Wir nähern uns der heißen Wahlkampfphase.
Kanzlerkandidat Olaf Scholz beginnt eine große Wahlkampfrundreise, so daß möglichst viele Wähler die Gelegenheit bekommen ihn persönlich zu erleben.
Der Mann mit der eher unauffälligen Wesensart, gewinnt im direkten Gespräch, kann in Diskussionen überzeugen. In Folge dessen, steigen die SPD-Umfragewerte. So sollte es auch üblicherweise in einer parlamentarischen Demokratie laufen. Die Parteien stellen ihren besten Kandidaten auf, der durch viel Werbung und Öffentlichkeit bekannter und beliebter wird, so daß seine Partei mehr Stimmen bekommt.
Grüne und Union, die wechselseitigen Wunschpartner, entschieden sich für einen anderen Weg. Ihre Parteien stehen recht gut da, also kürten sie intellektuell überforderte, schwache Charaktere zu ihren Spitzenkandidaten. Baerbock und Laschet lieferten entsprechend und zogen ihre jeweilige Partei seit ihrer Nominierung demoskopisch deutlich nach unten. Wer die Grüne Co-Chefin oder den NRW-Ministerpräsidenten live erlebt; sei es auch nur im TV, kommt anschließend zu dem Schluß lieber eine andere Partei zu wählen.
Ungewöhnlicherweise wurden also bei dem 2021er Wahlkampf-Blockbuster gleich zwei Urnengifte als Hauptdarsteller gecastet, während die Publikumslieblinge Söder und Habeck nur irrelevante Nebenrollen ergatterten. Die grünen und schwarzen Produzenten ergreifen das einzige verbleibende Mittel: Sie verstecken ihre Kanzlerkandidaten.
Je weniger Baerbock und Laschet auftreten, desto weniger Wähler können sie verschrecken.
Insbesondere bei Letzterem wird diese Strategie radikal umgesetzt. Rezo, Pro7, Thilo Jung – Laschet kneift.
Laschet sagte sogar dem Zentralrat der Juden in Deutschland ab, der eine „Tacheles-Diskussion“ mit Lindner, Bartsch, Baerbock und Scholz geplant hatte.
[…..] Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der CDU, ist im Moment vor allem der Absagen-Laschet: Im Juni sagte er einen Auftritt für Youtube ab, wo ihn Rezo und Tilo Jung zu einem Kanzlerkandidaten-Triell mit Olaf Scholz und Annalena Baerbock eingeladen hatten. Im Juli sagte er eine bei ProSieben geplante Wahlkampfshow ab, in der sich die Kanzlerkandidaten den Fragen des Moderators und denen von Bürgerinnen und Bürgern stellen sollten. Baerbock und Scholz werden in zwei Sendungen am 1. und 15. September mitmachen. Laschet möchte lieber nicht. Auch der Spiegel wollte zusammen mit t-online und Vice ein Kanzlerduell ausrichten. Doch, so heißt es, musste man auf eine Reaktion von Laschet lange warten. Inzwischen hat er auch hier abgesagt. Diese Woche nun kam die Meldung, dass Armin Laschet alle Wahlkampftermine in Hessen und Baden-Württemberg ausfallen lässt, wo er von Donnerstag an auftreten wollte. […..]CDU und CSU werben also für einen Kanzlerkandidaten, den sie selbst für so verblödet halten, daß sie ihn nicht öffentlich herzeigen möchten.
Den frommen Armin zu verstecken ist die einzig richtige Strategie.
[….] Bei der CDU, die davon ausgeht, ein Dauerabo aufs Kanzleramt zu haben, geht die nackte Angst um. Die Konservativen haben zwei Probleme, die unmittelbar ihre Macht gefährden. Das eine Problem ist ihr Programm. Das zweite heißt Armin Laschet. Die Aussicht, dass die Union mit einem Irgendwas-über-20-Prozent-Ergebnis in der Opposition landet, ist nicht mehr unrealistisch. [….] Laschets Idee für einen inhaltsleeren Schlafwagenwahlkampf, der vor allem ein „Weiter-So“ verspricht, ist gescheitert. Die Realität der Klimakrise ist so mächtig, dass die fortgesetzte Realitätsflucht, die der Grundsound des Wahlprogramms von CDU und CSU ist, nicht durchzuhalten ist. [….] Auch beim alles überwölbenden Thema Klimaschutz ist die CDU programmatisch blank. Sie bekennt sich in der Theorie zu weitgehenden Klimaschutz-Zielen, aber sie hat keine Idee, wie sie sie umsetzen will. Tempolimit? Nein. Höhere Spritpreise? I wo. Ein Ausstiegsdatum für den Verbrennungsmotor? Bloß nicht. Laschets CDU wollte sich aus dem wichtigsten Thema dieser Zeit heraushalten und den Grünen die Diskurslast für unangenehme Maßnahmen überstülpen. [….] Zur fehlenden intellektuellen Vorbereitung der CDU kommen ja die erkennbaren Schwächen des Kandidaten selbst. Laschet wirkt chronisch überfordert, sein Auftreten in der Flutkatastrophe hatte etwas Unernstes. Ähnlich unstet ist sein Coronamanagement. Die Union ist mit einem Kandidaten unterwegs, der keine Krise kann. [….]
