Freitag, 17. Juli 2020

Stockholm-Kult


Jeden Tag, wenn man Trump reden hört oder liest was er getwittert hat, denkt man unwillkürlich ‚aber jetzt müssen sich auch seine treuesten Anhänger langsam mal von ihm distanzieren‘.
Das passiert natürlich nie, weil einem dabei der Denkfehler unterläuft, die anderen handelten ebenso rational wie man selbst.
Wer aber dem cult-leader Trump verfallen ist, wird grundsätzlich nicht von rationalen Erwägungen getrieben.
Es ist eher ein psychologisches Zusammenwirken. Die Jünger haben sich einmal dem Propheten verschrieben, weil sie den Hass auf dieselben Menschen teilen und sich tief im Inneren befriedigt fühlen, wenn ihr Leader diese bisher vom Über-Ich blockierten Dämonen frei hinaus-ejakuliert.
Das schafft eine starke gefühlige Verbindung; eine Solidarisierung unter Bösen.
Man sitzt nun in einem Boot und empfindet fürderhin alle Angriffe von außen auf den Cult-Leader als Angriff auf sich selbst.
Bei jeder Meldung aus anderen Informationsblasen, nach denen Trump gefehlt hat, gehen seine niederen Drohen automatisch in Verteidigungshaltung, bilden eine Wall.
Einem CNN-Anchor, der von kriminellen Machenschaften des Anführers berichtet, kann man schon deswegen nicht glauben, weil das Verrat an den Glaubensbrüdern wäre, die mit einem zusammen den Abwehr-Wall bilden.

Sehr ähnlich ist es mit religiösen Gemeinschaften.
Myriadenfach haben katholische Geistliche kleine Kinder sexuell missbraucht, sie gequält, sadistisch verprügelt, viele in den Selbstmord getrieben und bei noch viel mehr Kindern schwere, ein Leben lang anhaltenden psychische Störungen verursacht.
Für die RKK ist das geradezu ein Geschäftsmodell, denn gequälte und beschädigte Seelen fühlen Schuld und glauben den Schutz der Geistlichen zu benötigen.
Daher ist es auch so ideal Masturbation und nahezu alle sexuellen Aktivitäten – mal ganz abgesehen von homosexuellen Handlungen – als Sünde zu brandmarken. Denn nahezu jeder Gläubige verspürt irgendwann einmal sexuelle Triebe. Genau dann, wenn kleine Jungs anfangen zu pubertieren und zu onanieren, erfolgt die Kommunion und damit auch die erste Beichte, so daß den zukünftigen Erwachsenen a priori ein schlechtes Gewissen anerzogen wird.

Wer Sex und Masturbation völlig frei von Schuldgefühlen ausübt, ist umgekehrt ein schlechter Kunde der RKK.

Wenn also der Schuld-, Reue-, Sünde- und Beichte-Aspekt ohnehin Teil des christlichen Glaubens ist, so bin ich dennoch verblüfft, daß angesichts der enormen Zahlen des Kindesmissbrauchs durch Priester, die Gläubigen nicht sofort alle die Kirche verlassen und die Zahlungen einstellen.
Aber auch das ist die rationale Illusion eines Außenstehenden.
Die Anhänger des Glaubenskultes sind aber eben gerade nicht rational und daher bleibt auch die weit überwiegende Majorität der Christen Teil der Kirche – egal wie wild es die angeblich zölibatären Männer in den bunten Frauenkleidern treiben.
Pädosexualität ist eben nicht die große Abscheulichkeit, als die sie immer beschrieben wird, sondern es herrscht, ganz im Gegenteil, offensichtlich eine weit verbreitete Pädo-Toleranz.
1,3 Milliarden Menschen sind immer noch Mitglieder in dem Kinder-Vergewaltigungs-Verein, der als gemeinnützig eingestuft und großzügig vom Staat finanziert wird.

