Einerseits
erzähle ich meinen Ami-Verwandten immer voller Stolz, daß in Hamburg nur 0,5%
der Bevölkerung zur Kirche gehen (was sie mir natürlich nie glauben), aber
andererseits sind die Kirchen hier doch akustisch noch sehr unangenehm präsent.
Kirchengeher
muß man in Hamburg mit der Lupe suchen.
Etwas
häufiger kommen sie in Bezirken mit kleinen Häuschen und Vorgärten vor, also da
wo sich die Menschen mit Kindern ballen.
Da sind
die Kirchenkontakte etwas über der üblichen homöopathischen Dosis, weil es kirchliche
KITAs gibt und Kinder es wegen der üppigen Geldgeschenke immer noch schätzen
konfirmiert zu werden.
Ich
hingegen lebe in einem sogar noch kirchenferneren Teil Hamburgs. Hier, zentral
gelegen, gibt es viele kleine Wohnungen, so daß beinahe alle meiner Nachbarn
Singlehaushalte führen.
Hier
sind wir eher selbstständig denkend. Da huldigt niemand „the dead
jew on a stick“.
Dennoch
bimmeln die Kirchen jeden Sonntag wie die wilde Wurst.
Extrem
lästig. An dem einzigen Tag, an dem die meisten auch mal die Chance haben
auszuschlafen, klötern diese Sektentypen als wären sie allein auf der Welt.
Wie
allen Religioten fehlt es ihnen nicht nur an Unrechtsbewußtsein, sondern sie
sind auch völlig schambefreit.
Mir wäre
es so ungeheuer peinlich am Sonntagmorgen diese Art Krach zu veranstalten, daß
in einem Umkreis von einem Kilometer alle Leute aus dem Bett fallen.
Jeder,
der über etwas Anstand verfügt, würde automatisch Rücksicht nehmen und schon deswegen
nicht mit dieser sadistischen Freude alle Nachbarn aufwecken.
Aber so
ist das bei Religioten; die finden sich selbst so fabelhaft, daß sie ganz
selbstverständlich meinen jeder fühle sich geehrt, wenn sie irgendwo
hineinplatzen.
Das
erinnert mich gleich wieder an das grauenhafte Bet-Huhn, das sensibel wie eine
Abrissbirne auf der Intensivstation unerbeten in eine Situation platze, als ich
gerade die Chance hatte mich von jemand zu verabschieden. Das setzte sich
gleich neben mich und meinte sich einmischen zu müssen, während man gerade
seine letzten Worte spricht. Unfassbar; denen geht sämtliches Schamgefühl ab
und sie sind scheinbar wirklich psychisch so derart verwirrt, daß sie wirklich
glauben, sie wären erwünscht.
Gestern
war ich in der Hamburger Innenstadt, Jungfernstieg, also der edelsten
Flaniermeile Hamburgs, direkt an der Binnenalster.
Mehrere
Gruppen der Zeugen Jehovas grinsten einen zähneklappernd und blaugefroren an.
Seit wann stecken die eigentlich wieder die Köpfe aus ihren Löchern? Und haben
die nicht früher hauptsächlich Kinder und Jugendliche losgejagt? Gestern waren
es aber Gruppen von erwachsenen Frauen. Eine von ihnen war mindestens 80, sehr
dürr und so offensichtlich körperlich erschöpft, daß ich ihr liebend gern zehn
Euro gegeben hätte, damit sie im nächsten Lokal erst mal einen heißen Tee
trinkt, um sich aufzuwärmen.
Aber
diese Zeugen sind ja so irre, daß sie nicht mal Geld wollen; die wollen meine
Seele retten. Die anderen Damen waren eher von der Wuchtbrummen-Fraktion der
Zeugen. Und wieder stellte ich mir vor wie unfassbar peinlich es mir wäre mit
diesen albernen Broschüren und Aufstellern die Passanten zu belästigen und dazu
auch noch meine klapprige Oma tiefgefroren mitzuzerren.
Dafür
muß man offensichtlich die gleiche debile Penetranz besitzen, wie der Pfaff,
der hier nebenan jeden Sonntag am Glockenseil herumreißt, bis ihn auch wirklich
jeder hasst.
Nach
vielen Jahren habe ich allerdings erstmals Anlass zur Hoffnung; möglicherweise
hört das sonntägliche Klerikal-Molesting in absehbarer Zeit auf.
