Dienstag, 31. Dezember 2019

Zurück ins Loch!

Scham, Schüchternheit, Sozialphobie, Selbstzweifel, Ängste, Introvertiertheit, Hemmungen werden gemeinhin als zu überwindende Charakterschwächen angesehen.
Coaches und Therapeuten stürzen sich darauf. „Du schaffst das!“.
Überall wird die Selbstoptimierung gepriesen. Neue Frisuren, Muskeln oder in der kostengünstigen Variante Motoröl-Injektionen in Arsch und Lippen – irgendwie wird man schon so hübsch und selbstsicher, daß man im Selfie-Zeitalter mithalten kann und seinen Beitrag zur sekündlichen Grinsebilderflut im Internet leistet.
Offensichtlich fruchten die Therapien wider die Scham ganz hervorragend.
Die TV-Reality-Formate fluten den Bildschirmen mit einem nie enden wollenden Strom kleiner Selbstdarsteller, die völlig talent- und sinnfrei vor den Kameras turnen und dem Irrglauben erliegen die Welt warte nur auf sie.
Wer nur irgendwie verschwippschwägert mit einem C-Trashpromi ist, weil er beispielsweise „einmal den Wendler gebumst hat“, ist schon so berühmt, daß er es in die Königsdisziplin aller Promis, das RTL-Dschungelcamp, geschafft hat.
Die Exen von Wendler und Büchner? Wenn das später mal auf dem Grabstein steht, hat man sein Leben wirklich sinnvoll genutzt.

Scham, Schüchternheit, Sozialphobie, Selbstzweifel, Ängste, Introvertiertheit und Hemmungen unter allen Umständen zu bekämpfen und ins Gegenteil zu verkehren ist so sehr Allgemeingut geworden, daß man zum Jahreswechsel nach nur drei Minuten Social-Media bereits eine Coaching-Floskel-Überdosis erleidet.

Wir sind alle Kämpfer! Niemals aufgeben! Ich stehe zu mir! Ich bin wie ich bin! Ich bin nur ehrlich! Ich ziehe keine Show ab! Fallen ist OK – liegenbleiben ist eine Sünde. Entdecke Dein Potential. Kopf hoch, Brust raus!

Ich kann es nicht mehr hören. Coaching und Therapien sollten für diejenigen reserviert bleiben, die psychisch erkrankt sind; da besteht ausreichend Bedarf.
Natürliche Scham und Schüchternheit haben sich inzwischen zur echten Mangelware entwickelt.
Dabei wäre sie vielfach durchaus wünschenswert. Ich möchte nicht von jedem „Promi“, Nachbarn, Bekannten Details aus seinem Sexualleben, Kostproben seiner nicht vorhandenen Gesangs- oder Poetryslamtalente, Nahaufnahmen von Tattoos, Narben oder Piercings, Penislängen, Brustumfänge und Bilder sämtlicher Haustiere sehen.
Sicherlich gibt es immer Menschen, die genau das interessiert, aber das gilt nicht grundsätzlich für alle.

Das von der Süddeutschen Zeitung zum „Jahr der Scham“ ausgerufene 2019 ist in dieser Hinsicht durchaus zu begrüßen.
Scham ist gut. Ich plädiere für noch viel mehr Scham.
Homo Sapiens sollte sich wirklich schämen.

[…..] 2019 war das Jahr der Scham. Doch nicht jeder empfand Scham gleichermaßen. Der eine errötete, wenn er in ein Flugzeug stieg (Flugscham). Der andere, wenn er in ein Schnitzel biss (Fleisch-Scham). Manchen reichte es auch einfach nur, sich Cristiano Ronaldos Jahresendzeit-Grüße auf Twitter anzusehen (mit Freundin, Cola und Kleenex-Tüchern im der Stretch-Limo, Fremdscham also). Der Mensch, er ist halt "Ehre und Scham des Universums" zugleich (Blaise Pascal). Haben wir gerade der gesagt? Pardon, auch sie und es natürlich (Gender-Scham). […..] Vermehrungs-Scham     Was das ist: Der Erdüberlastungstag, berechnet von der Organisation „Global Footprint“, fiel 2019 auf den 29. Juli – früher als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Das Budget der Natur für das ganze Jahr ist also immer früher aufgebraucht, auch durch steigende Bevölkerungszahlen. 2100 sollen laut UN elf Milliarden Menschen auf der Erde leben.
[…..]   Müll-Scham Was das ist: Eigentlich müsste man jetzt noch den Tesa-Film von der Verpackung reißen und die Metallklammer vom Teebeutel lösen. […..] Fleisch-Scham
[…..] Internet-Scham    Was das ist: Einmal googeln verbraucht ebenso viel Energie wie eine 11-Watt-Energie-Sparlampe in einer Stunde. Zeit also, sich endlich einmal zu schämen für die dämliche Dauer-Klickerei. Und völlig egal, mit welchem Endgerät wir gerade durchs Netz surfen: Digitale Technologien tragen zu vier Prozent der globalen Treibhaus-Emissionen bei.
[…..]  Geschlechter-Scham
[…..] Haustier-Scham     Was das ist: Je größer das Haustier, desto schlechter für die Umwelt. Ein Labrador gilt im Vergleich mit einem Goldhamster, einem Wellensittich oder einem Goldfisch als Klimasünder – in der Jahresbilanz ist er so umweltschädlich wie eine 3700 Kilometer lange Autofahrt. Das ist das Ergebnis einer Schweizer Studie zur Ökobilanz von Haustieren.
 […..] Fußball-Scham
[…..] Heizpilz-Scham
[…..] Weltkonzern-Scham […..]

Bleibt nur zu hoffen, daß sich Vermehrungsscham, Flugscham, Müllscham und Haustierscham 2020 prächtig weiter entwickeln. Bisher war die Scham noch zu rudimentär; es folgten keine Konsequenzen. Wir fliegen immer mehr, fressen immer mehr Fleisch, verbrauchen mehr Ressourcen.

Montag, 30. Dezember 2019

Hühnerauge zudrücken.

Californische Youtuber erscheinen aus Perspektive der Ost-Küste und erst Recht von Europa aus betrachtet extreme Blasen-Wesen zu sein, die jeden LALA-Land-Witz verdienen.
Extreme Beschäftigung mit sich selbst und dazu eine bizarre Mischung aus politischem Desinteresse und gleichzeitiger Hypersensibilität für politische Correctness.
Da machen aufgeklärte, ökobewußte, genderfluide Leute täglich Videos für ihre 10, 20 oder 30 Millionen Follower ohne ein Wort darüber zu verlieren, daß Präsidentschafts- oder Kongresswahlen sind.
Trump finden sie zwar alle doof, aber wichtiger sind ihre neuen Schminkutensilien, Tiktok-Videos, Gucci-Sandalen oder Feuchtigkeitsmasken nach dem Gym.
Das völlig aus dem Ruder geratene Influencer-Wesen führt dabei zu einer Geschmacks-Nivellierung, die ich so noch nie irgendwo beobachtet habe. Die Häuser haben alle den gleichen Schnitt, die Frauen die gleichen Lippen und Brüste, die Männer die gleichen Figuren, die Kinder die gleichen Interessen. Alle fahren die immer gleichen SUVs, tragen dieselben Farben und streben nach dem Einheits-Lifestyle.
Wieso einen das kümmern muss?
Muss es nicht, aber Kalifornien mit seinen 40 Millionen Einwohnern ist auch eine ökonomische und kulturelle Supermacht.
Mit beinahe drei Billionen Dollar Bruttoinlandsprodukt ist der Westküstenstreifen die mit Abstand wichtigste Wirtschaftsregion der USA und wäre für sich allein betrachtet nach den USA, Japan, China und Deutschland die fünftgrößte Macht der Welt.
Diese eben noch so geschmähten ewig lächelnden sonnigen Youtuber beeinflussen nicht nur die Jugend weltweit, sondern machen dabei auch noch zig Millionen Dollar allein mit der Youtube-Werbung, let alone die vielfache Summe, die sie mit Merch und Werbedeals einkassieren.
Man kann diese schillernde Glitzerwelt belächeln.
Aber immerhin können die exaltierten Wesen, die wie zum Beispiel die Dolan-Twins, zwei Teenager mit elf Millionen Followern, die nichts besonders vollbringen, sondern einfach für ihr Berühmt-Sein berühmt sind, oder James Charles, der immerhin schon reife 20 Jahre alt ist und seine mehr als 16 Millionen Follower mit Variationen seines Lidschattens entzückt, durch ihren gewaltigen Einfluss auch zur Liberalisierung der Gesellschaft beitragen, indem sie konsequent gegen Fat-Shaming, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung vorgehen. Da haben die Heten-Jungs keinerlei Berührungsängste mit ihrem Homo-Altersgenossen, sie fahren Tesla, um die Umwelt zu retten und betonen bei all ihren Merch-Produkten „it is vegan! It is cruelty-free!“
Sie sorgen sich um die Waldbrandgefahr und essen gluten-free.
Man kann das natürlich belächeln.     
Aber als Gegenpol zu den Abscheulich-Amerikanern wie Don Trump Jr., der als lupenreiner Rassist den Klimawandel für eine „hoax“ hält, als Waffenlobbyist auftritt und durch die Welt reist, um vom Aussterben bedrohte Tierarten wie das Argali abzuknallen, lobe ich mir jeden angeökten gelifteten Jung-Kalifornier mit Louis-Vuitton-Täschchen und lackierten Fingernägeln.
Allzu kritisch darf man natürlich nicht hinsehen, wenn diese Menschen Pro-Greta-Thunberg-Memes teilen, während sie im Privatjet von LA nach Las Vegas fliegen, um sich zu schminken.
Oder aber nur so ein bißchen im eigenen Jet rumfliegen, um zu sehen wie viele Hamburger man währenddessen fressen kann.
Aber zum Glück sparen sie ja wieder mit der Tesla-Flotte beim CO2-Ausstoß.
Die konsequente Umsetzung ihrer modernen Überzeugungen ist natürlich so eine Sache, wenn das neue Wangen-Glitter-Zeug für 50 Dollar als „it’s vegan!“ beworben wird und in einer Lederschachtel verschickt wird.
Während in Deutschland Veganer und Vegetarier eifersüchtig um die Deutungshoheit streiten und Veganer mit anderen Veganern darüber debattieren, ob man Äpfel vom Baum pflücken darf oder warten muss, bis sie von allein abfallen, wird in Kalifornien so gut wie alles unter „organic food“ subsummiert.
A „nice vegan meal“ kann dann schon mal Käse aus Kuhmilch, Lachs und Hühnerbruststreifen enthalten.
Da ist alles vegan, wenn nicht gerade ein riesiges blutiges Rindersteak in der Mitte liegt.

