Freitag, 22. Januar 2016

Geld, Glaube, Macht.

Kirchen und Wirtschaftskapitäne sind üblicherweise sehr obrigkeitsorientiert und fest verwoben mit der herrschenden Klasse.

Schon Luther reagierte voller Wut und Hass als die von ihm „reformierten“ Ex-Katholiken anfingen neben den Befehlen aus dem Vatikan auch noch Leibeigenschaft und ihre weltlichen Fürsten in Frage zu stellen.
Wie ein Berserker wütete der „widerliche Geselle Luther“ gegen aufständige Bauern.

Wirtschaft, Kirchen und weltliche Regierung hatten fast immer das gemeinsame Interesse die Masse des Volkes möglichst rechtlos, arm und untertänig zu halten.

Im 20. Jahrhundert vertrickten sich die christlichen Kirchen systematisch mit dem Faschismus, von dem sie noch nicht mal nach 1945 ablassen wollten.
In Spanien stand die katholische Kirche noch weitere 30 Jahre fest an der Seite des faschistischen Franco-Regimes. Das gleiche Bild in Südamerika, wo die Kirchen ebenfalls Hand in Hand mit den faschistischen Diktaoren arbeiteten.
Die wenigen Befreiungstheologen, die sich stattdessen für die Rechte der Armen und Unterdrückten einsetzten, wurden mit aller Härte von Woytila und Ratzinger verfolgt.

Auf bundesrepublikanischer Ebene war insbesondere die katholische Kirche immer so etwas wie der politische Arm der CDU.
Trotz katholischer Soziallehre, stehen Bischöfe und Kardinäle fest an der Seite der Gewerkschaftshasser, der Förderer der Zweiklassenmedizin, der Konservativen.

Die Kirchen waren entsetzt, als die Jugendlichen in Deutschland ab 1968 immer heftiger Fragen zur Nazivergangenheit stellten und gegen imperialistische Kriege demonstrierten.
Die Kirchen wollten genau wie die CDU Ruhe an der Heimatfront und keine aufmüpfigen Studenten. Sexuelle Aufklärung und Gleichberechtigung war Bischöfen ebenso ein Gräuel wie CDU-Ministerpräsidenten.

Diese Deckungsgleichheit der gesellschaftspolitischen Überzeugungen hielt lange an.
Kirche und CDU/CSU kämpften Arm in Arm gegen das Verbot von Vergewaltigung in der Ehe, gegen die Beschränkungen der Prügelstrafe, gegen das Recht auf Schwangerschaftsunterbrechungen, gegen Liberalisierungen beim Kuppelei-Paragrapfen, gegen Frauenrechte allgemein, gegen frei zugängliche Verhütungsmittel, gegen die Homoehe und natürlich immer noch gegen die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare.

Wie wir im Pegida-Jahr 2015 erlebt haben, gibt es eine Menge Evangelikale, sowie katholische (Woelki) und evangelische (Bohl) Bischöfe, die sich an die Seite der Pegioten stellen.
Peginese verstehen sich als Vertreter des „christlichen Abendlandes“; Frauke Petry, die Nemesis der AfD, ist mit einem Pfaff verheiratet.
Völkisch denkende Figuren des braunen CDU-Flügels, Kristina Schröder und Erika Steinbach, sind hochengagiert in evangelischen Freikirchen.

Interessanterweise schert allerdings „die Wirtschaft“ immer mehr aus dem konservativen Trio aus.

Unternehmerverbände erkennen in Schwulen nicht nur die Perversen, die sich entgegen Gottes Willen auf die Hintern gucken, sondern auch DINKS (Double Income, No Kids), also konsumfreudige Gutverdiener.

Ähnliche Friktionen gab es im Jahr 1999, als die Schröder-Fischer-Regierung ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht plante und ein zweckmäßiges Einbürgerungsrecht schaffen wollte.
In diesem Fall schwenkten sogar die Kirchen auf Rot/Grün.
Die von der sogenannten „Süßmuth-Komission“ ausgearbeiten Vorlagen zum Thema erfuhren eine enorme Zustimmung: Wissenschaftler, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Kirchen und große Teile der Presse unterstützten das Vorhaben.
Widerstand kam nur aus CDU und CSU. Merkel persönlich trat mit Roland Koch 1999 in Hessen die „Wo kann man hier gegen Ausländer unterschrieben?“-Unterschriftenliste los und verhinderte mit beständiger Obstruktion im Bundesrat das „Zuwanderungsrecht“, das uns jetzt fehlt.

