Schon vor 20 Jahren jammerte die mittlerweile in komplett abstruse Nazi-Verschwörungstheorien abgedriftete Ex-Tagesschau-Sprecherin Eva Herman, man dürfe ja nichts mehr sagen, werde mundtot gemacht. Dabei widerlegte sie ihre Hauptaussage immer gleich mit, indem sie pausenlos in der Presse auftauchte, interviewt wurde, Bücher veröffentlichte und für den Kopp-Verlag sogar eine eigene Nachrichtensendung moderierte, in der sie ihrer Schwurbelei freien Lauf lassen konnte.
Ähnlich offensichtlich gelogen ist die ewige rechte Litanei, sie fühlten sich von aufdringlichen Schwulen belästigt und allgegenwärtigen Transen verunsichert.
Das Gegenteil ist
natürlich der Fall! Denn in Ermangelung eigener politischer Konzeptionen und
dem Nichtvorhandensein von Lösungsvorschlägen für die echten Probleme der Welt,
sind LGBTIQ*-Themen ein Glücksfall für alle Ultrarechten. So lässt sich der spezifisch
konservative „WIR SIND DAGEGEN“-Kulturkampf füttern.
Die Söder-CSU hat natürlich keine Idee, was man gegen Fachkräftemangel, Wohnungsnot oder teure Energie machen kann. Sie scheut ohnehin komplizierte Themen, weil ihre einfach gestrickten Wähler damit überfordert sind. Aber ein bißchen Hetze gegen Homoehe, abfällige Bemerkungen über schrille CSDs, Kinderschutz-Gejohle, wenn eine Dragqueen in einer Schule auftritt oder dumpfes Stammtischraunen gegen Transfrauen, wird immer verstanden.
Kein Wunder, daß die CSU-Delegation um Scheuer und Bär, zu Desantis nach Florida pilgerte. Der ultrarechte US-Präsidentschaftskandidat baut seine gesamte politische Strategie ausschließlich auf Hass gegen Minderheiten auf und vollführt einen täglich immer irreren Krieg gegen alles, das auch nur ansatzweise nach „queer“ riecht.
Ob er persönlich so verblödet ist, Schwule und Transsexuelle derartig zu hassen, daß ihm deswegen die Themen so wichtig sind, bezweifele ich.
Aber er ist außenpolitisch ahnungslos, hat den erfolgreichen Bidenomics nichts entgegen zu stellen und muss es dennoch laufend in die Presse schaffen. Dafür wird er den Queeren insgeheim jeden Tag dankbar sein. Ohne sie, hätte er kein Thema.
Bei Wladimir Putin bin ich mir nahezu sicher, daß ihm Homo- und Transsexualität völlig egal sind. Die längste Zeit seines politischen Lebens spielte das keine Rolle. Unter seiner Regentschaft gab es zunächst gesellschaftliche Lockerungen.
Homophobie entdeckte der Kremlherrscher erst, als sich eine politische Opposition entwickelte, seine Wahlsiege nicht mehr selbstverständlich waren. Da brauchte er einen starken Verbündeten und fand diesen in der russisch-orthodoxen Kirche. Der Deal ist so einfach wie offensichtlich: Putin verschafft den Popen die finanziellen Mittel, die sie wollen und erfüllt ihre politischen Herzenswunsch: Immer härtere anti-queere Gesetze. Im Gegenzug unterstützen sie seine Politik bedingungslos und predigen von ihren Kanzeln, die Gläubigen müssten Putin wählen.
[….] Uns darf es gar nicht geben
Für Putin sind transgender Menschen wie Jan Dworkin eine Erfindung des verdorbenen Westens, purer Satanismus, etwas, das gar nicht existieren darf. Aber für eines kann er sie in Zeiten des Krieges ganz gut gebrauchen: als Feindbild. [….]
(Silke Bigalke, 9. August 2023)
Nach der Araballion sind schwule Themen natürlich auch ein Segen für autokratische muslimische Regime. Auch da werden sexuelle Minderheiten gleich zu Feindbildern umgedeutet und so Rückhalt für die Staats- und Religionsmacht erzeugt.
[….] Malaysia verbietet LGBTQ-Uhren von Swatch
Der Hersteller Swatch wirbt mit Uhren in Regenbogenfarben für LGBTQ-Rechte. Die malaysische Regierung hält die Zeitmesser für »schädlich für die Moral« – und droht Uhrenträgern mit Haftstrafe. […..]
Ideal, um Feindbilder zu schüren, eignet sich selbstverständlich auch der Barbie-Blockbuster. Viel zu viel Rosa.
[….] Im Libanon etwa ist der Blockbuster mit Margot Robbie und Ryan Gossling noch nicht im Kino zu sehen. Ein hochrangiger libanesischer Politiker äußert sich nun sehr kritisch und erhebt schwere Anschuldigungen gegen den Film. [….] Innenminister Bassam Mawlawi hatte die staatliche Zensurbehörde aufgefordert, den Film zu bewerten. Der Politiker hatte zuletzt schon öfter Entscheidungen gegen die LGBTQ+-Community getroffen. So ließ er etwa Veranstaltungen verbieten, die "sexuelle Perversion" bewerben. Der Kinostart im Libanon ist eigentlich für den 31. August geplant.
Einem Bericht von Reuters zufolge ist die Entscheidung in Libanons Nachbarland Kuwait inzwischen gefallen: "Barbie" wird dort nicht in die Kinos kommen. [….] Der libanesische Kulturminister Mohammed Mourtada kritisierte den Blockbuster scharf. "Barbie" mache ihm zufolge "Werbung für Homosexualität und Geschlechtsumwandlung", zitiert Reuters. […..]
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