Ökologisch betrachtet ist der Wasserverbrauch bei der Rindfleischproduktion einer der Höchsten. Ein katastrophaler „Footprint“.
Aber mit der ökologischen Moral ist es kompliziert.

[….] Platz 1 für den größten tierischen Klimaschädling geht somit an das Rind mit etwa 15 Kilogramm sogenannter CO2-Äquivalente pro Kilo Fleisch; das Schwein folgt mit weitem Abstand und 4,2 Kilo, dicht gefolgt vom Geflügel mit etwa 3,5 Kilo CO2 pro Kilo Fleisch. Zum Vergleich: Gemüse verursacht im Schnitt nur etwa 150 Gramm CO2 pro Kilo.
Ganz anders sieht das Fleischranking aus, wenn man die ethische Seite betrachtet, also die Frage, wie viele Tiere ihr Leben lassen müssen, damit der Mensch satt wird. Das Magazin „Scientific American“ hat dazu eine Studie veröffentlicht, die der Vegetarierbund vebu aufgegriffen hat. Die provokante Frage lautete, wie viel Töten mit dem Konsum einer bestimmten Menge an Energie aus Fleisch, Milch und Eiern verbunden ist. Hier nun steht Hühnerfleisch bei weitem am schlechtesten dar, da jedes geschlachtete Federvieh lediglich 3.000 Kalorien auf die Teller bringt. Im Gegensatz dazu liefert das Schlachten eines Rindes über 400.000 Kalorien. Ein Schwein macht mit 84.000 Kalorien „pro Tod“ immerhin noch so satt wie 28 Hühner. […..]

Bedenkt man also wie viele Individuen für eine menschliche Mahlzeit getötet werden, sollte man insbesondere auf Hühnerfleisch verzichten.
Also ist es völlig absurd wie so viele ums Tierwohl Besorgte bei „weißem Fleisch“ alle Augen zuzudrücken, während man einen Bogen um das böse „rote Fleisch“ macht.

Aber als Vogelfreund bin ich ohnehin nicht neutral. Ich liebe alle Piepsis und würde dafür plädieren statt der allgegenwärtigen Hühnerbruststreifen lieber Hunde und Katzen zu essen.
Watschelige Vögel finde ich zwar noch großartiger – wie kann man bitte sehr Enten nicht lieben? – aber das Haushuhn wird auch extrem unterschätzt.
Ich empfehle dazu die hervorragende Reportage der hervorragenden Schriftstellerin/Journalistin Anja Rützel über Hühnerdressur.

[….] Aufs Huhn gekommen
Wer Hunde dressieren will, soll sich erst einmal an Hühnern versuchen. Unsere Autorin hat am Hühnerkurs einer weltberühmten Tiertrainerin teilgenommen – und sieht das Geflügel seitdem mit anderen Augen.
Das klügste Huhn der Welt heißt Buffy. Es hat Federn, die in der Sonne aussehen wie das Fell eines Füchsleins. Es kann Rot, Blau und Grün unterscheiden und, wenn es sich anstrengt, einen gezeichneten Adler von einem gezeichneten Häschen. Es mag Mais, und es mag nicht, wenn man es zu fest unter den Arm klemmt.
Ich lerne Buffy kennen, als ich einen Hühnerdressurkurs in Bayern besuche. Bei dem ich mich nicht – obwohl das an manchen Tagen wie ein absolut plausibler Plan erscheint – angemeldet habe, weil ich vorhabe, mich mit einer gemischten Hühner-Alpaka-Ameisenbär-Dressurnummer und ein bisschen Messerwerferei dem fahrenden Volk anzuschließen. Ich mache den Kurs, um meinen Hund besser trainieren zu können. Wer lernen will, wie man Tieren etwas beibringt, fängt am besten mit einem Huhn an.
Das sagt Terry Ryan, Wissenschaftlerin, in Tiertrainerkreisen ein Guru. Auf der ganzen Welt veranstaltet sie »Chicken Camps«, dabei will sie ja eigentlich nicht Hühnern etwas beibringen, sondern Hunden, oder noch besser gesagt: den Menschen. […..]

Jeder sollte die Geschichte von Buffy kennen und sich fragen weshalb wir eigentlich nicht den ganzen Tag vor dem Ministerium der Großbauern-Lobbyisten Julia Klöckner demonstrieren, die immer noch für betäubungslose Ferkelkastration und Kükenschreddern sorgt.

[…..] Das ganze Jahr lang haben die Menschen über das Klima diskutiert. Über die Flugscham und das Artensterben. Über Elektroautos, SUVs und Kohlekraftwerke. Sie haben wütender und lauter diskutiert als je zuvor. Wen das Klima bewegt, den bewegt die Frage, wie wir mit der Welt umgehen, und vor allem: wie lange noch?
Der Mensch, die Welt, der Untergang. Große Worte. Dabei reicht es zu fragen, wie der Mensch mit seiner Umgebung umgeht. Zum Beispiel mit dem Haushuhn, Gallus gallus domesticus.
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 45 Millionen männliche Küken getötet. Sie werden vergast oder geschreddert, meistens kurz nachdem sie geschlüpft sind. Es sind die Brüder der Legehennen, die, Überraschung, keine Eier legen und nur wenig Fleisch ansetzen. Beides ist nicht gut fürs Geschäft. Und tote Küken kosten nichts.
45 Millionen, das sind etwa 123 288 Küken am Tag.
45 Millionen, das sind etwa 1,43 Küken in der Sekunde. […..]

Sonntag, 29. Dezember 2019

Wie die Kirche verschwulte

Wenn man sich neue Sach-Bücher nach dem Kriterium aussucht etwas dazu zu lernen und nicht nur das bestätigt haben will, was man ohnehin schon lange weiß, kann man sich Frédéric Martels „Sodom. Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan“ natürlich sparen.
Überraschung, die meisten Kurialen sind extreme Heuchler, die tagsüber ihre Homophobie artikulieren und sobald die Mikrophone aus sind, ihrer Geilheit nach Penissen nachgehen.
Wer das wissen wollte, weiß das schon sehr lange.

Es ist genau 20 Jahre her, daß ich außerordentlich amüsiert Nigel Cawthornes „Das Sexualleben der Päpste“ las. Dabei handelte es sich keineswegs um einen Geheimtipp, sondern eine Rezension erschien 1997 im SPIEGEL, der vor dem Internet nicht nur ein Nachrichtenmagazin, sondern DIE große seriöse Informationsquelle mit gewaltiger Reichweite war.

(….) Hier ein paar meiner Lieblingspäpste – zitiert aus dem Spiegel, Nr 11/1997 – „Opfer am Altar der Liebe“
Pikanteste Tatsachen, wie z.B. daß
-Papst Innozenz I. (401 bis 417) sich ausnahmslos an präpubeszenten Mädchen vergnügte, während Sixtus III. (432 bis 440) die reifere Nonnenschaft an seiner Manneskraft teilhaben ließ;
- Papst Johannes XII. (955 bis 963) in der Peterskirche ein Bordell betrieb - bis er beim Koitalvollzug vom Ehemann einer seiner vielen Buhlerinnen erstochen wurde;
- Papst Paul II. (1464 bis 1471) sich am Folterschmerz von nackten Männern erregte, bevor er es mit seinen Lustknaben trieb - er schied durch mors in paedicatio, den Tod beim Verkehr zwischen Mann und Mann;
- Papst Gregor XVI. (1831 bis 1846) die Frau seines Barbiers neben seinen Privaträumen einquartierte - ihre sieben Kinder waren die wahrscheinlich letzten von vielen, die ihr irdisches Dasein päpstlichen Keimdrüsen verdankten.
Einfachen Priestern hingegen , die sich eine Konkubine hielten, drohte gar die Kastration; erlaubt war ihnen die Wollust nur, wenn sie dem Papst das „Cullagium“ zahlten - eine Art Sex-Steuer, mit der sie sich von ihrem Keuschheitsgelübde freikaufen konnten. Fast alle Pfarrer griffen zu diesem Zweck in den Klingelbeutel. Denn sie trieben es so wild wie ihre Oberen, kein Gemeindeglied, ob weiblich oder männlich, war vor ihren Übergriffen sicher. Als sich kaum noch jemand zur Beichte traute, die der Priester bis dahin in einem abgeschiedenen Winkel der Kirche hörte, wurde 1614 der Beichtstuhl eingeführt.
Potent war auch Innozenz VIII. (1484 bis 1492), der sich an seinen acht Töchtern ebenso verging wie Julius III. (1550 bis 1555) an seinen zwei Söhnen - zum Lohn für ihre sexuellen Frondienste weihte er sie 15jährig zu Kardinälen. Zu ihrem Höhepunkt gelangte die papale Pornokratie unter Alexander VI. (1492 bis 1503), der den Heiligen Stuhl endgültig zum Sündenpfuhl machte. Er war ein Unverwüstling sondergleichen, der jede Nacht 25 der formschönsten Freudenmädchen Roms zu sich befahl. Daneben verfügte der Papst aus der berüchtigten Familie der Borgias noch über genügend Ausdauer, um mit seiner Kindsbraut Giulia, seiner Tochter Lucrezia sowie deren Mutter und Großmutter zu konkubieren. [….]

Heute ist das Allgemeinwissen, die wüsten Orgien Papst Alexanders VI. sind Gegenstand mehrerer Prime-Time-Produktionen, die im Free-TV liefen.

