Kommunistische
Plattform, ganz linker Flügel, DDR-Nostalgikerin – so lauten die gängigen
Konnotationen, wenn man die designierte Vorsitzende und somit Oppositionsführerin
Wagenknecht erwähnt.
Daher
war der journalistische Tenor eindeutig, als sie zu Gregor Gysis Nachfolgerin
an der Spitze der Linksfraktion gekürt wurde: Das sei das Ende des Projektes
R2G, eine Bundestagsmehrheit links von der Union sei damit passé.
Betrachtet
man Zickzack-Sigis nervöses Nach-rechts-robben der letzten Wochen, scheint an
dieser Interpretation viel Wahres zu sein: Keine rotrotgrüne Regierung 2017.
Das ist
der wahrhaft ärgerliche Aspekt des Erfolgs der Linkspartei, von der man 1990
noch völlig sicher annahm, sie wäre nur ein armseliges Rudiment aus DDR-Tagen,
das 1994 oder allerspätestens 1998 aus der Bundespolitik verschwände.
Wagenknecht
eckte in Wahrheit in der DDR an, durfte nicht studieren, weil sie sich dem in der
DDR obligatorischen Wehrunterricht durch einen Hungerstreik entzog.
Während
eine andere heute bekannte in der DDR Aufgewachsene sich prächtig mit der SED
arrangierte und Karriere machte: Angela Merkel.
Merkel
durfte promovieren, übernahm Posten in der FDJ und eckte niemals an.
Und 25
Jahre später ist es immer noch die heutige Bundeskanzlerin, die massiv von der
Linken profitiert.
[…]
Die Linke hat einen neuen Heilsbringer,
seit ihrem Wunder von Erfurt: Im rot-rot-grün regierten Thüringen ist Bodo
Ramelow seit Dezember Ministerpräsident, der erste seiner Partei. […] Als die PDS am 17. Juli 2005 zur Linkspartei
wurde, hatte sie ihr Kernanliegen in den neuen Parteinamen gelegt: Die
Bundesrepublik sollte wieder mehr Geld für Ausgegrenzte und Bedürftige ausgeben
statt für Wirtschaftswachstum und Militäreinsätze. Kurzum: Deutschland und die
von Kanzler Gerhard Schröder geführte SPD sollten nach links rutschen, vor
allem aber sollten die Agenda 2010 und mit ihr die verhassten Hartz-Gesetze
wieder verschwinden. Nichts davon geschah.
Bei der Bundestagswahl
2005 zog die Linke zwar locker ins Parlament ein, doch zeitgleich begann der
Niedergang der SPD - und eine neue Ära: Seit der Geburt der Linkspartei regiert
Angela Merkel. Mal zerbröselt unter ihrer Ägide die FDP, mal quälen sich die
Sozialdemokraten in die Große Koalition, in zwei Jahren versuchen es womöglich
die Grünen mit der CDU-Kanzlerin.
[…]
Ermöglicht hat diese bürgerliche
Dauerregierung ausgerechnet die Partei von Gregor Gysi und Oskar Lafontaine:
Mit ihrer Totalopposition im Bundestag verhindern die Linken einen
Regierungspakt ohne die Union. Statt die SPD nach links zu verschieben,
drängten sie die Sozialdemokraten in die Mitte. Statt Rot-Grün zu reformieren,
stärkten sie die CDU als Kanzlerpartei. Statt das System Merkel zu verhindern,
zementierten sie es. […]
Wie
doof, daß die Linke noch da ist!
So muß man es wohl aus machttaktischer Sicht betrachten, wenn man sich eine Politik jenseits der bräsigen Union mit ihren Merkels, Schäubles, Strobls und Seehofers wünscht.
So muß man es wohl aus machttaktischer Sicht betrachten, wenn man sich eine Politik jenseits der bräsigen Union mit ihren Merkels, Schäubles, Strobls und Seehofers wünscht.
Wie
schön wäre es, wenn die Linke sich einfach auflösen könnte und ihre
Wählerstimmen (wieder) der SPD zufielen.
Sie
stünde dann fast auf Augenhöhe mit der CDU, hätte eine bundesweite rotgrüne
Mehrheit zum Greifen nah und könnte schon jetzt über die Länder und Kommunen
das politische Leben Deutschlands dominieren.
Das unerträgliche ganz kleine Karo der Groko
könnte endlich ein Ende haben. Die zum Mitschämen peinliche Kanzlerin
könnte endlich in Rente gehen.
Aber mit
Sahra Wagenknecht gibt es eben noch so einige Probleme:
·
Das
„h“ sitzt an der falschen Stelle.
·
Unter
ihrem Bundestagsfraktionsvorsitz wird die Linke nicht verschwinden
·
Sie
ist inzwischen so kenntnisreich, daß kaum ein Wirtschaftssymposium darauf
verzichten mag sie auf dem Podium sitzen zu haben
·
Und
last, but not least: Sie hat blöderweise verdammt Recht mit ihrer Analyse der europäischen
Finanzproblematik und der „erbärmlichen Rolle“ Deutschlands.
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