Eine Ausnahme von seinem Wahlkampfversteckspiel machte Armin Laschet, als der reichste Mann der Erde, der amerikanische Kiffer und Elektroauto-Pionier Elon Musk die Baufortschritte seiner zukünftigen Fabrik in Brandenburg besichtigte.
Es kam, wie es kommen musste.
Laschet blamierte sich auf ganzer Linie und zeigte sich bei den Mega-Zukunftsthemen Energie/Klima/Mobilität sagenhaft desinformiert.
[….] Hier ist die gesamte Szene, in der Elon Musk und Armin Laschet vor der Gigafactory in Grünheide von der Presse befragt werden. Nicht nur der Moment, in dem Armin Laschet einen angeblichen Wissenschaftsstreit zum Thema Wasserstoff vs. Elektrifizierung ausruft, ist zum Fremdschämen. Um aus der Nummer herauszukommen, beginnt Laschet plötzlich, von LKWs zu reden. Wahrscheinlich im Unwissen darüber, dass Tesla auch schwere LKW mit Batterien antreiben wird.
Richtig ist: Daimler und Volvo oder Hyundai setzen auch auf Brennstoffzellen-LKW, die mit Wasserstoff betrieben werden. Im PKW-Bereich gibt es aber längst keinen "Wissenschaftsstreit mehr", der Verbrennungsmotor ist am Ende, und wird auch nicht etwa durch Wasserstoff-Verbrennung oder synthetische Kraftstoffe o.ä. am Leben erhalten.
Grüner Wasserstoff für PKW, die einen Elektromotor, eine Batterie und zusätzlich eine Brennstoffzelle und einen Wasserstofftank haben, sind rar und teuer. Grüner Wasserstoff ist ein Engpassprodukt. Die mehrmalige Wandlung von Strom in Wasserstoff, zwischenzeitliche Komprimierung für die Tanks an Tankstellen und im Auto, um dann wieder zu einer Verstromung zu kommen, ist extrem ineffizient. Laschet hatte trotzdem im April im Handelsblatt erklärt, der rein elektrische Antrieb sei nicht die Zukunft des Automobils.
Der Part zu den Genehmigungen ist besonders spannend. Laschet wiederholt im Grunde Teile des Brandbriefes von Musk an ein Gericht, in dem er die Bürokratie kritisiert hat. Allerdings hebt Laschet nicht etwa hervor, dass es schlicht nicht mehr zeitgemäß ist, wenn es wochenlange Verzögerungen gibt, weil Protokolle handschriftlich niedergeschrieben werden müssen.
Vielmehr will Laschet - typisch CDU - das Verbandsklagerecht einschränken, so wie er in NRW das Demonstrationsrecht einschränkt. Das ist seine Denkweise, die doch mehr als erschreckend ist. Am Montag hat der IPCC die Alarmstufe Rot für den Planet ausgerufen - Laschet bekennt sich dazu, jetzt modernisieren und beschleunigen zu müssen. Warum die CDU-geführte Bundesregierung dann den Ausbau von Solar und Wind blockiert, wird leider nicht nachgefragt. Anschließend übersetzt Laschet das, was er mangels Englischkenntnisse auf Deutsch erklärt, mit wenigen Vokabel-Brocken ins Englische. Immerhin weiß er, was accelerate bedeutet. […..]
Sollte Laschet Bundeskanzler werden, haben wir eine Mischung aus Kohl, Trump und Lübke in einer Person als Regierungschef. Wir werden lernen und täglich kräftig zu schämen.
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