Dienstag, 11. August 2020

Der große Historiker


Niemand weiß so viel über die Weltgeschichte wie Donald Trump.
IQ45 ist eben in jeder Hinsicht ein außergewöhnlich stabiles Genie.
Ich beschäftige mich seit 40 Jahren intensiv mit dem „dritten Reich“ und dem Zweiten Weltkrieg. Ein ungeheuer komplexes Thema, zu dem es auch 80 Jahre später immer wieder neue Erkenntnisse durch bisher unzugängliche Quellen gibt.
Als allgemein akzeptierte These gilt die „Schlacht von Stalingrad“ vom 23. August 1942 bis 2. Februar 1943 als Wendepunkt des deutschen „Kriegsglücks“.
Die vollständige Vernichtung der damals so glorreichen sechsten Armee unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus ist Gegenstand unzähliger Dokumentationen, Bücher, Verfilmungen und privater Erzählungen.
Dieser Großverband des Heeres, Armeeoberkommando 6 (AOK 6) hatte sich an unzähligen Kriegsverbrechen schuldig gemacht, bevor die verbliebenen 300.000 Mann 1942 in Stalingrad eingekesselt wurden.
100.000 Soldaten wurden bis Februar 1943 getötet. Weitere knapp 100.000 ergaben sich anschließend der Roten Armee. Sie waren aber durch Hunger und Seuchen in so jämmerlichen Zustand, daß nur noch ein Drittel von ihnen lebend ein sowjetisches Arbeitslager erreichte. Insgesamt überlebten etwa 6.000 Deutsche die Gefangenschaft. Von den verbliebenen Angehörigen der 6. Armee wurde ein Teil ausgeflogen, ein Teil floh, ein Teil kämpfte noch Monate im Untergrund weiter. Die Spuren verlieren sich.
Hitler und Goebbels verklärten die epische Niederlage zu einem Heldenepos und waren damit so erfolgreich, daß die meisten Deutschen bis Anfang 1945 noch an „den Endsieg“ glaubten und die wenigstens kapitulierten.
Die Gebildeteren und die Offiziere hingegen wußten seit Stalingrad sicher, daß Hitler den Krieg verlieren würde. Das gab dem Widerstand Auftrieb und so konnte der Kreisauer Kreis Verbündete für den schließlich am 20.07.1944 von Graf Stauffenberg durchgeführten Attentatsversuch gewinnen.
Die Tragik des Scheiterns bestand darin, daß Hitler nur durch eine Kette von Zufällen überlebte und nur durch seinen Tod der Krieg hätte vorzeitig beendet werden können.
In den folgenden zehn Monaten bis zum Ende des Krieges in Europa starben mehr Zivilisten und mehr Soldaten als in den fünf Jahren (September 1939 bis Juli 1944) zuvor.
Dieser pervertierte Durchhaltewillen führte nicht nur zu dem Millionenfachen Tod der Deutschen, sondern auch zur Zerstörung aller großen deutschen Städte und natürlich der Durchführung des Holocausts.
Es ist also nicht nur Militärgeschichte, die wir da betrachten, sondern außerordentlich interessant die psychologischen, sozialen und propagandistischen Aspekte der Jahre 1943-45 zu erforschen. Ungebildete Menschen voller Vorurteile und Propaganda im Kopf folgen einem „Führer“, der enorme militärische Erfolge erringt und einen ökonomischen Aufstieg erreicht. Anfang 1941 soll die Zustimmung zu Hitler das Maximum erreicht haben. Über 90% der Bevölkerung verehrten ihn. Ganz Europa war erobert und die Entbehrungen der Soldatenfamilien wurden durch großzügig erscheinende Sozialleistungen kompensiert. Freilich wurde nicht öffentlich darüber gesprochen, daß diese sozialen Wohltaten durch einen europaweiten Genozid und Massen-Raubmord finanziert wurden.
Aber warum kämpften die Deutschen eigentlich das ganze Jahr 1943, 1944 und noch bis Mai 1945 weiter? Als die Alliierten nicht nur alles zurück erobert hatten, sondern auf deutschen Boden standen, als Millionen Häuser zerstört waren und jede Familie Tote zu beklagen hatte?
Kommen wir an dieser Stelle auf das historische Genie im Weißen Haus zurück.
Donald Trump weiß nämlich wieso der Zweite Weltkrieg endete: Es war die Spanische Grippe 1917 (der Rest der Welt denkt, die wütete 1918, aber Trump kennt die Wahrheit). Dadurch wären so viele deutsche Soldaten krank geworden, daß sie nicht mehr weiterkämpfen konnten.

