Es gibt einige Formen des
Modus Vivendi, die mir sinniger als andere erscheinen.
In Gambia beispielsweise
bedauere ich die christliche Landbevölkerung. Dort sind die Männer die
Grundbesitzer (wie fast überall auf der Welt), aber die Feldarbeit ist reine
Frauenarbeit.
Das Weib muß also morgens
los ziehen, um den Familienacker umzugraben und möglichst viel schaffen, wie sie
mittags zurück sein muß, um den Herrn der Schöpfung zu bekochen.
Mit Kindern wird es noch
unpraktischer, weil sie die kleinen Bälger dann immer mit aufs Feld schleppen
muß.
Sein Job ist es
unterdessen vor seine Hütte zu sitzen
und zu relaxen.
Die Christinnen sind eindeutig
die Verliererinnen dieses Arrangements, weil sie allein viel mehr Arbeit wuppen
müsse, als eigentlich zu schaffen ist.
Der Vorteil ist, daß sie
durch die enorme körperliche Anstrengung früh so ausgebrannt sind, daß sie tot
umfallen. Man muß also keine Greisinnen durchfüttern und Papa kann sich dann
eine jüngere Frau nehmen.
Die Moslems in Gambia praktizieren
genau die gleiche Rollenverteilung – aber mit dem entscheidenden Unterschied, daß
sie Polygynie betreiben; der Mann also in der Regel vier Ehefrauen hat.
So lassen sich die
Aufgaben bestens verteilen; eine bleibt mit den Blagen zu Hause und kocht, eine
sorgt für sein sexuelles Wohl und zwei erledigen die Feldarbeit.
Nur zu verständlich, daß
die muslimischen Frauen ihre christlichen Nachbarinnen zutiefst beneiden, weil
diese die ganze Arbeit allein schaffen müssen. Zu allem Übel auch noch während
der meisten Zeit schwanger sind.
Ich weiß nicht sicher, ob
in Gambia auch Polyandrie erlaubt ist; vermutlich nicht.
Eine Frau mit vier
Ehemännern wäre bei der dortigen Aufgabenverteilung definitiv überfordert. Vier
Häuser mit vier Mackern darin und vier Felder zu bewirtschaften, kann noch nicht
einmal Wonderwoman schaffen.
Polyandrie hat unter
anderen Bedingungen ihre Stärken. Fraternale Polyandrie gibt es beispielsweise
in Tibet, wo unter chinesischem Einfluß die Einkindehe propagiert wird, oder in
Nordindien, wo die indische Regierung größte Anstrengungen zur
Geburtenkontrolle unternimmt. Wenn zudem Land und Arbeitsplätze knapp sind, ist
es von großem Vorteil, wenn eine Frau, die mit ihrem Gör zu Hause sitzt,
mehrere Ernährer hat. In der überwiegenden Zahl sind es zwei oder drei Brüder,
von denen mindestens einer weiter weg einen Job übernehmen kann und alle
gemeinsam zum Familieneinkommen beitragen.
Unter fraternalen Bedingungen
wird auch die Frage nach der Weitergabe der eigenen Gene entschärft. Bei
unklarer Vaterschaft, hat der Ehemann die Gewissheit zumindest der biologische
Onkel zu sein und so indirekt seine Gene weiterzuvererben.
In letzter Zeit hörte ich
wieder öfter vom Volk der Mosuo.
Zuletzt sah das
RBB-TV-Team von der Roadmovie-Doku
„Fernost“ (Sehr empfehlenswert!) bei den Mosuo im Südwesten
der Volksrepublik China vorbei.
Die Provinz Yunnan liegt etwa 2.500 Meter
über dem Meeresspiegel. Am höchstgelegenen See der Provinz lebt seit mehr als
einem Jahrtausend das Volk der Mosuo - und genauso lange herrscht dort das
Matriarchat. Nur die Mütter als Clanchefinnen bestimmen die Regeln des
Alltagslebens.
Die 40.000-50.000 Mósuō
sind ein chinesisches Volk mit tibetobirmanischer Sprache leben hauptsächlich
am Ufer des Lugu-Sees und gelten als
relativ wohlhabend.
Das liegt möglicherweise
an ihrer effektiven Form des Zusammenlebens.
Männer besitzen dort
keinerlei Autorität und fügen sich der Autorität ihrer Mütter, die ihnen jeden
Morgen die zu erledigenden Aufgaben zuweisen.
In der Regel bleiben
Söhne, Neffen und Enkel im Haus der Clanchefin wohnen – dürfen aber über Nacht
zu ihren diversen Liebhaberinnen gehen. Morgens haben sie aber wieder da zu
sein und sich ihren Tagesbefehl abzuholen.
Gewalt ist unter den Mosuo
unbekannt. Die Matriarchinnen üben ihre Autorität erheblich geschickter aus. Der
Arzt und Journalist Ricardo Coler berichtet in einem Interview von seinen
Erfahrungen bei den Mosuo.
