Dienstag, 9. Oktober 2018

Toxic Trump

Zweifellos wurde das gesamte politische Klima in den USA aber auch weltweit sehr viel giftiger durch Donald Trump.
Insbesondere das Verhältnis zwischen Republikanern und Demokraten wurde durch Trumps Toxizität irreparabel zerstört.

Gestern beklagte die republikanische Strategin Ana Navarro bei Don Lemon wie sich ihr gut bekannter Freund Senator Lindsey Graham unter Trump verändert habe. Er wäre einst ein „decent man“ gewesen, der sich für Opfer von Kriminalität einsetzte. Er sei eigentlich „better than this“ resignierte sie angesichts der wüsten Beschimpfungen Grahams bei der Kavanaugh-Anhörung, bei der er sich voll auf die Seite des Vergewaltigers und gegen das Opfer positionierte.
Das ist der toxische moralische Einfluss Trumps.


Oktober 2018

#45 ist auch toxisch für seine Partei, ruinierte mit seiner bizarren Show bei diversen Nachwahlen die Chancen von haushoch führenden Republikanern.

[…..] A huge red flag': why Trump could be toxic for Republicans at the midterms
US politics
The biggest losers from Trump’s policies are likely to be his supporters, and observers say it could herald a blue wave
This week Element Electronics warned that it might be forced to close its factory in Winnsboro and lay off 126 people because of TV parts affected by Donald Trump’s tariffs. Republican strategists fear there could be many more casualties in the president’s trade war with China.
It is the last thing they need going into the polls in November, where Democrats aim to pick up 23 seats to regain control of the House of Representatives for the first time in eight years. Historically, the party that controls the White House typically finds the pendulum swinging the other way. This year, a uniquely polarising president appears to be firing up Democrats eager to curb his power.  [….]

Trump vergiftet aber nicht nur das politische Klima, sondern er setzt alle moralischen Maßstäbe so weit herab, daß es gar keine Tabus mehr gibt.
Tabu-Brüche sind aber meistens nicht wünschenswert, weil viele Tabus dazu da sind jemand zu schützen. Man äfft nicht Behinderte nach, macht sich nicht über Vergewaltigungsopfer lustig, man betreibt kein Body-Shaming, weil sich irgendein verrückter Freiherr von Knigge so eine alberne Regel ausgedacht hat, sondern weil solche Tabubrüche sehr verletzend sind.

Trump versteht das nicht, weil er völlig mitleidslos ist. Er lebt nicht nur ohne Moral, sondern völlig ohne Empathie.


#45 Toxizität hat darüber hinaus auch eine ganz andere Bedeutung.
Die Nähe zu ihm ist beruflich toxisch. Sofern man selbst stramm rechts, rassistisch, islamophob und misogyn ist, also keine grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten zu ihm hat, wird man dennoch seine Nähe meiden, weil er so chaotisch ist und so schlecht rezipiert wird, daß es sich im Lebenslauf sehr negativ auswirkt für Trump zu arbeiten.
Vermutlich eine der groteskesten Veränderungen unter dieser Präsidentschaft.
Bisher war es nicht nur eine gewaltige Ehre für das Weiße Haus zu arbeiten, sondern natürlich auch ein Karriere-Boost.
Jede Firma schmückt sich gern mit Angestellten, die vorher für das Weiße Haus arbeiteten.
Das ist nun vorbei.
Inzwischen schadet es eher der Karriere, wenn man mit Trump in Verbindung gebracht wird.
Nur so lassen sich die vielen Absagen erklären, die sich das Trump-Team bei den Top-Anwaltskanzleien des Landes holte, nachdem die Mueller-Untersuchungen begannen. So war der Präsident gezwungen sich den weitgehend durch-debilisierten Winkeladvokaten Rudy Giuliani an die Seite zu holen, der es noch nicht mal schafft einen Tweet mit weniger als drei Rechtschreibfehlern abzusetzen.


