Manche
dubiosen Verschwörungstheoretiker-Plattformen klingen genauso unseriös wie sie
sind.
„Netzfrauen“,
„Info Wars“, „Russia Today“, „Philosophia Perennis“ oder „Politically Incorrect“
sollten jeden sofort abschrecken, selbst wenn man noch gar nicht weiß, wer
dahinter steckt.
Ein sehr
schlechtes Zeichen ist es, wenn diese der Realität völlig Entrückten nur von
Ihresgleichen zehren.
Der
rechtsradikal-klerikal-islamophobe Hassblogger David Berger verbreitet
beispielsweise über seine PP-Plattform weiterhin die Lüge,
daß Las-Vegas-Attentäter Stephen Paddock
ein Fall von „Allahu-Akbar-Terror“ wäre und im Auftrag des IS gehandelt habe.
Der Urinduscher belegt das dreifach seriös, indem er sich
Der Urinduscher belegt das dreifach seriös, indem er sich
1.) Auf den ehrlichste Präsidenten der
Welt, nämlich Trump,
2.) Dessen angeblichen Ex-Berater James
Brower, den außer Berger keiner kennt und
3.) Einen Tweet von Alex Jones‘ „Infowars“-Mitarbeiter
Paul Joseph Watson
bezieht.
Die
lächerliche Auflistung bekommt das endgültige Trottelzertifikat aber auch durch
die Verwendung der klassischen Pegioten-Trigger-Begriffe wie „Nannymedien“ und „Allahu-Akbar-Terror“
in Kombination mit Rechtschreibfehlern „IS-Propaganvideo“.
[….]
„Die Krampfhaftigkeit, mit der Sicherheitsbehörden und Nannymedien
jeden Zusammenhang des LasVegas-Massenmörders mit der Isis zurückwiesen, die
Aggressivität, mit der deutsche Journalisten auf die bloße Bekanntmachung der
IS-Stellungnahme zu Las Vegas reagierten, war bereits höchst auffällig.
Nun kommen sie in besondere
Bedrängnis. James Brower, einer von Donald Trumps bekanntesten „Campaign
Officials“ hat in mehreren Tweets der vergangenen Nacht behauptet, dass Paddock
kurz vor dem Massaker ein Video aufgenommen hat, in dem er sich zum
„Islamischen Staat“ bekennt.
Zu den Informationen aus
Sicherheitskreisen ließ er wissen: „Ich habe erfahren, dass das Video
grundsätzlich von einem Netzwerk spricht, man wollte mir nicht direkt sagen, ob
es ISIS war, aber sie gaben kleine Hinweise darauf, dass es IS war“, sagte
Brower zu dem Portal „Infowars„. [….]
Das sind
die einfachen Fälle.
Das sind
offensichtlich keine glaubhaften „Informationen“.
Schwieriger
ist es bei Unsinns-Verbreitern wie „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“.
Der Name
klingt zunächst einmal seriös. Dennoch ist „DWN“ eine Verschwörungstheoretiker-Plattform.
Grundsätzlich
seriös wirken Magazine der großen Verlage, die über alle Kanäle verbreitet
werden.
Der Focus aus dem Hause Burda kommt als gedrucktes Heft mit einer Auflage von 440.000 Exemplaren, Focus TV auf SAT1 und natürlich Focus-online.
Der Focus aus dem Hause Burda kommt als gedrucktes Heft mit einer Auflage von 440.000 Exemplaren, Focus TV auf SAT1 und natürlich Focus-online.
Auch
Sozialdemokraten, Linke und Grüne verbreiten guten Gewissens Focus-News über die sozialen Medien.
Aber
Achtung, der Herausgeber und Gründungschefredakteur Helmut Markwort geht für
seine rechtskonservative Weltsicht weit über die Fakten hinaus, verbreitete
immer wieder Falschmeldungen. Schon vor 22 Jahren wurde er dafür von Roger Willemsen böse auseinandergenommen.
Besser
geworden ist es nicht; so verbreitete Markwort in seiner eigenen Talkshow im
Mai 2016 Gabriel werde in wenigen Tagen zurücktreten, damit Olaf Scholz neuer
SPD-Vorsitzender werden könne, er wisse das aus sicherer Quelle.
Blanker
Unsinn, wie wir heute wissen.
Der Focus recherchiert nicht sauber. Focus-Online geht noch einen
Schritt weiter und verbreitet nicht nur unseriöse Artikel, sondern verbindet
das mit einer dezidiert ausländerfeindlichen Grundstimmung.
Im
Herbst 2015 steigerte Focus Online seine Präsenz in auf Facebook und Twitter so
sehr, daß sogar BILD-Online überholt wurde, indem fast nur noch
flüchtlingskritische Berichte verbreitet wurden.
Rechte
klassische Medien kann und soll man aber auch konsumieren, wenn man weiß welche
Absicht dahinter steckt.
Das
größte Problem stellen Quellen dar, die als unabhängig, wissenschaftlich und
sehr seriös daherkommen.
Sehr lange
wurden die Analysen der Initiative Neue
Soziale Marktwirtschaft (INSM) als Stimme der Vernunft von allen Medien
verbreitet.