Coler:
Ich wollte wissen, was in einer
Gesellschaft passiert, in der die Frauen bestimmen, wo es lang geht. Wie ticken
Frauen, wenn sie bereits von Geburt an durch ihre gesellschaftliche Stellung
alles bestimmen? […] Ich hatte erwartet, auf ein umgekehrtes
Patriarchat zu treffen. Aber damit hat das Leben der Mosuo absolut nichts zu
tun. Frauen dominieren in einer anderen Art und Weise. Wenn Frauen herrschen,
ist es Teil ihrer Arbeit. Ihnen gefällt es, wenn einfach alles läuft und es der
Familie gut geht. Die Idee, Vermögen anzuhäufen oder viel Geld zu verdienen,
kommt ihnen einfach nicht in den Sinn. Kapitalakkumulation scheint eine
männliche Triebfeder zu haben. […]
SPIEGEL
ONLINE: Wie lebt es sich für einen Mann
im Matriarchat?
Coler:
Männer leben besser, wo die Frauen das
Sagen haben: Du bist für fast nichts verantwortlich, du arbeitest viel weniger
und du bist den ganzen Tag mit deinen Freunden zusammen. Jede Nacht bist du mit
einer anderen Frau zusammen. Und obendrein kannst du für immer bei deiner
Mutter leben. Die Frau bedient den Mann, und das in einer Gesellschaft, in der
sie bestimmt und über das Geld verfügt. […]
SPIEGEL
ONLINE: Was hat Sie am meisten erstaunt?
Coler:
Dass in der matriarchalen Gesellschaft
keine Gewalt existiert. Ich weiß, das gleitet schnell in eine Idealisierung ab
- jede menschliche Gesellschaft hat ihre Probleme. Aber den Mosuo-Frauen
leuchtet einfach nicht ein, warum Konflikte mit Gewalt gelöst werden sollen. Da
sie bestimmen, streitet niemand. Schuld- oder Rachegefühle kennen sie nicht, es
ist einfach eine Schande, sich zu streiten. Sie schämen sich dafür, und es
droht ihnen dann sogar der Verlust ihres sozialen Ansehens.
SPIEGEL
ONLINE: Und wenn es für ein Problem keine
Lösung gibt?
Coler:
Dann wird jedenfalls nicht gestritten.
Die Frauen bestimmen, wo es lang geht. Manche tun es etwas bestimmter, manche
etwas freundlicher. Es sind starke Frauen, die klare Anweisungen erteilen. Von
einem Mann wird erwartet, dass er es eingesteht, wenn er mit einer Sache nicht
fertig geworden ist. Er wird nicht ausgeschimpft oder bestraft, sondern
behandelt wie ein kleiner Junge, der seiner Aufgabe nicht gewachsen war.
[…]
SPIEGEL ONLINE: Was macht einen Mann für eine Mosuo-Frau attraktiv?
Coler:
Wenn sie mit einem Mann reden können, Sex
haben und ausgehen, dann sind sie verliebt. Für sie ist die Liebe wichtiger als
die Partnerschaft. Sie wollen verliebt sein. Der einzige Grund, mit einer
anderen Person zusammen zu sein, ist Liebe. Heiraten oder mit einem Mann eine Familie
gründen, das interessiert sie nicht. Und wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Sie
bleiben nicht zusammen wegen der Kinder oder des Geldes oder sonst etwas.
SPIEGEL
ONLINE: Gibt es bei den Mosuo das Konzept
der Heirat, der Ehe?
Coler:
Ja, den Kindern wird sogar damit gedroht,
'Wenn du nicht brav bist, dann verheiraten wir dich'. Die Kinder kennen
Verheiratetsein als Horrorgeschichte. Mich haben sie gefragt, wie wir das
machen. Ich sagte: Mann trifft Frau, sie verlieben sich, haben Kinder und leben
ihr ganzes Leben zusammen. Ah, sagten sie, das muss toll sein. Und du weißt,
sie lachen sich darüber kaputt, dass wir ständig etwas wiederholen, von dem wir
selbst wissen, dass es nicht funktioniert.[…]
Das klingt alles sehr
weise und einleuchtend.
Am liebsten möchte ich
sofort das Matriarchat in Deutschland ausrufen.
Aber im Grunde haben wir
ja mit von der Leyen und Merkel schon ein Matriarchat. Es funktioniert nur
nicht.
Allerdings kann man den
beiden auch beim besten Willen nicht diesen Satz zuschreiben:
„Es sind starke Frauen, die klare Anweisungen erteilen.“
„Es sind starke Frauen, die klare Anweisungen erteilen.“
Matriarchat funktioniert
auch nur mit klugen Frauen.
Hoffentlich kommt niemand
in Amerika auf solche Gedanken! Wenn Ann Coulter, Megyn Kelly, Sarah Palin und
Michele Bachmann das Ruder übernehmen, kann Gott gleich für immer die Lichter
über dem Planeten löschen!
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