mutter Blamage ist nicht zu moralischer Anständigkeit fähig.
Mann, der
Ukraine-Krise objektiv betrachtet, gleichzeitig Putin-Versteher und
NATO-Kriegstreiber
Bremen (dpo) - Freunde
und Bekannte wenden sich bereits von ihm ab: Denn Armin W. aus Bremen versucht
ernsthaft, den derzeitigen Konflikt in der Ukraine differenziert zu betrachten
und weigert sich angesichts der komplexen Lage, einen klaren Schuldigen zu
benennen. Dieser offensichtlich geisteskranken Einstellung hat es der
34-Jährige zu verdanken, nun von allen Seiten gleichzeitig als Putin-Versteher
und NATO-Kriegstreiber der schlimmsten Sorte beschimpft zu werden.[…]
Ekelhaft
braun-revanchistisch verhält sich aber keineswegs allein Schäuble. Merkels
Partei hat noch mehr von diesem post-nationalsozialistischen Tiefausläufern zu
bieten.
Seit an
Seit mit Springers immer wieder xenophob titelnden BLÖD-Zeitung fordert
beispielsweise die Vertriebenen-Ikone, CDU-Größe, Schwulenhasserin und
Geschichts-Klitterin Erika Steinbach ein Sowjetisches Ehrenmal in Berlin zu
schleifen.
Unterschriften-Aktion gegen
martialische Kriegssymbole
Wir wollen
keine Russen-Panzer mehr am
Brandenburger Tor!
Mit der Bundestags-Petition
von BILD sollen martialische Kriegs-Symbole am Ehrenmal in Berlin verschwinden
(Blöd-Online-Petition
15.04.14)
Historische
Fakten will sie a posteriori ihrem braunen Weltbild anpassen.
Als ob
es die Russen gewesen wären, die den Krieg angefangen hätten.
Der
ganze Springer-Konzern von Kanzlerin-Intima Liz Mohn steckt dahinter – auch die B.Z. trägt diese schändliche Aktion mit.
Eine
revisionistische Aktion, die gar nicht durchführbar ist.
Der Brief fordert den
Bundestag nämlich zu einem Verstoß gegen den Zwei-plus-Vier-Vertrag auf. Im
Gemeinsamen Brief des Bundesministers des Auswärtigen und des Amtierenden
Außenministers der DDR, Hans-Dietrich Genscher und Lothar de Maizière vom 12.
September 1990 an die vier alliierten Vertragspartner heißt es in Absatz
2: "Die auf deutschem Boden
errichteten Denkmäler, die den Opfern des Krieges und der Gewaltherrschaft
gewidmet sind, werden geachtet und stehen unter dem Schutz deutscher Gesetze.
Das Gleiche gilt für die Kriegsgräber, sie werden erhalten und gepflegt."
Der Brief ist im
Zusammenhang mit dem Vertragstext selbst, den er begleitet, völkerrechtlich
verbindlich. Die beiden Panzer sind Bestandteile des russischen Ehrenmals an
der Straße des 17. Juni.
Aber was
kümmert Steinbach schon das Recht?
„Ich habe mich immer schon sehr über die
beiden Panzer in der Nähe des Brandenburger Tors geärgert. Es spricht kein
Friedenswille daraus. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diese Zeichen eines
grausamen Krieges zu beseitigen.“
(Erika
Steinbach, 70, CDU)
Die
Regierungspartei SPD verschläft, wie immer, die rechtsextremen Ausrutscher
ihrer GroKo-Partner.
Nur ganz
kleine Periodika melden sich.
Noch immer jault keine
Stalinorgel an der Oder, der Russe läßt auf sich warten. Nervosität macht sich
breit in Springers Bonker. Wie nur den kriegsmüden Deutschen endlich Feuer
unter dem Arsch machen? Die Lösung: den Feind im eigenen Land suchen und
vernichten. Seit zwei Tagen läuft nun schon die von Bild und B.Z. angestoßene
Bundestagspetition »Weg mit den Russen-Panzern!« gegen das sowjetische Ehrenmal
am Brandenburger Tor.
Von
Grünen oder SPD oder gar Piraten gibt es dazu keine Wortmeldungen.
Ich
schließe mich aber Jan Korte (MdB DIE LINKE) an.
"Die von den Berliner
Springermedien angeschobene geschichtsrevisionistische Kampagne ist
unerträglich. Dem Raub- und Vernichtungskrieg des deutschen Faschismus fielen
zwischen 1941 und 1945 alleine 27 Millionen Sowjetbürger zum Opfer. Wer die
sowjetischen Ehrenmale, die ein Zeugnis der großen Opfer gerade der Roten Armee
bei der Befreiung vom Faschismus sind, zu einem Zeichen militärischer Bedrohung
durch Russland umdeuten will, der befindet sich gedanklich und emotional noch
in den Fünfzigern, wo fast ausschließlich die Täter den Ton angaben. Die Bundeskanzlerin
täte gut daran, den rechten Rand ihrer Partei in die Schranken zu weisen. Wer
mit antirussischer Stimmungsmache auf Stimmenfang gehen will, der zündelt
gewaltig und begibt sich in mehr als trübes Fahrwasser", erklärt Jan
Korte, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. Er fährt fort:
"Die
Bundesrepublik ist durch die 2+4-Verträge im Zuge der Wiedervereinigung zum
dauerhaften Erhalt der in Berlin befindlichen sowjetischen Ehrenmale
verpflichtet. Wer dafür plädiert, sich diesen Verpflichtungen gegenüber
Russland zu entziehen, schürt neues Misstrauen und leugnet die Verantwortung
Deutschlands für die Verbrechen des 2. Weltkriegs.
Die Kampagne von
wenigen Medien und Teilen der Unionsfraktion offenbart erneut, wie tief die
Protagonisten noch im Kalten Krieg verhaftet sind. Offenkundig soll damit
einerseits der extreme Rand der Berliner CDU im laufenden Wahlkampf mobilisiert
und andererseits ein abermaliger Versuch der Geschichtsumschreibung gemacht
werden. Letztere scheint den CDU-Rechtsaußen um Erika Steinbach und die
West-Berliner CDU nicht auszureichen, da das Kalte-Kriegs-Säbelrasseln in der
Bevölkerung auf breite Ablehnung stößt.
Es überrascht nicht,
dass gerade Frau Steinbach sich an die Spitze der Kampagne gegen die Panzer der
Roten Armee am sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten stellt. Seit Jahren fällt
sie regelmäßig mit geschichtsrevisionistischen Thesen und Forderungen auf.
Schlimm nur, dass sie damit in der Großen Koalition offensichtlich nicht mal
bei der SPD auf grundlegenden Widerstand und Empörung stößt. Mit dem Gedenktag
zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung und dem parallel entstehenden Museum
der Stiftung Flucht, Vertreibung, Erinnerung findet unter Schwarz-Rot genau der
geschichtspolitische Paradigmenwechsel statt, vor dem viele Historiker und
NS-Opferverbände warnen."
Man kann
gar nicht so viel fressen…..
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