Merkels
Sommerurlaub scheint diesmal wirklich lange anzudauern.
Ist sie
eigentlich zwischendurch schon mal wieder in Deutschland angekommen?
Man weiß es nicht so genau.
Man weiß es nicht so genau.
Ich habe
da zwar irgendwas Merkel-artiges in der Bundestagsgeneraldebatte gesehen und es
wurde anschließend auch über sie geschrieben.
Dazu
muss ich aber noch mal nachsehen, weil ich mich schon wieder an nichts erinnern
kann.
Es ist ja nicht so, daß nichts los wäre in der Welt und in Deutschland. Syrien, Türkei, Chemnitz, Köthen, gravierende Altersarmut, Niedriglöhne, massenhafter Unterrichtsausfall durch 50.000 fehlende Lehrer, antisemitische Übergriffe in Berlin und Ostdeutschland, bundesweite Wohnungsnot.
Erosion
der einstigen Volksparteien, Schulterschluss von AfD, NPD und Pegida, hitzige
Auseinandersetzungen über die deutsche Energiepolitik, Dieseldrama.
Aber zu
all den Themen sind keine Debattenbeiträge Merkels in Erinnerung.
In der
ersten Wochenshow nach der Sommerpause konnte Oliver Welke nur ganz müde fragen
„wer regiert denn eigentlich seit 13 Jahren ununterbrochen?“, als es um Volker
Kauders Bildungsnotstands-Klage ging.
Wieso
wollte Merkel bloß noch mal Kanzlerin werden?
Offensichtlich
ist es wirklich so einfach wie meine Mutter schon sagte – „Merkel mag einfach
gern Kanzlerin sein; mehr steckt nicht dahinter!“.
Undenkbar,
daß ein Gerd Schröder oder Helmut Schmidt so
planlos plätschernd durch ihre Legislatur latschen würden.
Merkel
vermeidet nicht nur Position zu beziehen, sie lähmt auch ihr gesamtes Kabinett,
unterdrückt jeden Fortschritt.
Was war
also vorgestern los im Bundestag bei der Generalaussprache?
[…..]
Tagesschau.de: "Die sinkenden
Umfragewerte für CDU, CSU und SPD sollten den Parteien eine Warnung sein. […..]
es
ist auch Verdruss darüber, dass vieles in diesem Land zu lange dauert oder
nicht gut gemanagt wird. Wie sagte die Kanzlerin heute am Ende ihrer Rede: 'Ja,
wir wissen, dass es noch viele Mängel gibt, aber wir stellen uns den
Herausforderungen, und wir kommen Schritt für Schritt voran.' Ambitionsloser
kann man Regierungspolitik in der größten Volkswirtschaft der EU kaum
ausdrücken."
[…..]
"General-Anzeiger": "Der
Debatte fehlte indes der Impuls, wie Deutschland seinen Wohlstand für die
nächsten Jahrzehnte sichern kann. Zu viel Nabelschau, zu wenig Konzeptionelles.
[…..]
"Badische Neueste
Nachrichten": Die Generaldebatte legt trotz, oder gerade wegen ihrer Rituale
und Gesetzmäßigkeiten offen, wie dünn das Eis ist, auf dem diese Regierung
derzeit agiert. Die Methode Merkel stößt offensichtlich an ihre Grenzen, der
Druck von innen wie von außen nimmt zu. Geht das noch lange gut? […..]
Wenn es nur
nicht so abgedroschen wäre, aber wir werden wirklich unter Wert regiert. Aber
was soll man erwarten von einem bräsigen Volk, welches genau nach seinem
minderen Wert wählt?
Die
Idioten, die nun frustriert zur AfD wechseln, weil sie glauben lahme
CDUSPDCSU-Politik rechtfertige Menschenhatz, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie
verstehen gar nicht, daß sie damit nur den politischen Merkel-Stillstand
zementieren.
Wenn
nämlich weder linkes Lager (SPD, Linke, Grüne), noch rechtes Lager (CDU, FDP,
CSU) stabile Mehrheiten generieren können, müssen sie notgedrungen und
widerwillig in Stillstandskoalitionen gehen.
Merkel
hat sich nicht trickreich mit Russenbots ins Kanzleramt gemogelt, sondern sie
ist Ausdruck der Wahlergebnisse. Genau so erzwingt es nämlich die Majorität der
abgegebenen Stimmen.
Abendfüllend
kann ich jeden Tag in den sozialen Netzen nachlesen, wie blöd unsere Politiker
sind, wie sehr Nahles, Merkel und Lindner verabscheut werden.
Aber
diese Typen fallen nicht vom Himmel, sondern sind direkt oder indirekt vom Volk
ins Parlament geschickt worden. Wer nicht wählt, oder seine Stimme in den
braunen AfD-Mülleimer wirft, erzwingt am Ende rundgelutschte Risikoscheue wie
sie jetzt dominieren.
