Samstag, 19. November 2016

Bitte keinen Gewöhnungsprozess

Es klingt schlimm, aber aus Gründen der politischen Hygiene, des Minderheitenschutzes, der Gerechtigkeit muß man hoffen, daß Trumps Präsidentschaft spektakulär scheitert.
Niemand fühlt sich bei so einem Gedanken wohl. War es nicht das, was die Republikaner während der Clinton- und Obama-Jahre taten? Die totale Obstruktion, das mutwillige Schlechtreden des Landes, der Versuch mit allen Mitteln der eigenen Wirtschaft zu schaden, indem sämtliche Jobs-Initiativen des demokratischen Präsidenten blockiert wurden?

Und nun hoffen, ja fordern seriöse Journalisten eine Rezession herbei?

[….]…success for Trump would be a disaster for America. If his campaign promises are to be taken at face value, his success would mean that tens of millions of Americans may lose health care insurance. It would mean a step back on fighting climate change that could have a catastrophic, even apocalyptic effect on the planet. It would mean a shredded social safety net and little federal attention to voting restrictions and structural racism in America’s criminal justice system. It would mean global instability and a weakening of American’s leadership role in the world. It would mean acquiescence to an assertive Russia and a weakening of the international institutions that help to maintain global order. It would mean disastrous trade wars and a domestic agenda that would do more to harm the people who voted for Trump than help them. It would mean mass deportation — and a humanitarian catastrophe — for millions of undocumented immigrants. [….]

Man darf einem extrem Rechten Misserfolg wünschen und ist dennoch kein Heuchler, weil es einen prinzipiellen Unterschied zwischen links und rechts gibt.
Trump ist Faschist und da gibt es keinen Platz für Euphemismus.

[…..] Das Wort vom Populismus erlaubt sogleich den Zusatz "von rechts und von links" - aber es gibt keinen menschenverachtenden Populismus von links.
Wer Trump, die Brexiteers, Le Pen und die AfD und ihresgleichen nur als Rechtspopulisten bezeichnet, verwischt dieses entscheidende Merkmal der rechten Revolution. Damit wird Politik betrieben.
"Faschismus ist ein Ergebnis der Krise unserer Zeit. Wir hätten ihn auch 'Irrationalismus' taufen können." Mussolini hat das gesagt, kurz vor seinem Ende in der Villa Feltrinelli am Gardasee. Die Lust an der Unvernunft ist bis heute das große Gemeinsame aller faschistischen Bewegungen. Denn der Faschismus ist ja erst ein psychologisches Phänomen und wird dann zum politischen.
Der Hass auf das Fremde, die Furcht vor Veränderung, die Erniedrigung von Frauen, die Verachtung der Schwachen, die Verherrlichung der Starken, die Wut auf die Eliten, die man angeblich hinwegfegen will, denen man sich aber in Wahrheit andient - all das ist Faschismus, die Drohung nach Washington, nach Brüssel, nach Berlin, den Sumpf trocken zu legen. "Drain the swamp" hat Trump gerufen. […..]

Es ist jetzt schon widerlich geworden.
Wer südamerikanisch oder asiatisch aussieht, schwul wirkt, der muß schon jetzt um seine körperliche Unversehrtheit in den USA fürchten. Die Trumpianer sind übergriffig, brutal und gewalttätig.

Den schier grenzenlosen Hass, den Trump losgetreten hat, darf man niemals als neue Normalität hinnehmen.

Es gibt keine Rechtfertigung dafür einen „White Supremacist“ und Antisemiten wie Steve Bannon als Stabschef zu installieren.
Die Welt darf nicht wegsehen, wenn der erzkonservative Senator und brutale Homohasser Jeff Sessions Justizminister wird. Der KKK-Freund wurde einst als zu rassistisch eingestuft, um Bundesrichter werden zu können.

