Nina Bott gehört zu den Namen, die ich genau wie „Rezo“
bisher nicht kannte.
Letzterer wurde inzwischen zu so einer Art politischer
Youtube-Apotheose hochgejazzt und als solche SPIEGEL-Titelgeschichte und in
allen Parteivorständen als möglicherweise Europawahl-entscheidender Mega-Influencer
diskutiert.
Bott, 41, in Hamburg lebende ehemalige RTL-Soap-Darstellerin
holte in einem Café ihre Brüste hervor, wurde daraufhin vom Kellner gebeten das
Lokal zu verlassen, saß anschließend laut weinend vor dem Schaufenster und
brachte es damit auf die Titelseiten der Boulevardpresse.
Nein, Frau Bott ist nicht etwa PussyRiot beigetreten und
wollte ein politisches Statement abgeben.
Sie stillte lediglich ihr Gör namens „Lio“. Ihr drittes Kind
nach Luna Victoria und Lennox – wie Kinder von B-Promis eben heißen.
Kinder in der Öffentlichkeit zu säugen ist eins dieser
Dauerthemen, mit dem man sehr leicht kleine Shitstorms entfachen kann. So auch
in diesem Fall.
[….] Unglaublich, was Dreifach-Mama Nina Bott (41) in einem Café in der
Rindermarkthalle auf St. Pauli passiert ist. Weil sie ihren im Januar geborenen
Sohn Lio stillen wollte, wurde die „Prominent“-Moderatorin prompt
rausgeschmissen. Das sei ihr in 15 Jahren Mutter-Dasein noch nie passiert! „Ich
hatte mich gerade diskret ausgepackt und Lio angedockt, da kam der Kellner“, so
die einstige GZSZ-Schauspielerin. „Ich dachte, ah, jetzt kann ich noch ein
Wasser dazu bestellen, weil man soll ja immer ein Wasser dazu trinken.“
Doch so weit kam es nicht. „Dann hat er mir gesagt, das geht nicht. Ich
möchte bitte sofort gehen.“ [….] „Ich hatte echt sofort Tränen in den Augen.
Ich fühlte mich so richtig ausgestoßen.“
Dann habe sie sich einfach vors Café gestellt und im Stehen
weitergestillt. [….]
Öffentliches Stillen ist natürlich rechtlich gesehen
erlaubt. Ob das jeder Restaurantbesucher gerne sieht während er isst, steht auf
einem anderen Blatt.
So wie bei Vermietern, die keine Hunde dulden oder auch dem
inzwischen berühmte Rügener Restaurant „Omas Küche“, das Kinder aus seinen
Räumen verbannte, gibt es auch im Fall Bott eine Riesenaufregung. Sofort werden
Boykotte gegen den Gastronomen gefordert und Protestaktionen angekündigt.
Ein Uralt-Thema, das man schon aus „Married with Children“-Folgen
der 1980er Jahre kennt. Mutter stillt in Al Bundys Schuhgeschäft, er beklagt
sich darüber und sofort
wird zu Protesten gegen sein Geschäft aufgerufen.
2019 sind wir als Gesellschaft also offenbar keinen
Millimeter weiter, weil sich dieses Thema trefflich instrumentalisieren lässt.
Weltweit wird immer mal wieder in Einkaufzentren,
Sportvereinen, Restaurants Stillen für unerwünscht erklärt („Nursing Ban“) und
jedes Mal gibt es dann ein „Nurse-In“
oder ähnliche Formen des Aufheulens.
Denn was tut die öffentliche Mami Bott, wenn sie aus einem
Lokal hinausgebeten wird?
Sie rennt natürlich sofort zur Boulevardpresse und nutzt ihre Kinder aus, um in die Schlagzeilen zu kommen.
Sie rennt natürlich sofort zur Boulevardpresse und nutzt ihre Kinder aus, um in die Schlagzeilen zu kommen.
Das macht sie immer so. Penetrant bringt sie alle ihre Kinder
mit solchen Geschichten in die Medien.
Und so bekommen diese Proteste auch ihren schalen
Beigeschmack.
[….] Schauspielerin Nina Botts erster Satz in ihrem neusten Blog-Eintrag
lässt Schlimmes erwarten: "Erst hat Luna geweint, dann wir beide und dann
nur noch ich... 'still' und heimlich", schreibt die Zweifach-Mama.