🤦🏻‍♀ https://t.co/FBfxY3N6WA
— Ana Navarro (@ananavarro) 28. September 2018

Nikki Haley, die stramm Konservative Trump-Unterstützerin und UN-Botschafterin, die eben noch ihren Chef verteidigte, als dieser von der UN-Vollversammlung ausgelacht wurde – Nein, Donald, sie lachen nicht über dich, sondern MIT Dir – warf heute überraschend den Bettel hin, will zum Ende des Jahres aufhören.

(….) Und Nikki Haley, seine UN-Botschafterin legt noch einen drauf, indem sie ernsthaft behauptet, die Welt lache nicht über ihn, sondern mit ihm.

 [….] U.S. Ambassador to the United Nations Nikki Haley on Wednesday claimed President Donald Trump’s speech at the United Nations General Assembly on Tuesday drew laughter because world leaders “loved his honesty” and “respect” him.
“In less than two years, my administration has accomplished more than almost any administration in the history of our country,” Trump said to the assembly in New York, which responded with muted laughs.
“So true,” Trump said with a smirk, which in turn raised the volume of the laughter in the General Assembly hall. [….]

Genau, der Rest der Welt liebt Trumps Ehrlichkeit.

[…]  President Trump has made more than 5,000 false or misleading claims
[…]  In that single day, he publicly made 125 false or misleading statements — in a period of time that totaled only about 120 minutes. [Ich bin beeindruckt! –T.]   It was a new single-day high. […]  Trump’s tsunami of untruths helped push the count in The Fact Checker’s database past 5,000 on the 601st day of his presidency. That’s an average of 8.3 Trumpian claims a day, but in the past nine days — since our last update — the president has averaged 32 claims a day. [….]

Ein derartig geistesgestörter Irrer hat aber eben auch den Vorteil dem Rest der Welt klar zu machen, daß man die USA nicht mehr ernst nehmen kann und nun selbst das Heft des Handelns in die Hand nehmen muss. (….)

Es ist zwar nicht ungewöhnlich, daß Präsidenten-Mitarbeiter nach zwei Jahren aufhören, weil der Job extrem anstrengend ist – man denke an Barack Obamas Star-Stabschef Rahm Emmanuel – aber das kündigt man üblicherweise nach den Zwischenwahlen an und nicht unmittelbar vorher.

Haley, die heute von Trump gelobt wurde und ihm treu versprach sich bei der Präsidentschaftskampagne von 2020 voll hinter ihn zu stellen, setzt sich aber doch zur Sicherheit ab, weil sie als eine der wenigen in der US-Regierung  für kompetent gehalten wird. Außerdem ist sie jung und hat noch eine Karriere vor sich. Da kann es nur schaden sich allzu lange am sinkenden Lügenschiff Trump festzuhalten.
Rette sich wer kann.

[…..]  Es beginnt, wie so oft, mit einem präsidialen Tweet. "Wichtige Ankündigung mit meiner Freundin, Botschafterin Nikki Haley, um 10.30 Uhr im Oval Office", schreibt Donald Trump, als handele es sich um einen TV-Programmhinweis.
[…..] Haley war der letzte Star in Trumps Kabinett. Keiner verkaufte seine chaotische, krude Außenpolitik besser. Mal charmant, mal hart, mal leicht kritisch, doch stets auf Linie. Haley war die höchstrangige Frau, die unter Trump etwas zu sagen hatte und bei weiblichen Wählern punkten konnte.
[…..] Dass Haley den Uno-Posten nur als Sprungbrett fürs Weiße Haus nutze, wurde ihr schon länger nachgesagt. Sie ist erst 46, wer will da seine Karriere beenden? Zuvor war sie die erste Gouverneurin von South Carolina gewesen - damals noch eine Trump-Kritikerin, später eine glühende Verfechterin seiner Politik. Das riecht doch nach Strategie. […..]

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