[….] Ein schwarzer Staatsanwalt sagte [….], Sessions habe ihn als „boy“ angesprochen und gesagt, er habe die Rassistenorganisation Ku-Klux-Klan immer gut gefunden, bis er herausgefunden habe, dass diese Marihuana rauchen, was Sessions jedoch als Scherz abtat. Daraufhin wurde der Republikaner nicht als Richter bestätigt und war somit in 50 Jahren erst der zweite Kandidat für einen solchen Posten, der die Senats-Zustimmung nicht bekam.
Das „National Journal“ sieht ihn als einen der fünf konservativsten Senatoren der Vereinigten Staaten. Er hat sich wiederholt gegen jede Form der Einwanderung gewandt, bezweifelt den Klimawandel und hatte sich wiederholt Vorwürfen des Rassismus zu erwehren. [….]
Der 52 Jahre alte Pompeo ist ein Mitglied der konservativen „Tea-Party“-Bewegung und lebenslanges Mitglied der Waffenlobby-Organisation „National Rifle Association“, die ihn im Wahlkampf unterstützt hat.
Mike Pompeo soll C.I.A.-Direktor werden. [….]
(FAZ, 18.11.16)

Wladimir Putin ist ein wahrer Schwulenfreund, wenn man ihn mit der Mannschaft um Donald Trump vergleicht.

[…..] Ken Blackwell, tapped last week by President-elect Donald Trump to head domestic policy during the businessman's transition to the White House, has made anti-LGBT statements for years. Among them: Homosexuality is a sin, and gay people, just like petty thieves and fire-setters, can be rehabilitated.
The Ohio politician has long endorsed a controversial mental health practice known as conversion therapy or reparative therapy. The goal is to cure a person of his or her homosexuality, and in the case of transgender people, to reaffirm the gender into which they were born.
In the past, treatments have included inducing vomiting and using mild electric shock while patients viewed homoerotic images. [….]

SPON-Korrespondent Marc Pitzke, den ich seit Jahrzehnten als nüchternen Profi kenne, ist das erste Mal regelrecht außer Fassung, wenn er sein Amerika beschreibt.

[…..] Nichts wird gut
[…..] Es ist auch zehn Tage später nicht normal, dass 60 Millionen Amerikaner einen Rechtspopulisten zum Präsidenten gewählt haben, dessen rassistische, antisemitische, fremden-, frauen- und schwulenfeindliche Rhetorik plötzlich vergessen und vergeben scheint. […..] Es ist nicht normal, dass der mächtigste Präsidentenberater, der jedes Detail der US-Politik steuern soll, fortan Steve Bannon ist. Ein Mann, der aus seinem Antisemitismus nie einen Hehl gemacht hat, der als Führer der Alternativen Rechten "Alt Right" gilt - ein Mäntelchen für alle möglichen Hassgruppen, darunter die wiederauferstandenen Lynchhorden des Ku-Klux-Klans, die Trumps Wahl als einen "Schritt in die richtige Richtung" bejubeln.
Es ist nicht normal, dass Hunderte Amerikaner diese Wahl als Anlass, ja, Ermutigung sehen, Ausländer, Muslime und Minderheiten anzugreifen. Fast 500 Übergriffe gegen die Schwächsten der Gesellschaft wurden seit dem Wahltag gemeldet, viele mit dem Schlachtruf: "Jetzt ist Trump Präsident!"
Es ist nicht normal, dass Trump-Berater Kris Kobach, Innenminister von Kansas, ein "Melderegister" für Einwanderer einer ganz bestimmten Religion vorschlägt. Und dass Trump auf die Frage, wie sich eine solche Datenbank von der Meldepflicht für Juden im Dritten Reich unterscheide, mehrfach nur sagte: "Sag du es mir!"
[…..] Es ist nicht normal, dass Sarah Palin neue US-Innenministerin werden könnte. […..][…..][…..][…..]

Wir müssen bei all der Empörung auch immer daran denken, daß nicht etwa eine Mehrheit der Amerikaner Trump gewählt hat, sondern nur etwa ein Viertel.
Der president elect hat nicht nur KEINE MEHRHEIT, wenn man die Nichtwähler einrechnet, nein er liegt auch bei den abgegebenen Stimmen (popular vote) deutlich hinter Hillary Clinton.

Die großen Staaten werden immer noch ausgezählt und Clintons Vorsprung wächst.


Nur das anachronistische amerikanische Wahlsystem macht den Rassisten mit der Stimmenminderheit zum amerikanischen Präsidenten.

Hillary Clinton bekam 62.523.126 Stimmen, die 48% entsprechen und errang damit 232 “electoral votes.”

Donald Trump bekam 61.201.031 Stimmen, die 47% entsprechen und erhielt dafür 290 „electoral votes.“

Hurra, amerikanische Demokratie – Clinton ist mit über 1,4 Millionen Stimmenmehrheit klar geschlagen!


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