Für die Hamburger Sozialdemokratie ist der Abgang des 37-Jährigen Rechtspopulisten Christoph Ploß als CDU-Landeschef ein schwerer Schlag.
Der AfD-Freund hatte seit seinem Einzug in den Bundestag (2017) und seiner Übernahme des Parteivorsitzes (2020) einige schöne Erfolge zu verzeichnen:
Ø Bei der Bürgerschaftswahl von 2020 schrumpfte die CDU von sehr schlechten 15,9% auf katastrophale 11,2%.
Ø Bei der Bundestagswahl von 2021 schrumpfte die Hamburger CDU von unterdurchschnittlichen 27,2% um sagenhafte 11,8 Prozentpunkte auf erbärmliche 15,4%.
Ø Bei der Bundestagswahl von 2021 sackte Ploß in seinem Wahlkreis Hamburg Nord von 33,5 % der Erststimmen (2017) um fast zehn Prozentpunkte auf
23,8 Prozent der Erststimmen und verlor sein Direktmandat an Dorothee Martin (SPD).
Wir sprechen hier von einer christdemokratischen Landespartei, die von 2001 bis 2011 den Regierungschef stellte und 2004 die absolute Mehrheit geholt hatte. In einem Bundesland, in dem man noch vor 15 Jahren an der 50%-Grenze kratzte, auf 11% wegzubrechen, dürfte eine in der bundesrepublikanischen Geschichte einmalige Leistung sein.
Gender-Mann Ploß ist für die Hamburger Sozialdemokratie so etwas wie Rainer-Maria Kardinal Woelki für den Kölner Atheismus: Ein großes Geschenk.
Ähnlich wie der konservative Kölner im Kleid, ist auch Ploß beratungsresistent und durchdrungen von völlig unbegründeter Selbstsicherheit. Breit grinsend belästigt der Noch-CDU-Chef die Hamburger mit seiner absurden Unwissenheit, der unverhohlenen Vorliebe für die AfD, ausgesprochen unanständigen Charakterzügen, ekelhafter transphober Hetze, sowie seiner konsequenten Ignoranz aller echten Probleme, um stattdessen mit Verboten gegen Sprachverbote vorgehen zu wollen.
Zu schade, noch ein paar Jahre und Ploß hätte die CDU in die Einstelligkeit geführt.
[….] Christoph Ploß galt als Jungstar der CDU. Nun hat die Karriere des aufstrebenden Konservativen womöglich einen ersten Knick bekommen. Der 37-Jährige hat angekündigt, sein Amt niederzulegen. […..]
Nachfolger als Landeschef wird der CDU-Bürgerschaftsfraktionsvorsitzende Dennis Thering, der mit seinen 38 Jahren bereits ein alter Bekannter der Hamburger Politik ist. Der Alstertaler vollblut-CDUler gilt als weniger eitel, etwas weniger rechts als Ploß. Auf der inhaltlichen Ebene hat er nichts zu bieten. Die Landes-CDU betreibt populistische Total-Opposition und ist nie mit konstruktiven Gegenvorschlägen zu rotgrünen Regierungspolitik aufgefallen. Allerdings gibt sich Thering deutlich weniger vorlaut als sein Vorgänger. Das wird den Hamburgern gefallen.
Als Sozialdemokrat bedauere ich aber insbesondere, daß Thering bei Weitem nicht so dumm wie Ploß ist. Ich befürchte, auf die vielen schönen CDU-Eigentore müssen wir in Zukunft erst einmal verzichten. Die Ploß-CDU hätte in Hamburg nicht regieren können, mit der Thering-CDU wäre es hingegen theoretisch möglich.
[….] Problematisch wären mit und durch Ploß aber auch Koalitionsoptionen mit den Grünen oder der SPD geworden, dazu ist er zu sehr Reizfigur. Und da der Merz-Freund seine politische Zukunft ohnehin als Bundestagsabgeordneter in Berlin sieht, wie er mehrfach betonte, ist der Wechsel zwar jetzt überraschend, strategisch aber erklärbar. [….]
(WELT, 19.03.2023)
Den CDU-Freunden, die auf Berlin verweisen und auf eine CDU-Regierungsübernahme in Hamburg hoffen, sei aber gesagt, daß der Weg von 11,2% sehr sehr weit ist. RotGrün regiert mit einer Zweidrittel-Mehrheit.
(….) SPD und Grüne verfügen über 87 von 123 Sitzen. Das ist eine 70,7%-Mehrheit.
Sogar SPD und Linke hätten mit 67 Sitzen eine absolute Mehrheit von 54,5% der Mandate im Parlament.
Den linken Durchmarsch zeigt eindrucksvoll die Addition von SPD, Grünen und Linken, die zusammen auf 100 von 123 Mandaten kommen. Das entspricht 81,3 % der Sitze.
Es ist eine Wonne sich durch die interaktive Karte der Wahlkreise zu klicken. Alles rot bis auf die beiden grünen Gewinner „Altona“ und „Harvestehude-Rotherbaum-Eimsbüttel Ost“. (….)
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