Ja, ich
bin ein Gutmensch, ja ich bin moralisch.
Nein,
ich finde es nicht erfrischend gegen den menschlichen Anstand und
Sprachregelungen zu verstoßen.
Ja, ich
verlange von Politikern sich öffentlich gemäßigt auszudrücken.
Gemäßigt
bedeutet dabei keineswegs, daß man sich wie Frau Merkel öffentlich nur noch inhaltsleere Floskeln beschränken
muß, wie zB:
"wenn die Angelegenheit mit gesundem Menschenverstand angegangen wird und alle am gleichen Strick ziehen, so ist dies gewiss der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich würde meinen: Es geht vorab darum, gemeinsam das nämliche Ziel anzustreben, getragen vom Willen, anstatt zu diskutieren, Hand anzulegen. Denn: Wer der Zukunft ins Auge blickt, stellt fest: Am Ende des Tunnels wird es immer wieder hell. Wenn irgendwelche nicht näher erläuternde Umstände es erlauben, könnten wir gewiss versuchen, etliche Aspekte immerhin den gewünschten Gegebenheiten anpassen. Ich könnte Ihnen schon zustimmen. Sicherlich würden wir in der einen oder anderen Einzelfragen noch Meinungsverschiedenheiten haben, aber ich würde denken, dass wir die bereinigen könnten. Nur hätte ich gern noch kurz erläutern wollen, wir ich mir unseren Zeitplan noch diesbezüglich vorstellen würde: Ich möchte meinen, dass wir in den kommenden drei Monaten zunächst die vorliegenden Ergebnisse sichten sollten.“
Ich will
keine Worthülsen, sondern Klartext, wie ihn Helmut Schmidt oder Peer Steinbrück
benutz(t)en.
Es ist
aber kein Klartext, wenn man statt Worthülsen Beleidigungen verwendet und das
Publikum mit Diskriminierungen von Minderheiten unterhält.
Es gibt diese neue
Lust an der Provokation. Lange nicht mehr war es so leicht für einen
Machtgierigen, sich der Öffentlichkeit als Freiheitsheld zu verkaufen.
"Mann" muss nur ein paar Minderheiten beleidigen und sich nach der
öffentlichen Empörung darüber selbst als Opfer darstellen. Nachdem man also
kräftig ausgeteilt und daraufhin kritische Reaktionen geerntet hat, stilisiert
man sich in der nächsten Beleidigungsrunde zum Rächer aller ungerecht
Behandelten.
In der Politik greift
diese Methode um sich. Donald Trump ist natürlich der Riese unter den vielen
Zwergen. Sein Wahlkampfslogan "Make America Great Again" lässt die
Vereinigten Staaten mächtig klein wirken. Viel kleiner als sie sind. In Stil
dieser Pseudo-Solidarität mit dem kleinen Mann machen derzeit einige gar nicht
so kleine deutsche Politiker einen Jahrmarkt aus dem öffentlichen Leben. [….]
Wie
schäbig. Erst gibt man seinen Vorurteilen freien Lauf, indem man von „Negern,
Schwuchteln, Mongos und Schlitzaugen“ spricht und dann lassen sich
Oettinger/Trump/Gauland/Scheuer/Müller auch noch dafür feiern, weil sie „free from the liver“ sprachen.
Man ist ja kein abgehobener Politiker, sondern einer vom Volke.
Günther
Oettinger hat eine lange Geschichte im Beleidigen von Schwachen. Er ist ein
unethisch handelnder und redender Mensch.
EU-Kommissar Günther
Oettinger steht erneut unter Druck: Rund zwei Wochen nach seinen abfälligen
Äußerungen über Chinesen muss sich der CDU-Politiker gegen Lobby-Vorwürfe
wehren. Oettinger bezeichnete die Vorwürfe am Dienstagabend im Kurzmitteilungsdienst
Twitter als unbegründet.
Hintergrund ist ein
Bericht der Website "EUobserver", wonach Oettinger im Mai im
Privatjet des deutschen Geschäftsmannes Klaus Mangold zu einem Treffen mit dem
ungarischen Ministerpräsident Viktor Orban nach Budapest geflogen sei und damit
gegen die Ethikregeln der EU-Kommission verstoßen habe.
Mangold gilt als
kremlnaher Lobbyist. Er ist russischer Honoralkonsul in Baden-Württemberg,
Oettingers Heimat.
[….]
Immer
wieder erleben wir sprachliche Entgleisungen der Top-Politiker.
Entgleisungen,
die leider folgenlos blieben, wie Edmund Stoibers berüchtigte Warnung vor einem
„durchmischten und durchrassten deutschen Volk“.
Während
man aber früher noch peinliches Schweigen, abwiegeln oder auch Distanzierungen
von sich selbst erlebte, geht die aktuelle Gauland-Generation dazu über dummdreist
auch noch stolz auf seinen gedanklichen Fäkalauswurf zu sein.
Hurra,
habe ich da nicht fein Aufmerksamkeit generiert? Was werden die Bierseligen an
den Stammtischen stolz sein, daß jemand wie Karl-Heinz Mustermann auf drei
Promille spricht.