[….] Trump rewrites history with claim 1917 Spanish flu (it was 1918) probably ended WWII (it didn't)
The US president suggests the pandemic, which began in 1918, brought an end to the conflict that lasted from 1939 to 1945. [….]


Trump, der sich im Juni 2020 schon ganz bescheiden unter dem Applaus der FOX-Fans als „the most perfect person“ bezeichnete, ist daher völlig im Recht wenn er bei der republikanischen Gouverneurin Kristi Noem von South Dakota anfragen lässt, wie er neben George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt am Mount Rushmore verewigt werden kann.

  [….] Laut eines Berichts der New York Times ist das Weiße Haus im vergangenen Jahr auf die republikanische Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem, mit einer ungewöhnlichen Frage zugekommen. Dem Bericht zufolge ging es um den Prozess, einen weiteren Präsidenten zu Mount Rushmore hinzuzufügen. Offenbar hat US-Präsident Donald Trump den Traum, sein Konterfei an dem Felsen im US-Bundesstaat South Dakota zu sehen. [….] Anschließend soll Trump noch zu Noem gesagt haben, es sei sein Traum, sein Gesicht am Mount Rushmore zu sehen. Bei seinem diesjährigen Besuch am Mount Rushmore in South Dakota zum Independence Day (4. Juli, Nationalfeiertag der USA) soll Noem Donald Trump deshalb auch laut eines Insiders eine kleine Nachbildung der Skulpturen geschenkt haben, bei der das Gesicht des US-Präsidenten hinzugefügt wurde. [….]

Trump ist ein wahres Universalgenie. 


Verständlich, daß bei so viel Genialität seine oberste Beraterin und Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway gefragt nach Trumps Haupteigenschaft seine Bescheidenheit nennt: President Trump Exemplifies Humility!


In den bisherigen dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit kam aber bei all der Genialität Trumps fundiertes Wissen als Historiker zu kurz. 
Es blitzte nur gelegentlich auf, wie man am Beispiel seiner These zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges sehen konnte.

Es wird Zeit ihn als das zu würdigen was er ist: Den allergrößten und allerbesten Präsidenten aller Zeiten, aller Länder und aller Galaxien!

[….] Donald Trump glaubt, Abraham Lincoln sei sein einzig ebenbürtiger Vorgänger: Niemand habe so viel getan für Amerika wie Lincoln und er. [….] Lincoln ist der einzige Vorgänger, dem Trump gelegentlich etwas Anerkennung zollt, wenn er sich in Reden oder Interviews selbst lobt. Seit Lincoln habe niemand mehr für Amerika getan und sei trotzdem gemeiner behandelt worden, behauptet Trump gerne. Abraham Lincoln, das muss man vielleicht dazusagen, wurde 1865 von einem weißen Rassisten ermordet.
Am Montag stalkte Trump den armen toten Lincoln - der in Wahrheit all das nicht war, was Trump ist, der sich aber nicht mehr wehren kann - wieder einmal. Er erwäge, seine Rede, in der er in der letzten Augustwoche die Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat annehmen wird, auf dem Schlachtfeld in Gettysburg zu halten, twitterte Trump. Auf den Feldern rund um die Kleinstadt in Pennsylvania fand im Juli 1863 eine der blutigsten Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs statt. 100 000 Soldaten des Nordens traten gegen 70 000 Soldaten des Südens an, nach drei Tagen Gemetzel waren um die 50 000 Männer tot oder verwundet. Der Kommandeur der Südstaaten-Armee, Robert E. Lee, musste sich geschlagen zurückziehen.
Einige Monate später hielt Präsident Lincoln bei der Einweihung eines Soldatenfriedhofs auf dem Schlachtfeld seine berühmte "Gettysburg Address" eine der wohl wichtigsten und besten politischen Reden, die je gehalten wurden. Die Gefallenen hätten ihr Leben gegeben, "damit die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk nicht von der Erde verschwindet", sagte Lincoln damals - ein Satz der bis heute nachhallt. Das, so mag Trump sich denken, sollte er doch auch hinbekommen. [….]

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