Sonntag, 8. Januar 2017

Zickenkrieg

Viele Politkommentatoren sind furchtbar lieb, fühlen mit ihrer Kanzlerin mit.
Hat sie es nicht schwer?
Keiner mag ihre Flüchtlingspolitik, Seehofer randaliert sich verbal durch die oberbayerischen Köster, die AfD hetzt sich durch Ostdeutschland, international pinkeln ihr ErdoğanTrumpOrban ans Bein und die CDU-Basis reagiert auf die Vorsitzende ungefähr so euphorisch wie ein Eber auf die Kastrationszange.
Und in dieser schrecklichen Lage will Merkel nach 12 Jahren auch noch die nächste Legislatur durchmachen, um den ewigen Helmut zu überholen?

Und dann die traurigen Umfragen! Die AfD wird immer stärker, scheint nahezu sicher zweistellig in den Bundestag einzuziehen.
Wird am Ende Frau Merkel womöglich als CDU-Kanzlerkandidatin antreten, aber gar nicht Kanzlerin werden, weil der Wählerzuspruch zu schmal ausfällt?

Was ist, wenn im Herbst 2017 der freche Christian Lindner wieder stark wird, die AfD 15% bekommt und in der Union nur Horst Seehofer das Wahlurnen-Viagra in Koalitionsverhandlungen einbringen könnte.
Reicht es dann wirklich nicht? Hat die Kanzlerin eine Schmerzgrenze des Zumutbaren? Würde sie hinwerfen und damit einer Spahn-Petry-Koalition den Weg freimachen? Christian Lindner stünde als williger Stimmenboy sicher zur Verfügung.
Dann wäre Jens Spahn Kanzler einer Beust-2001-Koalition relaoded.

Ich halte dieses Szenario allerdings für höchst unwahrscheinlich.
Es macht die Rechnung ohne des Urnenpöbel-Wirt, der bekanntlich ein Merkel-Argument über alles andere stellt: „Sie kennen mich!“
So will es der deutsche Michel. Weiter so! Keine Experimente. Die Karawane zieht weiter. Es soll bleiben wie es ist. Never change a winning team.
Deutsche sind generell fantasielos und würden kackophile Kanaillen wie Trump nicht so leicht wählen. Dieser Hang zum Bestehenden und Bodenständigen kann also auch positiv sein. Aber in Deutschland heißt das bis auch wenige Ausnahmesituationen eben auch, daß man immer nur CDU wählt.
Kirche, Küche, Kanzlerin.

Außerdem gibt es neben den Argumenten, die aus Wählersicht für Merkel sprechen, enorme Probleme bei der Alternative.
Die Opposition ist in so einem beklagenswerten Zustand, daß die Kanzlerin im Kanzlerkandidatenduell auch vor laufender Kamera auf das Pult koten könnte – sie würde dennoch gewählt.

Sigmar Gabriel schaffte es mit seinem ewigen Zickzack-Kurs und den kontinuierlichen Tritten in die Magengrube der Parteibasis jetzt schon die SPD von den ohnehin katastrophal schlechten 25,7% bei der Bundestagswahl am 22.09.2013 auf gegenwärtig 20% in Umfragen herunter zu schrumpfen – und das bevor die CDU überhaupt den Wahlkampf begonnen hat, bei grandiosen Zahlen für Gabriels Ressort.

Auch die Linke schaffte es auf den schwachen 8,6% bei der Bundestagswahl trotz all des GroKo-Frusts zu verharren, weil Fraktionschefin Wagenknecht nicht nur die halbe Partei vor den Kopf schlägt, sondern auch öffentlich mit Frauke Petry schmust und auf AfD-Kurs geht.

