Dienstag, 14. März 2023

Unpopuläre Meinungen zu Amokläufen.

 

Auch wenn es in der katholischen Kirche gewollt und üblich ist, sich mehr um die Täter, als die Opfer von Straftaten unter ihren Schäfchen zu sorgen, bleibt für Atheisten und Humanisten wie mich ein schales Gefühl dabei.

Der Katholizismus ist natürlich ein System, das sexuellen Missbrauch fördert. Die beiden unfehlbaren Päpste Johannes-Paul II. und Benedikt XVI. zurrten es rechtlich absolut fest, daß die Ortskirchen die Täter beschützen und damit die Opfer noch einmal niedermachen müssen. Wer sein Kind in die Obhut katholischer Geistlicher schickt, muss sich also nicht wundern, wenn es gequält und missbraucht wird. Allerdings kann ein Kind nichts dafür, wo es hineingeboren wird.

Viele Massentötungen finden bei religiösen Zusammenkünften statt.

Besonders leicht kann man bei der Haddsch in Mekka ums Leben kommen. Im Jahr 2015 wurden dort rund 800 Gläubige zu Tode gequetscht und über 1000 schwer verletzt. 1990 waren es sogar 1426 Tote.

Selbstverständlich ziehen hoch irrationale und exkludierende Ideologien, wie abrahamitische Religionen, Fanatiker und Gewalttätige an. Man sollte also Moscheen, Synagogen und Kirchen meiden, wenn einem sein Leben lieb ist.

[….] Im Oktober 2018 ermordet ein rechtsradikaler Antisemit in der Tree-of-Life-Synagoge in der amerikanischen Stadt Pittsburgh elf Menschen. Die Erschütterungen durchdringen das ganze Land. Noch in der Nacht des Verbrechens versammeln sich Hunderte vor dem Tatort und entzünden Kerzen.

Im Dezember 2018 feuert ein Islamist in unmittelbarer Nähe des Weihnachtsmarktes in Straßburg mit einer Kurzwaffe auf Passanten und sticht mit einem Messer auf andere ein. Drei Menschen kommen ums Leben. Das Verbrechen weckt Erinnerungen an den Terroranschlag auf Besucher des Berliner Weihnachtsmarktes an der Gedächtniskirche zwei Jahre zuvor.

Mitte März 2019 dringt ein aus Australien stammender Rechtsterrorist in zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch ein. Er schießt um sich und ermordet 51 Menschen.  [….]

(Malte Lehming, 13.03.2023)

Wenn Christen, wie die Zeugen Jehovas, ermordet werden, sind noch nicht mal andere Christen, wie die Katholiken, zu bedingungslosen Mitgefühl bereit, sondern treten noch mal nach.

[….] Oft schwingt die Legende von einer strengen, skurrilen Sekte mit, die Aussteigern das Leben schwer macht. Das wiederum verführt leicht zu der Annahme, die Einstellungen der Opfer hätten den Täter provoziert. Von da bis zur Irgendwie-auch-selbst-Schuld-Haltung ist der Weg manchmal kurz. [….] Die Katholische Nachrichtenagentur hat aus der gemeinsamen Erklärung zitiert. Dann folgt der Satz: „Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit einer eigenwilligen Bibelauslegung.“ Eigenwillig – das klingt nach gaga. So lassen sich Vorurteile beklagen und im selben Atemzug transportieren.  [….]

(Malte Lehming, 13.03.2023)

Ich würde es als Lob empfinden, wenn mich eine Kinderfi**erorganisation, deren misogyn-homophobe Führungskaste aus alten Zauseln besteht, die den ganzen Tag in bunten Kleidchen umherschwarwenzeln und brennende Handtäschchen schwenken, als „eigenwillig“ abkanzelt. Aber die KNA demonstriert damit sehr schön wieder einmal die bösartige „Wir sind besser als die“-Ideologie der monotheistischen Sekten, in der die Gewalttätigkeit bereits immanent ist.

