Wenn erzkonservative Dunkelkatholiken mit liberaleren
Katholo-Laiinnen über den künftigen Kurs ihrer Kirche streiten, kontern sie die
gängigen Hauptforderungen (Ende des Zölibats, Anerkennung Homosexueller,
Frauenpriestertum) gern mit einem Todschlagargument:
Das alles biete doch die protestantische Konkurrenz und aus der EKD träten
sogar noch mehr Menschen aus, als die RKK Mitglieder verliere.
Die organisierten Frommen der EKD; von Göring-Kirchentag über Steinmeier bis de Maizière; ärgert das natürlich. Sie verweisen auf die traditionell lockeren –Kirchen-Bindungen der protestantischen Bevölkerung in Deutschlands Nord-Osten. Die Kirchensteuerbelastung ist in beiden Konfessionen gleich.
Aus meiner Sicht gleichen die größeren Skandale auf der katholischen Seite – massenhaftes Kinderfi**en und Raffgier – das öde Image und schwächere Personal der evangelischen Kirche aus.
Grundsätzlich sind aber beide Konfessionen unrettbar auf dem absteigenden Ast, weil sie beide auf der Bibel mit all ihren aus der Zeit gefallenen Grausamkeiten – Sklaverei, Homohass, Frauendiskriminierung und Antisemitismus – fußen.
Wer will sich schon auf einen Gott stützen, der
achselzuckend den Holocaust zuließ, täglich Myriaden Kinder elend verhungern
lässt, während Bischöfe in Palästen wohnen und zudem selbst eine höchst
unsympathische Vergangenheit hat?
Immerhin ließ Gott=Jesus bei der Sintflut aus Ärger über seine eigenen Konstruktionsfehler,
nahezu seine gesamte Schöpfung, Mann und Maus, elendig verrecken. Außer natürlich die australische Fauna. Kängurus und Koalas
wurden offensichtlich von einem anderen Gott hergestellt; die kannte Jesus noch
nicht, daher kommen sie nicht in der Bibel vor. Ähnlich wie Bisons, Pumas oder
Panther.
Die Unterschiede der Konfessionen sind historisch betrachtet marginal. Natürlich war Luther ein besonders unangenehmer Menschenfeind, der intensiv danach trachtete Bauern und Juden zu vernichten. Seine Kirche kannte viereinhalb Jahrhunderte nur Männer auf den Kanzeln, störte sich nicht an Sklaverei und war sicherlich nie schwulentolerant. Mit Hitler und der NSdAP verstanden sich die Nachfolger Luthers daher prächtig – in der „Judenfrage“ war man sich völlig einig.
Bei dem Mega-Thema der Katholiken der letzten 20 Jahre, also dem Sichtbarwerden der des weltweiten massenhaften sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester und Nonnen; man denke nur an die Massengräber, die katholische Bildungseinrichtungen in Kanada umgeben; haben die Evangelen keineswegs eine weißte Weste.
(….) Ein Abscheulichkeits-Maximum erreichte die kirchliche Kinderfolter im 19. und 20. Jahrhundert in Kanada. Dort wurden in 139. katholischen Einrichtungen rund 150.000 indigene Kinder gefoltert und tausende davon umgebracht. Im Mai 2021 entdeckte man in der westkanadischen katholischen „Residential School“ bei Kamloops (British Columbia), die bis 1978 betrieben wurde, 215 Kinderleichen, die die Geistlichen einfach heimlich verscharrt hatten. Wenige Wochen später, der nächste Fund. Diesmal waren es 751 anonyme Kindergräber bei einem katholischen Kinderheim in der Provinz Saskatchewan. (….)