Die Grünen sind die wohl größte Enttäuschung seit der Wahl von 2013.
Parteilautsprecher Boris Palmer versucht jeden Tag die CSU rechts zu überholen. Kretschmann, immerhin Inhaber des höchsten Amtes eines Grünen, lobpreist die CDU-Kanzlerin nicht nur, sondern betet nach eigenen Angaben täglich für sie.
Er könne sich keine bessere in diesem Job vorstellen, verkündete der BW-Obergrüne.
Von den Parteichefs Özdemir und Peter weiß man eigentlich nur, daß sie sich gegenseitig hassen wie die Pest. Inhaltlich sind sie beide seit über drei Jahren ein Totalausfall. Für keins der aktuellen Probleme gibt es auch nur den geringsten Hinweis eines grünen Konzepts.
Das einzige, das mir spontan zum Thema „Grüne aktuell“ einfällt, ist die Forderungen nach staatlich bezahlten Nutten für Behinderte.
Die Idee ist gar nicht mal schlecht, aber ob sich „staatliche Sexualassistenz für Pflegefälle“ als Wahlkampfschlager eignet und damit die CDU-Kanzlerin aus dem Amt gejagt wird, wage ich zu bezweifeln.
Bei den Grünen scheint es derzeit nur darum zu gehen dem Wahlvolk zu verdeutlichen, daß man mit der frommen Merkel-Freundin Katrin Göring-Kirchentag und ihrem bayerischen Co-Fraktionschef, dessen Namen man sich noch nicht mal merken muß; dieser Prof. Hastig mit dem Wischmopp auf der Birne; personell rein gar nichts zu bieten hat.

R2G muß noch nicht mal in einer Koalition streiten, um schon die Rösler-Gedächtnis-Plakette als „Gurkentruppe 2017“ zu tragen.

[….] Die Kanzlerin steht im Wahljahr 2017 unter großem Druck. Doch sie wird womöglich auch Stimmen von Bürgern bekommen, die sich früher eher die Hand abgehackt hätten, als ihr Kreuz bei der Union zu machen.
[….] Angela Merkel will 2017 noch einmal für vier Jahre Bundeskanzlerin werden. Sagt sie zumindest. Und wer will das sonst noch? Selbst in ihrer CDU haben sich viele nur in einer Mischung aus brüchiger Geschlossenheit und unterdrückter Verdrossenheit hinter Merkel gestellt. Das war's dann aber auch. Schon die nächsten Verwandten aus der CSU haben sich bisher nicht überwinden können, die Kanzlerin auch als ihre Kandidatin zu küren. [….] So stehen die Bundestagswahlen, Stand Jahresanfang 2017, unter der Überschrift: Alle gegen eine - aber jeder für sich. Das erste ist ein Problem für Merkel, das zweite ihr größter Vorteil. [….]  Die Union [führt] in den Umfragen mit großem und derzeit wieder wachsendem Vorsprung, [….] Ihre Flüchtlingspolitik hat Merkel bis ins linke Lager hinein Sympathien eingebracht. Ihre Popularität liegt noch immer deutlich über allen potenziellen Herausforderern. Vor allem SPD, Grüne und FDP müssen deshalb fürchten, in einer sich aufschaukelnden Auseinandersetzung zwischen Merkel-Befürwortern und Merkel-Hassern unterzugehen. [….]

Ich glaube, Merkel fürchtet R2G ebenso sehr wie eine Invasion der Klingonen.
Es wird eine konservative Mehrheit im nächsten Bundestag geben; also sortiert man sich schon mal im eigenen Lager.

[….] Beim Dreikönigstreffen hatte FDP-Chef Lindner die CDU scharf angegriffen - vor allem wegen ihrer Sicherheitspolitik. [….] CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat FDP-Chef Christian Lindner ein überhebliches Verhalten vorgeworfen, das ein erneutes Scheitern der Liberalen wie bei der Wahl 2013 provoziere. "Der Grund, warum die FDP damals aus dem Bundestag geflogen ist, war nicht die CDU, sondern sie selbst", sagte Tauber der "Bild am Sonntag". "Und mit seinem selbstherrlichen Auftreten tut Herr Lindner gerade alles dafür, dass sie es wieder nicht schafft. Dann wäre die FDP erledigt."
[….] Lindners Auftreten erinnere ihn an den stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, sagte Tauber in dem Zeitungsinterview weiter. "Er redet teilweise wie Herr Gauland von der AfD. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er statt eines abgewetzten Tweed-Sakkos einen überteuerten Maßanzug trägt." [….].

Sehr komfortabel, die Situation, sie ist für Merkel.
Selbst wenn es mit AfDP nicht zu einer eigenen konservativen Kanzlermehrheit im nächsten Bundestag reichen sollte, betteln schon SPD und Grüne, um mit ins Koalitionsbettchen zu hopsen.

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