Jörg Haider war mein politischer Alptraum.
Nicht etwa, weil er der schlimmste der europäischen
Nazis gewesen wäre (da gab es weit Üblere), sondern weil er gut aussah,
braungebrannt im knappsten Slip mit seinem Modelathletenkörper posierte,
lächelte und offenbar auf viele Menschen charismatisch-sympathisch wirkte.
Mir ist der Massengeschmack zwar ein Rätsel. Typen wie
Guttenberg, den Seehofer nun endgültig zurück in die Politik holen will,
fand ich (wie in diesem Blog dokumentiert) schon von Anfang an nur abstoßend und
schmierig.
Aber 80% der Deutschen, von links bis rechts, waren
offensichtlich über alle Maßen von ihm begeistert, jubelten ihn zum kommenden Bundeskanzler
hoch, der nach Belieben CSU-Parteivorsitz oder Kanzlerschaft an sich reißen
könnte, weil alle ihm zu Füßen lagen.
Haider war eine ähnliche Kategorie und führte so seine
FPÖ zu bis dahin in Europa seit dem WK-II nicht mehr erreichten Wahlergebnis
für eine ultrarechte Partei.
Zum Glück sind aber die „guten Typen“ bei den Rechten
eher selten. Es gibt eine erstaunliche Korrelation aus Konservatismus,
Doofheit, Häßlichkeit und Kriminalität.
Je weiter man im deutschen politischen Spektrum nach
rechts blickt, desto abstoßender werden die Typen. Sie sehen aus, wie aus einem
Gruselkabinett entsprungen und haben üblicherweise auch schon mal ein Gefängnis
von innen gesehen (Horst Mahler, Lutz Bachmann, Udo Voigt, Günter Deckert).
Solange die Führer der rechten Parteien in Deutschland
aussahen wie Gerhard Frey und Franz Schönhuber reichte es zwar durchaus dazu,
um in einige Landesparlamente einzuziehen, aber eben nicht für den Bundestag
oder gar die Bundesregierung.
So wie ich mich über extrem abstoßende Top-Klerikale
wie Groer, Krenn, TVE, Müller, Mixa, Meisner, Ratzinger, Dyba oder Overbeck freue,
so begrüße ich auch die Doofheit der rechten Politiker in Deutschland.
Eins
ist aber an den deutschen Rechten
tatsächlich besser, als an ihren Neo-Nazi-Freunden aus anderen Ländern:
Sie sind noch doofer.
Sie sind sogar so dermaßen unterbelichtet, daß sie kaum jemals in ein Landesparlament gewählt werden und dann eine volle Legislaturperiode durchhalten, ohne sich selbst aufzulösen.
Sie sind noch doofer.
Sie sind sogar so dermaßen unterbelichtet, daß sie kaum jemals in ein Landesparlament gewählt werden und dann eine volle Legislaturperiode durchhalten, ohne sich selbst aufzulösen.
Sie
sind von der alltäglichen politischen Arbeit intellektuell
hoffnungslos überfordert und beginnen dann aus Frust sich
gegenseitig zu hassen.
Sie
sind, einmal im Parlament angekommen, eigentlich nur noch Futter für die Satiresendungen.
Sie
sind ein ewiger Quell der Belustigung, da man zwar ahnt wie geistig
unterbelichtet Rechtsradikale sind, aber die Realität
übertrifft die Erwartungen immer wieder.
Bernd Lucke, selbst auch nur mit dem Charisma einer
Wollmaus ausgestattet, konnte seine Unzulänglichkeiten relativ erfolgreich mit
seinem Professorentitel überstrahlen.
Während er gegen Asylanten, Schwule, Ausländer oder
Atheisten brandstiftete, umgab ihn immer noch die Aura des Biedermanns.
Seine
fehlende Sozialkompetenz zeigte sich zwar in Besserwisserei, im Nicht-Zuhören
oder der grundsätzlichen Weigerung Trinkgelder zu geben, unterstrich aber
letztendlich noch sein Image als emotionsloser Wirtschaftsfachmann.
Bereitwillig verpasste die stockkonservative rechte
Kampfpresse der AfD das Werbe-Etikett „Professorenpartei“ und sparte sich eine
inhaltliche Analyse, die bald zu Tage geführt hätte, wie unsinnig und weltfern
der D-Markismus der Rechten ist.
Gerne übersahen die nationalistisch-rechten Medien von
FAZ über Welt bis Handelsblatt, wie braun sich Lucke
benahm, wie er selbst xenophobe Stimmungen produzierte, wie er den NPD-Freund Björn
Höcke in Thüringen beklatschte und bejubelte.
Das hätte eine gefährliche Mischung werden können.
