Der devote Porsche-Befehlsempfänger Lindner scheint endlich die Flitterei auf Sylt beendet zu haben.
Zurück nach Berlin zu kommen, wird ihm nicht gefallen. Zum Einen gibt es in der Hauptstadt Menschen, die keinen Porsche und keine Rolex besitzen, die noch nicht mal zum Essen ein paar Magnum-Champagnerflaschen köpfen. Unter dem billigen Plebs fühlt sich der Millionär generell unwohl.
Zum Anderen sind da die aktuellen Umfragen, in denen die FDP-Performance eindeutig bewertet wird.
FORSA misst 6% für die FDP und 25% für die Grünen.
So hatte sich das der schöne FDP-Chef in den Tagen der Citrus-Harmonie aber nicht vorgestellt, als Gelbe und Grüne vor den offiziellen Ampel-Koalitionsverhandlungen stylische Instagram-Bilder posteten, Ämter verteilten und ihre Einflußsphären absteckten. Vor einem halben Jahr noch, wurde die FDP als Gewinnerin der Koalitionsverhandlungen gefeiert. Sie habe sich mit Bildung, Verkehr, Finanzen und Justiz im Verhältnis zu ihrem Wahlergebnis überproportional viel Relevanz erobert, bearbeite damit die wichtigen Zukunftsthemen, während die Grünen eher unwichtige Ämter und die SPD die schwierigen Jobs bekommen hätte.
Es war sicher nicht geplant, bereits im Sommer die 5%-Hürde vor Augen zu haben und mehr als viermal so starke Grüne von der Presse gefeiert zu sehen.
In der letzten Merkel-GroKo war Finanzminister Scholz neben der Kanzlerin eindeutig die dominierende Kraft der Regierung, führte seine Partei auf Platz 1 und ins Kanzleramt. So ähnlich hatte der Hepatitisgelbe sich das als Finanzminister auch vorgestellt. Als Wirtschaftsminister wäre Vizekanzler Habeck in einem schwachen Ressort, könnte nichts entscheiden und fremdele mit der Materie. Die Außenpolitik würde ohnehin im Kanzleramt gemacht, so daß Greenhornin Baerbock wie Westerwave und Maas unter die Räder käme, während er, Lindner, die Fäden ziehe und sich so in Szene setzen könne, daß 2025 der Umzug ins Kanzleramt anstünde. Regierungschef! Wichtigster Mann Deutschlands! Bundeskanzler Lindner. Als Dienstwagen einen schwer gepanzerten Porsche Panamera. Champagnerpartys mit heißen Springer-Journalistinnen in der Kanzlerwohnung. Alle Bodyguards würden knallenge Maßanzüge tragen. Drei-Sterne-Köche würden ihm das Frühstück an Kanzlerbett bringen. Bald läge ihm die Welt zu Füßen, weil man in Washington und Peking voller Neid auf den jungen dynamischen Deutschen mit der goldenen Hand für die Ökonomie blicke.
Was sich da für Kontakte knüpfen ließen! Dann wäre endlich Schluß mit dem Dasein als bloßer Millionär, der Aufstieg in die Gates-Buffett-Bezos-Musk-Liga wäre unweigerlich. Und dann die Weltherrschaft!
Statt dessen aber, vom Oktober 2021 fast forward zum Juli 2022: Alle FDP-Minister sind unbeliebt, „Lindner stürzt ab“.
[….] Habeck führt Beliebtheitsskala an, Lindner stürzt ab
[….] Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hielt die Spitzenposition. [….] Auf Platz zwei liegt Annalena Baerbock (Grüne) [….] Besonders deutlich hat sich Finanzminister Christian Lindner (FDP) verschlechtert, der nach 0,4 vor zwei Wochen jetzt nur noch auf minus 0,1 kommt. Deutlicher im Minus-Bereich liegen CDU-Chef Friedrich Merz mit minus 0,4 (minus 0,1) und die Linke Sahra Wagenknecht mit minus 0,6 (minus 0,7). […]
So hatte sich der Porschefahrer das sicherlich nicht vorgestellt.
Aber immerhin scheint der Finanzminister nicht realitätsblind zu sein und erkennt, wie nah er sich am Abgrund befindet. Für eine Partei, die wie die FDP ohne Programm und ohne fähiges Personal in eine Regierung geht, wiederholt sich die Geschichte von 2009-2013. Nach der Regierungsbeteiligung dürfte es direkt wieder in die außerparlamentarische Opposition gehen.
Hohe Zeit, noch Pflöcke für die reichen Parteispender einzuschlagen, so lange er noch an den Fleischtöpfen der Macht sitzt.
Also geht es an eine Steuerreform. Wir kennen schließlich alle das dramatische Auseinanderdriften der sozialen Schere. Die Superreichen werden immer schneller immer superreicher, weil sie durch bloßes Rumsitzen und Nichtstun als (Immobilien-)Besitzer von ganz allein jedes Jahr Milliarden dazu geschaufelt bekommen, während immer mehr Arme in immer größere Bedrängnis geraten, weil sie durch die acht Prozent Inflation kaum noch die Wohnnebenkosten und Lebensmittel bezahlen können. Sie werden auf kalt duschen und frieren eingeschworen. Tafeln schließen, weil der Andrang zu groß wird.
Einen Neoliberalen wie Lindner, der sich privat auf Luxus-Sausen amüsiert, freut es.
Also plant er Steuersenkungen für die Topverdiner, damit sie reicher werden, während die untere Hälfte der Verdienstpyramide leer ausgeht, weil sie ohnehin keine Einkommenssteuer zahlt.
[….] Die von Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner vorgeschlagenen Steuersenkungen könnten einem Bericht zufolge Topverdienern besonders viel bringen. Würden etwa alle Tarifeckwerte in der Einkommensteuer um sechs Prozent verschoben, müsste ein Single mit 600.000 Euro Bruttojahreseinkommen 1100 Euro weniger Steuern zahlen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Verweis auf Berechnungen der Arbeitnehmerkammer Bremen. Dagegen würde eine vierköpfige Familie mit 40.000 Euro Jahresbrutto nur um 300 Euro entlastet. Eine allgemeine Steuersenkung, so das Fazit von Studienautor Tobias Peters, käme "primär Besserverdienenden zugute und würde sie stärker entlasten als Menschen mit kleinen Einkommen". [….]
So ist’s konsequent; wenn die FDP schon in die <5%-Hölle stürzt, dann wenigstens noch mal kräftig von unten nach oben umverteilen.
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