Dienstag, 11. November 2014

Zwei Münchner

Nach dem für TVE eher suboptimal gelaufenen Abgang aus dem Kreise der deutschen Bischöfe, übernahm der neue Vorsitzende der DBK, Kardinal Marx das Zepter als prächtigster und luxuriösester Bischof Deutschlands.
Lediglich Herr Woelki verfügt über eine noch reichere Diözese, aber der neue Kölner Kardinal begnügt sich mit sehr viel weniger Sendungsbewußtsein und schafft es im Gegensatz zu Marx auch gelegentlich mal an einer Kamera vorbei zu gehen.
Als Metropolit der Kirchenprovinz Köln mit seinen Suffraganbistümern Aachen, Essen, Limburg, Münster und Trier hat Woelki alles bekommen, was er sich erträumte und wird dort am liebsten bis zu seinem 80. Geburtstag ausharren.
Der Prachtentfaltungsdrang des Münchner Kardinals kennt hingegen keine Grenzen. Manisch sucht er zusätzliche Machtpositionen, vernetzt sich in Rom, umschmeichelt den Papst, dominiert die DBK, kauft Paläste und besetzt Ethikräte der Bundesregierung.
Kardinalstaatssekretär in Rom wäre etwas für ihn.
In Deutschland ist Marx ohnehin konkurrenzlos nachdem Müller schon in Rom weilt, Mixa und TVE ausgeschaltet sind, Meisner in die gerontische Phase eintrat und Lehmann verzweifelt um seine Abberufung bittet.

Als ziemlich unerfreulich dürfte im Münchner Barock-Palais Holnstein die Nachricht eingestuft werden, daß die Protestuntenkonkurrenz zukünftig mit dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm einen äußerst selbstbewußten EKD-Chef aufbietet.
Plapperistin Käßmann und der intellektuell eher minderbemittelte Nikolaus Schneider wurden auf katholischer Seite nie ernst genommen. Daß die Evangelen trotz der fehlenden Finanz- und Kinderfickskandale sogar deutlich mehr Mitglieder als die RKK verloren, galt bei der DBK als Beleg für deren theologische Flachbrüstigkeit.

Als Schüler des Lügenbischofs Huber ist der Sozialdemokrat Bedford-Strohm macht- und mitteilungsbewußt, ohne ganz so dämliche Plattitüden wie seine Vorvorgängerin zu verbreiten.
Er ist für EKD-Verhältnisse geradezu klug, sieht seine Mission aber durchaus als Politische und Persönliche an. Da geht er Arm in Arm mit seinem Quasi-Nachbarn Marx.

Bedford-Strohm war Schüler des ehemaligen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, der keinen Zweifel ließ an seinem Führungswillen und einigen in der Kirche damit ordentlich auf die Nerven ging. Mit Huber verbindet den bayerischen Landesbischof die Forschung zum Thema "kommunikative Freiheit", definiert als Freiheit, sich einzubringen und zu engagieren.
Interessant ist auch die Nähe Bedford-Strohms zu Reinhard Marx, dem Münchner Kardinal und Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Gerade mal ein Kilometer trennt die beiden Residenzen in München - auch ideell ist man sich eher nah als fern. [….]

Die Bayern hatte HBS ohnehin schon aufgemischt.

In Bayern gibt es mit Heinrich Bedford-Strohm ebenfalls ein neues Gesicht an der Spitze der Evangelen. Der 51-Jährige setzte sich locker gegen seine Konkurrentin Susanne Breit-Keßler durch und wird im Herbst neuer evangelischer Landesbischof Bayerns.

„Bescheidenheit ist eine Zier - weiter kommt man ohne ihr“ lautet das Motto des SPD-Mitgliedes Bedford-Strohm.
Eine Frau als Landesbischöfin hätte er ebenfalls begrüßt, aber er selbst sei natürlich so großartig, daß Frau Breit-Keßler nur eine Chance gehabt hätte gewählt zu werden, wenn er von einer Kandidatur zurück getreten wäre.

Ich wünsche mir selbst mehr Frauen im Bischofsamt. Deswegen habe ich mir genau überlegt, ob ich kandidiere. Aber ich hätte es als Paternalismus empfunden, wenn ich verzichtet hätte. Damit hätte ich meine Mitkandidatin entwertet.
(Heinrich Bedford-Strohm in der SZ 06.04.2011)

Den zweiten geistigen Ausfall präsentierte der Bayern-Religiot* mit seiner ultimativen Forderung 'Christen sollen sich in Parteien engagieren'

Na Klasse - mehr Christen in der Politik.

Das brauchen wir nach den grandiosen Erfahrungen, die wir mit den Christen Bush, Blair, Kohl, Merkel, Westerwelle, Berlusconi, Aznar, Kaczyński I, Kaczyński II, Sarah Palin, Soiber, Streibl und Strauß gemacht haben.
Ersterem hatte Jesus damals mitgeteilt es wäre an der Zeit in den Irak einzumarschieren, rund 500.000 Zivilisten umzubringen und 5 Millionen Menschen zu vertreiben.

Dennoch ist der neue starke Mann der EKD selbstverständlich kein kluger Kopf, wie erschreckend substanzfreie Interviews mit ihm beweisen.

Ein paar Beispiele:

Finger: Wann hat Theologie zuletzt eine entscheidende Zukunftsfrage formuliert?

Bedford-Strohm: Als es um unser Verhältnis zur Schöpfung ging. Lange Zeit dachten wir, der Mensch habe das Recht, sich der Natur zu bemächtigen. Theologie hat mithilfe der Ökologiebewegung herausgearbeitet, dass das, was in der Bibel Herrschaft über die Erde heißt, nichts anderes bedeutet als Pflege der Natur. Das Wort Herrscher ist im Alten Testament nie losgelöst von der Aufgabe des Königs, für die Schwachen zu sorgen und sie zu schützen.

Tammox: In der Bibel lesen wir gleich am Anfang etwas sehr eindeutiges über die Natur.

2 Furcht und Schrecken vor euch soll sich auf alle Tiere der Erde legen, auf alle Vögel des Himmels, auf alles, was sich auf der Erde regt, und auf alle Fische des Meeres; euch sind sie übergeben. 3 Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen.
(Gen. 9)

Offensichtlich haben Theologen das 2000 Jahre genau so gesehen, wie es da steht.
Natur kann und soll ausgebeutet werden. Als der Umweltschutz in die politische Diskussion eingeführt wurde, haben insbesondere die C-Parteien hart dagegen gekämpft.

MSS: Die Religionen haben ihren Gottes-Konstrukten bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die einfach nicht in Einklang zu bringen sind mit dem, was wir über die Welt wissen. Die christliche Vorstellung eines allgütigen, allmächtigen, allwissenden Gottes passt beispielsweise nicht zu dem, was wir in der Natur sehen. Denken Sie nur an all die Tiere, die im Verlauf der Evolution gefressen wurden, die kläglich verhungerten, verdursteten, erstickten, ertranken, verbrannten, innerlich verfaulten! Das Leid der Lebewesen schreit seit Jahrmillionen zum Himmel, ohne dass wir jemals irgendwelche göttliche Maßnahmen zur Linderung dieses Elends haben feststellen können.

Finger: Haben so destruktive Aspekte des Christentums wie etwa die sprichwörtliche Strafpredigt letztlich auch zur Kirchenkrise geführt?

Bedford-Strohm: Viele Menschen, die sich der Kirche entfremdet haben, kennen sicher die Erfahrung, dass christlicher Glauben ihnen Lebensquellen verschlossen hat. Sie haben Bilder von Kirche im Kopf, die abschreckend sind. Aber viele entdecken die Kirche auch neu. Vergangenes Jahr hat die Zahl der evangelischen Kircheneintritte in Bayern um 57 Prozent zugenommen.

Tammox: WTF??

Während die Debatte um sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen die Öffentlichkeit beherrscht, steigt die Zahl der Kirchenaustritte in einigen Regionen Deutschlands offenbar leicht an. Ein eindeutiger Trend lässt sich allerdings anhand der aktuellen Zahlen nicht belegen. Das ergab am Freitag eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei Standesämtern und Amtsgerichten in der Bundesrepublik. Während in bayerischen Städten höhere Austrittszahlen registriert wurden, zeichnete sich in anderen Regionen kein nennenswerter Anstieg ab.
(Evangelisch. de 12.03.2010)

Die evangelischen Kirchenaustritte in Bayern:
2006: 13 861
2007: 14 880
2008: 19 846
2009: 17 816
(Bayerisches Landesamt für Statistik)

Während die zwei großen Kirchen in Deutschland in ähnlichem Ausmaß von Austritten betroffen sind, geht der demografische Trend stärker zulasten der evangelischen Kirche. Nach Ansicht von Präses Nikolaus Schneider ist dieser für die Krise der Institution Kirche neben den Austritten größtenteils verantwortlich. „Wir begraben mehr als wir taufen“, erklärte der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Schneider äußerte sich bei einer Vorlesung des ehemaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) in der Bonner Universität.
(Salzburger Nachtrichten 06.04.2011)

Bedford-Strohm: Anders als die Philosophie und die Politik erreicht Kirche nicht nur den Kopf, sondern auch die Seele. Jede kirchliche Rede zielt über die Ratio hinaus auf das Herz.

