Der verstorbene Karl Kardinal Lehmann war der Held der
deutschen Linken.
Er galt als aufmüpfiger Kirchenfürst, der den Hardlinern im
Vatikan so beharrlich widersprach, daß ihm Woytila und Ratzinger zur Strafe
über 20 Jahre den Kardinalsrang verwehrten, der ihm als langjährigem
Vorsitzenden eines der reichsten und größten Episkopate der Welt sicher
zustand.
Nun ja, der Nahlessche Lieblingskleriker war
allerdings auch kein Franz Kamphaus oder Jacques Gaillot, der tatsächlich Macht
und Titel riskierte.
Der joviale Wein- und ABBA-Liebhaber wußte durchaus seine
Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Die ungebrochene Macht seiner Kirche war ihm allemal
wichtiger als ein paar Kinder davor zu schützen von sexgeilen Mainzer Priestern
durchgefickt zu werden.
Als der ehemalige Vorsitzende der
Deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann einmal gefragt
wurde, warum denn vor 2010 so viele Bischöfe, die Kenntnis
von kinderfickende Kaplanen hatten, nicht zur Staatsanwaltschaft gegangen
wären, antwortete der Kirchenfürst ganz jovial, daß nicht alle
Staatsanwaltschaften den Kirchen freundlich genug gesonnen wären.
Seit wann dürfen eigentlich
Kriminelle sich ihre Ankläger aussuchen, bzw entscheiden gar nicht erst zur
Rechenschaft gezogen zu werden, weil der Richter nicht lieb genug ist?
Im Jahr 2007, also fünf Jahre
nach den päpstlichen Leitlinien zum Kindesmissbrauch, die vorsahen pädophil
übergriffige Priester zu melden, hatte der Mainzer Kardinal erklärt, wieso er
sich nicht daran halten müsse – die Staatsanwaltschaften gefielen dem Herren im
roten Kleid nicht.
O-Ton Karl Kardinal Lehmann:
Das ist der Kern der Religionen:
Wir sind besser als die und dürfen das, was die noch lange nicht dürfen.
Im klaren Widerspruch zur
Verfassung kassieren die Kirchen ab.
Daß Gesetze für alle gelten, also auch für die Kirche, kam
dem Kardinal gar nicht erst in den Sinn und plapperte das in frappierender Offenheit
direkt in die ARD-Kameras.
Diese Haltung ist heute Kern der Christenheit: Wir stehen
über Euch und dürfen uns Dinge rausnehmen, von denen normale Menschen nicht mal
träumen können.
Gerade ließ der Kölner Kardinal Woelki mal kurz seine
Muskeln spielen, um eine Professur an der Uni Bonn zu verhindern, weil ihm der
Kandidat nicht zusagte.
Eine staatliche Uni, die in einem säkularen Land ihre
Professoren zu 100% mit Steuergeldern bezahlt muss sich im Jahr 2018 den
Allmachtfantasien eines sexlosen Greises im Kleid und mit billiger Perücke
fügen.
[….] Der Erzbischof verhinderte Berufung eines Professors. Theologen sehen
Angriff auf Wissenschaftsfreiheit. Wissenschaftsministerium sieht Fehler.
Die Einmischung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki bei der
Berufung eines Professors an der Uni Bonn ist für den Bochumer Theologen Georg
Essen „ein Beispiel für den ausufernden Machtanspruch der katholischen Kirche“.
[….]
Ebenso dreist nehmen evangelische und katholische Christen
für sich in Anspruch Menschen nach ihrer sexuellen Orientierung und religiösen
Zugehörigkeiten diskriminieren zu können.
Krankenhäuser, Altenheime und Kindergärten, die zu 100% vom
Steuerzahler finanziert werden, die sich aber unter kirchlicher Trägerschaft
befinden setzen immer noch eine „Juden unerwünscht, Schwule unerwünscht,
Muslime unerwünscht, Atheisten unerwünscht, Lesben unerwünscht,
Wiederverheiratete unerwünscht“-Politik durch.
Daß sich auch Kirchen an Gesetze halten müssen, sehen sie
bis heute nicht ein und klagen dummdreist dagegen sich dem Rechtsstaat fügen zu
müssen.
