Peter Hahne, 71, Theologe, ist eines dieser alten westdeutschen TV-Urgesteine.
Bis Mitte der1980er gehörte er zur Chefredaktion des Saarländischen Rundfunks, wechselte dann zum konservativeren ZDF, wo er fast alle wichtigen Politsendungen moderierte: Heute, Heute-Journal, Sommer-Interviews, Berlin Direkt. Von 2010 bis 2017 präsentierte er seine eigene ZDF-Talkshow namens „Peter Hahne“.
Die harmloseren Kritiken bezeichneten ihn als „Pfarrer Hahne“, aber in Wahrheit war er immer nicht nur so extrem konservativ, daß er nie den neutralen Interviewer hinbekam, sondern so offensichtlich geistig minderbemittelt, daß man seine Sendungen nicht mal herzlich auslachen konnte, sondern sich betrübt mitschämte, wenn er auf dem Bildschirm auftauchte. Die Peter Hahnes in Deutschland gab es leider schon vor AfD und Maueröffnung.
Bedauerlicherweise fanden diese Debil-Konservativen beim ZDF immer wieder eine politische Heimat, weil dort Kirchen und die erzkonservativen C-Ministerpräsidenten überproportionalen Einfluß haben.
Neben den Landes- und Bundespolitikern, sitzen im ZDF-Rundfunkrat auch zwei von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entsandte Vertreter, zwei von der Katholischen Kirche (Deutsche Bischofskonferenz, Katholisches Büro) entsandte Vertreter, sowie vier Vertretern des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Deutschen Caritasverbandes.
Marlehn Thieme, die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrates, machte zunächst Karriere bei der Deutschen Bank, fungiert als Aufsichtsratsvorsitzende der Bank für Kirche und Diakonie eG und ist Vorstand des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer.
In dem Sumpf erblühen dann ultrarechte Politredakteure wie Gerhard Löwenthal, Bodo H. Hauser, Eduard Zimmermann und Peter Hahne.
Aber auch die aktuelle ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten studierte katholische Theologie und gilt als erzkonservativ; reiste also auf CDU-Ticket an die Spitze.
Die Kombination aus „Kirche und Konservativ“ führt im Fall Hahne nicht nur zu einem enormem missionarischen Drang und AfD-sumpfigen Verschwörungstheorien, sondern bedauerlicherweise auch zu einem aberwitzigen Wahn Bücher zu schreiben, die zu allem Übel auch noch gekauft werden, da sie in den Bestsellerlisten erscheinen.
Peter Hahne – "Seid Ihr noch ganz bei Trost!"
Wir schon, Herr Hahne. Nur leider ist beim Autor dieser in der Tat trostlosen Stammtischsuada keinerlei Erkenntnisgewinn festzustellen – O-Ton Hahne: "Subtile Christenverfolgung allüberall: Missionarische Studentengruppen bekommen an manchen deutschen Universitäten keine Räume; Klinikärzte, die Abtreibungen verweigern, werden entlassen. Während die klerikale Schickeria mit Gender und der Heiligen Greta paktiert und den Islam verniedlicht, müssen sich die Gläubigen an der Basis auf das Leiden vorbereiten. (….) Das frühere Osterei ist längst zum Schoko-Ei mutiert." Endlich benennt mal jemand mutig die wahren Schmerzpunkte unserer Gesellschaft.
Peter Hahne: "Das Maß ist voll"
Eine bessere Stilschule als die völlig wirre Peinlichkeitsprosa Peter Hahnes lässt sich kaum denken. Achten Sie nur mal darauf, wie der Autor binnen zwei, drei Sätzen die Verkehrsmittel wechselt – von der Eisenbahn zum Mokassin: "Pleiten, Pech und Pannen säumten ihren Weg bis zur Abwahl. Doch die neue Ampel-Regierung fährt auf diesen alten Gleisen fröhlich fort. Und doch hinterlassen sie besonders eindrückliche Spuren." Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Peter Hahne: "Das Maß ist voll"
Einem wahren Großmeister der Sprache bei der Arbeit zuzuschauen, bereitet doch immer wieder Vergnügen. Im neuen Buch von Peter Hahne findet sich doch tatsächlich der Satz: "Viele Ehen und Familien, besonders unsere Zukunft, die Kinder, sitzen doch jetzt auf den Trümmern ihrer Existenz." Das stelle ich mir sehr traulich vor, wie die Ehen und die Familien, die Kinder und unsere Zukunft da auf den Trümmern sitzen und Peter Hahne dabei zusehen, wie er Sätze schreibt, die das Gehirn der Ehen und der Kinder, der Existenz und der Zukunft, und ja, nicht zuletzt meines, gequält zusammenzucken lassen.
Peter Hahne: "Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen"
Das Toben dieses Cholerikers des gesunden Volksempfindens gegen Aufklärung, Laizismus und die EU grenzt an Satire. Etwa wenn Hahne über Gleichstellungsbemühungen schreibt: "Wie schön kann ein Männerchor klingen – wieso müssen Frauen dabei sein?!" Als Kabarett könnte man darüber lachen.
Peter Hahne: „Schluß mit lustig“ (St. Johannis Verlag, 128 Seiten, 9,95 Euro)!
