Donnerstag, 19. Oktober 2017

Psychoanalytischer Ansatz

Manche Politiker sind mit wenigen Worten gut zu charakterisieren.
Guido Westerwelle zum Beispiel chargierte immer nur zwischen „beleidigt sein“ und „beleidigen.“
Er hasste es als intellektuelles Leichtgewicht, als politischer „Leichtmatrose“ betrachtet zu werden und werkelte daher verbissen daran endlich ein so hohes und angesehenes Amt zu bekommen, daß man ihn ernst nehmen müsse.
Als er es 2009 endlich geschafft hatte, als er endlich Genugtuung für all die Demütigungen erfuhr, die er sein Leben lang erfahren hatte, konnte er es nicht fassen, weiterhin nicht ernst genommen zu werden.
Vizekanzler und Außenminister, verdammt noch mal, sollten doch reichen, damit die Leute endlich ehrfürchtig zu ihm aufblicken. Sogar Joschka Fischer, dieser ungewaschene Linke wurde doch international anerkannt mit diesen Ämtern.
Westerwelle verstand einfach nicht, daß ein Amt auch ausgefüllt werden muss.
Indem er immer verzweifelter auf den Respekt pochte, den man ihm entgegen zu bringen hätte, wurde er nun noch lächerlicher und weniger akzeptiert.
Wer zeternd und mit dem Fuß aufstampfend tönt „Ich bin hier nicht als Tourist in kurzen Hosen unterwegs, sondern als deutscher Außenminister. Das, was ich sage, zählt!“ oder "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Sache regelt, und das bin ich!“, beweist wie grundsätzlich er seinen Job missversteht.
Westerwelle hätte wesentlich früher in eine Verhaltenstherapie gehen müssen und seine Unsicherheiten, die er als unbeliebter Schüler, schlechter Student, pickeliger Teenager und schwuler Konservativer zu verarbeiten, statt zu versuchen sie mit Titeln zu kompensieren.

Donald Trump läßt sich auch mit wenigen charakterisierenden Verben beschreiben. Lügen und prahlen und sich selbst bemitleiden.
Fast jedes Nachrichtenstück in den internationalen Newssendern über den US-Präsidenten beginnt mit „Trump bragging about…“.


Ganz offensichtlich muss Trump zwanghaft einen tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplex überkompensieren, indem er sich ununterbrochen selbst in den höchsten Tönen lobt.
Täglich prahlt er auf’s Neue, der Reichste, der Klügste, der Gesündeste, der Beste zu sein.


Auch wenn sich seine Behauptungen leicht widerlegen lassen prahlt er unverdrossen weiter.

[…..] Trump Brags of His High IQ and Being “First in My Class”…So We Checked The Dean’s List […..] “Donald Trump was the dumbest goddamn student I ever had.”  Those are the words of the late Wharton professor William T. Kelley, who had Trump in class. […..]
Trump has long touted his being at the top of his class – which has been disproven – and just recently touted how high IQ is by challenging the Secretary of State of the United States to an I.Q. contest after he was called a “moron” – or a “fucking moron” as reported by Slate.
[…..] 1968 Wharton graduate Louis Calomaris recalled that “Don … was loath to really study much.”   Calomaris said Trump would come to study groups unprepared and did not “seem to care about being prepared.” […..]

Trumps Komplexe wurden mutmaßlich schon von seinem sehr dominanten und erfolgreichen Millionärsvater initiiert.
Donald Trump traute sich offensichtlich nicht geschäftlich eigene Wege zu gehen, sondern blieb in der Branche, die sein Vater so gut beherrschte.
Er wurde zwar sehr reich, aber das passierte zu einer Zeit und einem Markt, in dem auch ein Schimpanse Milliardär geworden wäre, wie seine viel clevereren Mit-Milliardäre nicht müde werden zu betonen.
Selbst bei Projekten, die gemeinhin als Lizenz zum Gelddrucken gelten – Spielcasinos – ging Trump mehrfach Pleite.