MSS: Vor allem außerhalb Europas richten die Religionen noch immer ungeheuren Schaden an. Denken Sie etwa an den islamischen Fundamentalismus oder an die Hexenverfolgungen, die in den letzten Jahren in Afrika stattgefunden haben. Angestachelt von evangelikalen christlichen Predigern sind in Nigeria in den letzten Jahren viele Tausend Kinder einem neuen Hexenwahn zum Opfer gefallen. Damit sich derartige Formen des Wahns nicht noch weiter ausbreiten, ist Religionskritik unerlässlich. Fakt ist jedenfalls: Wer Wissenschaft, Kunst und Philosophie besitzt, der braucht keine Religion.

Bedford-Strohm: Leben Sie im Hier und Jetzt! Da denkt man gleich an die Vögel in der Bergpredigt, die weder säen noch ernten, aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch. Wenn also die Botschaft des Evangeliums in einer Form vermittelt wird, die den modernen Menschen berührt, dann wird Kirche zur Orientierung für das persönliche Leben heute.

Tammox: Hier verschlägt es mir fast die Sprache ob der Dummerhaftigkeit des Religions-Professors. Glaubt der zukünftige Herr Bischof, daß nur der Mensch fleißig sät und erntet, während andere Tiere locker schmarotzend faul rumliegen und vom lieben Gott ernährt werden?
Offenbar versteht er nicht die simpelsten Zusammenhänge in der Natur.
Zufällig habe ich einen bewohnten Meisenkasten vorm Wohnzimmerfenster.
Der Herr Bischof sollte sich mal einen Tag lang ansehen, was die beiden Altvögel leisten. Die fliegen minütlich hin und her, rackern sich ohne Pause ab.

Bedford-Strohm: Wir müssen lernen, genügsam zu sein. Es gibt in der Bibel immer wieder Geschichten, die die Verabsolutierung des Menschen als Gestalter kritisieren. Die berühmteste handelt vom Turmbau zu Babel und wie die Menschen sich selber schaden, wenn sie ihre eigenen Grenzen nicht anerkennen.

Tammox:
Genügsamkeit ist aber das Gegenteil von der Hauptlehre aus der Bibel:

7 Seid fruchtbar und vermehrt euch; bevölkert die Erde und vermehrt euch auf ihr!
(Gen. 9)

Bedford-Strohm: Aber wer sonntags in den Gottesdienst geht, dort das Bußgebet spricht und es wirklich in seine Seele aufnimmt, der absolviert eine Schule der Demut. Christentum ist nicht zuletzt deswegen ein Zukunftsmodell, weil dort Demut wachsen kann.

Finger: Wenn Gebet aber aus dem Glauben kommt, müsste man erst einmal glauben lernen. Geht das?

Bedford-Strohm: Der Glaube ist ein Werk des Heiligen Geistes, aber der lässt sich auch gerne helfen.

Tammox: Das Christentum steht zunächst einmal für Größenwahn und hat durch den Irranspruch der allein seligmachenden Lehre mehr Leid als alle anderen Ideologien in der Geschichte der Menschheit verursacht.
Auf kein Konto gehen dermaßen viele Tote, wie auf das des Christentums.
Ursächlich ist dafür die Christliche Großmannssucht, die Anmaßung besser und wichtiger als alles andere zu sein und sich daraus das Recht abzuleiten andere Völker zu missionieren und/oder zu massakrieren und/oder zu versklaven.

Finger: Hat Kirche das Thema Werte eigentlich gepachtet? Und wäre es nicht im Sinne von Christen, dass es im säkularen Staat einen selbstbewussten Wertediskurs jenseits der Religion gibt?

Bedford-Strohm: Die Kirche ist keine Bundesagentur für Werte. Denn das Wesen des Christentums besteht darin, das Bestehende infrage zu stellen, anstatt einen ewig gültigen Wertekanon zu formulieren.

