Daniel Küblböck hat Deine Idee geklaut, sagte ich ihm in gespielter Empörung.
Wie alle
vernünftigen Menschen haben wir beide schon oft darüber gesprochen, wie man
sich sicher, human, schnell und rücksichtsvoll selbst aus dem Leben nehmen
kann.
Schließlich
ist eins sicher: Wir werden alle sterben und bei den wenigstens Menschen
geschieht das auf eine ideale Weise.
Der medizinische Fortschritt bringt es mit
sich, daß wir eben nicht mehr so leicht sterben. Krebs, Herzinfarkte, Lungenentzündungen,
Embolien – all diese Methoden, die sich der liebe Gott ausdachte, um uns bis vor
wenigen Jahrzehnten unkompliziert ins Jenseits abzuberufen funktionieren nur
noch bedingt. Oft überlebt man, unterzieht sich ausgeklügelten Therapien und
muss sich womöglich noch Jahrzehnte quälen nach einem Krankheitsereignis, das
einen vor 100 Jahren locker erledigt hätte.
Theologen,
strenggläubige und sonstige irre Fromme wie der gestern bei Anne Will debakulierende Ex-EKD-Chef Lügen-Bischof Huber finden Gefallen am
endlosen Leiden, möchten das Leben möglichst in die Länge ziehen und Jahre in
Krankenhäusern an Schläuchen angeschlossen leben.
Wer kein
fanatischer Religiot ist, handelt vernünftig und rational, wenn er sich
frühzeitig Alternativen ausdenkt um selbstbestimmt sein Leben zu beenden, bevor
es ganz unerträglich wird.
Eine
Schwierigkeit ist offenbar der richtige Zeitpunkt. Man darf nicht so lange
warten, bis man sich nicht mehr selbst helfen kann, weil man schon zu wirr, zu
schwach oder zu abhängig geworden ist.
Man muss
zur Tat schreiten bevor es zu spät ist und da liegt der Hase im Pfeffer; die
wenigstens mögen sich selbst umbringen, wenn es ihnen noch gut geht.
Aber
nehmen wir mal an, man wäre entschlossen genug, um so ein Vorhaben umzusetzen.
Nur wie?
Ganz einfach ist das nicht, weil die sicheren Methoden verrückterweise vom
Staat kriminalisiert werden. Mitleid und Hilfe aus der Politik gibt es nicht;
im Gegenteil, eine ganz große Allparteienkoalition verhindert humane und
eigenverantwortliche Lösungen. Jens Spahn setzt sich sogar über
höchstrichterliche Entscheidungen hinweg und verweigert Menschen in absoluter und brutaler Not das rettende Pentobarbital.
höchstrichterliche Entscheidungen hinweg und verweigert Menschen in absoluter und brutaler Not das rettende Pentobarbital.
Spahn handelt in diesen Fällen extrem grausam und ich schreibe lieber nicht auf,
was ich ihm dafür wünsche.
Was kann
Otto Normal Suizider also tun? Die Menschen greifen zu dem was sie haben. Apotheker
greifen zu Medikamenten. Soldaten töten sich vorzugsweise mit ihren eigenen
Waffen. Allein 20 Selbstmorde gibt es jeden Tag unter ehemaligen
US-Soldaten.
Ich habe
aber weder Waffen noch tödliche Medikamente.
So viele
sichere Methode gibt es nicht zu sterben. Schon gar nicht, wenn man wie ich
rücksichtsvoll veranlagt ist und daran denkt niemanden zuzumuten die
Schweinerei weg zu machen, wenn man beispielsweise vom Hochhaus springt, oder
vor die U-Bahn hüpft.
Schiffsfahrt
Nordatlantik, möglichst im Winter und dann nachts über Bord hat hingegen sehr
viele Vorteile.
Bei den
Wassertemperaturen lebt man nur noch wenige Minuten, wird vermutlich schnell
betäubt. Und selbst die wenigen Minuten bleiben einem womöglich beim Aufprall
auf die Wasseroberfläche erspart.
Vielleicht
gelingt es einem sogar sich in Richtung der Azipods des Schiffs zu werfen; die zerhacken
einen Körper in Sekunden.
Idealerweise
springt man nachts ab, wenn niemand zusieht und hinterlässt einen eindeutigen
Brief in der Kabine, damit nicht erst lange gesucht werden muss.