Während es aber im Mittelalter wegen des weniger strengen Zölibats auch sehr viele Hetero-Sexorgien mit Kardinälen gab, führte die immer rabiatere Vertreibung von Frauen aus den Pfarrhäusern dazu, daß es immer mehr Schwule in den Priesterberuf zog. Den Päpsten konnte es nur Recht sein, denn abgesehen von der biblischen Misogynie – schon Jesus duldete unter seinen Jüngern keine Frauen – haben Ehefrauen im Pfarrhaus aus Vatikanischer Sicht den entscheidenden Nachteil Uteri zu besitzen. Es werden Kinder und damit auch ERBEN geboren. Das hätte auf Dauer das kirchliche Vermögen geschmälert – und die Kirchenfürsten waren durch ihre weltliche Macht, den Ablass- und Reliquienhandel sehr reich. Nur bei kinderlosen Geistlichen blieb das Geld in der Kirche.
Bis in die jüngste Zeit ist „katholischer Priester“ der Beruf der Wahl für ungeoutete Schwule. Nur als katholischer Geistlicher vermeidet man die peinlichen Fragen wieso man eigentlich keine Frau und Kinder hat und lieber „unter Brüdern“ bleibt. Besonders viele Klemmschwestern in den eigenen Reihen zu haben, ist auch heute noch von Vorteil für die Bischöfe. Sie müssen weniger Alimente für die heimlich gezeugten Kinder zahlen und verfügen zudem auch noch über Erpressungspotential gegenüber den heimlich ihre Messdiener vögelnden Soutanen-Schlawiner, um sie kirchenpolitisch auf Linie zu halten.
Diese seit Jahrhunderten effektive Strategie ist nun erstmal in Gefahr und zwar durch die gesellschaftliche Liberalisierung in den westlichen Demokratien.
In Nordamerika, Australien und Westeuropa, aber auch teilweise in Südamerika und Südafrika werden Schwule immer mehr akzeptiert.
Ein 17- oder 18-Jähriger, der in einem kleinen konservativen Dorf Bayerns oder Alabamas aufwächst, bemerkt, daß er mit Frauen wirklich nichts anfangen kann und deswegen von seinen Schulfreunden schon schräg angeguckt wird, muss nicht mehr seinen einzigen Ausweg im Priesterseminar sehen, sondern kann sich im Internet mit beliebig vielen Altersgenossen in derselben Lage vernetzen, sich outen und schließlich völlig normal weiterleben. Er wird dann vielleicht Tischler, oder Arzt oder Bauer oder Mechatroniker.
Die Folgen sind klar: Gähnenden Leere in den westlichen Priesterseminaren und hysterischer Kampf der Alt-Kleriker wider die „Ehe für Alle!“

Solange aber Homosexualität noch in genügend Ecken der Welt verdammt wird oder Kleriker aus anderen Zeiten existieren, bleibt natürlich auch der Vatikan ein Homo-Hotspot.

(…..) Zuweilen hat man den Eindruck, der ganze Petersdom sei wie zu früheren Jahrhunderten üblich ohnehin eine einzige Callboy-Börse - ähnlich den Republikaner in den USA, deren Spitzenvertreter massiv gegen die same-sex-marriage vorgehen und gleichzeitig dermaßen viele Gay-sex-Skandale produzieren, daß man sie satt "Grand old party" nur noch "Gay old party" nennt.

"Tutti perversi?" fragt das italienische politische Wochenmagazin "Panorama" angesichts des vatikanischen Stricherrings, der im März 2010 aufflog.

Chinedu Thomas Ehiem, der vatikanische Chorsänger, organisiert für die Herren in den Soutanen neben den gesanglichen auch andere orale Freuden.
Pfaffen lieben es oral.
Ehiem vermittelt Callboys.

"Im Vergleich zu dem bin ich bloß normal ausgestattet, er hat einen unglaublichen Körper. Ab zehn Uhr hat er Zeit, er ist ein Freund von mir und tut, was ich ihm sage." Solche Mitschnitte aus Telefonaten, aus sehr delikaten Telefonaten, haben dem Vatikan einen deftigen Skandal um Sex und Prostitution beschert.

Angehende Priester wurden ebenfalls von dem Vatikanischen Chorsänger als Lustknaben an den höheren Klerus vermittelt:

Und Ehiem ist äußerst rührig: "Ich habe da einen aus Neapel, einen Kubaner, einen Deutschen, gerade aus Deutschland eingetroffen, zwei Schwarze, einen Fußballer, einen Tänzer der RAI", heißt es laut der Tageszeitung "Libero" in einem Mitschnitt. Einmal wird der Kuppler konkret und bietet einen Prostituierten an, "zwei Meter groß, 97 Kilogramm schwer, 33 Jahre alt." Auch Priester-Seminaristen sollen zu den jungen Männern gehört haben, die Ehiem an Balducci weiterreichte; in einem Gespräch jedenfalls kommt die Frage auf, wann denn der Jüngling "wieder im Seminar" sein müsse.

Als Zuhälter für schwule sexuelle Dienstleistungen im Vatikan fungierte hauptsächlich Angelo Balducci; "Gentiluomini di Sua Santità" ("Ehrenmänner Seiner Heiligkeit") des Papstes und Präsident des Obersten Rates für Öffentliche Arbeiten.

Die "Gentiluomini di Sua Santità" hatte Papst Paul VI. im Jahr 1968 statt des früheren Hofstaates eingesetzt. Um einer der 147 "Ehrenmänner Seiner Heiligkeit" zu werden, muß man ganz besondere Verdienste gegenüber dem Heiligen Stuhl erworben haben - eine Voraussetzung, die Baldulucci offensichtlich erfüllte.

Sexuelle Dienstleistungen durch junge hübsche Männer sind im Staat der Zölibatären heiß begehrt.
Sich die Stricher selbst in einer der vielen Schwulenbars rund um den Vatikan aufzugreifen, ist erstens umständlich, zweitens zeitaufreibend, drittens indiskret und viertens mitunter auch gefährlich, wie das Schicksal des adeligen Herrn Luzi beweist.

Auch Luzi, a Roman nobleman, war einer der "Ehrenmänner Seiner Heiligkeit"; ein Kollege Angelo Balduccis.

The Vatican yearbook notes that Mr. Sini Luzi began service as a Gentleman of His Holiness in April 1989, and today national newspapers published photographs of him, a smiling, bespectacled man, with Pope John Paul II, or standing in the Vatican clad in the black cutaway and decorations of his office.

Der Kammerherr des Papstes, Enrico Sini Luzi, ist 1998 in einer Vatikanwohnung bei schwulen SM-Spielchen umgekommen.
Der in den römischen Schwulenbars stadtbekannte Papst-Freund hatte sich einen Stricher aufgegabelt und wurde dann in Reizwäsche mit einem Kerzenleuchter erschlagen gefunden – der Videorekorder mit den Homopornos lief noch. (….)

Die sexuelle Liberalisierung wird gegenwärtig noch von fast allen 4.000 Bischöfen der Welt verzweifelt bekämpft, da sie um ihre Pfründe fürchten.
So wie nur die Prohibition die illegalen Alkohol-Lieferanten und Groß-Gangster wie Al Capone reich gemacht hat, fürchten auch heutige Drogenkartelle die Liberalisierung von Cannabis.
Ihr Geschäftsmodell bräche schlagartig zusammen. Nicht auszudenken, auf welche Einnahmen sie verzichten müssten, wenn eines Tages die Regierungen so klug sein könnten auch Opioide generell zu legalisieren.
Es ist genau dieser Profit durch Verbot-Mechanismus, der die Kurialen dazu bewegt auch heute noch Schwule zu verdammen.

 […..] Nachts schleichen sie sich heimlich aus dem Vatikan und suchen Stricher von der Straße auf. Oder sie leben mehr oder weniger offen mit einem „Assistenten“ zusammen. Wieder andere belästigen junge attraktive Schweizergardisten mit ihren Avancen. Und nicht wenige nutzen ihre Reisen, um in der Ferne ungestört und hemmungslos ihren homosexuellen Neigungen frönen zu können. Auch schwule Pornografie wird hinter den Mauern des Vatikans eifrig konsumiert, manche Prälaten scheinen regelrecht süchtig danach zu sein. „Der Vatikan ist eine der größten homosexuellen Communitys der Welt“, schreibt der Franzose Frédéric Martel in seinem Buch „Sodom. Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan“.
Selbst in San Francisco gebe es nicht so viele Schwule wie hier. Mit dem Unterschied allerdings, dass der Vatikan auch eine Hochburg der Heuchelei sei. Denn das homosexuelle Doppelleben vieler Priester oder gar Kardinäle sei oft in der Öffentlichkeit mit einer „äußerst atemberaubenden Homophobie“ gepaart. […..] Martel ist dabei kein windiger Schreiberling und auch kein Eiferer. Sein Buch ist das Ergebnis jahrelanger Recherche, die er in 30 Ländern zusammen mit vielen Helfern unternahm. Seine Belege sind erdrückend. 1500 Interviews wurden geführt, und zwar alle vor Ort und persönlich. Sogar 41 Kardinäle waren zu Aussagen bereit. […..] Manche Stellen in dem Buch lesen sich wie in einem schlechten Film. So erzählt Martel in dem Kapitel „Der Ring der Wollust“ von zwei schwulen Kardinälen, die ihre „Glanzzeit“ unter Papst Johannes Paul II. hatten. Sie firmieren im Vatikan unter den Pseudonymen „Platinette“ - nach einer bekannten Dragqueen - und „La Mongolfiera“. Über einen anderen Bischof kursiert intern der Spruch „Spitze bei Tag, Leder bei Nacht“. […..] Ein besonders krasser Fall ist der des 2008 verstorbenen mächtigen kolumbianischen Kardinals López Trujillo. Unter Johannes Paul II. war er ein erbitterter Kämpfer gegen „Safer Sex“ und führte einen Feldzug gegen Kondome. Dabei lebte er selbst zügellos und mit brutalen Mitteln seine Homosexualität aus. Anwerber in der ganzen Welt führten ihm junge Männer zu. […..]