Schlimmer noch war aber, daß er mit all seinen Millionen und dem gewaltigen Trump-Tower nie in der New Yorker High-Society anerkannt wurde, weil er so ein ungebildeter Prolet mit schlechtem Geschmack und völlig ohne Manieren ist.
Andere Superreiche sind hochgebildet oder Kunst-Liebhaber. Oder sie sind als Wohltäter bekannt, finanzieren Krankenhausflügel und Anbauten für Museen.
Die „Gute Gesellschaft“ der Weltstadt New York ließ es Trump offensichtlich immer spüren, daß er nie zu ihnen gehören wird. Und je verzweifelter er es versuchte, desto unmöglicher machte er sich.
So verbindet ihn schon lange eine intensive Hassliebe mit der New York Times, die ihn eben auch nicht als Wohltäter lobt. Dafür verachtet Trump die NYT, beschimpft und bepöbelt sie. Aber er reißt sich gleichzeitig auch ein Bein aus, um doch endlich mal von der NYT gelobt zu werden. Legendär sind seine Anrufe mit verstellter Stimme in der Redaktion, bei denen er sich als sein eigener Assistent ausgab, um Trump-Geschichten ins Blatt zu bekommen.

[….]    Es gibt kaum eine andere Journalistin zurzeit, die Donald Trump näher ist als sie: Maggie Haberman, 43, New York Times-Korrespondentin im Weißen Haus. Sie gilt als Trumps "Lieblingsfeindin", sie wurde von ihm schon als "drittklassige Reporterin" bezeichnet und dennoch scheint er großen Respekt vor ihr zu haben. Denn er gewährt ihr lange Gespräche. […..] "Sie ist geradezu pathologisch ehrlich, total unbestechlich und erst auf den zweiten Blick sympathisch", sagte über sie ihr New-York-Times-Kollege Glenn Thrush, mit dem sie viele Artikel schrieb. Donald Trump traf sich mit Haberman im Jahr 2015, weil er wollte, dass sie als Erste über die Neuigkeit seiner Kandidatur berichtete. Er schenkte ihr einen sogenannten Scoop, den Knüller, von dem viele Journalisten träumen. Haberman aber sagte ab, weil sie nicht sein "Steigbügelhalter" sein wollte. Seit dem verbindet Trump mit ihr, wie sie selbst beschreibt, eine Hassliebe.
"Er kennt mich, er weiß, wie ich arbeite und er mag natürlich die New York Times", sagte Haberman neulich dem New Yorker. Sein ganzes Leben lang habe er damit gerungen, nicht ernst genommen zu werden, er sei aus Queens nach Manhattan gekommen, habe sich mit dem Trump-Tower einen Palast gebaut, und alles versucht, um von der Elite New Yorks ernst genommen zu werden. "Kein Wunder, dass er viele Sätze mit den Worten beginnt: Wir werden belächelt. Amerika wird belächelt. China belächelt uns." Es sei sein Lebensthema. Deshalb sei er von der New York Times so fasziniert. Seit Jahren durchsuche er die Zeitung nach seinem Namen. "Für Trump war eine Erwähnung in der Times immer eine Bestätigung, oben angekommen zu sein."  [….]

Exzessives Prahlen und Selbstlob wird nicht wirklich anerkannt in den besten Kreisen.


Zu augenfällig ist der Gegensatz.
Trump behauptet „the best words“ zu haben und „very highly educated“ zu sein; beweist aber jeden Tag das diametrale Gegenteil mit seinem primitiven Vokabular und den frappierenden Wissenslücken.

Zudem blamiert sich Trump ausgerechnet in New York, einer der Weltstädte von Mode und Kunst, mit grotesk schlechtem Geschmack.
Seine Anzüge sitzen schlecht, seine Frisur ist ein Witz und wenn er die Kameras in sein Apartment lässt, um mit dem vielen Gold zu prahlen, verschlägt es den Kunstsinnigen die Sprache darüber wie man mit so viel Geld stilistisch so daneben liegen kann.


so beweist man keine "Klasse", sondern bloß Geld zu haben.