Anderenfalls
muss der Kapitän das Williamson-Manöver befehlen.
1.
Ruder hart über (bei Mann über Bord zum Opfer hin)
2.
nach 60° Kursänderung: Ruder hart über auf
Gegenseite
3.
20° vor Gegenkurs: Ruder mitschiffs.
Aber bei
einem großen Schiff dauert es eine halbe Stunde bis man wieder an dem Punkt
ist, an dem gekübelböckt wurde. Also ist derjenige längst tot und kann auch
nicht mehr gefunden werden.
Das ist
doch eine sehr soziale und rücksichtsvolle Methode. Niemand muss aufräumen,
keiner muss Blutlachen wegwischen und den Angehörigen werden teure Beerdigungskosten.
Einäscherungen und ähnliches erspart.
Hygienisch,
sicher, sauber.
Unverständlich
ist mir das Gejammere in den sozialen Netzwerken.
Wie oft
ich in den letzten 24 Stunden das Wort „tragisch“ gelesen habe!
Dabei
ist der Tod die natürlichste Sache der Welt und jeder, der es geschafft hat,
sollte beglückwünscht werden. Der hat es hinter! Und dann auch noch
selbstbestimmt zum selbst gewählten Zeitpunkt.
Die
Übervorsicht, mit der das Thema Promi-Suizid in den normalen Medien behandelt
wird, ist ausgesprochen lächerlich. Es wird einfach vorausgesetzt, daß ein
Suizid – davon gibt s immerhin rund 10.000 jedes Jahr in Deutschland (plus hohe
Dunkelziffer) - viel schlimmer als
andere Todesarten wären. Tragisch, traurig.
Warum? Als
ob man es verhindern könnte zu sterben. Und wenn man es schon nicht verhindern
kann, ist es doch klar besser sich das eigene Ende selbst auszusuchen.
Küblböck,
der im Gegensatz zu vielen ehemaligen Trash-Sternchen aufgrund einer frühen
Investition in Ökostrom sehr wohlhabend war, starb bevor er alt und gebrechlich
wurde.
Eine
eher gute Sache für ihn. Ich kann die Tragik darin nicht erkennen, die ihm
jetzt in Portraits über sein Trash-Leben entgegen gebracht wird.
[….]
Als Daniel an der achten Staffel von
„Let's Dance“ teilnahm und Platz 6 belegte, strahlte sein Partner ihn aus dem
Publikum heraus an. Da waren sie bereits seit einem Jahr ein Paar, ließen sich
sogar ein gemeinsames Snoopytattoo auf die Knöchel stechen. Die Beziehung
endete laut Gasser vor einiger Zeit. Er schrieb gestern auf seinem Profil:
„Auch nach mit Kummer gefüllten Stunden, erscheint es mir noch surreal. Heute
ist eine Welt zusammengebrochen. {…} Daniel, bitte lass uns aus diesem
schlimmen Traum aufwachen! Sei Stark, hab‘ Kraft und komm zurück... Wir
brauchen dich!“ [….]
Myriaden
unbekannte Menschen in Pflegeheimen, die niemand kennt, die kein Geld haben, um
sich adäquat pflegen zu lassen, die den Zeitpunkt verpassten selbst zu handeln,
oder die nicht den Mut und die Entschlossenheit hatten und daher an Maschinen
angeschlossen in ihren Exkrementen liegen, sind es, die ich bedauere, deren Schicksal
ich für tragisch halte.
Tragisch
ist es, nicht Selbstmord begehen zu können.
Aber
während Talkshows, Boulevardmedien und Zeitungen keinerlei Hemmungen haben mit
ununterbrochener AfD-Beschäftigung Hass auf Flüchtlinge zu triggern und zu
Anschlägen beizutragen, werden sie hypersensibel bei Suiziden, um bloß nicht in
die Enke-Falle zu gehen. Damals wurde der Selbstmord eines Fußballers von
Bischöfin Käßmann und Co mit riesigem Trara „begangen“ – was natürlich viele
Nachahmer zu Folge hatte.
Nicht
schön, aber immerhin besser als die Tausenden rechtsradikalen Anschläge auf
Unschuldige und Unbeteiligte, die nach der ausführlichen Präsentation von
HöckeStorchGaulandSeehoferWeidelScheuerPetryDobrindtBosbach geschehen.
Und was
soll dieses Theater der Todesart Ertrinken eine besondere Tragik zuzuschreiben?