Nur die totale Tabuisierung von Sexualität und insbesondere Gleichgeschlechtlicher garantiert das für die Kirchenfürsten so befriedigende frauenfreie Biotop.  Gay Marriage und Frauenordinierung sind eine echte Gefahr für die bisher Allmächtigen in ihrem paradiesischen Leben in der Vatikanstadt mit laufenden Messdiener-Nachschub, vielen knackigen Schweizer Gardisten und einer schwulen Callboy-Infrastruktur.

(…..) Man kann nur hoffen, daß die Messdienerchen im Petersdom etwas sicherer leben, obwohl sie von derart vielen Priestern umgeben sind, wenn es in der heiligen Stadt genügend Stricher gibt.

Ob die Anzahl schwuler Sexworker in der Vatikanstadt ausreicht, muss allerdings bezweifelt werden, denn die Geistlichen sind trotzdem noch spitz wie Nachbars Lumpi und stellen den Schweizer Gardisten nach.
Lauter junge, durchtrainierte, ledige Männer in fescher Uniform sind das.
Die 135 Männer der Pontificia Cohors Helvetica sind genau das was sich so eine Klemmschwester im Kleid sexuell erträumt.
Neben den Offizieren gibt es 8 Wachtmeister, 12 Korporäle, 13 Vizekorporäle, 78 Hellebardiere.
Sie alle müssen männliche Schweizer, zwischen 19 und 30 Jahren alt, mindestens 1,74 m groß, sehr sportlich und nicht verheiratet sein.
(Nur die Offiziere dürfen Frauen heiraten).
Wenig überraschend, daß die kopulationsaffinen Kleriker da nicht nur gern zugreifen würden, sondern das offensichtlich auch fleißig tun.

[…..] Im Vatikan sorgt derzeit ein Buch für Aufregung. Schweizer Gardisten erzählen darin, wie sie von Kirchenvertretern sexuell belästigt werden.
[…..]  Dass sich das Umfeld für die kleinste Armee der Welt tatsächlich verändert hat, zeigt das Buch «Sodom» von Frédéric Martel. Der Journalist bezeichnet den Vatikan darin als eine Metropole schwuler Priester, Bischöfe und Kardinäle.
[…..] Dies bekommen auch die Gardisten zu spüren. Von Dutzenden Kirchenführer sollen sie belästigt und sogar genötigt worden sein. Die jungen Katholiken seien schockiert und traumatisiert. Die Anmache werde kaum verborgen, meint ein anonymer Gardist.
[…..]  Ein Kardinal hätte einen seiner Kollegen regelmässig mitten in der Nacht angerufen. Dieser erklärte dann, er brauche ihn in seinem Schlafgemach.
Drastischere Worte findet ein anderer Beschützer des Heiligen Stuhls: «Ich habe lange gebraucht, bis mir klar war, dass wir im Vatikan umgeben sind von frustrierten Alten. Die Schweizergardisten als Frischfleisch ansehen».[…..]

Samstag, 28. Dezember 2019

Kirchenfesseln

Christina Fleischmann, *1988, arbeitet seit sieben Jahren als freie Kulturjournalistin. Streng katholisch in einem kleinen bayerischen Ort aufgewachsen, las sie als Abiturientin Nietzsche und Feuerbach, brach mit ihrem Glauben, studierte Theater-, Medienwissenschaften und Anglistik in Bayreuth und Barcelona.
Es passierte das, was immer passiert, wenn ein frommes Kirchenmitglied aus der Provinz intelligent ist, sich bildet und hinaus in die große Welt geht: Sie wurde ungläubig.
Nicht nur das, wie jeder anständige Mensch empörte sie sich über die ungeheuerlichen Machenschaften ihrer Kirche.

[…..] Die Argumente gegen die Kirche gehen mir leichter von der Hand. Der sexuelle Missbrauch und seine Aufarbeitung erbosen mich am meisten. Als ich mit Opfern sprach, war ich erschüttert, wie institutionalisiert die Übergriffe stattfanden. Ein Betroffener sagte: »Ich glaube an Gott, aber sein Bodenpersonal ist grottenschlecht.« Die Heuchelei dieser Institution widert mich an, dieser Größenwahn! All das Leid, die unmenschliche Ignoranz gegenüber wehrlosen Kindern, die trägen Versuche der Wiedergutmachung.
Doch nach außen hin die Moral hochhalten, sexuelle Bedürfnisse missbilligen, Verhütung verteufeln. Die Frau als untergeordnetes Geschlecht ansehen, sie von sämtlichen Ämtern ausschließen. Auch das bringt mich zum Schäumen. Weil diese apodiktischen Grundsätze rückständig und fernab der Lebensrealität sind. Ja, ich empfinde sie sogar als menschenfeindlich. Als aufgeklärte Frau muss es schwerfallen, die Überzeugungen dieses Männervereins zu akzeptieren. [….]

Da ich schon eine Generation älter als die Autorin bin, kann ich all die Argumente schon singen.
Um sich vor Wut zu schütteln, muss man nur an einem beliebigen Tag wie heute die Medien verfolgen. Dieser ganze Blog ist voll mit den ungeheuerlichen Verbrechen der katholischen Kirche.

Einige willkürlich ausgewählte Meldungen nur aus dieser Woche:

1.)

Kinderficker Theodore Kardinal McCarrick konnte so lange unbehelligt bleiben, weil er Papst und Kurie bestach.

[…] Der wegen Missbrauchs entlassene Ex-Kardinal Theodore McCarrick hat laut "Washington Post" über Jahre Hunderttausende Dollar an Kleriker gespendet. Auch Papst Benedikt XVI. soll profitiert haben.
[…]McCarrick soll demnach zwischen 2001 und 2018 knapp 200 Schecks im Wert von insgesamt rund 600.000 Dollar an mächtige Kleriker geschickt haben, von denen einige mit innerkirchlichen Ermittlungen in seinem Missbrauchsfall betraut waren.   Der ehemalige Erzbischof von Washington soll zwischen 1970 und 1990 zahlreiche Priesteramtskandidaten und mindestens zwei Minderjährige sexuell missbraucht haben. Wegen eines Übergriffs auf einen Messdiener im Jahr 1971 wurde er im Juni 2018 suspendiert und schied kurz darauf aus dem Kardinalsstand aus. […] Unter den Empfängern sollen aber auch zwei Päpste gewesen sein: Johannes Paul II. habe zwischen 2001 und 2005 rund 90.000 Dollar erhalten, heißt es in dem Zeitungsbericht, der sich auf Bankdokumente beruft. Benedikt XVI. soll 291.000 Dollar bekommen haben - den Großteil davon im Jahr 2005, einen Monat nach seinem Amtsantritt. [….]

2.)

[…] Spektakulärer Mord in Frankreich. […]
In Frankreich steht ein Teenager im Verdacht, einen 91 Jahre alten Geistlichen aus Rache brutal getötet zu haben. Der Leichnam des katholischen Priesters namens Roger Matassoli war bereits am 4. November in seinem Haus […] entdeckt worden. […]
Gerichtsmediziner hatten bei dem Geistlichen im Ruhestand Tod durch Ersticken festgestellt. Unter anderem war ein Kruzifix in die Kehle gerammt worden. […] Verantwortlich für die Tat soll ein 19-Jähriger namens Alexandre V. sein. […] „Dieser Mann hat eine ganze Familie geschreddert“, sagte Alexandres Vater, der Stephane genannt wurde, der Zeitung „Le Parisien“ über Matassoli. Sein eigener Vater, also der Großvater von Alexandre, habe sich das Leben genommen, nachdem er von dem Missbrauch durch den Priester erfahren habe.
Roger Matassoli war bereits zuvor des Missbrauchs an zahlreichen Jungen zwischen den Jahren 1960 und 2000 beschuldigt worden. Mehrere Männer haben sich mittlerweile geoutet. Trotzdem soll der Priester über vier Jahrzehnte von der Kirche gedeckt worden sein. Ein juristisches Verfahren oder eine Aufarbeitung durch die Kirche gab es offenbar nie.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe bereits im Jahr 1967 war er stattdessen von der Diözese Clermont in eine andere nach Saint-Andre-Farivillers versetzt worden. Schließlich wurde er nach Agnetz im Nordwesten Frankreichs geschickt. Bis 2018 blieb er auf der Gehaltsliste der Diözese Beauvais. […]

3.)

[…] Mindestens 175 Missbrauchsfälle bei den Legionären Christi
Mitglieder des katholischen Ordens Legionäre Christi haben in den vergangenen acht Jahrzehnten Kinder sexuell missbraucht. Verantwortlich seien 33 Priester und Diakone, heißt es in einem Untersuchungsbericht.
Die Opfer waren der Untersuchung zufolge zumeist Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren. […] Aus dem Bericht geht hervor, dass 18 der 33 beschuldigten Männer immer noch Teil der Organisation sind. […]

4.)

[…] Rom Es ist ein trauriger Rekord: In diesem Jahr wurden weltweit etwa 1000 Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche gemeldet. Die Behörde im Vatikan, die solchen Vorwürfen nachgehen soll, ist angesichts dieser Entwicklung unterbesetzt. „Im Moment stehen wir vor einem regelrechten Tsunami von Fällen, vor allem aus Ländern, aus denen wir bisher nie etwas gehört hatten“, sagt John Kennedy, Leiter der Disziplinar-Abteilung der Kongregation für die Glaubenslehre. […] Seit 2001 hat die Glaubenskongregation schon 6000 Fälle bearbeitet. Trotzdem gibt es einen erheblichen Rückstau – 2000 Vorwürfe konnten bisher nicht überprüft werden. Mit nur 17 festen Mitarbeitern ist die Behörde schlicht überlastet. [….]

Welcher denkende und mitfühlende Mensch möchte da noch gern in der Kirche bleiben?
Christina Fleischmann gehört auch nicht dazu. Zumal sie die strenge Kirchentreue in ihrer Jugend keineswegs genoss, sondern eher darunter litt.

