Manchmal
geht ja ordentlich was schief im Leben eines Politikers. Natürlich ist auch
nicht alles planbar.
Man
denke an den armen François Hollande, der oft Pech mit dem Wetter hatte,
triefnass gefilmt wurde.
Je mehr
seine Umfragewerte sanken, desto mehr Spaß hatten die Journalisten daran ihn
wie einen begossenen Pudel abzulichten.
[….]
Kein französischer Staatschef wurde so
oft im Regen fotografiert wie François Hollande. Von seinem Amtsantritt im Mai
2012 bleibt das Bild eines frisch gewählten Präsidenten, der im offenen Wagen
über die Champs-Elysées fährt – im nassen Anzug und mit beschlagener Brille.
Solche Szenen haben sich inzwischen unzählige Male wiederholt, das Fotoalbum
der Legislaturperiode ist voll mit Regenbildern. Im Pariser Politbetrieb
amüsiert man sich schon lange darüber, und auch Hollande versucht, es mit Humor
zu nehmen. [….]
Der Mann
konnte einem leidtun, weil die Regenbilder eine perfide Methode waren ihn immer
mehr der Lächerlichkeit preiszugeben.
Andererseits
war er französischer Präsident und damit Inhaber eines sehr mächtigen Amtes,
das er einfach nicht zu nutzen wußte. Er konnte seine Politik nicht durchsetzen
und blieb auf völlig unerklärliche Weise blass und ratlos.
Bei
einem erfolgreichen Präsidenten hätte die schreibende Zunft schnell die Lust
verloren ihn immer wieder klatschnass zu zeigen.
Zuletzt
schien Mrs. May geradezu vom Pech verfolgt. Ihre Minister debakulieren bei jeder
Gelegenheit, für ihre Brexit-Vorstellungen wird sie in Europa ausgelacht und nun
sägt auch noch ihre eigene Partei an ihrem Stuhl. Beim Parteitag wollte sie
sich mit einer großen Rede stärken, aber dann ging alles schief.
[….] Die Rede der britischen Premierministerin
May auf dem Tory-Parteitag verlief katastrophal. [….]
Ein Komiker hat die
Rede der britischen Regierungschefin Theresa May beim Parteitag der
Konservativen in Manchester unterbrochen. Der Mann überreichte May während
ihrer Ansprache am Mittwoch ein P45-Formular, das in Großbritannien üblicherweise
bei einer Entlassung ausgehändigt wird. Er wurde von Sicherheitsleuten aus dem
Saal geführt.
May, die während der
Rede immer wieder mit einer trockenen Kehle zu kämpfen hatte und der mitunter
die Stimme versagte, ignorierte den Zwischenfall weitgehend. [….] Die kurze Unterbrechung war nicht der einzige kuriose Vorfall bei den
Tories während Mays Rede. Hinter der Premierministerin bildeten Buchstaben an
der Wand den Slogan der Partei "Building a country that works for
everyone" (deutsch: "Ein Land aufbauen, das für jeden
funktioniert"). Kurz vor dem Ende von Mays Rede fielen mehrere dieser
Buchstaben zu Boden. [….]
Man möchte
die arme Frau bemitleiden.
Allerdings
ist sie keine unschuldige vom Pech Verfolgte, sondern die vermutlich schlechteste Premierministerin aller Zeiten.
Sie fügt
ihrem Land schweren Schaden zu, belügt ihr Volk, verhält sich unsolidarisch und
verantwortungslos gegenüber dem Rest Europas und ist zudem auch noch von
persönlicher Machtgier zerfressen. Ihre Entscheidung den Brexit-Prozess über
Monate zu blockieren, weil sie ohne Not Neuwahlen ansetze, war sicherlich ein
Meisterwerk der Morialogie. Ihre Partei verfügte über eine absolute Mehrheit, die
May in völliger Verkennung der Realität
durch die vorgezogenen Wahlen verspielte, so daß sie nun in einer Koalition mit
Ultrarechten regieren muss.
Mitleid empfinde
ich langsam auch mit Martin Schulz.
Der Pech-Magnet versemmelte erst vier Wahlen in Folge und nun
schießen sich die alten Parteigrößen Franz Müntefering, Gerd Schröder und Klaus von Dohnanyi auf ihn ein.