 
Und nun, endlich ist es erreicht, Trump hat das wichtigste Amt der Welt erklommen. Nun sollte man ihn endlich respektieren. Seiner tiefen Sehnsucht danach endlich von allen anderen auch als so fabelhaft angesehen zu werden, wie er sich selbst sieht, steht aber ein Mann entgegen.
Barack Obama. Der Mann, der all das mitbringt, was sich Trump trotz all seiner Milliarden nicht kaufen kann: Klasse.

 “You cannot buy, no matter how much money you have, billions of dollars–you can’t buy class. President Obama, whatever you think of his politics, is a very classy man. He’s a smart man. He’s one of the kindest people you ever want to meet, he and his wife are.  I’m not talking about politics. Having met them and knowing them–you can’t teach that. That’s something you cannot teach, and I think that’s something the President is jealous about. He doesn’t have those qualities, even with all the money in the world…”

Das muss einen Rassisten wie Trump wirklich schmerzen, daß ausgerechnet „der Neger“ in jeder Hinsicht der charakterliche, menschliche und optische Gegenentwurf zu Trump ist: Schlank, feingliedrig, perfekte Manieren, Bilderbuchehe, treu, hochgebildet, belesen, informiert, witzig, modern, weltweit anerkannt.
Im direkten Vergleich der beiden Präsidenten ist Trump ganz abgesehen von der Politik auch noch vulgärer, dicker, proletiger, häßlicher, geschmackloser und primitiver.
Dadurch wird Trumps obsessive Gefallsucht noch angestachelt. Er scheint nur noch zwischen zwei Polen zu schwingen – einerseits lobt er sich selbst in den Himmel und andererseits zwingt ihn der „Klassenvergleich“ mit Obama, den er nur verlieren kann, dazu alles was mit Obama zusammenhängt manisch zu zerstören.
Sein tiefsitzender Minderwertigkeitskomplex lässt ihn an seinem Vorgänger verzweifeln. Und Verzweiflung äußert sich bei einem so unreflektierten und miesen Charakter wie Trump in Aggression und Bösartigkeit.

[…..] Trump, Chieftain of Spite
It must be cold and miserable standing in the shadow of someone greater and smarter, more loved and more admired. It must be infuriating to have risen on the wings of your derision of that person’s every decision, and even his very existence, and yet not be able to measure up — in either stratagem or efficacy — when you sit where that person once sat.
This is the existence of Donald Trump in the wake of President Barack Obama. Trump can’t hold a candle to Obama, so he’s taking a tiki torch to Obama’s legacy. Trump can’t get his bad ideas through Congress, but he can use the power of the presidency to sabotage or even sink Obama’s signature deeds.
In fact, if there is a defining feature of Trump as “president,” it is that he is in all ways the anti-Obama — not only on policy but also on matters of propriety and polish. While Obama was erudite, Trump is ignorant. Obama was civil, Trump is churlish. Obama was tactful, Trump is tacky.
There is a thing present in Obama and absent from Trump that no amount of money or power can alter: a sense of elegant intellectualism and taste.
The example Obama set makes the big man with the big mouth look smaller by the day. But I believe that this nonadjustable imbalance is part of what has always fueled Trump’s rage against Obama. Trump, who sees character as just another malleable thing that can be marketed and made salable, chafes at the black man who operated above the coarseness of commercial interests and whose character appeared unassailable.
America — even many of the people who were staunch opponents of Obama’s policies — admired and even adored the sense of honor and decency he brought to the office. Trump, on the other hand, is historically unpopular, and not just in America. As The Pew Research Center pointed out in June: “Trump and many of his key policies are broadly unpopular around the globe, and ratings for the U.S. have declined steeply in many nations.” Trump is reviled around the globe and America’s reputation is going down with its captain.
All of this feeds Trump’s consuming obsession with undoing everything Obama did. It is his personal crusade, but he also carries the flag for the millions of Americans — mostly all Republicans — who were reflexively repulsed by Obama and the coalition that elected him.
Trump has done nearly everything in his power to roll back Obama’s policies, but none are as tempting a target as the one named after him: Obamacare. [….]

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