„Meine“
Kirche steht nämlich auf der geheimen, aber doch schon veröffentlichten Liste
der 39 „Gotteshäuser“, welche der Kirchenkreis Hamburg-Ost schließen/entwidmen/verkaufen
will.
Hurra!
Vielleicht
hätten die Christen noch mehr Mitglieder, wenn sie nicht so penetrant laut alle
Nachbarn genervt hätten.
[…..]
Geheime Liste: 39 Hamburger Kirchen vor
der Schließung
[…..]
Der evangelische Kirchenkreis Ost will 35
Prozent seiner Kirchenstandorte aufgeben. Die Gründe sind der
Mitgliederschwund, strukturelle Haushaltsdefizite in den Gemeinden und eine zu
optimistische Neubaupolitik vor allem in den 1970er-Jahren. Unter der Hand
kursiert eine Gebäudeliste, die dem Abendblatt vorliegt. Sie enthält die
Gebäudebewertungen für 148 der insgesamt 158 Standorte des Kreises. Die 53
"C"-Standorte (35,6 Prozent) – darunter 39 Kirchen auf Hamburger
Stadtgebiet – sollen perspektivisch aufgegeben werden.
[…..]
Die katholische Kirche erklärte, auch sie
müsse in Hamburg perspektivisch Gebäude aufgeben. Sie will am Sonnabend im
Mariendom mit gut 550 Verantwortlichen einen "Prozess der inhaltlichen und
wirtschaftlichen Neuorientierung" einleiten, sagte Erzbistumssprecher
Manfred Nielen. […..]
[…..]
"Die Kirche bleibt im Dorf" ist
zwar ein gern zitiertes, geflügeltes Wort. Künftig aber müssen sich Christen
wie Konfessionslose in Hamburgs Osten darauf einstellen, dass längst nicht mehr
Kirche drin ist, wo früher einmal Kirche draufstand. Vielleicht wird aus den
Gebäuden ein Kulturzentrum oder eine Wohnanlage für Jung und Alt. Aber
evangelische Gottesdienste, Taufen und Trauungen dürfte es in den bisherigen
Sakralräumen nicht mehr geben. Auch wird der erneute Verkauf einer Kirche an
eine muslimische Gemeinde nach dem umstrittenen Immobiliendeal mit der Horner
Kapernaumkirche – auf dem früheren Kirchturm steht jetzt ein Halbmond –
gänzlich ausgeschlossen.
[…..]
Wenn in einer religiösen Institution,
deren Proprium das Evangelium Jesu Christi ist, das Gesetz des Geldes die
Oberhand gewinnt, werden die Kirchengemeinden vor Ort gespalten: In jene, die
Filetgrundstücke, beste Lagen und Leuchtturmprojekte haben – wie zum Beispiel
die Hauptkirchen –, und in jene, die wegen baufälliger, nicht denkmalgeschützter
Gebäude und nur drei Gottesdienstbesuchern die großen Verlierer auf der
Streichliste sind.
Wenn eine solche
Nachkriegskirche auf dem Altar des Gebäudeprozesses geopfert wird, geht den
Menschen im Stadtteil ein Stück Heimat verloren. Ein Kirchengebäude, das
geschlossen wird, strahlt nicht mehr. Es rufen auch keine Glocken mehr zum
Gebet, die jeder morgens beim Frühstück hören kann. [STRIKE! – T.] Und es müssen immer weitere Wege zum nächsten Gottesdienst im
Stadtviertel zurückgelegt werden. […..]
[…..]
Eine bisher den Gemeinderäten und dem
Kirchenkreis vorbehaltene Gebäudeliste, die dem Abendblatt vorliegt,
unterscheidet "A"-, "B"- und "C"-Standorte. 53
der 148 bewerteten Standorte (gut 35 Prozent) wurden als "nicht
förderfähig" (C) eingestuft, 62 als "auf jeden Fall förderfähig"
(A) und 33 als "förderfähig im Vergleich" (B). Verschiebungen
zwischen den Kategorien C und B könne es noch geben, heißt es in den
Erläuterungen zur Liste, aber "alle Änderungen müssen im Rahmen des
Rückbauziels von 35 Prozent liegen". Als Gründe für den rigiden Sparkurs
nennt der Kirchenkreis jahrelangen Mitgliederschwund und strukturelle Haushaltsdefizite
in den Gemeinden. […..]
Kein
Mitleid von mir. Für mich sind alle Kirchen Kategorie Z!
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