Tammox: Insbesondere die protestantische Kirche verkündet seit 500 Jahren ein extremes Obrigkeitsdenken.
Daher standen die Evangelischen Bischöfe auch besonders fest an der Seite Adolf Hitlers.
Sie interpretierten Jesus als Handlungsmaßstab, denn Gottes Sohn hatte selbst gesagt man müsse den Herrscher akzeptieren und eben nicht kritisieren:

Erstattet dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört."
(Mk 12, 13-17)

5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. 6 Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! 7 Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. 8 Denn ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann. 9 Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person.
(Brief an die Epheser, Kapitel 6)

Anders als Bedford-Strohm suggerieren will, wird die Erhaltung der Natur nicht mit dem Christentum, sondern nur mit Intelligenz möglich sein:

MSS: Schon lange liegen Konzepte vor, die zeigen, wie wir vernünftiger mit unseren Ressourcen umgehen könnten. Es gibt auch Entwürfe für eine neue Ökonomie, die allen Menschen nützen würde – nicht bloß einigen wenigen Wohlhabenden, die mit ihrem exorbitant gestiegenen Reichtum in der Regel ohnehin nichts mehr anzufangen wissen. Doch werden diese Vorschläge aufgegriffen? Werden sie breit in den Medien und in der Politik diskutiert? Nein, das Gegenteil ist der Fall: Kaum ist eine Krise notdürftig überstanden, machen wir weiter, als sei nichts geschehen. Dass die anwachsenden Müllberge die Umwelt verpesten, dass die Rohstoffe zuneige gehen, dass weltweit Tag für Tag 30.000 Kinder unter fünf Jahren sterben müssen, scheint kaum jemanden zu interessieren. Früher dachte ich, hinter dieser kolossalen menschlichen Verbohrtheit stünden mächtige Interessensgruppen, Lobbyisten, die sich in ominösen Hinterzimmern treffen und für den geheiligten Profit notfalls über Leichen gehen. Doch das ist, wenn überhaupt, nur ein Nebenaspekt eines sehr viel größeren Problems: So anregend und subjektiv entlastend es sein mag, anzunehmen, dass die Geschicke der Menschheit von einem Grüppchen finsterer Verschwörer gelenkt wird, in Wahrheit steckt hinter der ganzen Misere eine einzigartige, gigantische, weltumspannende RIESENBLÖDHEIT!


Neu ist das alles nicht. HBS ist bekannt dafür sich in die Politik einzumischen.
Er äußerst sich kinderfeindlich im Sinne der Genitalverstümmelung von Säuglingen und beklagt nicht gerade ehrlich den angeblichen Geldverlust der EKD durch das Abschöpfen der Kirchensteuer auf Kapitalerträge.

Als Reaktion auf die "erschütternden" Äußerungen von Charlotte Knobloch hat sich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm für die Akzeptanz der jüdischen Beschneidung in Deutschland ausgesprochen. Es sei sehr sinnvoll, das "hohe Gut der Menschenrechte" nach Kräften zu stützen. Dieser Sinn werde jedoch in sein Gegenteil verkehrt, "wenn das Recht als Kampfinstrument gegen Religion verwendet wird."  
Es sei "unerträglich", so Bedford-Strohm, "wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland heute Anlass für die Frage sehen, ob sie als Religionsgemeinschaft in Deutschland noch eine Zukunft haben. Die männliche Beschneidung ist für das Judentum konstitutiv. Wer sie in Frage stellt, muss wissen, dass er damit jüdisches Leben in Deutschland überhaupt in Frage stellt."