[…..] Oft fühlte ich Beklemmung in der Kirche, diesem großen, kalten Raum mit seinen Heiligenfiguren, die vorwurfsvoll leidend auf mich herabschauten. Auf mich in meinen herausgeputzten Sonntagskleidern. Die Gläubigen saßen steif und andächtig in den unbequemen Holzbänken, zum Orgelspiel leierten sie ihre Lobgesänge, meine Großmutter neben mir besonders laut. […] Sicher prägte die strenge Haltung unseres Dorfpfarrers mein Bild von der katholischen Kirche. Neben ihm immer dieselben beiden Ministranten. […]  Kurz vor der Erstkommunion zählte ich ihm im Beichtstuhl meine Sünden auf, die ich mir vorher zurechtgelegt hatte: Ich habe meinen Bruder geärgert, zu meinen Eltern war ich nicht immer brav. Zur Absolution sollte ich ein paar Vaterunser und Ave Maria beten. Mit dem letzten »Amen« fühlte ich mich von ­einer Last befreit, die ich zuvor nicht gespürt hatte. Den endlos langen Predigten unseres Pfarrers wollte ich nicht folgen, ich fand sie langweilig, weil sie nichts mit meiner kindlichen Welt gemein hatten. Um die Zeit rumzukriegen, blätterte ich im Liederbuch und schaute mir Heiligenbilder an. Diese Gottesdienste hatten nichts Fröhliches, keine Liebe erfüllte den Raum, Lachen oder Klatschen waren verboten, die Schafe hatten zu schweigen und zu lauschen.
So zwang mir die Messe eineinhalb Stunden pro Woche eine Bedeutungsschwere auf, die mich einschüchterte. Ich fühlte mich klein, schlecht, unwohl in meiner Haut. Doch meinen Eltern war es wichtig, sonntags in die Kirche zu gehen. Sie meinten, das gehöre zur guten Erziehung. […]

In dem Essay aus dem vorletzten SZ-Magazin, aus dem ich hier zitiere, geht Fleischmann der Frage nach wieso sie eigentlich immer noch zahlendes Mitglied der RKK ist und es nicht fertig bringt tatsächlich auszutreten.
Für den Artikel machte sie sich auf die Reise, um Pro- und Contra-Argumente einzusammeln.
Hätte sie mich gefragt, den alten Sack, der sich schon einige Jahrzehnte länger mit der Kirche beschäftigt, wäre sie sicherlich nicht ausgerechnet zu Margot Käßmann gegangen, um sich dort den Rat zu holen Kirchenmitglied zu bleiben, damit der „bürokratische und institutionalisierte“ Apparat Kirche von Innen reformiert werde.
Offenbar weiß Fleischmann nicht um die gravierenden intellektuellen Unzulänglichkeiten der Botschafterin des nach Hitler zweitschlimmsten Antisemiten (Luther), die in sagenhafter Einfältigkeit massakrierten, vergewaltigten und vertriebenen Opfern zuruft „Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Arme.“

Fleischmanns vom Religionspsychologen Sebastian Murken übernommene Idee einer Pro-und-Contra-Liste Kirche mag schon eher zielführend sein, aber ihre Pro-Seite der Tabelle spricht leider auch für eine zu schwache Durchdringung der Materie.

Pro:
Vermittlung moralischer Ideale
soziales Engagement weltweit
Gemeinschaftsgefühl
Familientradition

Contra:
tatsächlich gelebte Moral
sexueller Missbrauch, Umgang damit
undurchsichtige Strukturen
Männerverein
Unterordnung der Frau
Ablehnung von Sexualität

Die moralischen Ideale mussten allesamt gegen den erbitterten Widerstand der Kirche von Humanisten und Aufklärern erkämpft werden.
Kirchenmoral hingegen sind Sklaverei, Misogynie, drastischer Antisemitismus, Rache, Kinderschlagen, Ungleicheit.
Und wem soziales Engagement wichtig ist, der sollte sein Geld dringend anderen Organisationen geben, denn nirgendwo ist die Quote so mies wie bei den Kirchen, die über 90% des Geldes für sich und ihre eigene Prunksucht behält.

Ich begann mich, wie so oft, schon über diesen zu wenig substantiellen Artikel zu ärgern.

Aber immerhin, mir gefiel die Definition der Punkte, die sie als „Gemeinschaftsgefühl und Familientradition“ subsummiert.
Etwas von dem ich, Darwin sei Dank, verschont blieb.

[…..]  Präverbale Prägung. So erklärt es der Religionspsychologe Sebastian Murken. Noch bevor wir zu sprechen lernen, verbinden wir demnach mit der Kirche vertraute Geräusche, Gerüche und damit ein Gefühl von Heimat. Dagegen anzukämpfen sei schwierig. »Diese Prägung setzt sich tief im Gehirn fest. Sie kann über das Kognitive, die Großhirnrinde, kaum gelöscht werden«, sagt Murken. In jungen Jahren setze sich der Einfluss der Kirche fort: mit Erstkommunion und Firmung, die noch vor der rebellischen Phase der Jugend stattfinden.  Klingt nach systematischer Gehirnwäsche, denke ich. [….]

Präverbale Prägung.
Ein schöner Terminus Technicus, noch dazu alliteriert, den ich gern in meinen Wortschatz übernehme.

Freitag, 27. Dezember 2019

Wachstumsbremse Borniertheit

Wie immer zum Jahresende, listet das Hamburger Abendblatt auf welche Jobs sicher sind und wer möglicherweise im nächsten Jahr seinen Arbeitsplatz verlieren könnte.

Welche Firmen einstellen – und welche dagegen Jobs streichen. Das Abendblatt hat die Top 200 Unternehmen der Stadt gefragt.

Es entsteht eine gigantische beeindruckende Liste, deren letzte Spalte „Beschäftigungsprognose 2020“ lautet.
Das Bild ist diesmal nicht besonders ausgewogen. Bei rund 2/3 der 200 größten Arbeitgebern heißt es „mehr“, bei einem knappen Drittel „gleich“ und nur eine Handvoll Unternehmen bauen Stellen ab:
AXA, NDR, Vattenfall, Carlsberg Brauerei und einige Banken.

Bei allen anderen geht es stramm aufwärts. Hamburg boomt wie verrückt und hat im Gegensatz zu den anderen Millionenstädten Deutschlands seit Olaf Scholz 2011 Bürgermeister wurde so massiv den Wohnungsbau vorangetrieben, daß jährlich 10.000 neue Wohnungen entstehen und sogar der Mietenanstieg deutlich gebremst wurde. In absehbarer Zeit wird die Hansestadt die Zwei-Millionen-Einwohner-Marke erreichen. Die Arbeitslosenquote ist niedrig wie nie

Die exzessive Bautätigkeit nervt natürlich die Städter; es kommt zu Staus, Handwerker sind kaum noch zu bekommen und wer schon eine schöne Wohnung hat, wehrt sich dagegen, daß gegenüber auf der Grünfläche ein Haus für die weniger Glücklichen gebaut wird. Wichtiger als Solidarität, ist allemal der unverstellte Ausblick.
Hier sind die Fähigkeiten des Senats als guter Verwalter gefragt. Das hochtrabendere Wort „regieren“ kann man sich sparen.

Wird also alles gut? Werden wir Hamburger alle glücklich, reich und zufrieden?
Das könnten wir doch sein. Die Flüchtlinge sind integriert, die Kriminalität ist auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten, es gibt weniger Einbrüche denn je, die Aufklärungsquote steigt, es werden Velorouten gebaut, der ökologische Umbau ist im vollen Gang. Überall gibt es Leihfahrradstation und elektrisch betriebene MOIA-Kleinbusse lösen gerade die Taxis ab.

Also auf in die rosige Zukunft des ewigen Wachstums – mit ökologischer Note?
Wohl eher nicht, denn wir erleben gerade den Luxus der Quasi-Vollbeschäftigung.
Natürlich sieht der Arbeitsmarkt für völlig Unqualifizierte immer noch böse aus, aber jeder, der im weitesten Sinne „Fachkraft“ genannt werden kann, hat inzwischen die freie Auswahl.
Seit Jahren hemmt der Nachwuchsmangel alle Gewerke des Handwerks; nahezu alle Betriebe müssen regelmäßig Aufträge ablehnen, weil sie nicht genügend Personal haben.
Das ist auch ein der Hauptursachen für den Baustellenärger in Hamburg – selbst die Stadt, also ein Auftraggeber, der sicher zahlt und den besten Leumund hat – schafft es nicht mehr zeitnah Tiefbau-Unternehmen zu finden, um all die Brücken, Bahnhöfe, Bushaltstellen und Straßen zu sanieren.
Das Geld ist da, der Wille ist da, aber die Bau-Unternehmer haben so prallvolle Auftragsbücher, daß sie nichts mehr annehmen können.
Die historische Krugkoppelbrücke, vor 100 Jahren von dem legendären Oberbaudirektor Fritz Schumacher entworfen, ist bis heute das Nadelöhr, um nördlich um die Außenalster zu fahren. Vier Millionen Euro stellte der Senat für die dringend notwendige Sanierung bereit. Vier Millionen, die lange Zeit niemand haben wollte.

[……] Baustellen-Posse in Hamburg. Diese Alster-Brücke wird einfach nicht fertig!
[…..] Eigentlich sei die Sanierung vom Januar bis Oktober 2018 geplant gewesen. Die Bauarbeiten an der Straße Krugkoppel/Fernsicht sollten, daran anschließend, Ende August vergangenen Jahres beginnen. Das Problem: Es fand sich kein Bauunternehmen, dass die Straßenbauarbeiten durchführen wollte. [……] Christian Füldner, Pressesprecher der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovationen (BWVI). „Die Auftragsbücher der Firmen sind voll, daher hat sich erst im zweiten Versuch eine Firma für die Straße gefunden“. [……]  

Den kleineren Privatunternehmen geht es noch wesentlich schlechter.
Längst sind die Zeiten vorbei, in denen sie sich unter einer Vielzahl Bewerber den Geeignetsten aussuchen konnten.
Die Verhältnisse haben sich umgekehrt, Ausbildungswillige und erst echt Fachkräfte kennen ihren Wert für den Arbeitsmarkt und lassen die Chefs um sie buhlen.
Das Problem besteht in vielen Branchen bundesweit, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt.