In den sozialen
Netzwerken steht die SPD-Basis noch zu ihrem Vorsitzenden; Nörgler (wie ich) werden weggebissen.
Natürlich
verstehe ich die Frustration und den Trotz der Parteimitglieder. Man glaubt (zu
Recht), daß Merkel und Lindner den Sieg nicht verdient haben, weil sie keine
Inhalte transportierten.
Da
freute man sich an Schulz in der Elefantenrunde, als er der geschockten
Kanzlerin entgegenwarf, daß sie zukünftig nur noch Widerstand aus der SPD
erwarten können. Von uns gibt es nicht noch mal die fehlenden Stimmen zur
Kanzlermehrheit. Ätschi.
Je mehr
das Ergebnis der Bundestagswahl aber sackt, desto klarer werden die enormen
Versäumnisse des SPD-Chefs.
Der
Wahlkampf war unprofessionell, thematisch arm und Schulz war nicht willens oder
nicht fähig die Diskussion zu bestimmen.
Der
Würselener Seeheimer tut mir inzwischen auch schon Leid, weil sich erwartungsgemäß
langsam auch die Journaille gegen ihn wendet.
[….] Der
Rückhalt in der Partei für den als Kanzlerkandidaten krachend gescheiterten
Vorsitzenden bröckelt. Schon vergangene Woche mehrten sich die Zweifel, ob
Schulz der Richtige für die versprochene Erneuerung der Partei ist – oder ob er
nicht besser beim Parteitag im Dezember den Weg freimacht.
Jetzt nimmt das
interne Gemurre zu, weil Schulz ungeahnt peinliche Einblicke in seinen
Wahlkampf erlaubt hat: Eine "Spiegel"-Reportage belegt, dass Schulz
schon seit Juli die Bundestagswahl verloren gegeben hatte und von großen
Selbstzweifeln geplagt war. Der Text ist ein Dokument der Hoffnungslosigkeit,
aber auch eines bizarren Wahlkampf-Theaters, mit dem der Kandidat die eigenen
Anhänger täuschte.
[….]
Immer wieder äußert Schulz Wut und
Selbstzweifel, weil die Umfragewerte für die SPD weiterhin sinken. Wenige Tage
nach dem TV-Duell Anfang September sagt er im kleinen Kreis: "Ich muss
jeden Tag erklären, dass ich Kanzler werden will, und jeder weiß: Der wird
niemals Kanzler. Die Leute finden mich peinlich. Die lachen doch über
mich." Nicht nur auf den Marktplätzen erzählte Schulz etwas anderes, auch
bei SPD-Funktionären nährte er Illusionen. [….] Insgesamt liegt jetzt ein schonungsloses Protokoll von monatelanger
Ratlosigkeit, Unprofessionalität und Wehleidigkeit vor. Schulz mag nun
menschlicher erscheinen, aber er hat rapide an Autorität verloren. [….]
Die
Selbstzweifel und Sensibilität machen ihn sympathisch.
Aber
können wir uns einen Parteichef leisten, der einem Leid tut, weil er nach all
der Wahlkampfschufterei nun auch noch um sein höchstes Parteiamt kämpfen muß?
Kann ein Aufbruch gelingen mit einem Chef, der generell mit Begriffen wie „Niederlage“, „Absturz“ und „freier Fall“ konnotiert wird?
Kann ein Aufbruch gelingen mit einem Chef, der generell mit Begriffen wie „Niederlage“, „Absturz“ und „freier Fall“ konnotiert wird?
Es ist
nicht falsch, wenn Schulz nach seiner Mega-Niederlage Gabriel und Nahles eine Mitschuld zuweist,
weil diese in den letzten Jahren zu viel versäumt hätten.
Aber es
wirkt schon sehr verzweifelt, wenn der Kandidat und Parteichef es nun nötig hat
mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Schulz,
der arme kleine Mann, der ein Opfer der Umstände wurde und jammerig auf Tu
quoque und weiter so setzt?
Mitleid
ist eine sehr wichtige menschliche Eigenschaft. Die dafür notwendigen Spiegelneuronen
ermöglichen erst friedliches Zusammenleben.
Aber in
der Politik sind leider breite Rücken gefragt. Ein bemitleidenswerter
Parteichef wird wohl nie als kanzlertauglich gelten.
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