INSM-Propaganda
trug maßgeblich zur Kanzlerschaft Merkels bei, indem Anfang der 2000er Jahre
systematisch von SPIEGEL bis FAZ auf RotGrün geschossen wurde.
Damals
war noch nicht allgemein bekannt, daß die INSM eine vom Arbeitgeberverband
Gesamtmetall finanzierte schwarz-gelbe Lobbyvereinigung ist, die sich von Michel
Glos, Edmund Stoiber, Lothar Späth, Wolfgang Clement, Paul Kirchhoff, Martin
Kannegießer, Arnulf Baring, Roland Berger und Co vertreten ließ/läßt.
[….]
Die Initiative Neue Soziale
Marktwirtschaft (INSM) ist eine marktliberale Lobby-Organisation, die von den
Unternehmerverbänden der Metall- und Elektroindustrie (Gesamtmetall) finanziert
wird. Sie will u.a. erreichen, dass der Arbeitsmarkt und das Bildungswesen
stärker an den Bedürfnissen von Unternehmen ausgerichtet werden.
Das operative Geschäft
wird von der INSM GmbH betrieben, deren Alleingesellschafter das Institut der
deutschen Wirtschaft ist. Die INSM verfügt 2017 über einen Jahresetat von
sieben Millionen Euro, die von Gesamtmetall zur Verfügung gestellt werden. [….]
Noch
weniger kritisch wird bis heute die FDP-Lobbyorganisation „Bund der
Steuerzahler“ (BdSt) gesehen.
Stellt
der Verein ein neues „Schwarzbuch der Steuerverschwendung“ vor, verbreiten fast
alle Medien diese Informationen, als handele es sich um streng
wissenschaftliche Erkenntnisse.
[….]
Der Bund der Steuerzahler Deutschland
e.V. ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, welcher als Lobbyakteur
in der Verbändeliste des Deutschen Bundestages registriert ist und als
Vereinszweck Steuersenkungen, den Abbau von Bürokratie und Staatsverschuldung
sowie eine sparsame Verwendung von Steuergeldern angibt.
Der Bund der
Steuerzahler Deutschland e.V. wurde 1949 u.a. von dem Finanzwissenschaftler
Karl Bräuer gegründet. Der Gründung des Vereins auf Bundesebene war die
Gründung von Landesverbänden in den drei westlichen Besatzungszonen
vorausgegangen. Die Lobbytätigkeit des BdSt ist auf eine Beeinflussung der
Fiskal- und Wirtschaftspolitik im Sinne des Neoliberalismus gerichtet. Heute
ist der BdSt eine der größten Steuerlobbyorganisationen der Welt. [….]
Bevor
man sich also alljährlich über die schlimmen Steuerverschwendungen rotgrüner
Politiker empört, sollte man die Fälle genau prüfen und sich bewußt sein, mit
welcher Absicht das „Schwarzbuch“ erstellt wird.
Besonders
hohe Wellen schlägt heute die BdSt-Kritik am Hamburger „Goldhaus“ auf
der Veddel.
Dabei
handelt es sich um ein meiner Meinung nach großartiges Projekt, das für
vergleichsweise sehr wenig Geld enorme Aufmerksamkeit auf einen multikulturellen,
sehr armen, aber auch bei seinen Bewohnern beliebten Hamburger Stadtteil lenkt.
Zudem
handelt es sich um Kunst.
Der
Staat soll und muss Kultur fördern. Was genau Kunst ist und wieviel sie kosten
darf ist grundsätzlich nicht zu definieren. Das ist ja gerade das Wesen der
Kunst, daß sie „überflüssig“ ist und uns auf nicht materielle Weise erquickt.
Zum
Glück habe ich immer noch mein MoPo-Abo. Gelegentlich kommt es vor, daß die
kleine, unwichtige Regionalzeitung mal einen richtig guten Kommentar schreibt,
den ich gern auch bei den großen überregionalen Medien lesen würde.
Heute
wird dort die eigentliche Tätigkeit des BdSt beschrieben: Sich wichtigmachen
und populistisch Politikerbashing betreiben
[….] Na klar, wird wieder auf dem goldenen Haus rumgehackt. So, als wäre der
BdSt berufen zu entscheiden, was Kunst ist, was nicht.
Der BdSt hat keinen öffentlichen
Auftrag. Er verfolgt nicht einmal die
Interessen der Mehrheit der Steuerzahler. Im Gegenteil. Im Grunde
ist er eine „Tarnorganisation, die knallharte neoliberale
Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit im Interesse von mittelständischen Unternehmen
und besser Verdienenden betreibt“, so der Publizist Wolfgang Lieb.
Der BdSt spielt gerne den Saubermann. Und
reagiert empfindlich, wird er an seine Vergangenheit erinnert. Etwa daran, was
für dubiose Geschäfte er einst mit der Hamburg-Mannheimer (später Ergo) machte.
Die komplette Mitgliederwerbung des BdSt wurde jahrzehntelang von getarnten
Versicherungsvertretern durchgeführt. Als Gegenleistung durften Ergo-Leute
BdSt-Mitglieder in Versicherungsfragen „beraten“… Ja, da ging’ s um richtig
viel Kohle. Doch davon steht nix im Schwarzbuch. [….]
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