(…..) Ein Spiegel-TV-Bericht aus dem Jahr 2010 zeichnete den Weg des pädophilen Peter H. in seinen bayerischen Pfarreien nach und dort sah ich zu meiner (damaligen!) Verblüffung, wie sich wütende Gläubige gegen das Kamerateam und vor ihren Pfarrer stellten.
 Peter H. flößte im Jahr 1979 einem Elfjährigen und mindestens drei weiteren Kindern Alkohol ein und zwang sie dann ihn oral zu befriedigen. Die Kinder berichteten ihren Eltern, die sich beim Gemeindepfarrer beschwerten. Die Angelegenheit landete beim Generalvikar, der die Eltern so lange unter Druck setzte, bis sie von einer Anzeige absahen. H. sollte nicht bestraft werden, sondern einfach ins nächste Bistum geschickt werden – allerdings, so viel brüderliche Solidarität herrscht unter Bischöfen – nicht ohne daß Essen den Münchnern ausführlich erklärt hätte was sie da für einen Typen bekommen.
Pfarrer H. kam im Jahr 1980 zu Erzbischof Ratzinger, der den Fall intern regelte, ohne Polizei, ohne Staatsanwaltschaft, ohne Prozess. An die vergewaltigten Kinder verschwendete Ratzinger keinen Gedanken.
Der Ordinariatsrat unter Vorsitz von Erzbischof Ratzinger beschloss Peter H., "für einige Zeit um Wohnung und Unterkunft" in einer Münchner Pfarrgemeinde zu geben und "Kaplan H. wird sich einer psychisch-therapeutischen Behandlung unterziehen".
Gerade einmal zwei Wochen nach seiner Ankunft in München wurde Kinderficker Peter H. in der Gemeinde St. Johannes Evangelist bei Grafingen als Pfarrer eingesetzt.
Dort missbrauchte H. sofort wieder mehrere Schüler, die er auch beim Sex fotographierte und die Bilder an andere Pädophile verschickte.
Das Amtsgericht Ebersberg verurteilte ihn 1986 zu einer geringen Geldstrafe und anderthalb Jahren Bewährungsstrafe.
Für Ratzingers Bistum immer noch kein Grund sich von dem Pfarrer zu trennen. Es verschob ihn von Grafing nach Garching an der Alz.
Auch dort hagelte es sofort Beschwerden, weil Pfarrer H gar nicht daran dachte aufzuhören Kinder sexuell zu belästigen. Warum sollte er auch? Er hatte ja gelernt, daß seine allmächtige Kirche ihn immer beschützt.
Im Jahr 2008 schließlich wandte sich eins von Hs ersten Opfern von 1979 aus Essen an seine aktuelle Gemeinde und wieder verschob in das Erzbistum einfach weiter; diesmal nach Bad Tölz.
Ratzinger, seit 1981 Chef der Glaubenkongregation verfügte weltweit alle Kinderfickerfälle zu vertuschen. Er weigerte sich, sich damit zu beschäftigen. Schließlich hatte er in dem Vierteljahrhundert bis zu seinem Aufstieg zum Papst wichtigeres zu tun: Theologen wie Ranke-Heinemann, Küng, Galliot und Drewermann mussten abgesetzt werden, weil sie es wagten selbst zu denken und insbesondere kämpfte Ratzinger leidenschaftlich gegen die südamerikanischen „Befreiungstheologen“, die es wagten sich gegen die faschistischen Killerregime auf die Seite der Armen zu stellen. Ratzinger merzte sie alle aus und brachte die südamerikanische Kirche auf stramm faschistenfreundlichen Kurs.

Die Schäfchen in Bad Tölz gingen mit Ratzinger d’Accord.
Auf die Frage, ob sie denn nicht wüßten, daß es sich um einen verurteilten Kindersex-Straftäter handelte, ätzten sie empört zurück „Na und? Wer denn nicht?“