Unter den acht Toten des Hamburger Amoklaufs am 09.03.2023 befindet sich ein 28 Wochen alter Fötus, der im Bauch seiner hochschwangeren Mutter erschossen wurde, wie insbesondere Boulevardmedien betonen, weil sie den Tod immer umso tragischer betrachten, je jünger das Opfer ist.

Ich sehe es genau umgekehrt. Wir müssen alle sterben und wer tot ist, hat es geschafft. Oft ist der Vorgang des Sterbens aber lang und qualvoll. Bevor man überhaupt den Geburtsschmerz erlitten hat, durch einen Schuss von eben auf jetzt, erledigt zu werden, ist eigentlich ein eher günstiges Szenario. Wer tot ist, hat es endlich hinter sich. Grauenhaft ist der Tod für die Hinterbliebenen, die denjenigen geliebt haben und vermissen. Aber je jünger man stirbt, desto weniger dieser emotionalen Beziehungen gibt es.

Nur so mittel-viel Mitleid kann ich mit den vier Schwerverletzten aufbringen, die den Behandlungserfolg der Ärzte selbst sabotieren, indem sie strikt Bluttransfusionen verweigern. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich unterstütze zu 100% das Recht, ärztliche Behandlungen abzulehnen. Das muss jeder Erwachsene selbst entscheiden dürfen. Aber bei großen Operationen, wie sie zB nach massiven Schusswunden erforderlich werden, stirbt man dann vermutlich auch ohne Bluttransfusion. Das ist richtig und akzeptabel; wer lieber sterben will, soll das tun!

Als tragisch wird es auch immer wieder erachtet, wenn kleine Kinder andere kleine Kinder töten. Das ist immer wieder eine Meldung wert, obwohl das in den USA jeden Tag mehrfach vorkommt.

[….] Im US-Bundesstaat Texas hat ein dreijähriges Mädchen versehentlich ihre ein Jahr ältere Schwester erschossen. Die Dreijährige habe »Zugang zu einer geladenen halb automatischen Pistole« bekommen, sagte der Sheriff des Countys Harris rund um die Millionenstadt Houston, Ed Gonzalez, am Sonntagabend (Ortszeit). »Familienmitglieder haben einen einzigen Schuss gehört. Sie sind in den Raum gerannt und haben das vierjährige Kleinkind ohne Lebenszeichen auf dem Boden gefunden.« Der Sheriff sprach von einer »weiteren tragischen Geschichte eines Kindes, das Zugang zu einer Schusswaffe bekommt und jemand anderem Schaden zufügt«. [….] In den USA kommt es immer wieder zu Fällen, in denen Kinder bei ihren Eltern eine Waffe finden und abfeuern. Für Aufsehen sorgten auch Fälle, in denen Kinder Schusswaffen mit in die Schule brachten. [….]

(SPON, 14.03.2023)

Dabei ist das, was Ed Gonzalez hier reflexhaft „tragisch“ nennt, gerade eben gar nicht tragisch, sondern absolut zu erwarten und gesellschaftlich gewollt.

Tragik wird durch ein schicksalhaftes unverdientes Leid definiert. Einer Person widerfährt völlig unerwartet etwas so schreckliches, daß alle anderen mitleiden.

Das war aber im County Harris genau umgekehrt. Durch Schusswaffen getötete Kinder sind an der Tagesordnung und das passiert keineswegs schicksalhaft, sondern weil die waffenfanatischen Eltern so komplett verblödet sind, geladene Waffen offen so rumliegen zu lassen, daß ihre Dreijährigen damit „spielen“.

Für das vierjährige Opfer gilt, was für den Hamburger Fötus gilt: Sie hat es hinter sich. Die Eltern sind hier eindeutig die Schuldigen und gehören ins Gefängnis! Ebenso wie alle waffenfanatischen GOP-Politiker, die nach Kräften diese Zustände fördern. Wer seine Vorschulkinder mit geladenen Waffen Allein lässt, sollte keine Kinder haben.

Das wahre Opfer ist hingegen die Dreijährige Schützin. Sie ist definitiv nicht in der Lage zu begreifen, was sie getan hat. Aber das wird sie noch und dann mutmaßlich ihr ganzes Leben unter schweren Schuldgefühlen leiden.

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