Noch bringt die Kirchensteuer Rekordeinnahmen, 2013 mehr als zehn Milliarden Euro für beide Kirchen zusammen. Langfristig aber wird die Zahl der Mitglieder zunehmen, die als Rentner zwar keine Kirchensteuer auf die Lohn- und Einkommensteuer zahlen, wohl aber auf die Kapitalertragsteuer.
Die Kirchen drangen also darauf, dass die Beträge künftig bei den Banken direkt und automatisch abgeführt werden – und setzten sich durch, zur geringen Freude der Banken. Die müssen nun ihre Kunden unterrichten, dass sie dem Fiskus die Religionszugehörigkeit weitergeben, es sei denn, die Kunden widersprechen und füllen bei der Steuererklärung ein entsprechendes Formular aus. Ob diese Unterrichtung und die entsprechenden Beratungsgespräche immer im kirchenfreundlichen Duktus stattfanden, darüber streiten nun Banken und Kirchen. Manche Banken hätten den Eindruck erweckt, hier würde eine neue Steuer erhoben, klagt der Münchner Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Bernd Baucks, Finanzchef der Evangelischen Kirche im Rheinland, sagte, Bankberater hätten in einzelnen Fällen ihren Kunden zum Kirchenaustritt geraten. Die Banken weisen das zurück: Sie müssten nun einmal ihre Kunden über die Neuerung informieren, und die sei schließlich auf den Wunsch der Kirchen hin so gekommen.
Wie immer die Briefe formuliert und die Kundengespräche gelaufen sein mögen – die Banken sind nicht der Grund für die erneute Austrittswelle. Vielmehr zeigt sich am Ärger über das neue Einzugsverfahren bei der Kapitalertragsteuer, wie gering die Bindung vieler Mitglieder an ihre Kirche mittlerweile ist und dass die enge Bindung an die staatlichen Steuergesetze immer wieder Probleme mit sich bringt, egal, wie viel Geld die staatliche Dienstleistung den Kirchen auch bringen mag.[….]
(Matthias Drobinski, SZ vom 14.08.2014)

Lustig ist wieder einmal der fromme SZ-Katholik Drobinski, der aus der Tatsache, daß sich die dümmste Bischöfin Deutschlands nahezu täglich ungefragt und peinlich auffallend in die Politik einmischt den Schluß zieht, daß Bedford-Strom sich mehr in die Politik einmischen müsse.

Mehr Mut täte gut
[…] Der neue Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm muss die Kirche wieder zu einem Korrektiv der Politik machen.
Macht mit. Mischt euch ein. Thomas de Maizière, der CDU-Bundesinnenminister, hat die evangelische Kirche geradezu angefleht, die Politik nicht alleinzulassen. […] Und auch, wenn einer der Hintergedanken des Ministers gewesen sein mag, die Kirchen zu einer freundlicheren Beurteilung seiner Flüchtlingspolitik zu bewegen, kann man nur sagen: Der Mann hat recht.
[…] Er hat nicht deshalb recht, weil die evangelische Kirche (wie auch die katholische) kraft ihrer schieren Größe und institutionellen Macht zu den selbstverständlich Mächtigen im Land gehört. […] Er hat recht, weil gerade die aus der Reformation heraus entstandene Kirche eine Diskurs-, Veränderungs- und Verunsicherungskraft hat, die knapp und kostbar geworden ist - gerade weil sie mehr zu bieten hat als nur Politik.
[…] Er kann klar sein, ohne auszuschließen, denn auch das macht diese Kirche aus, dass in ihr die Radikalpazifistin Margot Käßmann genauso ihren Platz hat wie der grundkonservative bayerische Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein. Und Bedford-Strohm lässt keinen Zweifel, was die Quelle seiner Positionen ist: der Glaube.

Wenn sich Katholiken darum sorgen, daß die Protestanten zu leise werden und sich nicht genügend in die Politik einmischen, wirkt das ungefähr genauso erbärmlich wie die Sorge der CDU-Vorsitzenden um die “staatspolitische Zukunft der SPD.”

Als erstes steckte die Freundin des einstigen CSU-Flüchtlingsschrecks Beckstein, Katrin Göring-Kirchentag den Kopf hervor. Sie findet HBS einfach fabelhaft. Schlimmer kann es für den neuen EKD-Chef also nicht mehr kommen.

Herzlichen Glückwunsch, Heinrich Bedford-Strohm!
Wir gratulieren Prof. Heinrich Bedford-Strohm zu seiner Wahl. Mit dem bayerischen Landesbischof hat die Synode der EKD einen profilierten Sozialethiker und öffentlichen Theologen an die Spitze des Rates gewählt, dem wir in Fragen wie der Bewahrung der Schöpfung und dem starkem Engagement für eine gerechtere Gesellschaft eng verbunden sind. Er wird mit Sicherheit ein Ratsvorsitzender sein, der sich auch in seinem neuen Amt in die politischen und gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit nachdrücklich und mit einem klaren Akzent einbringen wird. Wir freuen uns darauf, den Dialog mit ihm als neuem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland konstruktiv und in gegenseitigem Respekt weiterzuführen.
(PM Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, 11.11.14)

  Hofreiter, Marx, Bedford-Strom, Beckstein – die deutschen Kirchen werden Münchnerisch!

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