Das Charakteristikum der SPD-Parteizentrale Willy-Brandt-Haus (WBH) der Post-Schröder-Ära, war das permanente Produzieren von Pannen.
Außerdem konnte das WBH mustergültig die eigene Parteibasis demotivieren, wahlweise auch drastisch vor den Kopf stoßen (z.B. mit der Verbannung der säkularen Arbeitsgruppe). Gern wurden die eigenen Minister kritisiert und dafür demonstrativ alle Großgelegenheiten zum Angriff auf den politischen Gegner versäumt.
Das WBH war insbesondere während der Nahles-Herrschaft als Generalsekretärin, Parteivizin und Bundesvorsitzende, eine Inkarnation des Facepalm-Emoji.
Der für mich am meisten frustrierende Aspekt war, der stete Irrglauben, die Wähler würden schon honorieren, wenn die SPD-Minister fleißig und ruhig arbeiteten, alle Punkte aus dem Wahlprogramm abhakten und sich nicht in das Chaos und die Querelen der C-Minister hinabließen.
Das Gegenteil ist der Fall. Fleißige, erfolgreiche Sacharbeit wird nicht nur NICHT positiv wahrgenommen, sondern gar nicht wahrgenommen.
Auffällig sind Show-Minister, die in Talkshows, Fotoshootings und zu Wetten, dass gehen. Die jeden Tag in der Yellow Press auftauchen, nur politisches Getöse veranstalten und ihre Ankündigungen ohnehin nie umsetzen: Von und zu Guttenberg, von der Leyen, Spahn, Westerwelle, Lindner – solche Typen sind beliebt.
Mit der Wahl von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu Parteichefs, sowie der Weiterbeschäftigung Lars Klingbeils als Einschlafsekretär, ahnte ich Schlimmes. Es würde demoskopisch weiter bergab gehen, von der guten politischen Sacharbeit der SPD-Minister würden sie nicht sprechen und auch alle CDU-CSU-Skandale verschliefe man. Insoweit hatte ich natürlich Recht; das kann ich ohne Selbstlob feststellen, da es ohnehin allgemeine Erwartung war.
Aber das neue Führungsduo wartete auch mit einer positiven Überraschung auf. Im Gegensatz zur Vorgängerin Nahles, die sich immer wieder mit extrem peinlichen Auftritten öffentlich blamierte und so aktiv Wähler verscheuchte, tauchte das Trio Saskia/Lars/Norbert vollständig ab. Sie machen schlicht und ergreifend gar nichts – außer natürlich 9.000 Euro monatliche Aufwandsentschädigung pro Kopf zu kassieren.
Aber man wird bescheiden. Durch ihr konsequentes Versteckspielen und die politische Arbeitsverweigerung macht die Parteiführung auch keine Fehler.
Für das WBH
gilt: No News Are Good News!
Solange der Partei-Apparat im festen Winterschlaf liegt, macht Olaf
Scholz ganz allein den Wahlkampf. Ein Mann, der offenkundig nicht vor Charisma
sprüht oder die Menschenmassen von den Sitzen haut. Aber Olaf ist ein
Vollprofi, der jedes politische Detail kennt, als Minister auf viele Erfolge
verweisen kann und sich öffentlich üblicherweise nicht blamiert.
Das allein wäre noch keine großartige Kampagne, aber glücklicherweise kommen Scholz nun die anderen beiden Kanzlerkandidaten hilfreich entgegen, indem sie den alten Nahles-Part übernehmen und eine peinliche Panne nach der nächsten fabrizieren.
Man kommt schon kaum noch mit, weil sowohl Annalena Baerbock, als auch Armin Laschet jeden Tag zufällig neue Negativschlagzeilen produzieren.
Ohne Not schießen sie sich eifrig selbst in die Füße.
Bei zwei so offensichtlich unfähigen Kandidaten, steht Scholz im Vergleich sensationell seriös und kompetent da.
Nach der Plagiats- und N-Wort-Affäre, wagte sich die Grüne heute unter Menschen, wollte im Hochwasser-sensiblen Brandenburg auf Klimathemen hinweisen.
Es bleibt aber nur hängen, daß sie orientierungslos vergaß wo sie überhaupt ist.
[….] Lost in Brandenburg. [….] Zwischen Bäumen sollten Grüne eigentlich in ihrem Metier sein. Doch beim Brandenburger Waldspaziergang zur Vorstellung des großen Klimaschutz-Sofortprogramms am Dienstag verlor Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock vorübergehend die Orientierung. Gemeinsam mit Co-Parteichef Robert Habeck hatte Baerbock in das Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken nordöstlich von Berlin geladen. Es war der erste große gemeinsame Auftritt der beiden seit zwei Monaten. Im Biesenthaler Becken, zwischen jeder Menge Buchen, sagte Baerbock dann: »Da ist der Wald hier im Oderbruch anders als der Wald im Süden des Landes.« »Bild«-Reporter Peter Tiede hat die Szene aufgezeichnet: Oderbruch? Das Oderbruch ist plattes Land und liegt gut 30 Kilometer östlich vom hügeligen Biesenthaler Becken im Landkreis Barnim. Für Außenstehende nicht mehr als eine geografische Lappalie – aber für Baerbock doppelt ärgerlich: Brandenburg ist ihre Wahlheimat, sie steht dort auf Listenplatz eins ihrer Partei, kandidiert in Potsdam unter anderem gegen den SPD-Konkurrenten Olaf Scholz. Und wieder wird über einen Patzer der Kandidatin gesprochen. Der Spott gerade im Netz war Baerbock jedenfalls gewiss. [….]
Armin Laschet war noch fleißiger und produzierte innerhalb von 24 Stunden gleich drei verschiedene Peinlichkeiten für die Schlagzeilen.
1.)
Haufenweise neue Plagiate in seinem Buch.
2.)
#Neuland-Moment; Laschet verwechselt den Chaos
Computer Club mit feindlichen Hacker, weiß nicht was in der IT-Sicherheitsforschung
»Responsible Disclosure« bedeutet.
3.)
Neue Blamage bei den NRW-Flutopfern.
[…..] Die Wut auf CDU-Kandidat Laschet wächst [….] NRW-Chef Armin Laschet (CDU) traf nun der geballte Volkszorn, als er am Montag im schwer betroffenen Swisttal auftauchte. „Versager“ wird ihm etwa entgegen gepfeffert. Und: „Sie werden es bei der Wahl merken!“ Dabei wollte die Staatskanzlei schöne Bilder. Auf Twitter zeigte sie diese dann auch, verschwieg aber die Proteste. Auch Laschet selbst berichtete nur, dass er die Kontaktdaten mit einem helfenden Bürger aus Swisttal ausgetauscht habe. [….] Dass jener Bürger ihm vor allem Vorwürfe gemacht hatte, bleibt unerwähnt. Nur dass er „seit 2 ½ Wochen die Hilfsmaßnahmen“ koordiniere. Genau das aber wirft der Mann Laschet in einem Video vor, das vielfach geteilt wurde: Dass er und die anderen seit zweieinhalb Wochen im Schlamm schuften würden. Und bislang niemand von Behörden und Regierung aufgetaucht sei. [….] Einem anderen, der Laschet vorwirft, hier nur Wahlkampf zu machen, spricht der Landeschef gleich ab, überhaupt betroffen zu sein, weil er ja live mitfilme. 200.000 Euro Schaden habe er erlitten, entgegnet der Mann. [….]
Wenn man seine eigene Kanzlertauglichkeit von seiner angeblichen Regierungsfähigkeit in NRW ableitet und genau diese dann so offensichtlich nicht funktioniert, wird es peinlich. Laschet verstrickt sich in seiner selbst gebauten Falle.
Im konservativ-bräsigen Deutschland schaden CDU-Affären kaum; wenn man aber mit derart hoher Frequenz eine Peinlichkeit nach der nächsten produziert, bleiben die demoskopischen Folgen nicht aus.
Das eher konservative KANTAR-Umfrageinstitut sieht die CDUCSU heute bei der Sonntagsfrage nur noch bei 24%; gerade mal noch zwei Prozentpunkte vor den Grünen.
Laschets persönliche Werte sind weiterhin im freien Fall.
[….] In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL gaben rund 17 Prozent an, dass sie bei einer Direktwahl Armin Laschet ins Kanzleramt wählen würden. Das ist der niedrigste Wert seit Mitte Mai. Damit liegt der Kandidat von CDU und CSU hinter Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock: 21 Prozent würden bei einer Direktwahl für sie stimmen. Wie schon in der Vorwoche liegt SPD-Kandidat Scholz vorn, er kommt auf 25 Prozent. [….] Betrachtet man die Zustimmungswerte der Kandidaten im Zeitverlauf, geht der Trend nur für Scholz aufwärts: Im Vergleich zu vor einem Monat sind seine Zustimmungswerte um rund fünf Prozentpunkte gestiegen. Baerbocks Werte lagen hingegen schon einmal bei fast 30 Prozent. Und Laschet hatte sich zuletzt an die Spitze der Beliebtheitsskala gekämpft – nur um jetzt den schlechtesten Wert seit seiner Aufstellung als Kanzlerkandidat der Union einzufahren. [….]
So kann es weitergehen.
Das WBH möge im Passiv-Modus weiterschlafen; wir lehnen uns zurück und genießen die große schwarzgrüne Pannenshow.
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