Da ich aus einer liberalen und säkularen Familie stamme, war ich schon als Kind über die Funktionsweise der Geschlechtsorgane informiert. Wie so ziemlich jedes andere Kind, das in den 1970er und 1980ern zur Schule ging, hatte ich auch phasenweise Kontakt zur primitiv-Zeitschrift „BRAVO“ und interessierte mich parallel zu meiner eigenen Pubertät für die dort bebilderten Sexgeschichten, ohne jedoch aus allen Wolken zu fallen. Ich behaupte, 99% der Pubertierenden interessieren sich für Sex, weil es ein natürlicher Trieb ist und man die Veränderungen am eigenen Körper nicht übersehen kann.
Das ist auch evolutionär notwendig, denn Menschen und Tiere mussten zu jeder Zeit, egal wie kulturell prüde sie war, sexuell aktiv sein. Das war auch immer so. Vor 1.000 Jahren, vor 100.000 Jahren vor 100 Millionen Jahren. Anderenfalls würden wir heute nicht existieren. Sexuelle Aufklärung spielt offenbar für die Vermehrung und das Überleben einer Art keine Rolle. Wenn eine Tierart aber, anders als Bonobos oder Feldhamster, über Zivilisation und Wertekanon verfügt, will man der Grausamkeit der Natur Einhalt gebieten. Evolutionär sinnvolle Wege, wie Massenvergewaltigungen, große Harems, oder das Töten von Kindern anderer Männer, um seine eigenen Gene zu bevorzugen, kollidieren dann mit der Würde des Einzelnen. Daher wird individuelle sexuelle Aufklärung unumgänglich. Man muss die Vorgänge rund um den Geschlechtsverkehr kennen, um selbstbestimmt mit seinen, und den Trieben anderer, umzugehen.
Allgemein zugängliche Videorekorder gab es zu meiner Zeit noch nicht, kein Privatfernsehen und natürlich kein Internet. Eigene Phantasien spielten eine große Rolle, weil rein technisch nicht die Möglichkeit gab, auf die Phantasien anderer zurückzugreifen.
Das erste mal sah ich andere Menschen beim Geschlechtsakt auf der Hamburger Reeperbahn in einem entsprechenden Etablissement. Das erforderte einen gewissen Aufwand. Man muss zufällig in einer Stadt leben, die so ein Rotlichtviertel aufweist und natürlich alt genug sein, um selbstständig dorthin zu fahren.
Wie viele Angehörige meiner Generation, verfalle ich in regelrechten Kulturpessimismus, wenn ich an die Auswirkungen der für jedes Kind zugänglichen Smartphones denke. Wie wirkt es sich auf die eigene sexuelle Entwicklung aus, wenn man schon lange vor der Pubertät mit drastischen Pornos jeder erdenklichen Spielart überfüttert ist? Welche Bilder die eigene sexuelle Erregung triggern, hängt natürlich von der Verfügbarkeit der Reize ab.
In wilhelminischen Zeiten, die Stefan Zweig so meisterhaft in „Die Welt von gestern“ beschreibt, hatten pubertierende Jungs und unverheiratete Männer, keine Möglichkeit, etwas von der weiblichen Anatomie zu sehen und wurden dementsprechend sofort von Erektionen geplagt, wenn eine Dame beim Aussteigen aus der Kutsche, kurz nicht aufpasste und ein Teil ihres Knöchels unter den langen Röcken zum Vorschein kam.
So geht es den Männern heute noch in den Teilen der Welt, wo die Frauen Burka und Niqab tragen.
Da dort viel mehr Kinder geboren werden und Frauen früher Mütter werden, als in Ländern, in denen man, zumindest im Sommer, überall Damen im Bikini sieht, scheinen Verhüllungs- und Verdrängungsstrategien völlig untauglich zu sein, um Sex zu verhindern. Entsprechende Ergebnisse gibt es aus den prüden Red States der USA, wo Kondomautomaten verbannt werden, Sexualaufklärung verhindert wird und Promise-Keepers ihren Vätern bei einer feierlichen Ringübergabe schwören, mit dem ersten Sex bis zur Ehe zu warten: Je weniger Aufklärung, je weniger sexuelle Offenheit, desto früher der erste Sex, desto mehr ungewollte Schwangerschaften. Die Darstellung weiblicher Nippel (USA) oder gar die Sicht auf jede weibliche Form zu tabuisieren, funktioniert nicht.
In Schweden oder Holland hingegen, wird niemand mehr in sexuelle Raserei verfallen, wenn er ein nackten Damen-Unterschenkel sieht, weil dieser Trigger angesichts der moderneren Mode nun weit unter der Toleranzschwelle liegt.
Aber wo liegt eigentlich die sexuelle Reizschwelle für den GenZ, die schon vor der Pubertät en Detail Oral-, Anal und Vaginalverkehr auf dem Klugtelefon studierte?
Das liegt für mich, als Digital Immigrant, außerhalb der Vorstellungskraft.
Aber erstens nützt es nichts, diese Entwicklung zu beklagen, weil das Internet nicht wieder verschwindet. Zweitens zeigen alle Untersuchungen von Sexualwissenshaftlern, daß „die Jugend“ heute deutlich später als in den 1980ern das erste mal Sex hat und auch später Kinder bekommt.
Das Mindset eines Frühpubertierenden aus den 1980er Jahren, kann man offenbar nicht auf die Altersgenossen von heute übertragen. Bei ihnen führt die ständige Verfügbarkeit von Hardcore-Pornos offenbar gerade eben nicht zu einer Zunahme der Sexualkontakte und Frühsexualisierung.
[…..] Jugendliche immer später sexuell aktiv
Das „erste Mal“ findet später statt, als noch vor 10 oder 15 Jahren. Junge Menschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren haben heute später erste sexuelle Erfahrungen als noch vor zehn oder 15 Jahren. Mädchen wie Jungen geben überwiegend zwei Gründe für die sexuelle Zurückhaltung an.
Auch wenn es scheint, dass Jugendliche in Deutschland vor allem über das Internet immer früher „sexualisiert“ werden, haben junge Menschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren heute später erste sexuelle Erfahrungen als noch vor zehn oder 15 Jahren. Das geht aus einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Während sexuelle Aktivitäten unter den Vierzehnjährigen mit durchschnittlich vier Prozent (2005: Mädchen zwölf, Jungen zehn Prozent) noch die Ausnahme sind, hat im Alter von 17 Jahren mehr als die Hälfte schon Erfahrung mit Geschlechtsverkehr. Junge Frauen ohne Migrationshintergrund haben im Alter von 17 Jahren demnach zu knapp 70 Prozent (2005: 73 Prozent) schon das „erste Mal“ erlebt, bei den gleichaltrigen Frauen mit ausländischen Wurzeln sind es etwa 37 Prozent (2005: 55 Prozent). Unter den siebzehnjährigen Jungen sind es 64 beziehungsweise 59 Prozent (2005: 66 und 79 Prozent). [….]
Der Sexualtrieb ist omnipotent und läßt sich nicht unterdrücken. Er lässt sich aber durch individuelle Aufklärung im zivilisatorischen Zusammenhang, so lenken, daß möglichst wenige Menschen gegen ihren Willen zum Sex gezwungen sind.
Die katholische Kirche versteht selbstverständlich, wie stark der Sexualtrieb ist und so ist es einer ihrer genialsten Schachzüge, ausgerechnet so einen elementar notwendigen Trieb als Todsünde zu brandmarken. Da so gut wie jeder gegen das Sexualverbot verstößt, muss jeder Gläubige ein schlechtes Gewissen haben, sich vor der ewigen Hölle fürchten und so auf die Gnade der Geistlichen angewiesen sein.
Es hätte keinen Sinn, etwas zu ächten, das ohnehin niemand gern tut. Dann gäbe es keine Verstöße und keinen Grund sich mit Reliquien oder Ablässen freizukaufen.
Ein Kardinal wie Woelki weiß natürlich auch, das seine zum Zölibat und zur Heterosexualität gezwungenen Geistlichen und Priesteranwärter, von diesen unerfüllbaren Auflagen gequält werden. Daß sie die Enthaltsamkeit nicht aushalten.
Gut so, denn jedes Mal, wenn sie heimlich sündigen oder aber vom Regens dabei beobachtet werden, wie sie sich im Priesterseminar miteinander im Bett vergnügen, werden sie erpressbar und somit zu Gehorsam gezwungen.
Ein reges und erfülltes Sexualleben im Priesterseminar – womöglich sogar für einige Exoten mit so ungewöhnlichen Sexualpartnern wie FRAUEN – wäre also sehr gut für die mentale Verfassung der Geistlichen selbst und eine echte Hilfe für die Messdiener, welche dann entsprechend weniger stark untervögelte und sexuell frustrierte Pfaffen abwehren müssten.
Das Nachsehen hätte aber der konservative Kardinal, der a) mit der Schmach leben müsste, seine bisher als unveränderlich geltende Sexualmoral revidieren zu müssen und b) ein Disziplinierungsmittel verlöre, um junge Priester auf erzkonservativen Kurs zu zwingen.
Um sicher zu gehen, daß keiner seiner Geistlichen nach Dienstschluss eine Mormon-Boys-Pornowebsite aufruft, um sich masturbatorisch zu entspannen, ließ Woelki eine Sex-Kindersicherung in die bischöflichen Server schalten.
[….] Das Erzbistum Köln sieht sich jetzt dem Verdacht ausgesetzt, dass Mitarbeiter zahlreich versucht haben sollen, über Dienstrechner pornografische Internetseiten aufzurufen. Zu klären ist nun, ob das zum Teil auch strafrechtlich relevant ist. [….] Das Erzbistum Köln bestätigte auf Anfrage am Freitag, dass ihm eine Liste mit Zugriffsversuchen von Dienstrechnern auf Internetseiten mit Gewaltdarstellungen, Pornografie oder auch Drogen vorliege. Mitarbeitern des Erzbistums ist es nämlich verboten, solche Seiten aufzurufen. [….] Tatsächlich aufgerufen seien die Porno-Seiten ohnehin nicht, da ein Filter die Seiten automatisch blockiert habe, so das Erzbistum. [….] Nach Angaben von Joachim Frank, Chefkorrespondent des "Kölner Stadt-Anzeigers", stehen auf der Liste "mehr als 1.000 Zugriffsversuche" auf Seiten, die überwiegend unter die "Kategorie Pornografie" fallen. Unter jenen, die die Seiten versucht haben anzusteuern, seien auch "höchstrangige" Kleriker. [….]
Die tauendfache Wichsverhinderung notgeiler Kölner Priester, mag ein Erfolg für die Digitalstrategie des erzkonservativen Kardinals sein.
Je mehr sexueller Frust unter den Soutanen, umso besser für eine strafende Obrigkeit.
Für Kinder, die von diesen Onanie-gebremsten Pfarrern „betreut“ werden, wird es umso gefährlicher.
Zumal die Hochwürden Samenstau offensichtlich nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind, wenn sie nach 999 vergeblichen Aufrufen einer Pornoseite, auch den 1000sten Versuch starten und wieder in der Kindersicherung landen.
Haben des Regens‘ Erregten keine privaten Internetanschlüsse, keine Klugtelefone?
Wieso versuchen sie es immer wieder über das Woelki-Web?
[….] Woelki teilte dem SPIEGEL mit: »Es hat mich enttäuscht, dass Mitarbeitende versucht haben mithilfe von Geräten, die ihnen unser Erzbistum für ihren Dienst zur Verfügung gestellt hat, auf pornografische Seiten zuzugreifen – auch wenn die Firewalls gegriffen haben.« Als er davon erfahren habe, habe er darum gebeten, die Vorfälle umgehend zu prüfen. Nicht alle Mitarbeitende dürften nun unter Generalverdacht gestellt werden. [….] Der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz sagt: »Dass Kleriker Interesse an pornografischen Inhalten zeigen, überrascht nicht.« Die Geschichte sei auch deshalb skandalträchtig, weil »offenkundig nach wie vor versucht werde, den Schein der sexuellen Reinheit der Priester zu wahren.« Erst durch das Tabu werde Verhalten zum Ärgernis, das in anderen Institutionen keine Wellen schlagen würde. [….]
Sich bloß einen runterholen zu wollen, dann in Woelkis Firewall enden und die Staatsanwalt auf dem Buckel haben.
Willkommen in der Priesterwelt des Jahres 2023.
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