Es sind
aber eben nicht nur sprachliche Aussetzer, sondern auch Türöffner in eine
aggressivere Gesellschaft, die Gewalt gegen Minderheiten wieder mehr und mehr
akzeptiert.
"Der
Schwarze schnakselt halt gern" – so sind sie, die Neger.
"Alkohol, Suff,
Drogen und Frauen": Vor allem dafür geben afrikanische Männer
Entwicklungsminister Müller zufolge ihr Geld aus. […..]
Jaja,
die „Neger“. Sind das nicht letztendlich doch nur bessere Affen?
Was hat
so einer eigentlich im Weißen Haus zu suchen?
Two officials in West Virginia have come under fire for sharing racist
messages about First Lady Michelle Obama.
According to WSAZ, a message about the current first lady was shared
thousands of times after it was posted on Facebook by Clay County Development
Corporation Director Pamela Taylor.
“It will be refreshing to have a classy, beautiful, dignified First Lady
in the White House,” Taylor wrote. “I’m tired of seeing an ape in heels.”
Clay Mayor Beverly Whaling reportedly praised Taylor’s post, writing,
“Just made my day Pam.” [….]
Worte
sind der Anfang, so geht es los.
Schon
marschiert auch der Klan.
Siegesparade im
Dezember: Ku Klux Klan marschiert für Trump
Nur zögerlich
distanzieren sich Donald Trump und sein Team im Wahlkampf vom Ku Klux Klan.
Nach dem Sieg des Milliardärs jubelt die rassistische Organisation. In North
Carolina will sie dem künftigen US-Präsidenten mit einem Siegesmarsch huldigen. […..]
Der
misogyne, xenophobe Rassist Donald Trump ließ mit seinem Wahlkampf 59 Millionen
Amerikaner von der Kette.
Sie
müssen sich verbal nicht mehr zurückhalten und werden handgreiflich.
In the days after last week’s presidential election, The 74 was shocked
to see students and parents take to Twitter in droves to report incidents of
bullying in their schools. […..] From
around the country came tales of children targeted by classmates with hate-filled
language because of their ethnicity, racial slurs anonymously scrawled inside
school buildings, open expressions of bigotry spoken by children within
classroom walls, and teachers and principals struggling to reassure their
students not to be afraid.
Below is a sample of these experiences as told to our reporters, filled
with pain and fear. […..]
Es begann
nicht mit Trump, denn sonst wäre seine Bewerbung in der ersten Woche nach
seinen Mega-Insults (Mexikaner sind Vergewaltiger, Verächtlichmachung
Behinderter) schon vorbei gewesen.
Da war
schon vorher etwas durch die jahrelange Arbeit der rassistischen Teebeutler
weggebrochen.
Die
intensive Unterstützung der Evangelikalen und Katholiken für Trump
zeigte wieder einmal den durch und durch schädlichen gesellschaftspolitischen
Einfluss des Christentums auf unsere Kultur.
Der stramm evangelikale Trump-Vize ist
Vorkämpfer für die Entrechtung von Millionen Menschen.
Weil
Trump es so will, wird der Rassist und Antisemit Steve Bannon Chefstratege des
nächsten US-Präsidenten.
Zentrale Figur bei
"Breitbart" ist Stephen K. "Steve" Bannon, genannt
"Trumps Gehirn". […..]
Fremdenhass, LGBTQ-Hass, Frauenhass,
Rassismus finden bei "Breitbart" ungefiltert Ausdruck. Wer liberale
Positionen bezieht, gehört zum Establishment, zur Lügenpresse (auf Amerikanisch
MSM, Mainstream Media).
Viele Artikel bei
"Breitbart" funktionieren wie in diesem Beispiel: Die Überschriften
signalisieren ihre Wichtigkeit in Großbuchstaben ("LENA DUNHAM BITTET PAUL
RYAN: BITTE NICHT STEVE BANNON!"), dann kommt ein kurzer, neutral
gehaltener Bericht (in diesem Fall über die US-Schauspielerin, die den Sprecher
der republikanischen Partei auffordert, gegen die Berufung Steve Bannons
vorzugehen).
Erst im Forum entlädt
sich der Hass auf die "liberale Bitch" Dunham, übelste Beschimpfungen
wie "Schwein", "durchgeknallte Kuh" werden ebenso
unzensiert veröffentlicht wie Posts mit dem Wunsch, Dunham möge nach Somalia
deportiert werden, wo "schwarze Muslime" sie sich dann vornähmen. […..]
Bannons „White
Supremacy“ ist dabei der Cousin des Christentums.
Das
Christentum war und ist immer eine Supremacy-Ideologie. Wir sind besser als
die.
So wurden
über 1500 Jahre Gräueltaten, Genozide, Unterdrückung, Sklaverei, Kolonialismus,
Hexenverbrennung und Inquisition im Namen Gottes organisiert.
Deswegen
gibt es keinen Grund über Deppen wie Oettinger zu lachen.
Wer so
denkt und redet ist böse.
Wer so
denkt und redet ist ein Türöffner.
Wer so
denkt und redet ist gefährlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen