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Sonntag, 22. Januar 2017
Fakten sind auch nur Meinungen
Während
der Präsidentschaft Bill Clintons, die ökonomisch betrachtet zweifellos eine
der Erfolgreichsten in 100 Jahren war, begannen Trump-Fan Newt, der Molch, Gingrich
und die radikal nach rechts gerutschten Republikaner mit totaler Obstruktion.
Lieber
sollte die ganze Nation in den Abgrund gerissen werden, als den Demokraten den
geringsten Erfolg zu gönnen.
Seither
ist von der großen Spaltung der Amerikaner die Rede, die jeder antretende
Präsidentschaftskandidat zu überwinden verspricht.
Aus
unterschiedlichen Gründen (Koch-Lobbyismus, Irakkrieg, Teaparty, Obamas
Hautfarbe, etc) verschärfte sich diese Spaltung aber nur noch. Die Wortwahl ist
inzwischen reiner Euphemismus. Zwischen der sogenannten „Obama-Coalition“ und
den Trump-Anhängern herrscht blanker Hass.
Es
gibt dabei aber natürlich einen in unzähligen Memes dargestellten Unterschied:
Republikaner
hassten Obama, weil sie Rassisten sind und Demokraten verachten Trump, weil er
Rassist ist.
Es
ist unmöglich geworden sich noch zu verständigen, da man sich auf keine Gesprächsgrundlage
mehr einigen kann.
Ein
gutes Beispiel ist der hochemotionale Grundsatzstreit um die allgemeine
Krankenversicherung, die von der GOP seit sechs Jahren als dämonisches
Teufelszeug verdammt wird. Obamac-Care werde man als allererstes abschaffen
schwor seither jeder Republikaner, ohne daß auch nur ansatzweise eine Alternative
erdacht worden wäre.
Daß
es sich dabei nur um zwei Namen derselben Sache handelt, scheint niemand zu
wissen.
Wie
aber soll ein auf Kompromiss setzendes politisches System funktionieren, wenn
eine Hälfte des Volkes alles grundsätzlich ablehnt, weil es von der anderen
Seite vorgeschlagen wird?
Mittlerweile
bewegen sich auch in Deutschland knapp ein Viertel der Bürger ebenfalls nur
noch in ihren inzestuösen Informationsblasen, die sich längst von Fakten
entkoppelt haben.
Wie
aber kann es eine Gesprächsgrundlage geben, wenn man sich noch nicht einmal
darauf verständigen kann, was die Realität ist?
Wolfgang
Schweiger, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim,
sieht im Wochenendinterview der SZ schwarz:
SZ: […] Wie sollten Ihrer Meinung nach die klassischen Medien mit
offensichtlichen Falschmeldungen umgehen, zum Beispiel mit der
Breitbart-Nachricht, in Dortmund habe an Silvester ein islamistischer Mob
versucht, eine Kirche abzufackeln? Ignorieren oder dementieren?
Schweiger: Der klassische Journalismus muss sich mit diesen Themen beschäftigen.
Ansonsten driften die Agenden der breiten Öffentlichkeit und der
rechtsalternativen Welt noch weiter auseinander.
SZ: Und wie groß ist Ihre Hoffnung, dass man in dieser
verschwörungstheoretischen Welt wirklich jemanden überzeugt, dass in Dortmund
kein islamistischer Mob gewütet hat?
Schweiger: Wenn ich ehrlich bin: Gering. Diese Entwicklung gefährdet meiner
Meinung nach tatsächlich unsere Demokratie. Der politische Diskurs kann nur
funktionieren, wenn die Bürger informiert sind. Diese Informiertheit basiert
darauf, dass man halbwegs neutrale, wertungsfreie Informationen bekommt, auf
deren Basis man sich seine Meinung bildet. Wer sich aber auf Facebook
informiert, und das tun mittlerweile viele Menschen, findet dort in seinem
Newsfeed bunt gemischt: journalistische Nachrichten und Kommentare, rechte und
linke Meinungsmache, Unternehmens-PR, Markenwerbung. Zwischen diesen Angeboten
und Inhalten zu unterscheiden, fällt vielen Menschen zunehmend schwer. […]
Es
fehlt die verlässliche Hand, die Nachrichten verifiziert, bewertet, einordnet.
Mittlerweile kann online jeder ein professionell anmutendes Informationsangebot
erstellen. Und diese Produkte stehen gleichrangig mit klassischen
journalistischen Texten in einem Newsfeed oder in einer Trefferliste auf
Google. […]
Wie
soll es in Amerika eine auf der Realität basierende Diskussionskultur geben,
nachdem Donald Trump den Chef der rechtsradikalen Fakenews-Seite Breitbart erst
zum Wahlkampfmanager und dann zum Chefberater des Weißen Hauses macht?
Wie
soll es in Amerika eine auf der Realität basierende Diskussionskultur geben,
nachdem Donald Trump eine Erziehungsministerin aussucht, die schon bei ihrer Anhörung
lügt, daß sich die Balken biegen, die
öffentliche Schulen generell bekämpft, die Schusswaffen an Schulen wegen der Grizzlybären-Gefahr
für notwendig hält und selbst nicht einen einzigen fehlerfreien Satz
fertigbringt?
Die
DeVos-Familie spendete andererseits rund 200 Millionen Dollar an die
Republikanische Partei. Dafür springt in der käuflichen Trump-Welt natürlich
auch unabhängig von jeder Qualifikation ein Ministeramt heraus.
Ladies and gentleman, our next
secretary of "education," Betsy DeVos.
Ich sehe
Schwarz, und zwar dunkelschwarz, wenn ich die ersten zwei Trump-Tage betrachte.
Der Mann
schert sich immer noch kein bißchen um die Realität und beurteilt die gesamte
Welt extrem dünnhäutig nur danach, wer ihn bewundert und wer das
blasphemischerweise verweigert.
Trumps
Chefberaterin nennt es „alternative
Fakten“ – so ist das in Trumps Welt.
Objektivität
muß endlich subjektiv bewertet werden.
Ja, CNN
und viele andere factcheckten die Angaben der neuen US-Regierung. Natürlich war alles gelogen. So ist das nun
mal bei Trump.
Mit dem neuen
Leader of the free world gibt es nicht mehr nur Postfaktizismus, sondern neuerdings
auch Alternativfaktizismus.
Zu
behaupten, die Erde sei eine Scheibe, die vor 6.000 Jahren von Gott kreiert
wurde, ist nun also nicht nur keine Lüge mehr; ist auch nicht bloß eine „andere
Theorie“, sondern ein FAKT, nämlich ein alternativer Fakt.
[….]
Donald Trump ist ein Narzisst, das war
klar. Wie kränkbar der neue US-Präsident ist, verblüfft dann aber doch. Wie
sein Sprecher für ihn lügen muss, auch. Trumps erster Tag in Zitaten.
Die Betroffenen haben
ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit, sie verlangen nach übermäßiger
Bewunderung, sie idealisieren sich selbst und sind stark von Fantasien
grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz oder Schönheit eingenommen.
(Aus dem
"Deutschen Ärzteblatt"zum Thema "Narzisstische
Persönlichkeitsstörung").
US-Präsident Donald
Trump am Samstag vor CIA-Beamten:"Wir hatten ein Feld voller Leute, Sie
haben es gesehen, es war vollgepackt. Dann stehe ich heute Morgen auf, und ich
schalte einen Fernsehsender ein, und die zeigen - ein leeres Feld! Und ich
sagte: Moment mal - ich habe eine Rede gehalten! Ich habe hinausgeblickt und da
waren - es sah aus wie eine Million oder eineinhalb Millionen Menschen! Die
haben ein Feld gezeigt, wo praktisch niemand stand! Und sie haben gesagt
'Donald Trump hat nicht viele Leute angezogen!'"
Sie glauben von sich,
besonders und einzigartig zu sein und nur von anderen außergewöhnlichen oder
angesehenen Personen oder Institutionen verstanden zu werden oder nur mit
diesen verkehren zu können. Darüber hinaus zeigen sie ein offensives
Anspruchsdenken und erwarten, bevorzugt behandelt zu werden.
Trump: "Es hat
fast geregnet, der Regen hätte die Leute abschrecken sollen, aber Gott blickte
herab und sagte: 'Wir werden es doch nicht auf deine Rede regnen lassen!' Als
ich anfing, dachte ich noch: 'Oh nein', bei der ersten Zeile bekam ich ein paar
Tropfen ab ,und ich dachte noch 'ohh, schade, aber wir ziehen das einfach
durch'. Aber in Wahrheit hat es sofort wieder aufgehört, es war fantastisch.
Dann kam richtig die Sonne heraus. Und als ich abging, sofort, nachdem ich weg
war, fing es an zu gießen!"
[….]
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