(Wenn das Mitleid aufgebraucht ist, 05.07.2021)
Da sie keinen Zölibat kennen, locken Protestanten nicht so gezielt Pädo- und Paraphile in ihre Nachwuchsförderung, so daß kleine Jungs heute, in von der protestantischen Kirche getragenen Einrichtungen, nicht ganz so wahrscheinlich sexuell missbraucht werden. Aber natürlich ist die abscheuliche, sadistische Grausamkeit, unter der Hunderttausende deutsche Kinder nach 1945 in evangelischen Heimen leiden mussten, auch nicht besser als das was in katholischen Internaten geschah.
Auch die evangelische Kirchenführung von heute tut alles dafür, um zu vertuschen und sich um Entschädigungszahlungen zu drücken.
[….] Die Katholiken sind in der Aufarbeitung ihrer Missbrauchsfälle weiter als die Glaubensgeschwister. Die evangelische Kirche braucht endlich einen unabhängigen Missbrauchsbeauftragten. [….]
(Annette Zoch, SZ, 07.11.2021)
Aber auch in der Frage der Raffgier auf Kosten der Armen und Schwachen, darf man die evangelische Kirche nicht unterschätzen.
Der katholische Erzbischof Heße hatte in Hamburg bekanntlich geradezu vorbildlich die treuesten Mitglieder aus der Kirche gejagt, indem er katholische Schulen schloss, um mit dem Verkauf der Grundstücke Geld zu machen.
(….) Mit Heße stimmt mein Weltbild wieder. Der Mann stammt wie so viele Bischöfe aus der ultrakonservativen Kardinal-Meisner-Schule und hat dort alles gelernt, was man braucht, um die Katholiken zu vertreiben.
Er ist unsympathisch, raffgierig, fundamentalistisch, lügnerisch und hat zudem wie es sich für einen guten Kölner Toptheologen gehört auch persönliche Kinderficker-Altlasten, indem er die Täter schützte und den Opfern den ausgestreckten Mittelfinger zeigte.
Binnen kurzer Zeit schaffte er es, sich in Hamburg maximal unbeliebt zu machen, schloss ein Dutzend Hamburger Schulen – inklusive einer Pflegeschule im Jahr 2020.
(….) Neues Opfer der hanseatischen Katholiken ist die Pflegeschule des Krankenhauses Groß-Sand in Hamburg-Wilhelmsburg. Es ist ja bekannt, daß wir in Deutschland eine derartige Pflegekräfte-Schwemme haben, daß niemand noch mehr Krankenschwestern oder Altenpfleger gebrauchen kann. Außerdem haben wir in Hamburg insgesamt genau eine Pflegeschule im Großraum Harburg-Bergedorf; da kann man sie doch ebenso gut schließen.
[…..] Die Krankenpflegeschule am katholischen Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg wird Anfang Oktober geschlossen. Hamburg verliert damit die einzige Krankenpflege-Schule südlich der Elbe. Der Schritt stößt bei den Betroffenen und den Hamburger Behörden auf Bedauern und Unverständnis. Mitarbeitende, Schülerinnen und Schüler seien aus allen Wolken gefallen, als die Schließungspläne verkündet wurden, erzählt eine Betroffene NDR 90,3. Die Schule sei im Quartier etabliert, hätte akademisch überdurchschnittliche Absolventinnen und Absolventen und wurde sich finanziell quasi selbst tragen. […..]
Es ist daher auch ganz unverständlich wieso ausgerechnet in den eher sozial schwachen südlichen Stadtteilen Menschen den Pflegeberuf erlernen wollen. Haben die denn noch nie von der Friedrich-Merz-Alternative gehört? Statt umständlich so einen Pflege-Unsinn zu lernen, könnten sie doch lieber in Hedegefonds und Private Equity investieren. Wissen das die Migranten auf der Veddel etwa nicht? (…..)
(Neues vom Raffgier-Erzbistum, 25.08.2020)
Kinder auf die Straße setzen, um dann mit der freigewordenen Immobilie Kasse zu machen – so geht Christentum.
Daher will auch die evangelische Kirche in Hamburg mitmachen und nimmt sich ein Beispiel an Heße.