Nina Bott teilt intimen Moment mit Baby Luna auf Instagram!
Aber keine Angst: Sowohl dem Papa, als auch dem Bruder von
Bott-Töchterchen Luna geht es gut. Der Grund, warum die beiden sich weinend in
den Armen lagen: Nina Bott hat ihre 19 Monate alte Tochter zum letzten Mal
gestillt. Abgestillt also. [….]
[….] Nach Luna und Lennox war die ehemalige GZSZ-Darstellerin
zwischenzeitlich erneut schwanger. Doch es kam zu Komplikationen und in der
Folge verlor sie das Kind. In einer mutigen Aktion ging sie später mit ihrer
traurigen Geschichte an die Öffentlichkeit. [….]
(Gala, 17.01.2019)
[…. ] Auf ein Still-Fotos mit ihrem neugeborenen Söhnchen Lio auf Instagram
reagierten einige ihrer Follower mit krassen Negativ-Kommentaren. Die
Dreifach-Mama wehrt sich nun gegen die harte Kritik.
Knapp drei Wochen ist Lio, der Sohn von Nina Bott und ihrem Freund Benjamin
Baarz, nun alt. Klar, dass die 41-Jährige den Kleinen da noch täglich stillt. Die schöne Hamburgerin postete nun ein Bild
des zärtlichen Mama-Sohn-Moments auf Instagram.
Doch das passte einigen Followern gar nicht – sie ließen ihrer Kritik
freien Lauf [….]
[….] Ex-GZSZ-Star Nina Bott Warum benutzt sie ihre Tochter für Werbung?
[….] Grenzwertig oder völlig in Ordnung? Ex-GZSZ-Schauspielerin und
Moderatorin Nina Bott wirbt in einer neuen Werbekampagne für Essig. Nichts
ungewöhnliches für die Hamburgerin, die schon mehrmals für Werbung vor der
Kamera stand. Aber: Mit auf dem Werbefoto ist dieses Mal auch ihre dreijährige
Tochter Luna. [….]
Lios Geburt machte sie sofort mit Instagram-Fotos öffentlich; wie auch bei den vorherigen Geburten.
Ich will mich gar nicht inhaltlich in die Causa „Nursing ban“
einmischen, aber doch zwei Aspekte der Diskussionsführung beleuchten.
Interessanterweise stehen die rüden Attacken gegen
diejenigen, die nicht so gern stillende Busen fremder Damen beim Essen vor der
Nase haben, fast allein in der öffentlichen Diskussion.
Offensichtlich ahnen die meisten, daß Kinder und Hunde so
positiv konnotiert werden, daß man nur verlieren kann, wenn man sich
diesbezüglich skeptisch äußert. Die Still- und Hunde-Freunde scheinen 99% der
medialen Aufmerksamkeit zu generieren und übertreffen sich dann an Radikalität.
(….) In welchem Lokal soll sich das zugetragen haben?
In einem Café in der Rindermarkthalle auf St. Pauli in Hamburg. Welches
Café war es? Ich würde da große Aufkleber an die Außenwand kleben:
"STILLFEINDLICHES Café".
Kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte. Aber ich weiß auch
nicht, warum sich Frauen das überhaupt bieten lassen. Ich hätte ihn angefaucht,
was ihm denn einfallen würde. (….) diverse Medien verschiedensten Niveaus haben
die Meldung gebracht. Klingt nach einer dpa-Quelle.
(……) Dann wird das Café auch
noch bekannt werden. Der Inhaber wird sich wohl warm anziehen müssen. (…..)
Ganz anders als die veröffentlichte Meinung reagieren aber
die Konsumenten.
In Wahrheit sind die meisten froh, wenn sie eine Oase
finden, in der sie von Kindergeschrei und Hundegebell verschont bleiben.
[…..] Urlaub
ohne Kind
Rügens kinderfreies Restaurant ist zum Bersten voll
[….] In „Oma's Küche” in Binz auf der Insel Rügen dürfen ab 17 Uhr keine
Kinder. Die Medien stürzen sich auf dieses Restaurant – die Gäste auch. Und in
den Sozialen Medien glühen die Kommentarspalten.
