Montag, 28. November 2016

Es gibt noch Gutes auf der Welt.

In diesem beschissenbeschissenbeschissenen Jahr 2016 gibt es wahrlich wenig Grund zur Freude.

Es ist auch das große Jahr der Tode.

Typen, die ich irgendwie toll fand und die immer da waren, reisen dieses Jahr alle ab – von David Bowie bis Helmut Schmidt* und Egon Bahr*.
Henning Voscherau, Jutta Limbach, Hans Koschnik, Boutros Boutros-Ghali, Shimon Peres, Elie Wiesel, Fritz Stern, Roger Willemsen und dann auch noch ACHIM MENTZEL!!!!
Wie die Fliegen.


Man fragt sich natürlich auch wieder was das bloß für ein Kraut ist, das der liebe Gott da wieder geraucht hat.
Wie kann man nur so scheiße sein, Bowie und Prince sterben zu lassen und dafür Trump, Kohl und Mugabe immer weiter Sauerstoff verbrauchen lassen?

Die einzigen Lichtblicke des Jahres waren die Meldungen über Rekordkirchen-Austritte und Kirchenschließungen in Deutschland.

Aber, oh Wunder, heute ging eine Meldung durch die Presse, die ich mir seit Jahrzehnten wünsche:
Endlich geben ARD und ZDF nicht mehr einen Großteil ihres Etats für Olympia und andere kommerziell-nationalistische Dopingfestspiele aus!
Die Olympischen Spiele 2018 bis 2024 werden bei den Free-TV-Sendern Eurosport 1 und DMAX laufen.
Die Internationale Organisierte Corruption (IOC) hatte für die europäischen Übertragungsrechte der Spiele 2018-2014 rund 1,3 Milliarden Dollar verlangt.
Die Sublizenzen der Winterspiele 2018 in Pyeongchang und der Sommerspiele 2020 in Tokio sollen geschätzte 150 Millionen Euro gekostet haben.
Die öffentlich-rechtlichen Sender wollten aber angeblich nicht viel mehr als 100 Millionen Euro der GEZ-Gebühren auf den Tisch legen.

Eine WinWinWinWinWinWin-Situation.

1.   Um die Stimmung in Rio 2016 zu erahnen hatte ich ein paar Mal in die Übertragungen hineingezappt. Ich konnte aber nichts feststellen, da 95% der Zeit selbstverliebte Kommentatoren ihr Gesicht in die Kamera hielten und sich mit Funktionären unterhielten. Dieses unerträgliche wichtigtuerische Gelaber hört 2018 also endlich auf.

2.   Wer Sport sehen will, kann das auf EUROSPORT1 viel besser tun, da dort wirklich Sportler und nicht bloß Studiogespräche mit hochbezahlten ARDZDF-Pseudo-Experten zu sehen sind.

3.   Olympische Spiele in ARD und ZDF haben immer diese extrem widerliche nationalistische Note. Mit größter Selbstverständlichkeit werden ausländische Athleten weggeblendet. Gezeigt werden fast nur die Deutschen, ganz so als ob es gar keinen sportlichen Aspekt gäbe, sondern nur deutsche Leistungen relevant wären.

4.   Das Informationssendungen der öffentlich rechtlichen Sender, die Politmagazine, die Nachrichten und Reportagen fallen nicht mehr mit größter Selbstverständlichkeit aus, weil unbedingt die Qualifikation im Damen-Curling übertragen werden muß.

5.   Endlich findet nicht mehr diese sagenhafte Geldverschwendung einerseits und die Geldüberschüttung der hochkorrupten IOC-Handaufhalter  zu Ungunsten der deutschen Gebührenzahler statt.

6.   Und was für ein Segen – ARD und ZDF haben nun über 100 Millionen Euro mehr, die sie in die Programmqualität und den Bildungsauftrag investieren können, statt sie an abgehalfterte Ex-Sportler zu verprassen.

Vor allem aber ist die neue Situation eine Chance für ARD und ZDF. [……]  Schaffen ARD und ZDF es, ihr Programm qualitativ so aufzuhübschen, dass es eine attraktive Alternative zur Olympia-Berichterstattung darstellt, dann müssen möglicherweise auch die Fußball-Rechtehändler umdenken. [……]  (Hans Hoff 28.11.16)

Ich bin wirklich geradezu begeistert.
Endlich Schluß mit zweckfreiem Biathlon am Morgen und Luftpistolengeballere am Abend auf meine Kosten.

Eine interessante Erkenntnis bietet dieser Tag zusätzlich; die Grünen haben nicht mehr alle Nadeln an der Tanne.
Heute sind die deutschen Zuschauer aus so vielen (oben genannten) Gründen Gewinner, daß die Grünen Füchse ihnen attestieren zu den Verlierern zu gehören.

Zu den gescheiterten Verhandlungen zwischen ARD, ZDF und Discovery im Falle der Übertragungsrechte der Olympischen Spiele zwischen 2018 und 2024 erklären Özcan Mutlu, Sprecher für Sportpolitik, und Tabea Rößner, Sprecherin für Medienpolitik:
Die gescheiterten Verhandlungen sind ein Resultat der ausufernden Kommerzialisierung von Großsportereignissen.


 [….] Die Leittragenden sind Sportlerinnen und Zuschauer, wenn nur noch wenige einzelne Wettkampfentscheidungen frei empfangbar ausgestrahlt werden. Wir werden Discovery beim Wort nehmen, seine Versprechen einzuhalten, Wettkämpfe und Entscheidungen auch über das vom IOC geforderte Maß hinaus frei empfangbar auszustrahlen und eine kritisch begleitende Berichterstattung durchzuführen.
(PM Die Grüne Bundestagsfraktion, 28.11.16)

Hat es etwas damit zu tun, daß der zweitmächtigste deutsche Sportfunktionär, ein Grüner ist, daß die Bundestagsfraktion sich so kryptisch äußert?

Der ehemalige Grüne NWR-Bauminister und stellvertretende Ministerpräsident  Michael Vesper ist seit 2006 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und somit offensichtlich verantwortlich für den Doping- und Kommerz-Exzess des Sports.



*OK, das war schon 2015, aber wer wird denn so pingelig sein?

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