Direkt neben der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel befindet sich die „KinderVilla“.
[….] 1991 gründeten mehrere Eltern den Verein Kindervilla Fruchtallee e.V. – eine inklusive Kita für Kinder mit und ohne Entwicklungsauffälligkeiten. Kitaleiterin Wortmann beschreibt das Konzept als besonders in Eimsbüttel: „Inklusion ist für uns ein Lebensmodell und ein Anker für die Kinder.“ Es gibt 50 Kita-Plätze, davon zehn für Kinder mit Behinderungen. [….]
Das Pachtgrundstück gehört zwar der Stadt Hamburg, aber das Gebäude der Kirche. Und der sind die 50 Blagen lästig, denn sie wittert einen hochlukrativen Immobiliendeal. 2013 hatte die Christuskirche der „KinderVilla“ einen langfristigen Mietvertrag zugesichert. Da die Hälfte der Mieteinnahmen ohnehin an den Staat fließt, ging es scheinbar nicht um riesige Summen.
Der Verein investierte 15.000 Euro in die Renovierung der Kita-Räume.
Aber in den letzten acht Jahren sind nicht nur die Immobilienpreise, sondern auch die Mieten in Hamburg drastisch angestiegen. Was schert also die Kirche ihr Geschwätz von gestern, wenn der Rubel richtig rollen könnte?
[….] Drei Jahre später änderte sich das – „langfristig“ ersetzte die Kirche plötzlich durch „befristet“ für fünf, maximal sieben Jahre. Weniger Mitglieder, weniger Kirchensteuern. „Wir müssen schauen, wie wir unsere Gelder einsetzen“, sagt Claudia Dreyer, Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats in Eimsbüttel. Weil sich die Vermietung der Fruchtallee 22 nicht mehr rentiert, will die Kirche mit eigenen Institutionen einziehen. „Dadurch werden andere Immobilien frei, die wir lukrativer vermieten können.“ [….]
(Eimsbüttler Nachrichten, 24.11.2021)
Die Kirchengemeinde kündigte 2016 den, ihrer Ansicht nach so wenig lukrativen Kindern wegen Eigenbedarfs. Das wäre ja noch schöner, wenn man wegen der paar Gören keinen Reichbach machen könnte. Drei Jahre gab sie der „KiVi“ Zeit für die behinderten und nicht behinderten Kinder andere Räume zu finden.
Immobilien in Hamburg zu finden ist schwer – am schwersten in Hamburg-Eimsbüttel. Wenig überraschenderweise blieb daher die Suche nach Räumen (214-315 qm) mit einer Außenfläche (100-150 qm) zu maximal 20 Euro/qm Miete in Eimsbüttel erfolglos.
Kita-Leiterin Anke Wortmann ist verzweifelt; mutmaßlich wird ihre inklusive Einrichtung nicht überleben. Die Kinder würden auf andere Kitas in Stadtgebiet verstreut, Freundschaften auseinandergerissen, die Behinderten wieder in geschlossenen Einrichtungen verschwinden und die Mitarbeiter ihre Jobs verlieren.
Der Kirche ist es egal – raus mit dem Pack.
[…..] Für viele der in der Kindervilla betreuten Kinder bleibt diese besondere Kindertagesstätte ein Ankerpunkt bis ins Erwachsenenalter. Dort wird eine Gemeinschaft gelebt, in der die Diversität von den Kindern bis hin zu den Beschäftigten gelebte Normalität darstellt. Durch diese tief verankerte Haltung zur Inklusion leistet die Kindervilla einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, der weit über die Kinderbetreuung hinausgeht. Der Vermieter hat 2021 unmissverständlich signalisiert, dass die Kindervilla das Gebäude an der Christuskirche bis Sommer 2023 freimachen müsse, da eigene Nutzungspläne mit der Immobilie verfolgt würden. [….]
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