[….] „Einige sind sogar spontan zum
Essen gekommen”, erzählt Rudolf Markl. Sie hätten im Radio davon gehört und
wären dann gleich zum Restaurant gesteuert. „Viele Kunden begrüßen die
Maßnahme”, sagt Markl. „Das Restaurant ist voll”. Der Umsatz leidet also nicht.
Im Gegenteil. Wegen fehlender Plätze mussten sogar schon einige Gäste wieder
nach Hause geschickt werden, erzählt der Restaurantinhaber. [….]
Hier handelt es sich um einen der wenigen Fälle eines echten
Tabus. Man kann nicht gegen aggressive Hunde argumentieren (Schuld sind
selbstverständlich allein unqualifizierte und verantwortungslose Halter) oder aber
infernalisch lärmende Kleinkinder (Schuld sind selbstverständlich allein unqualifizierte
und verantwortungslose Smombi-Eltern, die ihren Kindern kein Vorbild sind)
argumentieren, weil dann sofort die „sind Sie etwa ein Hundehasser? Sind Sie
etwa ein Kinderfeind?“-Keule kommt.
Ich habe immer wieder meine Elterngeneration gefragt, wie
die es damals mit uns handhabten? Ich wurde als Kleinkind auch immer mitgeschleppt.
War das nie ein Problem?
Antwort meiner Mutter: Nein, nie, weil Du Dich nie so
benommen hast.
Vor Facebook und
Instagram waren Eltern offensichtlich damit beschäftigt Eltern zu sein und auf
ihre Kinder zu achten, statt in den Sozialen Medien mit ihrem Eltern-Sein zu
prahlen.
Statt daneben zu sitzen, wenn im Freibad das eigene Kind
ertrinkt, man aber nichts davon bemerkt, weil man immer nur aufs Handy starrt, haben
meine Eltern offensichtlich tatsächlich aufgepasst, wenn ich als kleiner
Hosenscheißer in unseren Gartenteich sprang.
Erstaunlich fehl am Platze erscheint mir auch die
Argumentation mit der „Natürlichkeit“.
„Stillen ist die ursprünglichste, natürlichste Art der Nahrungsaufnahme
(…..)Ich halte Menschen, die damit ein Problem haben, sowas in einem Café oder
Restaurant miterleben zu dürfen (!), für ein wenig gestört in der Wahrnehmung
von Menschen und Körperlichkeit. Wenn ein erwachsener Mann eine stillende
Mutter sieht und "das" ekelig (….)“dann ist bei solchen Männern ernsthaft
was schiefgegangen (….)“
Das ist auch so ein Satz, der selbstverständlich stimmt,
aber mit dem Thema rein gar nichts zu tun hat!
Denn nur weil etwas „natürlich und ursprünglich“ ist, gehört
es nicht zu unserer Zivilisation das öffentlich zu praktizieren.
Geschlechtsverkehr, Stuhlgang oder auch einfach Schnarchen
sind ebenfalls „natürlich und ursprünglich“, haben aber dennoch rein gar nichts
in einem Lokal verloren, in dem andere Leute essen.
Es gibt auch Etablissements, in denen auf der Bühne
Geschlechtsverkehr praktiziert wird, oder Stripclubs, in denen Männer keinen
Zutritt haben.
Es ist doch zu begrüßen, daß sich jeder sein Refugium suchen
kann, wo er sich wohlfühlt und daß es Gastronomen gibt, die all diese Nischen
bedienen.
Ja, Geschlechtsverkehr ist auch absolut natürlich und
ursprünglich.
Bestimmt will ich das nicht verbieten.
Aber dennoch würde ich nicht in einem Restaurant essen
gehen, in dem die Tischnachbarn es miteinander treiben.
So wie es kinderfreie Ferienanlagen gibt, Nichtraucherbars
oder Restaurants, in die man erst ab 12 darf, weil andere Erwachsene
möglicherweise gern mal ohne Kindergeschrei essen, oder Geschäfte, in die man
keine Hunde mithinein nehmen darf, kann es doch wohl auch Cafés geben, in denen
Stillen nicht gern gesehen wird.
Da gehen dann eben Leute wie ich hin.
In der Mehrzahl der Gastrobetriebe sind Hunde, Kinder und
stillende Mütter gern gesehen und da können die anderen ja hingehen.