Das
halte ich aus den oben genannten Gründen für absurd; umgekehrt wird ein Schuh
draus: Eiswasser im Nordatlantik ist eine eher humane Version den Löffel
abzugeben.
Richtig
fies ist hingegen warmes Mittelmeerwasser
und zwar insbesondere dann, wenn man gar nicht sterben wollte, sondern
mit aller Kraft dagegen ankämpft.
Tausende
ersaufen jedes Jahr. Das findet die xenophobe deutsche Mehrheit aber nicht
tragisch.
(….)
Auch durch das jahrelange Nachplappern der immer extremer werdenden
AfD-Positionen, sind Teile der CSU gedanklich inzwischen mit tatsächlich
rechtsradikalem Gedankengut infiziert.
Dieser
Abschaum arbeitet intensiv daraufhin, daß mehr unschuldige Frauen und Kinder im
Mittelmeer krepieren.
[…..]
Angesichts der Blockade von Seenotrettern
im Mittelmeer sind binnen weniger Tage bei mehreren Unglücken etwa 220 Menschen
ertrunken. "Das ist eine konservative Schätzung", sagte der Sprecher
des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). [….]
Für
Orban, Kurz und Söder, deren Politik mitursächlich für die Fluchtgründe sind,
ist das offensichtlich eine erfreuliche Meldung. Je mehr elendig ersaufen,
desto besser stehen sie bei ihrer xenophoben Wählerschaft da und desto größer
wird der Abschreckungseffekt.
Tod
an Europas Grenzen nach UNHCR-Zahlen:
5.286
Menschen starben 2014 weltweit auf der Flucht.
6.305
Menschen waren es 2015.
8.057
Menschen kamen 2016 bei Fluchtbewegungen auf der ganzen Welt ums Leben.
6.142
Menschen sind 2017 beim Versuch zu fliehen, gestorben.
Das
ist der moralische Standard von drei Politikern, die sich als ausgesprochen
christlich inszenieren, den Papst umgarnen und in allen Amtstuben Kruzifixe
aufhängen lassen.
[…..]
Kommt es irgendwo auf der Welt zu einem
Erdbeben mit tausenden Toten, ist die Anteilnahme auch bei uns (zurecht!) sehr
hoch. Sondersendungen laufen, Spendenaktionen werden gestartet. Damit, dass
sich vor der Haustür Europas eine dauerhafte Katastrophe abspielt, die Jahr für
Jahr Tausenden das Leben kostet, haben wir uns jedoch offenbar arrangiert.
Über 25.000 Menschen
starben in den vergangenen vier Jahren weltweit auf der Flucht – mehr als die
Hälfte von ihnen beim Versuch, nach Europa zu gelangen. Sie ertrinken im
Mittelmeer oder verdursten auf dem Weg dorthin in der Wüste. Und selbst die
Internationale Organisation für Migration (IOM), die diese Statistiken
bereitstellt, sagt: Die Zahlen zeigen nur einen Bruchteil der tatsächlichen
Todesfälle.
Vor allem auf den
Fluchtrouten durch Afrika in Richtung Mittelmeer sterben wohl weit mehr
Menschen, als bekannt wird. Für 2017 tauchen in den Statistiken nur 690
Todesfälle dort auf, die Experten vermuten aber ähnlich viele Opfer wie im
Mittelmeer (3.193) Auch 2018 geht das Sterben unvermindert weiter. Bereits 651
tote Flüchtlinge weltweit protokolliert IOM, davon 414 im Mittelmeer. Die
Zahlen des UNHCR lauten ähnlich: 398 Tote bei bislang nur rund 10.000 Ankünften
in Italien, Griechenland – und vermehrt auch wieder in Spanien. Jahrelang waren
die Flüchtlingszahlen dort gering, seitdem sowohl die Grenzzäune in den
Exklaven Ceuta und Melilla hochgerüstet wurden, als auch spanische Polizisten
in Abfahrtsländern wie Mauretanien patrouillieren. Die Entwicklungen in Libyen
sorgen aber offenbar für eine erneute Verlagerung der Routen. [….]
Man
erinnert sich auch an die Britin, die 10 Stunden im Mittelmeer verlorenging und
dann lebend gefunden wurde.
Das war
eine lange ausführliche Geschichte, die von allen Medien ausgewalzt wurde.
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