[….] An diesem Montag kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Spitzenvertretern aus Regierung und der Wirtschaft zum Fachkräftegipfel im Kanzleramt zusammen. „Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine der größten Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vor dem Treffen. „Klar ist: Nur mit ausreichend gut qualifizierten Fachkräften werden unsere Unternehmen ihre Innovationskraft bewahren, weiterhin im globalen Wettbewerb bestehen und letztlich unseren Wohlstand sichern können.“
In ganz Deutschland fehlen Fachkräfte. Das ist im Gesundheits- und Pflegebereich der Fall, in technischen Berufen, aber auch im Handwerk und der Bauwirtschaft, wie die Engpass-Analyse der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt. Aktuell werden bundesweit Klempner genauso gesucht wie Altenpfleger und Physiotherapeuten, Fachkräfte in der Energietechnik ebenso wie Lkw-Fahrer. Bei IT-Spezialisten sieht die Lage – je nach Bundesland – anders aus. […..]

In den ökonomisch schwächeren Ost-Bundesländern und Berlin gibt es kaum Personal-Probleme für die Unternehmer.
Aber in der Boomtown Hamburg und in Baden Württemberg sind nahezu alle Firmeninhaber betroffen: Händeringend suchen sie nach Mitarbeiten, werben mit immer ausgeklügelteren Methoden um Mitarbeiter.

[…..] Größter Fachkräftemangel in Hamburg
Zugleich verschärft sich aber der Fachkräftemangel – insbesondere in Hamburg erreicht er in der Metall- und Elektrobranche mittlerweile dramatische Ausmaße. 30 Prozent aller befragten Unternehmen wollen zwar zusätzlich Mitarbeiter einstellen, finden aber nur noch sehr schwer geeignete Fachkräfte. Oder gar nicht. In der Hansestadt beklagen das aktuell mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Unternehmen. Bei der Frühjahrsumfrage 2016 waren es erst knapp 41 Prozent gewesen.
Im Bundesländer-Vergleich ist der Expertenmangel damit in Hamburg am höchsten. [….]

Schon die rotgrüne Bundesregierung 1998-2005 sah das Problem kommen und engagierte sich intensiv für ein modernes Einwanderungsgesetzt. Gerd Schröder ließ Rita Süßmuth ein wegweisendes Gesetzeswerk erarbeiten, welches von nahezu allen Seiten – Gewerkschafter, Unternehmer, Ökonomen, Kirchen, Parteien – begrüßt wurde.
Nur die CDU/CSU verweigerte sich in ihrer schmollenden xenophoben Haltung total und ließ sowohl das neue Einwanderungsgesetzt wie das geplante Staatsbürgerschaftsrecht platzen.
Merkels zutiefst bornierte „Ausländer-Raus“-Attitüde siegte über jede soziale und ökonomische Vernunft.
Unnötig zu erwähnen, daß in Merkels 15. Regierungsjahr immer noch kein Einwanderungsgesetz verabschiedet wurde, weil konservative Bundesinnen- und Wirtschaftsminister immer nur danach trachteten Ausländern den Weg nach Deutschland zu blockieren, Einwanderung exzessiv zu erschweren und möglichst Viele abzuschieben.
Seit 2012 gibt es zwar die EU Blue Card, die einen vierjährigen Aufenthaltsstatus gewährt, aber die damalige schwarzgelbe Bundesregierung bürdete der blauen Karte so viele Bedingungen auf, daß es nach wie vor unattraktiv ist als Arbeitskraft aus einem Drittstaat nach Deutschland zu gehen.
Niemals verstand Merkel, daß es ein Irrweg ist Zuwanderung möglichst zu behindern und den Weg nach Deutschland zu erschweren.
Mittlerweile sind gut 25.000 Blue Cards im Umlauf – ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, daß allein im Bereich der Pflege 100.000 Stellen nicht besetzt sind. Die beliebteste Ausbildung ist die zur Sozialpädagogischen Assistenz (SPA) – ein durch die Scholz’sche Kitareformen ebenfalls boomender Beruf. Bei steigenden Geburtenraten und der inzwischen unglaublichen Anzahl von über 1.100 KITAs in Hamburg, wächst auch der dortige Personalbedarf exponentiell.

Bei den Einzelhändlern herrscht regelrechte Verzweiflung.

[….]  Besonders kleinere Geschäfte leiden unter dem Arbeitskräftemangel.
„Verkäufer gesucht.“ Auch in Zeiten fortschreitender Digitalisierung greifen zahlreiche Hamburger Einzelhändler auf eine ziemlich altmodische Methode zurück, um Mitarbeiter zu finden – mit einem Schild im Schaufenster ihres Geschäfts. Nicht selten verbunden mit dem Versprechen, dass man über die Arbeitszeiten auch reden könne. „Kommen Sie doch einfach herein.“ Wo noch vor einigen Jahren die Bewerber Schlange standen, melden sich heute immer weniger Arbeitswillige. Manchmal gar keine. Viele Unternehmen im Einzelhandel haben inzwischen ernsthafte Probleme. „Der Personalmangel wird sich weiter verschärfen“, sagt Brigitte Nolte, Hamburger Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord. […..]

Die Politik der Merkel-Regierung schadet dem Wirtschaftsstandort Hamburg massiv. Die xenophoben Unionsminister müssen ihre nationalistischen Scheuklappen dringend abstreifen, oder noch besser, geschlossen abtreten.

[……] Es ist bereits heute das größte Problem der Hamburger Wirtschaft – und es wird sich in den nächsten elf Jahren noch deutlich verschärfen: Industrie, Handel und Dienstleistungen brauchen dringend Fachkräfte.
Bis 2030 werde sich der Engpass von aktuell 58.000 auf 77.000 fehlende Fachkräfte erhöhen, sagte Sandra Hofmann vom Darmstädter Forschungsinstitut WifoR am Mittwoch bei der Vorstellung einer Analyse im Auftrag der Handelskammer Hamburg: „Die Generation der Baby-Boomer geht in Rente; Azubis und Studenten können das nicht durch ihren Eintritt in den Arbeitsmarkt ausgleichen.“
Um den Mangel zu bekämpfen, nannte Hofmann vier Maßnahmen: Digitalisierung, eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, die längere Teilnahme am Arbeitsmarkt und Zuwanderung. [……] Stark betroffen ist zum Beispiel das Hotel- und Gaststättengewerbe, wo mehr als 4000 Arbeitnehmer fehlen. Jeder zehnte Arbeitsplatz ist nicht besetzt, bis 2030 wird es jeder achte sein.
„Wir können manche Veranstaltung nicht annehmen“, sagte Niklaus Kaiser, der im Hamburger Fachverband Dehoga für das Hotelgewerbe spricht. Bei den Auszubildenden hätten mittlerweile rund 60 Prozent einen Migrationshintergrund, viele seien Flüchtlinge. [……]

Welch bittere Ironie – ausgerechnet die migrationspolitischen Ereignisse von 2015, die der nun zuständige Innenminister Seehofer so massiv bekämpfte, die AKK verdammt und im Fall der Wiederholung Grenzen schließen lassen will und die Merkel selbst in den Folgejahren rückgängig machte – sind inzwischen überlebenswichtig für die deutsche Wirtschaft.

[…..] In Hamburg wurde vor wenigen Monaten ein neuer Stellenrekord erzielt, erstmals in der Geschichte der Hansestadt gibt es seitdem mehr als eine Million sozialversicherungspflichtige Jobs. Doch tatsächlich könnte diese Zahl noch viel höher liegen, wenn die zusätzlich vorhandenen offenen Stellen besetzt werden könnten. Das funktioniert aber gerade für Berufe mit Qualifizierungsanforderungen nicht, eine Entwicklung, die schon länger als Fachkräftemangel bekannt ist. Die Handelskammer Hamburg hat nun in einer Umfrage herausgearbeitet, welche Folgen diese Situation für die Unternehmen und deren Mitarbeiter hat.
Demnach kann mehr als die Hälfte der Unternehmen offene Stellen längerfristig nicht besetzen, so eines der Ergebnisse des Arbeitsmarktbarometers der Handelskammer. Als gravierendste Folgen des Fachkräftemangels nennen die Unternehmen eine Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft sowie steigende Arbeitskosten zur Haltung bestehender und Anwerbung neuer Fachkräfte. Im Herbst 2019 sehen sechs von zehn Unternehmen den Fachkräftemangel als größten Risikofaktor bei der wirtschaftlichen Entwicklung an. [….]
(Die Welt, 20.12.2019)

Ohne Flüchtlinge und Migranten bräche die Ökonomie zusammen. Sie baden jetzt die Versäumnisse der Ausländerschrecks Seehofer, Altmaier, Merkel, Schäuble, AKK, Söder und Bosbach aus. Die braunen Damen und Herren versündigen sich an Deutschlands Zukunft.

Zum Glück haben wir wenigstens die Flüchtlinge. Sie sind ein Segen.

[…..]  Hamburgs Arbeitsamt-Chef „Ohne Flüchtlinge funktioniert unser Arbeitsmarkt nicht“ [……] Gerade verkündet die Hamburger Hochbahn, dass sie im kommenden Jahr allein 300 Busfahrer neu einstellen will. Und auch bei der U-Bahn und in der IT werden 150 Stellen beim Unternehmen geschaffen. Die Hochbahn setzt dabei gezielt auf Einwanderer. Wie Hamburgs Arbeitsagentur-Chef jetzt gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ sagte, würde es ohne Flüchtlinge gar nicht mehr funktionieren.
Alle suchen händeringend nach Fahrern, nicht nur die Hochbahn. Auch der Fahrdienst Moia braucht zusätzliche Fahrer. Die Hochbahn umwirbt dabei gezielt Einwanderer. Dazu Sprecherin Constanze Dinse: „Die Einstellung und Ausbildung von Einwanderern für den Busfahrdienst bleibt fester Bestandteil der Personalgewinnung.“ 70 Mitarbeiter konnten so seit 2017 bereits gewonnen werden. [……]  Der Chef der Arbeitsagentur Sönke Fock [……] Fock betont [……], wie wichtig die hier lebenden Flüchtlinge sind. „Ohne Flüchtlinge würde Hamburgs Arbeitsmarkt nicht funktionieren. Sie werden gebraucht“, so Fock. Ohne sie würden viele Firmen ihre Arbeit nicht leisten können.
Mittlerweile gehen in Hamburg 13.500 Flüchtlinge einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach. Davon 60 Prozent als Fachkräfte, die weiteren in Helfertätigkeiten. [……]

Hätten wir uns politisch in den letzten Jahren nach AfD und CSU ausgerichtet, wäre Deutschland jetzt in einer schweren Wirtschaftskrise.
Aber auch so ist es noch schwer in Hamburg.