Das Thema „Natürlichkeit“, das auch noch von besonders ungebildeten
und verblödeten Menschen wie Andrea Nahles mit dem katholischen „Naturrecht“
verwechselt wird, wird gerne von progressiven Menschen gekapert, um damit
gesellschaftliche Lockerungen zu rechtfertigen.
Die Homoehe soll erlaubt sein, weil Homosexualität im
Tierreich bei tausenden Spezies vorkommt und daher „natürlich“ ist.
Hier werden Dinge vermischt, die nichts miteinander zu tun
haben.
Ja, sicher soll die „Homoehe“ legal sein. Aber nicht, weil
Tiere das auch so machen, sondern weil sie eine Produkt des evolutionären
Humanismus ist.
Die natürlichen Vorgänge in Fauna und Flora, sind nicht
grundsätzlich für die menschliche Gesellschaft geeignet, nur weil sie seit
Millionen Jahren im Tierreich praktiziert werden.
Löwen zB killen andere Raubkatzen mit einem Genickbiss, weil
es Nahrungsmittelkonkurrenten sind. Je mehr Leoparden und Geparden der Leo
totbeißt, desto mehr Gazellen für ihn und damit umso größere Chancen seine Gene
in seinen Kindern weiterzugeben.
Das ist evolutionär vernünftig.
Es ist auch vernünftig, daß eine Maus bei Nahrungsmangel
oder drohender Gefahr durch zB eine Überschwemmung ihren eigenen Nachwuchs
auffrisst, weil sie so mehr Energie hat, um erneut schwanger zu werden, falls
sie ohnehin die Brut verliert.
Deswegen fressen sich ungeborene Haikinder schon gegenseitig
im Uterus auf.
(….) Natürlichkeit verträgt sich allerdings nicht mit Zivilisation. Es
wäre auch natürlich, daß Menschen ohne Zähne verhungern oder daß alte Menschen
sehr oft blind werden.
Die Zivilisation ist aber unnatürlich. Deswegen bekommen in
Hamburg Menschen mit Grauem Star eine Cataract-Operation. Wie am Fließband
werden in einem kleinen ambulanten Eingriff neue Linsen eingesetzt und dabei
auch gleich die Kurzsichtigkeit korrigiert.
Wir lassen der Natur eben nicht
ihren Lauf, sondern greifen ein. Wir implantieren Zähne, passen
Hochleistungshörgeräte und Cochlea-Implantate an, setzen Defibrillatoren und
Pacemaker in die Brusthöhle, entfernen Tumore aus Prostata und Dickdarm. All
das ist völlig unnatürlich und in der Geschichte der Menschheit sehr neu. Aber
der evolutionäre Humanismus verlangt solche technischen Korrekturen an der
natürlichen Biologie.
Dementsprechend wollen wir auch
Kindersterblichkeit in Deutschland möglichst nicht akzeptieren – auch wenn das
ein natürlicher Ausleseprozess wäre.
In vielen moralischen Aspekten
ist Unnatürlichkeit überlegen.
Das betrifft den Beginn genauso
wie das Ende des Lebens, welches wir mit Opiaten und Morphinen erheblich
angenehmer gestalten, als es natürlich wäre.
Es ist natürlich Kinder aus
Versehen zu zeugen, sie durch Verhütungsmittelfehlfunktionen zu generieren, sie
aufgrund einer Gewalttat zu erschaffen. Das geht ganz leicht. Zehnjährige
Mädchen werden ohne den Vorgang zu verstehen von ihrem elfjährigen Bruder
geschwängert, oder es ist jemand nach einer nächtlichen Sauftour schwanger,
ohne sich überhaupt zu erinnern Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. In vielen
Teilen der Welt gibt es Massenvergewaltigung im Zuge ethnischer Kriege.
Die Kombination von Ei und
Samenzelle zu einem neuen Leben funktioniert ohne Liebe, ohne Ethik, ohne
Religion, ohne Vertrag und ohne Vertrauen. (……)
Also Nina Bott, es ist natürlich
natürlich, Dein Kind zu stillen.
Das bedeutet aber noch lange nicht, daß dabei jeder zugucken
soll.
Es ist auch natürlich, wenn Frau Bott nach dem Essen aufs
Klo geht. Ich will das aber dennoch nicht sehen.
Auch wenn Bott ihre Kinder auf dem natürlichsten Wege
zeugte, gibt es keinen Grund den Akt in einem öffentlichen Café vorzuführen.
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