[…..] Reichenwallner, 60, graue Haare, Brille, ist ein gebürtiger Bayer mit sonorer Stimme. Seit 18 Jahren ist er Bürgermeister von Garching an der Alz im oberbayerischen Landkreis Altötting. Mehr als 16 Jahre davon war Peter H. der Pfarrer der Gemeinde mit 8500 Einwohnern. Im Spätsommer 2008 musste er die Pfarrei verlassen. Der offizielle Grund, erinnert sich Reichenwallner: das Rotationsprinzip. […..] Andererseits sagen auch viele, was für ein "guter Pfarrer" Peter H. doch war. […..]  Pfarrer Peter H. ist ein dickleibiger, jovialer Mann, der seine Pfarrei in Garching 21 Jahre lang straff führte. […..] "Er war ein glänzender Prediger, ein glänzender Rhetoriker, der die Leute anzog", sagt Bürgermeister Reichenwallner. […..] Den "beliebten Pfarrer" gehen lassen zu müssen, war ein Schock für die kleine Gemeinde zwischen Chiemsee und Waginger See. "Das kam für uns aus heiterem Himmel. […..] In einer Mitteilung des Pfarrverbands Garching-Engelsberg wurde Peter H. als "Pfarrer zum Anfassen" gelobt. Der Abschied im September 2008 war in der Gemeinde von Wehmut geprägt - Bürgermeister Reichenwallner erinnert sich an eine "melancholische Veranstaltung". Eine Garchingerin sagt, sie habe weinen müssen damals. Sie war nicht die einzige.
"In Bayern sind die Kirche und die Gemeinde noch eng miteinander verwoben", sagt Reichenwallner. Auch daher rührt das enge freundschaftliche Verhältnis zwischen Bürgermeister und Pfarrer. […..] Reichenwallner nimmt ihn in Schutz: "Jeden Tag tauchen neue Verfehlungen auf, warum wird jetzt ausgerechnet dieser Fall so groß gespielt?", fragt der Bürgermeister. "Er ist rechtskräftig verurteilt und hat sich seither soweit bekannt und von der Diözese bestätigt nichts mehr zu Schulden kommen lassen - und eine gute Arbeit in unserem Pfarrverband geleistet." […..]

Hier war Rationalität völlig fehl am Platz! Nein, die Gläubigen wenden sich eben nicht ab, wenn ihr geliebter Pfaff Kinder fickt, sondern stellen sich schützend vor ihn!
Kinder zu misshandeln ist innerhalb des Kultes akzeptiert. Rasend vor Wut werden die Schäfchen erst, wenn ein Ungläubiger von außerhalb der Blase mit dem Finger auf ihre Idol zeigt.

Ganz ähnlich läuft es bei dem seit Jahren bundesweit bekannten Bremer Evangeliban Olaf Latzel (*1967); Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde.
Der Mann ist so ultrakonservativ und menschenfeindlich, daß der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf beim evangelikalen „Christival 2008“ (bei dem eine heute sehr prominente CDU-Politikerin namens Ursula von der Leyen einen sechsstelligen Betrag für die „Umpolung“ Homosexueller springen ließ) vor dem Fanatiker warnte.

[…..] Auf den Einwurf Becks, dass er sich mit dieser Äußerung außerhalb des Grundgesetzes gestellt habe, entgegnete Latzel in einer sehr emotionalen Rede, das Christentum habe schließlich das Grundgesetz „mit gemacht“, doch sei die Gesellschaft anschließend in eine andere Richtung gedriftet: „Wir werden an den Rand gedrängt, wir müssen aber auch unseren Platz haben!“ Konkret bedeute dies, dass aus der christlichen Dogmatik eine Ethik abgeleitet werden solle, die anschließend in die Gesetzgebung einfließen müsse. […..]  Latzels Anliegen fand in der Runde allgemeine Zustimmung. Wechselten schon während der Ausführungen von Prinz Philip die Gesichtszüge Scherfs zwischen unendlicher Müdigkeit und blankem Entsetzen, wurde der ehemalige Landesvater nunmehr nicht nur im Ton schärfer, sondern auch lauter: Seit Kaiser Konstantin, „diesem Verbrecher“, habe es immer wieder Versuche gegeben, Staat und christliche Religion zu vermengen. Dieses sei immer zu Ungunsten des Christentums erfolgt. Es sei schließlich „die Religion der Mühseligen und Beladenen“. Doch waren es vor allem die Mächtigen, die die Verbindung von Staat und Religion aus politischen und wirtschaftlichen Partikularinteressen heraus betrieben hätten. Dass es für ihn kein Zurück hinter der bisher erreichten Trennung von Staat und Kirche geben könne, unterstrich Scherf noch einmal abschließend mit den Worten: „Es sind diese Khomeinis, vor denen wir unsere Verfassung schützen müssen. Das können Sie Ihrem Pastor Latzel ausrichten!“ […..]

