Ja, es
gab inzwischen auch eine Präsidentschaftskandidatendebatte der Demokraten,
bei der Bernie Sanders wie zu erwarten sehr gut ankam, aber interessanter war
eigentlich die anschließende Rezeption in den Medien.
Alle
verkauften Clinton als strahlende Siegerin, nahmen die anderen „Zwerge“ gar
nicht ernst.
So ist
es wohl. Bei den Demokraten geht es nicht so sehr um Eignung oder gar Argumente
(die hätte eher Sanders), sondern um die Medienmacht und Vernetzung. Hillary
ist erheblich bekannter und reicher als alle anderen zusammen.
Joe
Biden, der prominenteste demokratische Mitbewerber zog inzwischen offiziell
seine Ambitionen zurück. Weg frei für Clinton.
Ich kann
damit leben, auch wenn ich natürlich viel lieber einen Präsident Sanders hätte.
Aber ich denke, er hätte einfach zu schlechte Chancen gewählt zu werden und
außerdem ist sein Apparat zu schwach, um die garantiert anstehende
Schmutzkampagne der Republikaner zu parieren.
Am Ende
säße womöglich einer der GOP-Irren im Oval Office. Das kann man nicht riskieren.
Also go
Hillary, go.
Fragt
sich nun noch, welcher GOPer gegen sie antritt.
Nach den ersten beiden TV-Debatten ist das noch keineswegs klar.
Ein
kleines bißchen lichten sich die Reihen. Der ultrareligiöse Scott Walker hatte
Probleme mit seinem Wahlkampfberater Gott.
Es war
nämlich Gott persönlich, der ihm befahl zu kandidieren.
Walker
folgte brav und gab für seine Kampagne rund $70.000 pro Tag aus.
Anfang
dieses Monats hatte er rund eine Millionen Dollar Schulden und keine Spender
mehr.
Zuvor
hatte aus dem gleichen Grund auch Rick, the brain, Perry aufgegeben.
Von den
verbliebenen Clowns stehen die vier Irrsten auf den vorderen Plätzen.
Man soll
zwar keinen Umfragen trauen, die man nicht selbst gefälscht hat, aber den
verschiedenen Polls ist immerhin gemeinsam, daß Carson und Trump vorn liegen
und daß der Mann des Establishments, Jeb Bush, nicht die 10% erreicht.
A newly released Quinnipiac poll conducted among likely caucus-goers in
Iowa from October 14-20 shows Carson in first place at 28 percent and Trump in
second place at 20 percent. Rubio has 13 percent while Cruz has 10 percent. The
rest of the candidates are polling in single digits.
Overall, Trump's 27% leads the field, followed by Carson at 22%, both
head and shoulders above their nearest competition. Former Florida Gov. Jeb
Bush and Florida Sen. Marco Rubio are tied for third place with 8% support
each, followed by former Arkansas Gov. Mike Huckabee and Kentucky Sen. Rand
Paul each at 5%. Fiorina, New Jersey Gov. Chris Christie and Texas Sen. Ted
Cruz each have 4% support, while Ohio Gov. John Kasich is at 3%. Former
Pennsylvania Sen. Rick Santorum stands at 2% and South Carolina Sen. Lindsey
Graham holds 1%.
With the backing of 25 percent of Republican primary voters, Trump is at
his highest level of support in the poll since entering the 2016 race. Carson
now gets the support of 22 percent of Republican voters, remaining within the
margin of error of his first-place rival. Last month, 21 percent of GOP primary
voters said Trump was their first choice for the party's nomination, while 20
percent picked Carson.
Nachdem
sich Jeb Bush endlich dazu durchgerungen hatte seinen Bruder George dafür zu
loben Amerika sicher gemacht zu haben, fällt ihm diese Aussage
eigenartigerweise immer wieder vor die Füße
Manchmal haben Donald
Trumps Pöbeleien ja einen wahren Kern. Ex-Präsident George W. Bush, so implizierte
er dieser Tage, trage zumindest eine Mitverantwortung für die Terroranschläge
des 11. September 2001: "Das World Trade Center wurde zu seiner Amtszeit
zerstört."
Damit wagte sich Trump
an eines der größten Tabus seiner Partei. Dass die Bush-Regierung viele
Vorzeichen ignoriert hatte und 9/11 vielleicht sogar hätte verhindern können,
das darf kein US-Republikaner laut aussprechen. Doch Trump sagt, was andere
kaum zu denken wagen.
Niemand
wird mir unterstellen auch nur einen Hauch Sympathie für die Teebeutler zu
haben, aber mit einem liegen sie nicht so falsch: Das GOPer Parteiestablishment
ist am Ende.