[…..] Der Europäische Gerichtshof hatte erst im vergangenen April
entschieden, dass kirchliche Arbeitgeber nicht pauschal und unbegründet die
Zugehörigkeit zu einer Kirche verlangen dürfen.
Die Diakonie muss einer abgelehnten Stellenbewerberin, die
konfessionslos ist, eine Entschädigung zahlen.
Das entschied das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Die Sozialpädagogin
hatte sich 2012 vergeblich um eine Referentenstelle beim Evangelischen Werk für
Diakonie und Entwicklung beworben. Nachdem sie abgelehnt worden war, klagte sie
auf Entschädigung. Sie bekam jetzt gut 3.900 Euro zugesprochen. Zur Begründung
hieß es, die Bewerberin sei aufgrund ihrer fehlenden Kirchenzugehörigkeit
ungerechtfertigterweise benachteiligt worden. Es habe keine Gefahr bestanden,
dass sie das Ethos der Kirche beeinträchtigt hätte. [….]
Eine ungeheuerliche Dreistigkeit, da Einrichtungen unter
Klerikaler Leitung ohnehin schon massiv gegenüber allen Mitbewerbern bevorteilt
sind, da sie sich nicht an Tarifverträge halten müssen, keine Streiks und keine
Gewerkschaften dulden müssen und zudem auch noch von Steuerzahlungen befreit
sind – ein Privileg, welche sich der Steuerzahler rund 20 Milliarden Euro im
Jahr kosten lässt.
Aber selbst das reicht ihnen noch nicht, nein, ihre Mitarbeiter
diskriminieren wollen sie auch noch ungestraft.
[…..] Der EuGH dagegen holt die Kirchen aufs
rechtsstaatliche Festland. Das bedeutet nun nicht, dass die Kirchen zu
gewöhnlichen Arbeitgebern herabgestuft werden. Natürlich definieren allein sie
ihre religiösen Grundsätze, und selbstverständlich sind die Gerichte gehalten,
das kirchliche Ethos zu achten. Das hat auch der EuGH betont. Neu ist
allerdings, dass staatliche Gerichte die Rationalität solcher
Personalentscheidungen kontrollieren - und sie gegen die Grundrechte der Arbeitnehmer
abwägen. Nur "wesentliche, rechtmäßige und gerechtfertigte
Anforderungen" an die Kirchentreue der Mitarbeiter sind erlaubt.
Kirchliche Mitarbeiter treten also vor Gericht künftig auf Augenhöhe mit ihrem
Arbeitgeber auf; sie sind nicht länger Schachfiguren im kirchlichen
"Proprium". Willkommen im Rechtsstaat. […..]
Aber auch wenn es in einigen Teilen der Welt zarte Versuche
der Behörden und Juristen gibt den Kirchenfürsten schonend beizubringen, daß
sie keine weltlich allmächtigen Mittelalterpotentaten mehr sind, ist dieses
neumodisch-sozialistische Gedankengut noch nicht bis zu den schmuckbehängten
zölibatären Opis in den bunten Kleidern im Vatikan durchgedrungen. Das räumt
sogar der außerordentlich katholophile Herr Drobinski notgedrungen ein.
Weltweit wird offenbar, wie viel sexualisierte Gewalt gegen Kinder und
Jugendliche es in dieser Kirche gegeben hat; es drängt die Frage, ob und
inwieweit die zölibatäre Lebensform der Priester und das Allmachtsdenken der
Kleriker dazu beigetragen haben. […..]
Man habe einander ernsthaft zugehört, heißt es in der Synode. Ob das genügt,
junge Menschen zu überzeugen? Wird das der Brief tun, den der Papst an die
Jugend schreiben will? Ein Teilnehmer sagt nüchtern: "Vielen wird das
nicht reichen." […..]
Gefällt mir. Die Kirchen zeigen ganz klar ihren Unwillen
sich an Moral und Gesetze zu halten. Sie wollen weiterhin diskriminieren und
denken gar nicht daran alles zu tun, um Kinder davor zu schützen von den
400.000 katholischen Priestern sexuell missbraucht zu werden.
Da wir das jetzt alle wissen, wird es leichter die
verbliebenen Mitglieder davon zu überzeugen aus der weltgrößten Hategroup
auszutreten.
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