[…..] Deutschland, ein Jahr nach der Wahl: ein
Verfassungsschützer außer Rand und Band, ein Innenminister, der die eigene
Regierung bekämpft und eine Kanzlerin, die alles mit sich machen lässt. Während
sich im Land die rechte Gefahr ausbreitet, feiert die Regierung in Berlin
Chaostage.
Rechte Horden ziehen
durch deutsche Städte, ermuntert von einem Innenminister, der endgültig zum
Irrlicht geworden ist, und einem Verfassungsschützer, vor dem man die
Verfassung schützen muss. Der Kanzlerin entgleitet ihre Macht.
[…..]
Horst Seehofer und Hans-Georg Maaßen sind
Meuterer und Angela Merkel ist eine lahme Ente am Steuerrad. Vor versammelter
Mannschaft fallen die beiden Männer ihrer Kanzlerin in den Rücken - und sie
sieht zu. […..] Angela Merkel hat die
Möglichkeit, Maaßen und seinen Dienstherrn Seehofer dahin zu versetzen, wo
beide hingehören: in den Ruhestand. Aber die Kraft hat sie nicht mehr. […..]
Ich bin ein
großer Freund offener Worte und wünsche mir lebendige meinungsstarke
Diskussion.
Wenn es
allerdings um die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde mit 82 Millionen
Einwohnern geht, kann man nicht 13 Jahre alles dahinplätschern lassen.
Mal
einen Bildungsgipfel einberufen, mal alles kurz ansprechen und dann aber auch
alles wieder vergessen, wenn sich doch nichts tut.
Die am
Boden liegende Hamburger SPD aus der ersten Dekade des 3. Jahrtausends rang
sich einst dazu durch nach einem Vollprofi zu suchen.
Olaf
Scholz riss dann alles an sich – Parteivorsitz, Spitzenkandidatur,
Regierungschef und pflegte während seiner sieben Jahre an der Elbe immer wieder
zu sagen „Wer bei mir Führung bestellt, bekommt sie auch!“.
Führung.
Das klingt zunächst einmal maximal unsympathisch in linken Ohren.
Aber
machen wir uns nichts vor; unter gewissen Umständen und in gewissen
Größenordnungen ist Führung absolut notwendig.
Insbesondere
wenn man verhindern möchte, daß sich eines Tages aus dem Chaos der
Führungslosigkeit ein „Führer“ à la Höcke erhebt.
Autokratien
sind weltweit auf dem Vormarsch, überall erheben Möchtegern-Führer ihr braunes
Haupt aus dem Sumpf. Warschau, Washington, Budapest, Moskau. Deutsche Wähler
mögen keine Reformen und wählen wie die verängstigen Kinder, die sich bereits
eingenässt haben, das was sie schon kennen, diejenige, die sie vor Veränderungen
bewahrt.
Aber
wenn es dann nur noch Stillstand gibt, kann sich offenbar in 12 Jahren so viel
Führungssehnsucht ansammeln, daß man statt Führung gleich einen Führer
bestellt.
[…..] Nur der Beitrag der Kanzlerin war öde. Ihr fehlen die Richtlinien,
die sie angesichts der derzeitigen Lage dringend bräuchte.
[…..] Angela Merkel war fast so wie immer; sie ist
nicht schlechter geworden. Aber das genügt nicht mehr, weil die Zeiten andere
geworden sind. Nach Chemnitz, nach der Verbrüderung von Neonazis und AfD und in
einer Zeit, in der die Verunsicherung der Gesellschaft mit Händen zu greifen
ist, ist es nötig, die Demokratie und den Rechtsstaat mit Leidenschaft und
Klarheit, mit verlockenden oder auch schmerzhaften Perspektiven zu verteidigen.
Das tut Merkel nicht,
[…..] Das Land leidet an ihrer Leidenschaftslosigkeit; diese
liegt wie eine Grundschuld auf der großen Koalition. […..] Deswegen glänzt in der
Regierung Merkel IV selbst dort nichts, wo es funkeln könnte - etwa bei der
Arbeit der Minister Hubertus Heil und Franziska Giffey. Das heißt: Diese
Regierung verkauft sich unter Wert und unterhalb der Möglichkeiten ihres
Koalitionsvertrags.
Es fehlt in der
Koalition Merkel/Scholz nicht nur die Leidenschaft; es fehlt an Führung.
Führung, so sagte es einmal Rainer Barzel, ein Vorgänger von Merkel im Amt des
CDU-Chefs, ist durch nichts zu ersetzen. […..] Es gehörte
zum Bemerkenswerten der Bundestagsdebatte, dass man sich die Kanzlerin
wegdenken konnte, ohne dass sich etwas am Gesamteindruck geändert hätte. […..]
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