Samstag, 22. Februar 2020

Neandertaler von Morgen.

Michael Schmidt-Salomons Manifest des Evolutionären Humanismus überzeugte mich gleich beim ersten Lesen 2005 insbesondere, weil alles unter Vorbehalt gestellt wurde.
Es faßt alle modernen humanistischen Werte, die ich auch vertrete zusammen, betont aber auch, daß diese Wertvorstellungen einer Evolution unterliegen und möglicherweise nicht für immer und ewig gelten.
Gut möglich, daß in 100 oder 200 Jahren die Rechte von Affen ganz anders hervorgehoben werden, oder Fleischkonsum illiberaler betrachtet wird.
Sollte die Menschheit langfristig überleben und sich nicht in den nächsten Dekaden selbst ausrotten – und danach sieht es aus – wird eine ethische Weiterentwicklung unumgehbar sein.
Vielleicht findet ein Homo Sapiens des Jahres 22.020 die heutige Definition des Humanismus in einem Archiv und lacht sich tot über unsere völlig beschränkten Vorstellungen, weil wir aus seiner Perspektive von Neandertalern kaum zu unterscheiden sind.

(….) "Wir sind nicht die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen". Die Giordano-Bruno-Stiftung vertritt die Position des „Evolutionären Humanismus“, die Mitte des letzten Jahrhunderts von dem bedeutenden Evolutionsbiologen und ersten Generaldirektor der UNESCO, Julian Huxley, formuliert wurde. Im Auftrag der Stiftung wurden Huxleys Ideen u.a. im „Manifest des evolutionären Humanismus“ (2005) sowie in "Hoffnung Mensch" (2014) wieder aufgegriffen und auf den Stand der heutigen Forschung gebracht.
Wie jeder konsequente Humanismus geht auch der Evolutionäre Humanismus von der Notwendigkeit und Möglichkeit der Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse aus. Evolutionäre Humanisten treten entschieden für die Werte der Aufklärung, für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Allerdings begreifen sie den Menschen nicht mehr als „Krone der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution, das sich nur graduell, nicht prinzipiell, von den anderen Lebensformen auf diesem „Staubkorn im Weltall“ unterscheidet. Als Kinder der Evolution sind auch wir bloß „Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ (Albert Schweitzer), was sich in einem verantwortungsvolleren Umgang mit der nichtmenschlichen Tierwelt niederschlagen sollte.
Ethische Grundlage des evolutionären Humanismus ist das "Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleichrangiger Interessen". Daher sind diskriminierende Ideologien wie Rassismus, Sexismus, Ethnozentrismus oder Speziesismus sowie sozialdarwinistische oder eugenische Konzepte, die mitunter auch von Evolutionstheoretikern (eine Zeitlang sogar von Julian Huxley!) vertreten wurden, mit unserem Konzept des evolutionären Humanismus unvereinbar. (….)

Im Gegensatz zum evolutionären Humanismus sind alle religiösen Konzepte a priori zum Scheitern verurteilt, da sie durch den postulierten allmächtigen und ewigen Gott einen Absolutheitsanspruch generieren.
Diese grundsätzliche maximale Selbstüberhöhung – und nichts anderes ist Religion als eine „Wir sind besser als die!“-Ideologie – legt den Samen für endlose kriegerische Konflikte, da konkurrierende Religionen den gleichen alleinseligmachenden Anspruch haben.
Man sollte meinen, dieses prinzipielle Problem wäre nach 2.000 Jahren Christentum erkannt worden, aber noch der heutige Papst Ratzinger pocht auf das EXTRA ECCLESIAM NULLA SALUS – zu deutsch: Alle Nicht-Katholiken sind Arschgeigen und gehören in die Hölle.

Wer also heute noch alttestamentarische Texte wörtlich auslegt – und das tun beispielsweise Evangelikale, die immerhin so mächtig sind, Trump zum Präsidenten zu machen – stellt sich außerhalb des friedlichen und toleranten Modus Vivendi der Völker der Welt.

Die vielen jüdischen und alttestamentarischen Vorschriften sind natürlich keine spezifischen Erfindungen Jahwes, sondern wurden aus der Antike zusammengeklaut.
Einige Regeln hatten vor 2.500 Jahren zu den Lebensbedingungen einer primitiven Hirtenkultur durchaus seine Berechtigung.
Es gab natürlich ein medizinisches Risiko, wenn man Neugeboren im Dreck die Vorhaut abschnitt. Viele starben daran.
Aber man musste dagegen rechnen, daß die Männer in der Zeit und der Gegend echte Stinker waren, die kaum je Gelegenheit hatten sich zu waschen.
Körperpflege wurde von Christen bis ins Rokoko grundsätzlich verdammt. Der bestialische Körpergeruch wurde von Schminke und Parfüm überdeckt – sofern man es sich leisten konnte. Die anderen stanken einfach vor sich hin.
Unbeschnittene Zeitgenossen Jesu werden ihre smegmatischen Penisse nie gewaschen haben und damit in dem anaeroben Biotop die unterschiedlichsten Viren und Bakterien herangezüchtet haben.
Die Lebenserwartung betrug 30 Jahre.
Dann lieber alles abschneiden und eine sichere Infektionsquelle ausschalten.
Wenn man sich aber wie der Grüne Religiot Volker Beck im 21. Jahrhundert mit der Genesis in der Hand ans Bundestagsrednerpult stellt und daraus immer noch die männliche Genitalverstümmelung ableitet, widerspricht das nicht nur der UN-Kinderrechtscharta und dem Grundgesetz, sondern ist auch medizinisch vollkommen unsinnig.
Wir alle haben Zugang zu fließendem Wasser, können uns sehr einfach täglich den Penis waschen, statt prophylaktisch alle Nervenstränge zu durchtrennen.