Latzel ließ auch in den folgenden 12 Jahren nie nach, wurde immer extremistischer und schließlich für eine Schande der ganzen EKD, die sich immer wütenderen Fragen danach stellen muss, wie sie so eine Hetzer in ihren Reihen dulden kann.

[….] Der Hetzprediger von der Weser
Ein evangelikaler Pastor in Bremen kanzelt andere Bekenntnisse ab, nennt islamische Feste „Blödsinn“ und warnt vor interreligiöser Toleranz. Jetzt überprüft die Staatsanwaltschaft seine Hetzpredigt.
[….] In der altehrwürdigen Bremer Innenstadtkirche St. Martini, wo schon der Choraldichter Joachim Neander („Lobe den Herren“) predigte, amtiert seit 2007 als Hauptpastor der 47-jährige Olaf Latzel. Er lässt keine Frauen auf seine Kanzel, hält Homosexualität für Sünde und sieht in jedem Bibel-Wort Gottes Wort. [….]
Für Gott, mahnte Latzel, sei es ein Gräuel, wenn andere Götter neben ihn gestellt würden. Deshalb dürften Christen kein Verständnis und keine Toleranz für andere Religionen zeigen. „Die Reinigung von den Götzen, von den fremden Göttern wird von Gott befohlen.“ Demnach müsse man Götzenbilder „umhauen, verbrennen, hacken“.
Christen, so Latzel, dürften keine Glückspfennige oder Heiligen-Amulette besitzen und auch keine Buddha-Statue, also keinen „dicken alten fetten Herrn“ auf die Kommode stellen. „Das ist Götzendienst, das gehört nicht zum Christen dazu, das muss weg.“
Aber es kommt noch heftiger: Wer von dem muslimischen Freund seiner Tochter zum „Zuckerfest und all diesem Blödsinn“ eingeladen werde, solle nicht hingehen. „Nein, da müssen wir ganz sauber bleiben.“ [….] (Frankfurter Rundschau, 29.01.2015)

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung gegen Pastor Latzel.

[….] Staatsanwalt klagt Bremer Pastor wegen Volksverhetzung an
Er warnte vor einer „Homolobby“, sagte, „der ganze Genderdreck ist teuflisch und satanisch“. Jetzt droht dem Bremer Pastor Olaf Latzel ein Gerichtsverfahren. [….]

Und wieder fragt man sich, von der eigenen Rationalität fehlgeleitet, ob nicht die Schäfchen der Latzel-Gemeinde nun genug haben müssten.
Will man sich um einen bundesweit geächteten homophoben, rassistischen Volksverhetzer scharen? Den Mann, der Homosexuelle pauschal als "Verbrecher" bezeichnet, Homosexualität generell als "Degenerationsform der Gesellschaft" betrachtet?
Muss man nicht spätestens jetzt aus der Kirche austreten?

Aber weit gefehlt. Seine Fans halten die Reihen geschlossen. Sie haben längst die Schwelle übertreten, bis zu der man noch hätte umkehren können und sich dem eigenen Verstand verpflichtet hätte.

[…..] Eine evangelische Gemeinde steht fest zu ihrem wegen Volksverhetzung angeklagten Pastor.
[….] Mit Anklageerhebung verständigten sich die Kirchenleitung und Latzel auf den langen Urlaub, während dieser Zeit sollen "alle denkbaren dienstrechtlichen Maßnahmen" ausgesetzt bleiben, heißt es. [….] Die St.-Martini-Gemeinde in der Bremer Altstadt bekennt sich laut Selbstdarstellung "in Lehre und Ordnung zur ganzen, unverfälschten Heiligen Schrift", dem "einzig wahren und unfehlbaren Gotteswort" - und zu Pastor Latzel, der dort seit 2007 wirkt. Die Gemeinde wolle "den auf Bibel und Bekenntnis gegründeten Weg in Lehre und Leben mit unserem Pastor Olaf Latzel fortsetzen". Auch im Internet sammeln sich eine Menge Unterstützer aus dem In- und Ausland für den bibeltreuen Bremer. Einer Petition für seinen Verbleib im Amt folgen mehr als 20 000 Menschen, eine Petition für seine Absetzung zählt rund 13 000 Sympathisanten. […..]

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