[…..] Zahl der Stellenanzeigen hat sich verdoppelt. Gesucht werden Ingenieure, Ärzte, Pädagogen, Juristen und Sachbearbeiter. [….]

Donnerstag, 26. Dezember 2019

CDU ist anders


In vielen ostdeutschen Landstrichen lebt es sich nicht gut, wenn man zu einer der von Nazis gehassten Minderheiten gehört: Schwarz, schwul, Sinti, Roma, Flüchtling, Jüdisch, Muslimisch.
So wie in Sachsen muss man insbesondere auch in Sachsen-Anhalt „No Go Areas“ beachten, um nicht verletzt zu werden.

Drei Faktoren machen es besonders gefährlich:

1.   Eine stabile große Minderheit von echten Nazis, die so stark und so präsent sind, daß sie sich blitzartig zusammenrotten, wenn einer von ihnen ein potentielles Opfer ausmacht.

2.   CDU-geführte Innenministerien, Polizei und Justiz, die generell wohlwollend auf rechtsextreme Straftaten blicken.

3.   Unterentwickelter Bürgersinn, der dazu führt, daß die friedliche Mehrheit nicht aufsteht gegen rechts und Gewalttaten achselzuckend geschehen lässt.

Der dritte Punkt ist der grundlegende Unterschied zum Rechtsextremismus in westlichen Bundesländern.
Auch in Köln, München oder Hamburg versuchen sich AfD und Pegida an Fackelzügen und „Merkel-muss-weg“-Aufmärschen, aber es finden sich jedes Mal Gegendemonstranten in großer Überzahl ein, die den Nazis gründlich den Spaß verderben.

[….] Etwa 600 Demonstranten haben einen Aufmarsch von Anhängern der rechtsextremistischen NPD im niedersächsischen Eschede verhindert. Sie blockierten der Polizei zufolge am Samstag die Straße von einem Bauernhof in Richtung des Ortes. Etwa zehn NPD-Anhänger mussten daraufhin den Versuch aufgeben, mit ihrem Lautsprecherwagen von dem Hof herunterzukommen. Die Lage blieb nach Polizeiangaben friedlich. Auf dem Anwesen, das der NPD-Landesverband Niedersachsen im Juni von einem NPD-Mitglied gekauft hatte, hielten sich einem Sprecher zufolge etwa 40 Rechte auf, die eine Feier zur Wintersonnenwende veranstalten wollten.
[….] Zu der Kundgebung gegen die NPD hatte das "Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus" aufgerufen. Unter dem Motto "Gemeinsam gegen die Nazitreffen in Eschede" haben das Celler Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus und der Deutsche Gewerkschaftsbund eine Versammlung veranstaltet. [….]

Die Sachsen oder Sachsen-Anhaltiner wählen dreimal so häufig AfD wie Hamburger oder Niedersachsen. Das Problem sind aber die indolenten Nicht-AfD-Wähler, die anders als im Westen Neonazi-Umtriebe in ihrer Nachbarschaft achselzuckend hinnehmen.
So gedeihen Pegida in Dresden und all die anderen braunen Aufmärsche in Chemnitz, Freital, Bautzen, Heidenau, Tröglitz, Meißen, Riesa, Clausnitz – das sind nur einige der vielen Synonyme Dunkeldeutschlands.

[…..] Kriminalität in Sachsen-Anhalt [….] mehr fremdenfeindliche Straftaten[….]
Die mit Abstand meisten politisch motivierten Straftaten waren auch 2018 weiterhin Straftaten aus dem politisch rechten Lager: Sie machten 1.461 der insgesamt 1.846 politisch motivierten Straftaten aus.
Mit fast 70 Prozent besteht der größte Teil davon aus sogenannten Propagandastraftaten wie beispielsweise dem Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole wie etwa einem Hakenkreuz. Linksmotivierte Straftaten gab es 2018 insgesamt nur 280.
Mehr Straftaten gab es 2018 jedoch bei fremdenfeindlichen und antisemitischen Straftaten. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 348 fremdenfeindliche Straftaten, etwa sechs Prozent mehr als noch 2017. [….] Die Zahl der antisemitischen Straftaten in Sachsen-Anhalt ist 2018 um 18 Fälle auf 62 Fälle angestiegen. [….]

Gegen den Rechtsextremismus wenden sich nur die inzwischen stark geschrumpften Parteien Linke und SPD. Grüne und FDP finden nicht statt, die stark faschistoide Flügel-AfD schürt den Hass.
Und dann ist da leider noch die Dauer-Regierungspartei CDU, die immer noch glaubt im braunen Sumpf fischen zu müssen und, schlimmer noch, oft genug die xenophoben, misogynen, antisemitischen und homophoben Einstellungen der Braunen teilt.

So stimmen immer wieder die CDU-Fraktionen ostdeutscher Landtage mit der AfD ab, wenden geradezu manisch ihre Kraft für den „Kampf gegen den Linksextremismus“ auf.
Der Magdeburger Innenminister Stahlknecht (CDU) ist ein Rechtsaußen in seiner ohnehin Rechtsaußen stehenden Landespartei und wollte zur Freude der faschistoid Denkenden in seiner Bevölkerung den hochumstrittenen Rechtsaußen Rainer Wendt zum Staatssekretär machen.
Das sind alles Zeichen, die ganz rechts verstanden werden:
Die Regierung tickt doch auch wie wir.
Das ermutigt zu Gewalttaten.

Deswegen gibt es auch einen grundsätzlichen qualitativen Unterschied zwischen SPD und CDU.
Sozis denken solidarisch, stellen sich auf die Seite der Schwachen gegen die Starken.
Die CDU ist prinzipiell nicht solidarisch und sympathisiert mit den angreifenden Schlägern gegen die Schwachen und Minderheiten. Hakenkreuze werden akzeptiert. Kein Grund deswegen einen CDU-Politiker  zu kritisieren.

[….] In Sachsen-Anhalt besteht die Gefahr, dass ein ganzer CDU-Landesverband nach rechtsaußen abdriftet. [….] Am Ende hatte die CDU also nicht einmal die Kraft, sich selbst von dem Kreispolitiker mit Neonazi-Tattoo zu trennen - Robert Möritz ist jetzt aus der Partei ausgetreten. Doch abgeschlossen ist der Fall damit noch lange nicht. Denn die Causa Möritz zeigt exemplarisch, wie groß die Probleme der CDU in Sachsen-Anhalt sind. Dort besteht die Gefahr, dass ein ganzer Landesverband nach rechts außen abdriftet. Es gibt in Sachsen-Anhalt viele Christdemokraten, die sich statt der Kenia-Koalition auch eine von der AfD tolerierte CDU-Minderheitsregierung vorstellen können. Und es gibt dort jede Menge Parteimitglieder, die Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen politisch näher stehen als der eigenen Bundeskanzlerin.
Nur zur Erinnerung: Robert Möritz hat - sogar als Ordner - an einer Neonazi-Kundgebung teilgenommen. Er hat sich für rechtsradikale Bands begeistert. Er ist erst in der vergangenen Woche aus dem umstrittenen Verein Uniter ausgetreten. Und er trägt noch immer sein Neonazi-Tattoo. Es ist erschütternd, dass so jemand in die CDU aufgenommen und sogar in einen Kreisvorstand gewählt wurde. Das zeigt, dass es bei den Christdemokraten Kreisverbände gibt, in denen christliche und demokratische Reflexe nicht mehr richtig funktionieren.
[….]  Es geht darum, dass weder die Spitze der Landespartei noch die der Bundes-CDU sich stark genug gefühlt haben, um in diesem Fall durchgreifen zu können. Zu groß sind in Sachsen-Anhalt die Truppen der Freunde von Rechtsaußen. Es waren ja keine einfachen Parteimitglieder, die im Juni verlangt haben, dass es der CDU wieder gelingen müsse, "das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen". Es waren die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der Landtagsfraktion. [….]

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Der schamlose Franz

Sagen Sie mal, Herr Bergoglio, wissen Sie eigentlich was ein Kardinal ist?

Das sind diese supermächtigen Roten, die nur Sie selbst als Papst kreieren können. Es ist die allerhöchste Würde nach dem Papst und bedeutet die ganz besondere päpstliche Mitverantwortung an der Gesamtleitung der Weltkirche.
Und nur in Kardinäle pflegt der Heilige Geist einzudringen, wenn er beim Konklave den neuen Stellvertreter Gottes auf Erden bestimmt.

[…..] Es gibt verdammt wenige Kardinäle auf der Erde.
Derzeit sind es bei etwa 1,3 Milliarden Katholiken nur 223 Stück und von diesen gehören nur 123 zu der mächtigsten Klasse der Papstwähler.
Das sind also 10 bis 11 Millionen Katholiken pro Kardinal.
Kein Wunder, daß der Begriff „Kardinal“ auch metaphorisch für das Größte steht: Kardinalfehler, Kardinalproblem, Kardinalaufgabe.
(Zum Vergleich: Merkels Kabinett besteht aus 16 Mitgliedern, also kommen gut fünf Millionen Bundesbürger auf einen Bundesminister)
 Laien erkennen Kardinäle an ihren purpur-roten Abendkleidern und wissen, daß es sich bei ihnen um den allerhöchsten Rang der christlichen Geistlichkeit handelt.
Dabei sind Kardinäle keineswegs gleichrangig, sondern wiederum in verschiedene Ränge und Klassen aufgegliedert, welche den Kardinälen natürlich außerordentlich wichtig sind. Eifersüchtig versuchen sie aufzusteigen. [….]