Nirgends offenbart sich die Krise des deutschen Konservativismus so schockierend wie in diesem Büchlein des nach dem Ausscheiden Georg Schramms aus dem „Scheibenwischer“ einzigen nationalkonservativen Springteufels der Ewiggestrigen. „Da, wo Bibeltreue und Christusfreude statt Multikulti und Tagespolitik herrschen“, schreibt Peter Hahne, „da füllen sich Gottesdienste und blüht die Jugendarbeit.“ Und morgen, morgen kommt der Weihnachtsmann.
Peter Hahne: Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen!
Dieses Buch ist ein Musterbeispiel für jenen vulgären Populismus, der als Fluch die westlichen Demokratien zu Beginn des 21. Jahrhunderts heimsucht. „Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen“ nennt der dumpfe Stammtischmichel Peter Hahne sein Pamphlet, um seine Leser auf 128 inkonsistenten, wirren, abstrusen Seiten – genau: für dumm zu verkaufen.
Natürlich kennen die Peter Hahnes dieser Welt nur eine Richtung: Nach rechts.
Inzwischen ist der Möchtegern-Pfaff Hahne längst in der Wendler/Hildmann-Schwurbel-Kategorie angelangt, der sich regelmäßig bei „STIMMT!“, der rechtsverschwörerischen Gaga-Talkshow aus dem Julian-Reichelt-Universum über Schwule echauffiert.
[….] Ralf Schuler und Sebastian Vorbach haben nun je eigene YouTube-Sendungen, im Titel, so wie es sich in dem Krakele um Reichelt gehört, mit Ausrufungszeichen. Sebastian Vorbach moderiert mittlerweile das YouTube-Format „Stimmt! Der Nachrichten-Talk“. Dieses Projekt wirkt wie eine eins zu eins Adaption des „Viertel nach Acht“-Politik-Talk-Formats von Bild TV, das wiederum eine Kopie einer Talkshow im alt-right Sender Fox News ist. In „Stimmt! Der Nachrichten-Talk“ diskutieren nun mehr oder weniger rechtsoffene Gäste mit den hauseigenen YouTube-Journalist*innen über die altbekannten Themen, vermeintlich gewalttätige migrantische Jugendliche, die angeblich schädlichen Corona-Schutzmaßnahmen und über das herbeigeredete Versagend der Grünen. Ralf Schuler ist hingegen die Hauptfigur seines eignen Interviewformats: „Schuler! Fragen, was ist“. Der ehemalige Bild-Mitarbeiter Ralf Schuler verließ Bild, weil die ihm angeblich zu queerfreundlich sei. In einem Brief an Verlagschef Döpfer schrieb Schuler davon, dass er nicht „für eine politische Bewegung und unter ihrer Flagge“ arbeiten wolle. [….]
Mit großer Leidenschaft mengt AfD-Pfarrer Hahne die für Faschisten so triggernden Themen Greta Thunberg, Schwule, Cannabislegalisierung, Genderwahn, Coronahysterie, Lügenpresse, Klimakleber, Migration, Klimawandel und Islam in einen Topf, um daraus eine braune Masse zu fertigen, mit der er seiner geliebten AfD huldigt.
[….] Ich will etwas schreiben, weil es mich so aufregt. [….] Hatte Greta nicht vor ein paar Jahren vollmundig angekündigt, am 23. Juni 2023 würde die Welt untergehen, die Hitze glühend und das Wasser knapp werden?! Schade, dass sie das bei Twitter inzwischen gelöscht hat …
Aber lassen wir das. Ich muss nämlich meine früheren Arbeitgeber in Schutz nehmen. Und zwar vehement. Das wundert Sie vielleicht, liebe Leser. Beide Anstalten haben viel zu früh und ohne jeden Grund klein beigegeben. Was man bei anderen Gelegenheiten ja allzu gerne hätte. Da ist dann meist nur Schweigen. Also wenn zum Beispiel 20 Prozent der deutschen Wähler rassistisch und menschenverachtend beleidigt werden. Oder Schwefel-parteiliche Spitzenvertreter. Oder das einfache Volk. Wenn es sich erlaubt, vor laufenden Kameras mal Dampf abzulassen. Da sind Hochmut, Arroganz und Überheblichkeit das Geschäftsmodell, für das sich niemand, wirklich niemand entschuldigt.
Jetzt konnte der Kniefall nicht tief und schnell genug sein. Der Weg nach Canossa sozusagen im Sauseschritt. Der ARD/ZDF-verantwortete Sender FUNK hatte es doch tatsächlich gewagt, die blütenweiß-reine Union mit der schwefelhaltigen AfD in einen Topf zu werfen. Pfui aber auch!
Ach, was hätte man sich in anderen Fällen Klarstellungen, Entschuldigungen, ja personelle Konsequenzen gewünscht. Als diese Matadore der öffentlich-rechtlichen Kinder- und Jugendbildung zum Beispiel unseren Nachwuchs über die Wohltaten von Chem-Sex aufklären wollten. Für alte weiße Männer wie mich zur Erklärung: homoerotische Sexspiele unter dem Einfluss stärkster Drogen.
Diese Anleitungen zu tödlichen Spielchen sind doch Peanuts gegen diesen dramatischen Fall von Majestätsbeleidigung, der sich jetzt ereignete. [….]
(Peter Hahne, 03.07.23)
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