Was für ein Glück, daß gleich am Anfang von rechten
Parteigründungen zuverlässig nicht nur Unfähige, sondern auch wahrhaft
destruktive Typen wie Frauke Petry angelockt werden.
Man muß ihr wirklich dankbar sein, daß sie mit ihren
extrem niederträchtigen Charaktereigenschaften binnen weniger Tage Hunderte
AfD-Mitglieder aus der Partei trieb – inklusive der beiden ehemals größten Zugpferde
Henkel und Lucke.
Die intrigante Petry mit ihrer perfiden Lust am
Nachtreten wird der Garant für den Misserfolg der AfD auf Bundesebene sein.
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, daß die einst um
das Image als wirtschaftsliberaler Professoren bemühte Partei nun von einer
zutiefst illiberalen Pfarrersfrau geführt wurde, die eine spektakuläre
Privatinsolvenz hingelegt hat.
Springers Günter Lachmann hatte noch versucht den
Henkel-Rückzug damit schönzureden, daß er ohnehin nicht an der Basis verwurzelt
wäre…. – zu spät.
Er beklagte, dass nicht mehr Wert darauf gelegt worden sei, "möglichst
keine Karrieristen, Rechtsideologen, Spinner und Pleitiers" in die Partei
aufzunehmen. "Heute bezahlen wir dafür den Preis", sagte Henkel.
(Welt 24.04.2015)
Henkel und Lucke sind nun AfD-Geschichte. Binnen 24
Stunden nach dem Austritt des Ex-Chefs verließen von den rund 20.000 AfD-Mitgliedern
weitere 600 die Partei.
Die bizarre Gedankenwelt der Ultrakonservativen wird
durch die sexuellen Assoziationen des SPIEGEL-Rechtsauslegers Jan Fleischhauer
deutlich.
[…] Die
Wutbürger haben sich eine neue Chefin gewählt. Frauke Petry steht nun also den
schlecht Gelaunten mit der nachlassenden Libido vor. Sie ist genau die
Richtige: eine Frau für Menschen mit Bestrafungsfantasien.
Deutschland hat jetzt seine eigene Sarah Palin. […] Damit man mich nicht missversteht: Ich hatte
immer ein Faible für Palin. Frauen, die an Gott, ihr Land und die Jagd glauben,
können einen nicht kalt lassen, wie ich finde. Auch Petry verfügt über einen
untadeligen Killerinstinkt. Anders als ihr Vorgänger hat sie auch keine
Skrupel, sich mit Leuten einzulassen, für die sich Menschen, die ihr Leben in
der akademischen Welt zugebracht haben, zu schade sind. Bernd Lucke sollen bei
seinem Abgang die Tränen in den Augen gestanden haben. Wenn Petry weint, dann
aus Ärger, dass es überhaupt so lange gedauert hat, den braven
Wirtschaftsprofessor aus Hamburg aus dem Weg zu räumen.
[…] Dass sich
die AfD-Mitglieder nun Frau Petry zur Anführerin bestimmt haben, ist
folgerichtig. Wer Bestrafungsfantasien hegt, ist bei einer Frau, die immer so
wirkt, als habe sie die Nacht im Gefrierfach verbracht, an der richtigen Adresse.
Mein Dank gebührt also der neuen AfD-Vorsitzenden Frauke
Petry, die so abstoßend, populistisch und spalterisch agiert, daß sie den Spuk
einer auf Dauer etablierten rechten Partei bald beenden wird.
[…] Die AfD
steht vor dem Ende - wie frühere Konkurrenten von CDU/CSU. Konservative in
Deutschland sind zu schwach, sie bieten weder in der Union noch außerhalb eine
verlockende Alternative.
[…] Während die
Frontfiguren aber noch im Triumph des Augenblicks baden, zeigt ihre Truppe
schon Symptome eines Wirklichkeitsschocks, dem sie sehr bald erliegen wird -
und der Spuk ist vorbei. So erging es den Republikanern, der Schill-Partei, der
Statt Partei, und nun scheint es bei der Alternative für Deutschland (AfD) so
zu sein.
[…] Die
Konservativen in Deutschland sind zu schwach; sie sind es thematisch,
intellektuell, personell. Weder in der Union noch außerhalb bieten sie eine
verlockende Alternative. Stattdessen: Lamento, Jammern, Verschwörungstheorien,
von Thilo Sarrazin bis zu Erika Steinbach.
[…] Die rechtspopulistische Versuchung aber ist
eine Garantie zum Scheitern. Sie zieht Obskuranten und Fanatiker wie von
Zauberhand an. Der bemitleidenswerte Verfall der Sitten in der angeblichen
Professorenpartei AfD kündet davon. Sie vergrault jene seriösen Wähler, die
sich von der Grauzone zum offenen Rechtsextremismus fernhalten wollen. […]
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