Sie Bergoglio werden als unfehlbarer Stellvertreter Gottes sicherlich wissen, wieso sie gerichtlich überführte Kinderficker wie George Pell oder den aktiven Kinderficker-Förderer Gerhard Ludwig Müller befördert, respektive überhaupt zum Kardinal erhoben haben.
Immerhin scheint mir das eine konsequente Personalpolitik zu sein; schließlich sind Sie selbst ja auch ein Förderer und Heiligsprecher von Kinderfickern und erlassen den Tätern Strafen, während Sie dafür sorgen, daß sie Kinderficker-anziehenden Strukturen der Priesterseminare (Verheiratete, Frauen, Schwule müssen draußen bleiben) erhalten bleiben.

Aber wieso sind Sie so inkonsequent beim Thema Flüchtlinge?
Bei besonderen Gelegenheiten wie heute zum 25.12.19 mahnen Sie den Schutz der zu Tausenden sterben Migranten an……

[……] Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft zum Frieden in der Welt aufgerufen. Auf dem Petersplatz in Rom äußerte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei strahlendem Sonnenschein die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Syrienkonflikts. Von der internationalen Gemeinschaft forderte Franziskus am Mittwoch eine "Sicherheitsgarantie" für den Nahen Osten. Vor allem die Kinder litten unter den Kriegen der Welt, sagte der Papst.
Er sprach zudem weitere Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten und auf dem amerikanischen Kontinent an und forderte einen besseren Schutz für Flüchtlinge. Für den Konflikt im Osten der Ukraine wünsche er sich "konkrete Lösungen für einen dauerhaften Frieden", sagte der 83-Jährige. [……]

…..aber das sind doch sehr offensichtlich nur leere Worte.
Nie kämen Sie auf die Idee mit dem vatikanischen Milliardenvermögen selbst Rettungsschiffe unter päpstlicher Flagge vor der Libyschen oder Griechischen Küste zu finanzieren.
Man wartete auch vergeblich auf Ihren Einsatz als beispielsweise die deutsche Kapitänin Rackete versuchte nach Italien zu gelangen, um ein paar ausgehungerte Elende zu retten und vom Italienischen Innenminister Salvini gehindert und verklagt wurde.
Italien? Sagt Ihnen das was? Kennen Sie das Land zufällig? Wie man hört, soll es auch dort den ein oder anderen Katholiken geben.

Aber diese Flüchtlinge sind Ihnen offenbar nur in Sonntagspredigten wichtig.

Geld ausgeben oder kirchliche Türen für arme verhungernde Menschen öffnen, wollen Sie nicht.

(….) Verblüffend ist, daß es ausgerechnet der konservativ-christliche BILD-Kolumnist Hugo Müller-Vogg war, der in einer der harmlosen Blabla-Talkshows die eigentlich angebrachten Worte fand.

Der Papst hätte  lieber sagen sollen: (Aus dem Gedächtnis zitiert)

„Heute habe ich alle meine Bischöfe angewiesen jedem ihrer Pfarrer zu befehlen mindestens drei Flüchtlinge in ihrer Pfarrei aufzunehmen!“

Darin steckt viel Wahrheit. Eine steinreiche Organisation mit 400.000 Priestern könnte mit so einem einfachen Wort des Pontifex Maximus aus Rom Millionen Flüchtlinge versorgen.
Das tut Franziskus aber nicht. Er behält die Milliarden des IOR lieber selbst während die Elenden im Mittelmeer ersaufen und zeigt auf andere. (….)

Sie, Bergoglio schweigen auch zustimmend, wenn der reichste deutsche Kardinal Woelki mit islamophobem Gewäsch die menschenfeindliche Anti-Flüchtlingsrhetorik der AfD fördert.

Offenbar sind Sie auch d’Accord mit ihrem obersten Ungarischen Rotrock Erdö, der den antisemitischen, flüchtlingsfeindlichen Kurs des rechtsextremen Victor Orbán unterstützt.

[….] Márta Orosz (freiberufliche Deutschlandkorrespondentin für ungarische Medien mit Sitz in Berlin): Das Problem ist, es gibt bei den großen Kirchen in Ungarn keine zentrale Richtlinie, was das Thema angeht. [….] Sehr viele sehen die Rolle der katholischen Kirche kritisch und sagen, die katholische Kirche ist nicht da, sie ist nicht in diesem Ostbahnhof, wo in den letzten Tagen so viele Flüchtlinge waren und die setzen sich nicht genügend ein.

domradio.de: Der ungarische Kardinal Erdö spricht zum Beispiel davon, dass die Kirche in Ungarn keine Flüchtlinge aus rechtlichen Gründen aufnehmen darf, „sonst wird die Kirche zum Schleuser", hat er gesagt. Ist denn da was dran?

Orosz: Diese Aussage hat natürlich für sehr viel Kritik gesorgt. Leider ist es tatsächlich so, dass man laut dem ungarischen Recht einfach keine Flüchtlinge zu sich aufnehmen kann, weil man sich damit strafbar machen kann. Das ist natürlich ein riesengroßes Problem, aber es ist natürlich auch kein Grund für die Kirchen sich aus dieser Verantwortung herauszunehmen. [….]

Und wie sieht es im flüchtlingskritischsten Land Europas aus? In Polen, das zusammen mit Ungarn den Widerstand gegen Flüchtlingshilfen anführt und alles darauf setzt, möglichst viele Kinder in den dunklen Fluten des Mittelmeeres absaufen zu lassen?
Da soll es doch auch Katholiken geben, die nicht völlig ohne Einfluss sind.
Aber die menschenfeindlichen Attacken Ihrer Topkleriker passen ins Bild und stützen die rechtsradikale antidemokratische PiS-Regierung.

mdr

[….] Wie Geistliche in Polen Ängste vor Flüchtlingen schüren
[……]  Vor der Papst-Initiative fielen Polens Bischöfe im europäischen Flüchtlingsdrama vor allem durch Schweigen auf. Zwar sind mehr als neun Zehntel der Polen offiziell Katholiken. Gleichzeitig sind viele von ihnen Fremden gegenüber wenig aufgeschlossen.
Das gilt auch für die Regierung und erst recht für die an die Macht drängende Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Vor allem die PiS, zu vergangenen Regierungszeiten besonders enger Partner der katholischen Kirche, ist gegen die Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen. Erst recht ist sie gegen Flüchtlingsquoten der EU: Das unterstrich Andrzej Duda, der von der PiS gestellte neue Präsident Polens, erst am Dienstag wieder. [……] Die katholische Kirche [……] zeigt sich tatsächlich nicht als Anhängerin einer Aufnahme vieler Flüchtlinge.
Zwar gehen Polens Bischöfe nicht so weit wie der ungarische Bischof László Kiss-Rigó, der den Papst offen kritisierte und von einer "Invasion" durch muslimische Flüchtlinge sprach, die "Allah ist groß" riefen und Ungarn erobern wollten. Doch auch in Polen machen Geistliche seit Monaten gegen muslimische Flüchtlinge mit dem Argument Stimmung, sie könnten - etwa als eingeschmuggelte Terroristen des Islamischen Staates (IS) - Polens Sicherheit gefährden.

mdr
Der Krakauer Bischof Tadeusz Pieronek, Ex-Vorsitzender der Bischofskonferenz, sekundierte am Mittwoch in einem Interview der Tageszeitung Fakt, Ängste vor muslimischen Flüchtlingen seien "berechtigt". Es werde immer schwierig sein, Muslime von Kämpfern des IS zu unterscheiden. [……]

Vielleicht halten Sie, Bergoglio, lieber in Zukunft einfach die Klappe, wenn es um Flüchtlinge geht, so lange Ihre eigenen Topkleriker gegen Menschen in Not hetzen und Sie selbst mit Vorliebe die menschenfeindlichsten Hetzer der Flüchtlingspolitik wie Salvini und Seehofer zu Audienzen empfangen, um mit ihnen um die Wette grinsend Wahlkampfhilfe zu geben.

[….] "Trendsetter" dieser amoralischen Entwicklung ist ausgerechnet Italien, der Schoß der katholischen Kirche. Den jüngsten Coup landete dieser Tage der italienische Senat, der kurz vor den Ferien auf Druck von Innenminister Salvini ein irrwitziges Gesetz durchgewunken hat. Ein Gesetz, das die Todesrate im Mittelmeer weiter ansteigen lässt.
Das Machwerk verlangt von den Behörden, Seenotretter mit einer Strafe von bis zu einer Million Euro zu belegen, wenn sie ohne Erlaubnis einen italienischen Hafen anlaufen. [……] Innenminister Salvini [……] kümmert es nicht, ob das Gesetz möglicherweise die Verfassung oder das internationale Seerecht tangiert.
[……] Da fragt man sich, wo das kollektive christliche Gewissen geblieben ist. Einzelne Aufschreie besonnener Italiener verhallen im tosenden Applaus für Salvini. Vor allem aber: Wo bleibt der Aufschrei von Papst Franziskus? Wo bleibt seine Anmahnung der christlichen Barmerzigkeit und Nächstenliebe?
[……]  Jetzt, wenn sich das Drama vor seiner Haustüre zuspitzt? Das Schweigen hat wohl einen einfachen Grund: 80 Prozent der Italiener sind katholisch. Auch die Mehrheit der Abgeordneten. Franziskus hat Angst, den Zorn eines großen Teils der italienischen Bevölkerung auf sich zu laden, der Salvini zujubelt. Angst um seinen Ruf.
Das italienische Phänomen lässt sich auch in den USA beobachten. Dort grassiert es auch bei den Musterchristen, den Frommen aus Freikirchen. Rund 80 Prozent wählten bekanntlich Donald Trump. Einen Mann also, der Frauen verachtet, Flüchtlinge verhöhnt, Hispanos mit Tieren vergleicht, lügt, Verschwörungstheorien verbreitet und rassistische Ideen absondert. Und alles deutet darauf hin, dass sie ihn wieder wählen werden.
Ähnlich verhält es sich in Brasilien, wo christliche Kreise stramm hinter Präsident Bolsonaro stehen. [….]

Sie, Bergoglio, führen sich zu Weihnachten als guter Mensch auf und sind ein elender Heuchler. Schlimmer als diejenigen, die wenigstens ehrlich sagen, daß sie Migranten hassen und ins Meer treiben wollen.