9 Und Gott sprach zu Abraham: Du aber sollst meinen Bund bewahren, du und deine Nachkommen nach dir, Generation um Generation.
10 Dies ist mein Bund zwischen mir und euch und deinen Nachkommen nach dir, den ihr bewahren sollt: Alles, was männlich ist, muss bei euch beschnitten werden.
11 Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch.
12 Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld erworben von irgendeinem Fremden, der nicht von dir abstammt.
13 Beschnitten werden muss der in deinem Haus Geborene und der um Geld Erworbene. So soll mein Bund, dessen Zeichen ihr an eurem Fleisch tragt, ein ewiger Bund sein.
14 Ein Unbeschnittener, eine männliche Person, die am Fleisch ihrer Vorhaut nicht beschnitten ist, soll aus ihrem Stammesverband ausgemerzt werden. Er hat meinen Bund gebrochen.
(Genesis, 17)

Viele biblische Speisevorschriften haben ähnliche zeitspezifische Hygiene-Hintergründe.
Gott verbot das Essen von Schalentieren vermutlich deshalb weil sie schlecht haltbar waren und dann Vergiftungen auslösten.

Dies sollt ihr essen unter dem, was in Wassern ist: alles, was Floßfedern und Schuppen hat in Wassern, im Meer und in Bächen, sollt ihr essen. Alles aber, was nicht Floßfedern und Schuppen hat im Meer und in Bächen, unter allem, was sich regt in Wassern, und allem, was lebt im Wasser, soll euch eine Scheu sein, daß ihr von ihrem Fleisch nicht eßt und vor ihrem Aas euch scheut. Denn alles, was nicht Floßfedern und Schuppen hat in Wassern, sollt ihr scheuen.
(3, Mose 11,9-12)

Nach der Erfindung des Kühlschrankes und der Tiefkühltruhe ist so eine Vorschrift natürlich Unsinn.

Während sich viele alttestamentarische Regeln heute erledigt haben, müsste man heute Neue dazu erfinden, weil beispielsweise unter globalisierten Gentech-Bedingungen ganz neue Gefahren hinzugekommen sind.
Ein Jesus des Jahres 2020 würde vermutlich sagen:
„Leute, ihr könnt schwul sein, eine Penisvorhaut haben und Austern essen, aber dafür müsst ihr dringend diese Tabernakel- Seuchenherde und erst recht die Weihwasserbecken in meinen Kirchen abschaffen. Das ist ja widerlich, was das für Bakterienbrutstätten sind, in die jeder mit seinen ungewaschenen Pfoten reinfasst!“

[….] Weihwasser – ein Paradies für Keime
[….] Obwohl Weihwasserbecken in katholischen Kirchen zur üblichen Ausstattung gehören, wurden sie von der Wissenschaft bislang wenig beachtet. Ein Team aus Studierenden und Forschern des Studiengangs "Molekulare und Technische Medizin" der Hochschule Furtwangen hat sich nun dieses Themas angenommen und 54 Weihwasserproben aus fünf Kirchen in Villingen-Schwenningen und umliegenden Ortschaften verglichen. [….] Neben Wasserbakterien wurden vor allem Bakterien der humanen Hautflora gefunden, insbesondere Staphylokokken. 50% der identifizierten Isolate waren potentiell pathogen. Staphylokokken sind bekannte Erreger von Haut- und Weichteilinfektionen, etwa von Abszessen. Insgesamt 20 verschiedene Arten von Bakterien konnten sicher nachgewiesen werden. [….]

Die christlichen Riten selbst sind im 21. Jahrhundert zur tödlichen Gefahr geworden. Bruderküsse, Mundkommunion, Weihwasser sollten dringend unterbunden werden.
Die japanische köperkontaktlose Tradition des Verbeugens und Abstandhaltens ist weniger Covid-19-freundlich. Unglücklicherweise wurde Asien auch partiell christianisiert, so daß sich nun die Kirchen Südkoreas als echte Seuchenherde herausstellen.

[….] In Südkorea greift das Coronavirus beachtlich schnell um sich.
"Es ist eine sehr ernste Situation", sagt Präsident Moon Jae-in.
[….] Das Zentrum der südkoreanischen Coronavirus-Krise liegt allerdings 300 Kilometer südlich von Seoul: 153 der gemeldeten Fälle stammen allein aus der 2,5-Millionen-Stadt Daegu und aus Daegus Nachbarprovinz Nord-Gyeongsang, 16 aus einem Krankenhaus in Cheongdo, nahe Daegu. Jeong Eun-kyeong, Direktorin des nationalen Zentrums für Seuchenkontrolle und Vorbeugung, bestätigte, dass die meisten der neuen Fälle, nämlich 128, mit der Shincheonji-Jesuskirche in Daegu in Zusammenhang stünden. Koreas Covid-19-Fall Nummer 31, eine 61-jährige Anhängerin der Kirche, sei der mögliche Ausgangspunkt der Massenansteckung. Sie hatte an den beiden vorangegangenen Sonntagen Gottesdienste besucht und war diese Woche positiv getestet worden. [….] Der schwelende Volkszorn richtet sich wohl gegen die Shincheonji-Jesuskirche, vor allem gegen ihr erstes infiziertes Mitglied. Und auch die Behörden reagieren: In Seoul sprach Bürgermeister Park davon, dass auch Fälle außerhalb Daegus mit der Shincheonji-Jesuskirche verbunden seien. Gotteshäuser der Religionsgemeinschaft müssen in der Hauptstadt deshalb schließen. [….]

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