Das Gute an den pandemiebedingten Reiselockerungen ist, daß
es in meinem Haus ruhiger wird.
Statt auf den Balkons rumzugrölen und draußen zu grillen,
sind erstaunlich vieler meiner Nachbarn ausgeflogen. Im wahrsten Sinne des
Wortes.
Man sieht es nicht nur an den freien Parkplätzen, die von
den an Ost- und Nordsee-Verweilenden hinterlassen werden, sondern hört auch
ganz unverblümt, daß sie Strandurlaub in Dalmatien, der Côte d'Azur oder
Andalusien gebucht haben.
Mitten ins RKI-Risikogebiet. Man werde sich eben von
Menschenmassen fernhalten, habe ein abgelegenes Hotel ausgesucht, werde Masken
tragen.
Abgesehen davon, daß ich ohnehin nicht verstehe, wieso man
nach dem heißesten Sommer aller Zeiten in Deutschland unbedingt in den Süden
fliegen muss, bleibt mir auch die Risikobereitschaft ein Rätsel.
Es gibt im Alltag so viele unvermeidliche Ansteckungsrisiken;
wozu braucht es noch weitere völlig unnötige Risiken? Wozu in stundenlang dicht
gedrängt in ein Flugzeug-Kabine setzen, die mit ihrer Luftumwälzung nichts
anderes als eine Petrischale mit paradiesischen Verhältnissen für den
Sars-CoV-II ist?
Dabei sind die allermeisten dieser Urlauber bei Weitem nicht
so geistesgestört wie die Hardcore-Covidioten, die gestern den Berliner Reichstag stürmten.
Aber zwischen vernünftigen, an Fakten orientierten Menschen
und den GOP-artig frei drehenden Avokadolf Hildmanns ist noch sehr viel Platz
für die verschiedensten Ausprägungen mittleren Irrsinns.
Ich selbst habe nur zwei, drei mal versucht im direkten
Gespräch zu erfahren „wieso müsst Ihr denn ausgerechnet jetzt während die seit
April höchsten Neuinfektionsraten gemeldet werden, sich eine europaweite second
wave ankündigt ausgerechnet in die vom AA und RKI eingestuften
Hochrisikogebiete fahren?“
Leider bestätigte sich dabei nur meine Grundüberzeugung, daß
die meisten Menschen einfach zu borniert und blöd sind, um demokratisch
verantwortlich zu handeln.
Wer im Jahr 2020 immer noch glaubt, der Homo Sapiens sei ein
„weiser“ Humanoider, der über „gesunden Menschenverstand“ verfüge, lebt nicht
in der Realität.
Unglücklich bin ich allerdings darüber, daß die Mehrheit der
Bürger, nämlich diejenigen, die sich an die Pandemieregeln halten, zur Kasse
gebeten werden, um die Doofen zu alimentieren.
Der Sozialstaat ist zu begrüßen und sollte ausgebaut werden,
aber ich bin ganz Gerd-Schröder, wenn sich Menschen willentlich und entgegen
aller Warnungen in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Sie sollten nach ihren
Möglichkeiten selbst zur Kasse gebeten werden.
Wer wissentlich und freiwillig in ein Risikogebiet reist und
daher anschließend in eine Corona-Quarantäne gezwungen wird, sollte meines
Erachtens nicht die Hand aufhalten, um volles Gehalt zu bekommen.
[…..] Rückkehrer aus Risikogebieten müssen laut Gesundheitsministerium für
die folgende Quarantäne keinen Urlaub nehmen. Es gebe auch keinen
Verdienstausfall - nicht einmal, wenn das Ziel schon vor der Reise als
Risikogebiet feststand. […..]
Dem Sprecher zufolge kommt der Staat auch dann für einen Verdienstausfall
auf, wenn jemand wissentlich in ein Risikogebiet aufgebrochen ist - wenn also
schon vor der Reise feststand, dass das Ziel ein Risikogebiet ist. Die
entsprechende rechtliche Grundlage würde "auch in solchen Fällen
greifen", hieß es bei einer Pressekonferenz des Ministeriums auf
Nachfrage. […..]
Erstaunlich, hier ist Jens Spahn sozialistischer als ich.
Wer jetzt in Cannes oder Nice an der Côte d'Azur zu einem
Covid19-Verdachtsfall wird, sollte an den Kosten für Lohnfortzahlung im Quarantänefall
beteiligt werden.
Heiko Maas hingegen, der sich monatelang rund um die Uhr
arbeitete, um zu Beginn der Pandemie hunderttausende deutsche Urlauber mit Regierungsfliegern
zurück zu holen, betont seither die Eigenverantwortung der Reisewahnsinnigen.
[….] Maas betonte erneut, dass es keine weitere Rückholaktion von Reisenden
durch die Bundesregierung geben werde. "Reisen tut man immer in eigener
Verantwortung, völlig egal, ob es nun eine Corona-Pandemie gibt, oder einen
anderen Krisenfall. Natürlich werden wir für die Länder, in denen es zu
erhöhten Infektionen kommt, in denen es Ausgangssperren gibt oder wo auch
wieder Einreisesperren verhängt werden über unsere Konsulate und Botschaften
die deutschen Reisenden vor Ort unterstützen und wir werden sie dabei
unterstützen, mit normalen Flügen auch wieder zurück zu kommen." [….]
Recht so, wer im August oder September in Kroatien
festsitzt, weil er trotz aller Warnungen Party am Strand machen wollte, wird
den Sondercharterflieger nach Hause selbst bezahlen müssen.
Die Corona-Tests, denen sich Urlaubsrückkehrer auf den
Flughäfen unterziehen müssen, sollten ebenfalls eben nicht kostenlos sein. Denn
das heißt nur „Wir alle zahlen“. Aber den finanziellen Schaden haben die braungebrannten
möglicherweise Infizierten ganz allein und bewußt angerichtet.
[…..] Kostenlose Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten soll es nicht
mehr geben. Zudem sollen die Einreisenden frühestens ab dem fünften Tag nach
der Rückkehr ihre Quarantäne beenden können. Die Luftverkehrswirtschaft und der
DRV sind entsetzt.
Wegen steigender Corona-Infektionszahlen diskutieren Kanzlerin Angela
Merkel und die Ministerpräsidenten darüber, ob schärfer als bisher vor Reisen
in Risikogebiete gewarnt werden sollte. Das heißt: Kostenlose Tests sollen
nicht mehr möglich sein. […..]
Ich unterstütze diese harte Linie mit kostenpflichtigen
Zwangstests.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen