Das von mir geschätzte
Medienmagazin ZAPP (NDR) berichtet hin und wieder über Nachrichten, die nicht
in den Nachrichten vorkommen.
Themen müssen nämlich
„Konjunktur“ haben.
Spätestens seit das
Internet jedem zugänglich ist, liegen die Informationen mit echtem
Nachrichtenwert theoretisch jedem vor. In stetigem Bestreben die Faktenentropie
zu vergrößern, breitet sich ein gigantisches Gewusel vor dem Otto Normal-User
aus.
In dieser Flut strebt er
zum Seichten.
Wieso die Konzepte der Parteien
zum Gesundheitssystem nachlesen, wenn man einen Klick weiter
Boris-Becker-Tweets oder Dieter-Bohlen-Tiraden konsumieren kann?
„Meinungsmacher“ wie beispielsweise Leitartikler der großen Print-Periodika können zwar Themen setzen und so versuchen bestimmten Problemen eine größere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Aber wieso sie einige tote Pferde immer wieder aufgreifen (ich erinnere an 734 SPIEGEL-Artikel über ohnehin eingeräumte Stasi-Kontakte Manfred Stolpes) und dafür echte Megaskandale (bsp das Ignorieren des Verfassungsauftrages der Ablösung der Staatskirchenleistungen oder die Weigerung Merkels Abgeordnetenbestechung zu verbieten) stiefmütterlich behandeln, entzieht sich meiner Kenntnis.
„Meinungsmacher“ wie beispielsweise Leitartikler der großen Print-Periodika können zwar Themen setzen und so versuchen bestimmten Problemen eine größere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Aber wieso sie einige tote Pferde immer wieder aufgreifen (ich erinnere an 734 SPIEGEL-Artikel über ohnehin eingeräumte Stasi-Kontakte Manfred Stolpes) und dafür echte Megaskandale (bsp das Ignorieren des Verfassungsauftrages der Ablösung der Staatskirchenleistungen oder die Weigerung Merkels Abgeordnetenbestechung zu verbieten) stiefmütterlich behandeln, entzieht sich meiner Kenntnis.
In diesem Blog wurden
immer wieder Beispiele für längst aufgedeckte Skandale beschrieben, die aber
über Jahre fern der Öffentlichkeit und des Medieninteresses schlummerten.
Da veröffentlicht ein
Berliner Jesuit Informationen über sexuellen Missbrauch am Berliner
Canisius-Kolleg und es beginnt das Jahr NULL beim Thema „kinderfickende
Pfaffen.“
Auf einmal sind alle
elektrisiert, plötzlich richten Politiker runde Tische ein, schlagartig wird
über Entschädigungszahlungen nachgedacht und sogar die RKK selbst gibt sich
Verhaltensmaßregeln, nach denen man sexuellen Missbrauch an kleinen Jungs nicht
vertuschen darf (Sensation!).
Der extrem fakenphobische Weihbischof Laun entblödete
sich nicht 2010 in einer TV-Runde zu erklären, die RKK habe vorher gar nichts
gegen sexuellen Missbrauch unternehmen KÖNNEN, weil sie davon ja gar nichts
geahnt hätte.
Daß ganz normale kleine
Blogger und ganz normale Mainstreammedien schon seit vielen Jahren über
übergriffige Priester berichteten, die anschließend einfach vom Bischof zu den
nächsten Opfern versetzt wurden, sollen also die katholischen Bischöfe selbst
gar nicht gewußt haben können?
Bischof
Müllers persönlicher Pädosexskandal datiert im Jahr 3 v. C. (2007, drei Jahre „vor Canisius“). Er vertuschte
Kindersex, zwang die Opfer mit einem Anwalt zum Schweigen, den er später als „Aufklärer“
einsetzte und führte dem „stark auf Buben fixierten“
Päderasten Kaplan K. neue Jungs zu, die dieser auch gleich wieder
vergewaltigte. Entschuldigen wollte sich Abschaumbischof Müller nicht und wurde
zur Belohnung zum drittmächtigsten Mann des Vatikans befördert. Unfassbare
Zustände, die es aber Jahrelang nicht zu einer Welle der Empörung und
Kirchenaustritte schafften.
Anfang 2009 begann das
kollektive Bejubeln der Wirtschaftskompetenz des Karl-Theodor von und zu
Guttenberg.
Er habe schließlich viel
Erfahrungen und im familiären Betrieb viel geleistet.
Daß diese Geschichte glatt
gelogen war und Googleberg ein unseriöses Windei ist, hatte ZAPP von Anfang
an aufgeklärt, aber diese Informationen drangen über zwei
Jahre lang nicht durch, obwohl sie jedem zugänglich waren.
Drittes Beispiel;
Kreuznet. Eine ganze Bloggergemeinschaft hatte sich gegründet, um den
Nazi-affinen Dunkelkatholiken das Handwerk zu legen. Allein der Tammox-I-Blog
zeigt unter
dem Tag „Kreuznet“ 92 Treffer an. Immer und immer wieder
hatte man die offizielle RKK, Staatsanwaltschaften und Politiker um Hilfe gegen
das Hetzportal gebeten. Es interessierte niemanden.
Erst eine für Kreuznet
völlig durchschnittliche Beleidigung des Komikers Dirk Bach,
brachte die Medien in Wallung und führte recht bald zum Aus von Kreuznet.
Ein ähnliches Phänomen
zeichnet sich bei den Kirchenfinanzen ab.
Ich kann nicht mehr zählen
wie oft ich mich in der Situation wiederfand erklären zu müssen, daß „die
Kirchen“ eben nicht „nur Gutes“ im sozialen Bereich mit ihren Kirchensteuern
anstellten.
Da ich stets atheistischen
Buttons am Revers trage, werde ich immer wieder öffentlich darauf angesprochen
und ernte jedesmal baffes Erstaunen, wenn ich erzähle, daß es geheime Vermögen
in den Bischöflichen Stühlen gebe, daß der Staat Bischofsgehälter bezahlt und
daß die Kirchen so gut wie gar nichts bei der Finanzierung ihrer Kindergärten
beisteuern.
Zu diesen Themen gibt es
hunderte Bücher. Immer wieder haben sich Intellektuelle, die sich über die
Apathie der Gesellschaft und die Verlogenheit der Kirchen ärgern, daran gemacht
die finanziellen und juristischen Zusammenhänge aufzuklären.
Es gibt aber keine großen
Auflagen. Kirchenkritische Bücher führen ein inzestuöses Leben; sie werden fast
ausschließlich von denjenigen gekauft, die ohnehin schon sehr gut darüber
informiert sind.
Die plump-pathetischen
Plattitüden-Bücher der Schwaflerin Margot Käßmann hingegen
kommen allesamt in die Bestsellerlisten.
Viele TV-Diskussionsrunden
zum Thema Kirche sind zu 100% mit Kirchenfreunden besetzt (so zum Beispiel die
letzte Jauch-Sendung zum Thema TVE).
Verirrt sich doch mal ein
Schmidt-Salomon oder ein Frerk in so eine Talkshow, wird er leicht mit dem
Hinweis auf die transparenten Haushalte der Bistümer ausgekontert. „Können sie
alles nachlesen auf der Homepage der DBK“.
Die schwarzen Kassen der
Bischöflichen Stühle fallen dabei jedes Mal unter den Tisch.
Faszinierenderweise hat es
aber ausgerechnet dieser recht unwichtige Tebartz-van-Elst, der zwar in meinem Blog seit vielen Jahren begeistert beschrieben
wird, aber verglichen mit einem Mixa, Laun, Müller oder Meisner auch nicht
übermäßig mies ist, geschafft die Medien aufzurütteln. Plötzlich erscheinen überall Hintergrundberichte, die
aufdröseln, was das eigentlich für Staatskirchenleistungen sind,
die neben der Kirchensteuer noch fließen und was in den ominösen Bischöflichen
Stühlen steckt.
Dabei ist der
Nachholbedarf auch groß. Vor einigen Tagen erschien ein Übersichtsartikel aus
einem Verlagspool in mehreren Zeitungen, der nur so von Fehlern strotze.
Ich hatte das Vergnügen
den Schwachsinn in der Hamburger Morgenpost zu lesen.
Warum kassieren Kirchen eigentlich
Kirchensteuer?
Sie wird in den deutschen Ländern seit
1803 erhoben, der Staat zieht sie ein. Grund: eine Entschädigung für die Beschlagnahme
kirchlichen Eigentums.
Das nimmt die Kirche in Deutschland ein:
Die Katholische Kirche nimmt rund 5,2 Milliarden Euro pro Jahr ein, die
Evangelische Kirche 4,8 Milliarden.
Hier werden die
Mitgliedsbeiträge der Kirchenmitglieder, für die der Staat als
Inkassounternehmen auftritt mit den zusätzlichen Staatskirchenleistungen
verwechselt.
Jeder einigermaßen
engagierte Atheist weiß das selbstverständlich.
Journalisten kommen aber
offenbar noch ins Schwimmen.
Grundsätzlich staune ich
aber. Sogar die Katholikin Anne Will, die immer freundlich zu den Kirchen war,
lädt auf einmal gleiche mehrere Kritiker in ihre Sendung und läßt die GROSSARTIGE INGRID MATTHÄUS-MAIER sogar
ausführlich ausreden.
Man kann IMM grundsätzlich nie genug loben, aber dieser TV-Auftritt zeigt mal wieder wie überzeugend und klar sie ist.
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Nun hat ausgerechnet der konservative
TVE geschafft was die Tradis der RKK unbedingt verhindern wollten: Das Volk
interessiert sich für Kirchenprivilegien und Kirchenfinanzen.
Ein Treppenwitz der
Geschichte.
Die deutsche
Neidgesellschaft macht es möglich. Daß sich ein Bischof eine millionenschwere Unterkunft baut,
gefällt dem deutschen Michel nicht.
Dabei ist auch das alles
andere als eine Neuigkeit. Kein Bischof wohnt in einer Sozialwohnung
oder fährt einen Mittelklassewagen.
Interessanterweise sind
die problematischeren Aspekte der Person TVE weit weniger geeignet die Menschen
zu echauffieren.
Seine Homophobie, seine
Lügen, seine herablassende Behandlung Untergebener stört wenig.
Auch die meiner Ansicht
nach widerlichste Episode der TVE-Story, nämlich seine rassistischen Dünkel,
finden in der Öffentlichkeit noch kaum statt.
In Südafrika soll Tebartz-van Elst sich
"beschämend" verhalten haben
Die deutschsprachige „SüdafrikaNews“
erinnerte unterdessen an „Tebartz-van Elsts Eskapaden“ während einer
Südafrika-Reise der deutschen Bischöfe 2006. Damals war er Weihbischof in
Münster. Im Mittelpunkt der Afrika-Reise stand das Schicksal von Aidskranken.
Die deutschen Gäste hörten Vorträge und sollten sich in mehreren Townships ein
Bild von der Wirklichkeit machen. Tebartz-van Elst habe sich „beschämend“
verhalten, zitiert die Zeitung Vertreter von damals besuchten Kirchengemeinden,
die die Delegation begleitet haben. Im Township Mfuleni bei Kapstadt habe sich
Tebartz-van Elst an seinem ersten Südafrika-Tag „sichtlich über die Menschen
dieser Siedlung geekelt“. Der Delegation sei aufgefallen, „dass sich der
Weihbischof von den Ärmsten deutlich distanzierte und jeglichen Kontakt von
sich aus unterbunden hatte“. Bei den Township-Bewohnern sei es als Abwertung
gesehen worden, dass er den schwarzen Gläubigen nicht die Hand gab.
Auch der damalige Kölner Weihbischof
Heiner Koch, heute Bischof von Dresden, sei über die Situation vor Ort entsetzt
gewesen, schreibt die Zeitung. Anders als Tebartz-van Elst habe er aber Kontakt
zu den Menschen gesucht und sich für ihr Leben unter diesen Umständen
interessiert.
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