Dienstag, 23. Oktober 2018

Dass sowas von sowas kommt – Teil II

Jahre voller Salvinis, Orbáns, Trumps, Höckes, Gaulands, Haiders, Farages, Le Pens, Weidels, von Storchs, Straches bleiben nicht folgenlos.
Natürlich gab es in den vorherigen Jahrzehnten auch Menschen, die so dachten.
Antisemitismus, Homophobie und klarer Rassismus existierte auch schon zuvor in den Köpfen.
So zu denken ist zwar übel, aber nicht so übel, wie das Aussprechen solcher Ansichten.
Spricht man es aus, gibt man diesen braun-destruktiven Input in die Multiplikatoren unserer Medienwelt, rotten sich Arschlöcher mit so einer Gedankenwelt zusammen. Waren sie vorher nur diffus und kolloidal als Grundrauschen vernehmbar, bilden sie nun immer dunklere Klumpen. Hatespeaches von so mächtigen Lautsprechern wie dem eines US-Präsidenten wirken als gewaltige Kristallisationskeime.
Rassisten und andere Menschenhasser in geballter Form werden zu schwarzbraunen Löchern, die immer mehr Kanaillen ihrer Couleur anziehen.

Ein rechtsextremer Selbstdarsteller mit schwerem Hang zur Verschwörungstheorie wie David Berger, wäre in früheren Jahrzehnten zeitlebens ein ausgesonderter armer Irrer geblieben.
Durch das Internet und seine sozialen Plattformen kann er nun aber rund um die Uhr weltweit seine klebrigen Hass-Tentakeln auswerfen, findet bald Follower.
Aber erst durch das Eindringen der professionellen Minderheitenhasser in Parlamente und Regierungen konzentrierte sich der Gehalt der sprungbereiten Mit-Hasser so sehr, daß auch ein offensichtlich Wahnsinniger wie Berger mühelos Millionen von ihnen einsammeln konnte und zu einer großen Nummer in der rechtsradikalen Szene wurde.

Es ist ein sich selbst verstärkendes Prinzip. Je mehr Aufmerksamkeit sie bekommen, desto radikaler werden auch Typen wie Trump und umso größer wird ihr Einfluss. Im nächsten Schritt sind sich dann dessen Follower darüber im Klaren zu einer großen Gruppe zu gehören. Das stärkt die Bösartigkeit und destruktive Energie soweit, daß auch der einzelne meint sich nicht an Regeln halten zu müssen, sondern seine Eigenen machen zu dürfen.
Vereinfacht gesagt:
Vor 20 Jahren hätte ein einzelner Rassist in Sachsen oder Alabama beim Anblick eines Schwarzen gedacht „verdammter Neger!“ und wäre weiter gezogen.
Vor zehn Jahren  begann er sich zu trauen „verdammter Bimbo!“ auch laut aussprechen, weil er wußte, daß noch viele andere ähnlich denken und die Gefahr sozialer Ächtung minimal ist.
Inzwischen, nach zwei, drei Jahren Trump, Berger und Co, bleibt es nicht mehr bei rassistischen Pöbeleien, sondern es kommt täglich zu Übergriffen.
Selbst ganz kleine private Hobby-Nazis haben nun die Traute sich öffentlich als solche zu inszenieren.

Weiße Studenten rufen schon mal die Campus-Polizei, wenn sie eine schwarze Kommilitonin in der Bibliothek sehen.

Musikproduzent Emmit Eclass Walker erlebte das, als im Dezember 2017 in Washington in ein Flugzeug steigen wollte, um seinen 37. Geburtstag in der Dominikanischen Republik und Jamaika zu verbringen. Er stellte sich beim 1.Klasse-Schalter an. Da er schwarz ist, befand eine andere Passagierin, er müsse da falsch stehen.

[….]    Sie: "Entschuldigen Sie, ich glaube, Sie stehen in der falschen Reihe, Sie müssen uns durchlassen. Diese Schlange ist für Priority Boarding."
    Ich: "Priority Boarding bedeutet Erste Klasse, richtig?"
    Sie: "Ja...jetzt entschuldigen Sie mich, die werden euch rufen, nachdem wir eingestiegen sind."
    Ich: *drücke ihr das Erste-Klasse-Ticket ins Gesicht* "Sie können sich entspannen, Ma'am. Ich bin am richtigen Platz, schon länger als Sie, also können sie nach mir boarden."
    Sie: *kann es immer noch nicht lassen* "Er muss beim Militär sein, oder so. Aber wir haben für unsere Sitze bezahlt, also müsste er trotzdem warten."
    Ich: "Nein, ich bin viel zu dick fürs Militär. Ich bin einfach ein Nigga mit Geld." [….]

Ungemütlicher wurde es für die 77-Jährige Britin Delsie Gayle auf dem Rückflug von Barcelona nach London.
An Bord der Ryanairmaschine saß einer dieser Trump-Berger-AfD-Aufgeputschten und beließ es ebenfalls nicht dabei „blöde Negerin“ zu denken, sondern pöbelte sofort los.


Trotz des Einsatzes anderer Passagiere, entfernten die Ryanair-Mitarbeiter die alte Lady von ihrem Platz und ließen den fiesen Rassisten sitzen.
Immerhin, soetwas gibt heutzutage sehr schlechte Presse für die Fluggesellschaft. Mal wieder.


Eine weiße Bewohnerin eines Apartmenthauses in St. Louis, Missouri, hielt den schwarzen Nachbarn D'Arreion Nuriyah Toles davon ab, das Haus zu betreten, weil sie nicht glauben konnte daß „ein Neger“ in so einem guten Haus leben könnte.


Sie werden lauter. Überall.
Und gefährlicher.

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