Gestern
hat wieder ein Geront im weißen Nachthemd eine Parlamentsrede gehalten.
Im
Straßburger EU-Parlament war das.
Und es
passiert das was immer passiert, wenn einer dieser zölibatären, weißhaarigen
Religiösen mit Kleiderfetischismus vor den versammelten Volksvertretern
spricht:
Alle
waren begeistert. Sie applaudierten nicht nur, sondern gaben STANDING OVATIONS.
Wir
kennen das noch von Ratzis Auftritt im Bundestag am 22.September 2011.
Sogar
die Bundesratsbank war voll besetzt; 15 von 16 Regierungschefs gaben sich die
Ehre. (Nur Olaf Scholz hatte Wichtigeres zu tun in Hamburg).
Benedikt
hielt seine bekannte „Naturrechtsrede“, mit der er die Verwerflichkeit von „nicht
natürlichen“ Handlungen, wie Homoehe und Scheidung illustrierte.
Das
Auditorium stellte auf Durchzug und applaudierte anschließend begeistert mit Standing
Ovations.
Den
angeblichen Vorkämpfer für die Homorechte, Volker Beck, riss es mit als ersten
vom Sitz, um dem Homophoben stehend zu beklatschen.
Was wir
auch kennen, ist das unkritische allgemeine Gejubel in der vereinigten
katholisch gleichgeschalteten Journaille.
Die
Papstrede kommentieren auf den Meinungsseiten der großen Periodika immer deren
Kirchenredakteure.
Diese
sind aber lächerlicherweise immer fromme Christen. Claudia Keller für den
Tagesspiegel, Badde, Englisch und Matussek für die SPRINGER-Gruppe, Evelyn
Finger für die ZEIT und Mathias Drobinski für die SZ.
Würde
das Prinzip auch für Politredakteure gelten, dürften auch nur glühende
CDU-Fans über CDU-Politiker berichten.
Glücklicherweise verfährt man bei anderen Themen anders, so daß es auch kritische
Berichterstattung gibt. Bei Kirchenthemen aber wird a priori dafür gesorgt, daß
die Berichterstattung immer positiv ist, indem man erst gar keine Atheisten
oder Konfessionsfreie über Christen schreiben lässt.
In der
Sache war Franziskus so überraschend wie das „Amen“ in der Kirche. Er sagte
genau das was man von ihm schon singen kann.
"Ich habe den
nachdrücklichen Wunsch, dass eine neue soziale und wirtschaftliche
Zusammenarbeit entsteht, die frei ist von ideologischen Bedingtheiten und der
globalisierten Welt zu begegnen weiß, indem sie den Sinn für Solidarität und
gegenseitige Liebe lebendig erhält", ruft der Papst den Delegierten im bis
auf den letzten Platz besetzten weiten Rund zu. Zu oft herrsche heute das Bild
eines müden, pessimistischen Europa vor, das sich von den gegenwärtigen Krisen
überfordert fühle. Aufwecken will er Europa.
Der
Pontifex Maximus mahnt Solidarität mit den Armen und Flüchtenden an.
Das
hören sich auch die Verantwortlichen für das Elend auf dem Mittelmeer gerne an,
weil Bergoglio das wie gewöhnlich unverbindlich vorträgt. Er droht keine
Konsequenzen an, benennt keine Schuldigen und initiiert auch selbst rein gar
nichts.
SZ-Drobbi
ist wieder einmal, wie zu erwarten, total aus dem Häuschen vor Begeisterung
über seinen Papst:
Ein Papst geht aufs
Ganze!
Die europäische Politik braucht das Kratzende
der Utopie
Der Papst hat Europa
die Leviten gelesen. Nein, er hat mehr getan: Das Buch Levitikus in der Bibel
vereint viele kleine, manchmal auch kleinliche Regeln. Franziskus ist dagegen
aufs Ganze gegangen in seinen beiden Reden in Straßburg. […] Der Papst aus Argentinien hat
das freundlich vorgetragen und auch gesagt, wie viel Gutes Europa bewirkt hat,
bewirken kann. Seine Botschaft aber ist voll prophetischer Kraft.
[…]
Franziskus
hat als Papst in Wahrheitskategorien geredet: Da ertrinken Flüchtlinge im Meer.
[…] Franziskus durchbricht die
politischen Kategorien Europas, ausgerechnet im Zentrum des politischen
Europas. Ihm geht es um den Menschen, dessen Würde und Unantastbarkeit, um
dessen Existenz als Gemeinschaftswesen. Fraktionen erscheinen ihm da
zweitrangig.
Man kann, soll, muss
sich daran reiben. […] Auch
das war eine der Botschaften des Papstes an Europa: Die furchtbaren Nachrichten
dieses Jahres sind nicht die ganze Wahrheit. Europa und die Welt müssen nicht
so bleiben, wie sie sind. Kann es besseren Trost geben für Europas Politik?
(Matthias
Drobinski, SZ vom 26.11.2014)
Ich
werde nie verstehen, wie die Chefredaktion aus Kister und Prantl so ein
pleonastisches Geschwurbel durchgehen lassen kann.
Franziskus hat als Papst (….) geredet! Als was denn sonst? Als Schuster? Oder als Atomphysiker?
Ihm geht es um den Menschen. Verblüffend; ich dachte eigentlich
er wäre Hausschwammexperte.
Europa und die Welt müssen nicht so
bleiben, wie sie sind. Wer
würde das NICHT unterschreiben?
Diese
Allgemeinplätzchen auch noch mit Primitivmetaphorik („geht aufs Ganze!“)
aufzuhübschen ist nur erbärmlich.
Drobinski
ist ein journalistisches Ärgernis und ein Elend für den Leser.
Verblüffend
ist, daß es ausgerechnet der konservativ-christliche BILD-Kolumnist Hugo
Müller-Vogg war, der in einer der harmlosen Blabla-Talkshows die eigentlich
angebrachten Worte fand.
Der Papst
hätte lieber sagen sollen: (Aus dem
Gedächtnis zitiert)
„Heute habe ich alle meine Bischöfe angewiesen jedem ihrer Pfarrer zu befehlen mindestens drei Flüchtlinge in ihrer Pfarrei aufzunehmen!“
„Heute habe ich alle meine Bischöfe angewiesen jedem ihrer Pfarrer zu befehlen mindestens drei Flüchtlinge in ihrer Pfarrei aufzunehmen!“
Darin
steckt viel Wahrheit. Eine steinreiche Organisation mit 400.000 Priestern
könnte mit so einem einfachen Wort des Pontifex Maximus aus Rom Millionen
Flüchtlinge versorgen.
Das tut
Franziskus aber nicht. Er behält die Milliarden des IOR lieber selbst während
die Elenden im Mittelmeer ersaufen und zeigt auf andere.
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