Das ist schon außerordentlich irre, was letzte Woche
aus Trumps innerem Kreis geleakt wurde.
Der Mann werde zunehmend wahnsinniger und glotze
lieber Fernsehen, statt zu arbeiten.
[….] Unter
Berufung auf eine anonyme, jedoch dem Präsidenten nahestehende Quelle war bei
«Politico» zu lesen, Trumps Mitarbeiter versuchten «seine schlimmsten Impulse»
ebenso zu kontrollieren wie Informationen, die den Präsidenten «womöglich in
Wut versetzen». Außerdem langweile sich Trump schnell und schaue deshalb zu
viel TV. [….]
Der 45.
US-Präsident kümmert sich also nicht nur nicht um Fakten, sondern ist auch noch
stinkend faul und ungebildet.
Nur so
läßt sich erklären, daß er bei vielen seiner executive orders offenbar nicht
weiter als bis zur Nasenspitze gedacht hat.
20%
Strafzölle auf mexikanische Importe?
Handelskrieg
mit Mexico?
Ja,
Mexico exportiert mehr in die USA, als umgekehrt. Diesbezüglich hat die USA
tatsächlich ein Handelsbilanzdefizit, aber die US-Exporte zum südlichen
Nachbarn sind erheblich.
U.S. goods and services trade with Mexico totaled an estimated $583.6
billion in 2015. Exports were $267.2 billion; imports were $316.4 billion. The
U.S. goods and services trade deficit with Mexico was -$49.2 billion in 2015.
Mexico is currently our 3rd largest goods trading partner with $531
billion in total (two way) goods trade during 2015. Goods exports totaled $236
billion; goods imports totaled $295 billion. The U.S. goods trade deficit with
Mexico was $58 billion in 2015. [….]
Man
braucht wirklich nicht VWL studiert zu haben, um zu erkennen, daß ein 20%-Strafzoll
für den US-Konsumenten Produkte im Wert von über 300 Milliarden Dollar drastisch
teurer machen würde.
Zudem
dürfte Mexico mit ähnlichen Strafzöllen reagieren, so der Export von US-Waren
im Wert von mehr als 280 Milliarden Dollar drastisch erschwert würde.
Die
US-Handelskammer spricht daher von fünf Millionen US-Arbeitsplätzen, die in
Gefahr wären.
Protektionismus
und möglicherweise Handelskriege sind keine Frage der ökonomischen Ideologie. Linke und Rechte, Keynsianer und Neoliberale lehnen Strafzölle daher
gleichermaßen ab und wollen den internationalen Handel erleichtern.
Die
gegenteilige Politik, die Trump anstrebt, speist sich nur aus
destruktiv-nationalistischem Abtrieb und purer Dummheit. Trump versteht einfach
nichts von Volkswirtschaft.
Der Immobilien-Tycoon
Trump macht bei jeder Gelegenheit deutlich, dass er die USA künftig wie ein
Unternehmen führen will. Die Handelsbilanz des Staates setzt er mit der Bilanz
eines Unternehmens gleich. Ist sie negativ, macht der Staat Miese, ist sie
positiv, schreibt er Gewinne. "Wir verlieren eine ungeheuerliche Summe an
Geld. Statistiken belegen, es sind 800 Milliarden Dollar in einem Jahr im
Handel", sagte er einmal während des Wahlkampfes der "New York
Times".
Für Dougas Irwin,
Handelsexperte und ehemaliges Mitglied der Reagan-Administration, hinkt Trumps
Vergleich jedoch. "Während ein Unternehmen nicht unendlich Geld verlieren
kann, kann ein Land unendlich lange ein Handelsdefizit aufweisen, ohne
Abstriche an seiner guten Verfassung zu machen", zitiert CNN Money aus einem
Beitrag für das Magazin "Foreign Affairs". Als Beispiel führt Irwin
Australien an. Der Kontinent hat zwar seit Jahrzehnten ein Handelsdefizit,
weist aber seit 25 Jahren keine ökonomische Rezession. Umgekehrt weist Japan
häufig einen Handelsbilanzüberschuss auf, aber die Wirtschaft stagniert seit
Jahrzehnten.
[….]
Langfristig
würde das Wirtschaftswachstum der USA sinken. Die US-Exporteure werden durch die
Handelsbarrieren der USA weniger verdienen, die Investitionen zurückgehen und
die Verbraucherpreise steigen, prognostizieren die Experten. Ihren Anteil daran
dürften dann auch die höheren Produktionskosten in den USA haben, weil Waren
nicht mehr im Niedriglohnland Mexiko hergestellt werden. [….]
Der nächste
Schritt ist ebenfalls vorhersehbar.
China
guckt sich derzeit ganz genau an, wie sich der US-Präsident gegenüber Mexico
verhält. Schließlich hatte Trump im Wahlkampf die Volksrepublik noch viel
schärfer angegriffen.
Sollte das
Weiße Haus ähnliche Schritte gegenüber Peking einleiten, stünden ganz andere Dimensionen zur Disposition.
U.S. goods and services trade with China totaled an estimated $659.4
billion in 2015. Exports were $161.6 billion; imports were $497.8 billion. The
U.S. goods and services trade deficit with China was $336.2 billion in 2015.
China is currently our largest goods trading partner with $598 billion
in total (two way) goods trade during 2015. Goods exports totaled $116 billion;
goods imports totaled $482 billion. The U.S. goods trade deficit with China was
$366 billion in 2015.
Trade in services with China (exports and imports) totaled an estimated
$61.3 billion in 2015. Services exports were $45.4 billion; services imports
were $15.9 billion. The U.S. services trade surplus with China was $29.5
billion in 2015.
According to the Department of Commerce, U.S. exports of goods and
services to China supported an estimated 251 thousand jobs in 2014 (latest data
available) (678 thousand supported by goods exports and 273 thousand supported
by services exports). […..]
Die USA
sind natürlich eine ökonomische Supermacht.
Aber die
Exporte allein nach China und Mexico machen rund 450 Milliarden US-Dollar aus.
Man muß
so irre wie Trump sein, um zu glauben, die USA könnten so einen Handelseinbruch
unbeschadet überstehen.
Es geht
um gewaltige Warenströme.
Strafzölle
kann ein großes Land gegen ein kleines Land durchsetzen, welches keine anderen
Alternativen hat.
In China
gibt es inzwischen aber eine unfassbare Anzahl von 1,5 Millionen
Millionären, die extrem konsumfreudig sind.
Sie
kaufen vor allem Flugzeuge, Autos und Maschinen aller Art aus den USA.
Falls es
Herr Trump noch nicht weiß, so sollte ihm gesagt werden, daß derlei Produkte
auch in Europa hergestellt werden.
Zudem
drängt Trump die EU durch seinen TPP-Ausstieg, der ohnehin China ökonomisch
stärkt, in den asiatischen Raum.
Trump kann Europas
Chance sein
[….]
Beim
Handel zeigt Trump protektionistische Züge. So hat er ausländischen Unternehmen
wie etwa BMW, die ihre Produkte anderswo herstellen und in den USA verkaufen,
mit heftigen Strafzöllen gedroht. Ob er das wahrmacht, ist offen - zumal Europa
die Mittel hätte, hart zurückzuschlagen.
Eine Chance für Europa könnte
sich aber durch Trumps Isolationismus bieten. Kaum im Amt, hat Trump den
Ausstieg der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP beschlossen -
obwohl das zur Stärkung Chinas beitragen dürfte. Zudem deutet vieles darauf
hin, dass die rasant wachsende Mittelschicht Asiens die Nachfrage nach
hochwertigen Produkten steigern wird - und die kann Europa liefern.
Schon vergangenen
Freitag, drei Tage vor Trumps Entscheidung gegen TPP, schickte
EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström eine Einladung an Japans Außenminister
Fumio Kishida: Er solle noch vor dem Besuch von Premierminister Shinzo Abe im
März nach Brüssel kommen. Sie sei sicher, schrieb Malmström, dass man
"eine ehrgeizige Vereinbarung" erreichen könne. Der
FDP-Europaabgeordnete Michael Theurer will noch mehr. Wenn die EU ohnehin schon
mit Japan, Australien und Neuseeland über bilaterale Handelsverträge rede,
könne man auch gleich über "ein Arrangement mit dem gesamten
Pazifiknetzwerk" nachdenken, so Theurer. "Die EU sollte unbedingt
prüfen, ob sie nicht statt der USA als Partner bei TPP einsteigen kann." [….]
Ich kann
derzeit noch nicht die Wankelmütigkeit des neuen SPD-Kanzlerkandidaten
beurteilen.
Aber
sollte er etwas weniger hin und her schwanken als Gabriel, könnte sein massives
EU-Engagement womöglich dazu führen, daß Europa sich angesichts der Umtriebe in
London und Washington sammelt und ein Gegengewicht zu den isolationistischen
Angelsachsen bildet.
Dazu
müßte er allerdings mindestens Vizekanzler werden. Am besten Kanzler.
Um sich
das vorzustellen bedarf es mehr Optimismus, als ich aufbringen kann.
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