John
Andrew Boehner, seit knapp fünf Jahren Sprecher des Repräsentantenhauses und
damit offiziell nach Präsident und Vize-Präsident der drittmächtigste Mensch
der US gab am 25. September 2015 bekannt zurück zu treten.
Nun
herrscht seit vier Wochen Hauen und Stechen bei den GOPern. Sie stellen zwar
eine satte Mehrheit, aber unter ihnen sind derartig viele komplett Wahnsinnige,
daß sich niemand findet, der freiwillig diesem Konglomerat des Schwachsinns
vorsitzen will.
Speaker - verzweifelt
gesucht
[…]
Um den Zwist in der Republikanischen
Partei zu illustrieren, reicht ein einziger Tweet, geschrieben hat ihn die Pressestelle
des Abgeordneten William McClellan Thornberry. Die bestätigte, dass dieser auf
die Frage, ob er für das Amt des Speakers des Repräsentantenhauses kandidiere,
für das formal höchste Amt nach dem Präsidenten und dessen Vize, dem
Parlamentsvorsitz also, gesagt habe: "Eher werde ich Vegetarier."
[…]
Das Wall Street Journal sprach von einem
unversöhnlichen Graben: Auf der einen Seite stehen jene, die beweisen wollen,
dass die Grand Old Party imstande ist, Regierungsverantwortung zu übernehmen.
Männer wie Boehner also, die mit Blick auf die Wahlen im nächsten Jahr ihre
Partei als mehrheitsfähig und besonnen präsentieren.
Ihnen stehen
Mitglieder der Tea Party gegenüber, die ihre konservativen Prinzipien
unbeirrbar hochhalten, die Kompromisse als Schwäche betrachten und bei jeder
Gelegenheit gegen das Establishment wettern. […] Offen ist, ob
Wunschkandidat Paul Ryan das Amt antreten wird. Ryan, 45, ist ein bekanntes
Gesicht, er war 2012 auf Mitt Romneys Ticket als Vizepräsident vorgesehen, ein
Haushaltsexperte, von dem es heißt, er wolle eines Tages selber ins Weiße Haus
hinter den Tisch im Oval Office. Ryan überlegt sich nun offenbar, ob ihm das
Amt des Speakers dabei eher nützen oder schaden könnte.
[…]
Der chaotische und führungslose Eindruck,
den die amerikanischen Konservativen derzeit hinterlassen, wird zusätzlich
genährt durch einen Wahlkampf, den die bisherigen Nicht-Politiker Donald Trump,
Ben Carson und Carly Fiorina dominieren. […]
So kann es
kommen. Die Republikaner sind steinreich, haben Milliardenschwere Spender,
sitzen auf absoluten Mehrheiten in beiden Kammern des Parlaments und werden von
einer mächtigen Allianz aus ultrarechten Medien gestützt, aber dadurch haben
sie die Selbstdebilisierung so weit getrieben, daß sie sich noch nicht einmal
mehr selbst leiden können.
Trumps
Präsidentschaftskandidatur bricht mit allen Konventionen. Er beleidigt, lügt,
hetzt - vor allem auch gegen Minderheiten und Ausländer. […] Ähnlich Trumps Parteirivale Ben Carson: Getarnt hinter der Maske des
netten Onkels, profiliert sich der Gehirnchirurg a.D. mit immer wilderen
Statements, die nicht nur eine profunde Unkenntnis der Geschichte bezeugen,
sondern auch einen skrupellosen Hang zur Agitation.
Etwa seine Behauptung,
der Holocaust wäre wahrscheinlich nicht geschehen, hätten die Juden bloß
private Schusswaffen gehabt. Carson liebt Nazi-Analogien: Er vergleicht Obama
mit Hitler und die Demokraten mit der NSDAP und empfiehlt die Lektüre von
"Mein Kampf", in dem er Omen für Amerikas Niedergang sieht, ohne es
wohl selbst gelesen zu haben.
Trotz solcher Aussagen
werden beide immer populärer: In jüngsten Meinungsumfragen begeistern sie
gemeinsam fast die Hälfte der republikanischen Vorwähler. Alle anderen
Kandidaten rangieren nur noch unter ferner liefen.
Dieser US-Wahlkampf
ist mehr als der übliche Zirkus. Sarah Palin, die 2008 als dümmlich-stolze
Vizekandidatin der Republikaner Schlagzeilen machte, verblasst gegen die
heutigen Stars: Trump und Carson zündeln mit einem populistischen,
fremdenfeindlichen, perfide offenen Nationalismus. […]
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