 2015 /2016 ist es wieder der völkische Kurs von CSU, AfD und Teilen der CDU, der die Unternehmer verärgert.

Bundesinnenminister de Maizière betreibt damit eine ähnlich perfide Symbolpolitik wie die Vize-CDU-Vorsitzende Klöckner, die bei jeder Gelegenheit Burkaverbote fordert, obwohl noch nie eine Frau in Burka unter den Flüchtlingen gesehen wurde.
Es gibt lediglich, insbesondere in München, ab und zu Frauen im Nikab, für die zwar die gleichen religiösen Vorschriften ursächlich sind, aber die Nikab-Trägerinnen sind üblicherweise Ehefrauen steinreicher Golfstaatenscheichs, die zum Einkaufen die Münchner Luxus-Boutiquen abklappern.

Die Bayerische Wirtschaft ist daher auch schwer angepisst von populistischen Vorschlägen der CDU- und CSU-Frauen. Wenn es ums Geldverdienen geht, interessieren Menschenrechte nicht.

"Eher nicht passend", sei die Idee, "ein Schuss ins Bein, imagemäßig", sagt Bernd Ohlmann über jenen Vorstoß, über den die Münchner Wirtschaft in den vergangenen Tagen mit viel Kopfschütteln gesprochen hat. Ohlmann ist Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern. Und was ihn genauso verblüfft hat wie Ladenbesitzer, Hoteliers, Gastronomen, Vertreter der Immobilienbranche oder Betreiber von Kliniken, ist ausgerechnet ein Vorstoß der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).  Die hatte sich Anfang vergangener Woche einem CSU-Parteitagsbeschluss angeschlossen, der ein sogenanntes Burka-Verbot fordert. Und ergänzt hatte sie, dass dieses Verbot, sollte es durchsetzbar sein, auch für Touristinnen gelten sollte, die aus dem arabischen Raum nach Bayern reisen, vor allem nach München.
Ausgerechnet diese Touristengruppe ist mittlerweile ein überaus bedeutender, stark wachsender Wirtschaftsfaktor für viele bayerische Branchen. "Ein Burka-Verbot würde sich negativ auf Teilbereiche der Wirtschaft, insbesondere Handel und Tourismus, auswirken", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der CSU-nahen Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Das ist das Problem von ausländerfeindlichen Politikern in der CDU und CSU – wenn die Bevölkerung erst einmal mit Ausländern in Kontakt gekommen ist, passiert es immer wieder, daß sie gemocht werden.
Insbesondere Syrer, die als besonders gebildet gelten und deren Heimat völlig unbestritten zur Hölle auf Erden geworden ist, haben in der deutschen Bevölkerung große Sympathien.

Zuvor mußte sich Crazy Horst schon scharfe Kritik an seinem xenophoben Kurs von 45 bayerischen Ordensoberen gefallen lassen.

De Maizière und seine braunen CSU-Brüder im Geiste haben es inzwischen so weit getrieben, daß sich sogar die raffgierige katholische Kirche schaudernd abwendet von ihnen.

In der katholischen Kirche macht sich Widerstand gegen die Flüchtlingspolitik der CSU breit. 45 Ordensobere haben sich am Mittwoch in einem offenen Brief an Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gewandt. Darin werfen sie der Staatsregierung eine verfehlte Politik und eine unangemessene Rhetorik vor. "Wir fühlen uns vom dem, was die CSU in der Flüchtlingskrise tut und sagt, nicht mehr repräsentiert", sagt Franziskaner-Schwester Mirjam Schambeck aus Würzburg, die den Brief mitinitiiert hat.
Ende Oktober war Schambeck mit Schwestern und Brüdern in Würzburg zusammengekommen. Für ihre Idee eines offenen Briefes bekam sie Zustimmung aus vielen Klöstern des Freistaats. "Wir waren uns in der Sache schnell einig", sagt Schambeck. Vor allem die Sprache der Politiker ist einer der Kernpunkte des Textes: "Wir appellieren an Sie, dringend von einer Rhetorik Abstand zu nehmen, die Geflüchtete in ein zwielichtiges Licht stellt", heißt es darin.

Anstand, Gewissen, Pflichtgefühl – all das was Helmut Schmidts Regierungszeit ausgemacht hatte, sind für den Minusmann im Innenministerium und seine Parteifreunde keine Maßstäbe.
Sie mäandern erratisch hin und her. Ihre Hosen sind stets voll, weil sie nur auf Umfragen schielen und noch nicht mal über Rudimente von Rückgrat verfügen.

Die deutschen Wirtschaftsvertreter sehen in den Flüchtlingen, die hierher kommen vor allem eine Chance.
Junge, motivierte Arbeitskräfte.
Ökonomische Studien bestätigen die Sichtweise vom finanziellen Gewinn durch Zuwanderung.
Schon 2015 wurde dadurch ein Wirtschaftswachstum generiert.
Lange bringen Migranten deutlich mehr in Schäubles Kassen ein, als sie kosten.
Hunderttausende Zuwanderer arbeiten als Mediziner und Pflegekräfte im Gesundheitssektor; die Krankenversorgung Deutschlands bräche sofort zusammen, wenn man keine Migranten mehr beschäftigte.

Das neueste und vermutlich größte Schreckgespenst für die Wirtschaft sind aber die Grenzschließungsphantasien der CSU und großer Teile der CDU.
Hier denken die C-Parteien nur noch völkisch-rechts-absurd.
Sie engagieren sich gegen Menschlichkeit und dabei (zufällig) auch noch wirtschaftsfeindlich.
Schon allein Grenzkontrollen bringen die Kaufleute auf die Palme.

 [….] Ingo Kramer weiß, dass er als Verbandspräsident viele Interessen vereinen muss und deshalb besser jedes Wort abwägt. An diesem Mittwochabend aber, beim Neujahrsessen der Arbeitgeberverbände in Berlin, wollte und konnte der Familienunternehmer aus Bremerhaven nicht an sich halten. So leidenschaftlich wie selten sprach der BDA-Präsident über offene Grenzen, über das gemeinsame Europa, den freien Handel. Über das große Ganze.
Dass das jetzt womöglich durch Flüchtlings-Limits und Grenzkontrollen aufs Spiel gesetzt wird, bringt Kramer in Rage. "Das Schließen von Grenzen", sagt er, "ist das Gegenteil dessen, was unsere Nation groß gemacht hat. Was da an Kollateralschäden akzeptiert wird, um den Stammtisch zu befriedigen, ist abenteuerlich." Kramer ist mit seiner Wut nicht alleine. Quer durch die Wirtschaft wächst die Sorge, was eine dauerhafte Rückkehr zu Grenzkontrollen in Europa und andere Hindernisse anrichten könnten.
[….] Große Firmen reden darüber ungern öffentlich, weil ihr Aktienkurs sinken könnte, wenn in der Zeitung steht, dass ihre Laster an den Grenzen stecken bleiben. Es geht um gigantische Dimensionen. Die deutsche Wirtschaft transportiert jedes Jahr Waren für 1200 Milliarden Euro in andere Staaten. Sie kauft die Hälfte aller Produkte und Vorprodukte im Ausland ein. "Unser Geschäftsmodell ist auf offene Grenzen angewiesen", warnt Außenhandelspräsident Anton Börner.
Die Unternehmen profitieren enorm davon, dass das Schengen-Abkommen seit 1995 in immer mehr EU-Staaten Reisen ohne Pass und Exporte ohne Probleme ermöglicht. Bisher. [….] Wenn Grenzkontrollen dauerhaft wiedereingeführt werden, stehen die Unternehmen vor großen Problemen. Und diese Gefahr ist real. [….] Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach diese Woche bereits davon, man müsse sich auf Grenzschließungen vorbereiten. [….] "Grenzkontrollen würden der Logistikbranche Kosten in einer Größenordnung von mehreren Hundert Millionen Euro aufbürden und sie um Jahrzehnte zurückwerfen", kritisiert Bernhard Simon, Vorstandschef des Großspediteurs Dachser. [….][….][….]

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