Man weiß immer nicht; sind es die Gene, oder ist es der Einfluss der Umwelt.
Um die Frage zu untersuchen, wieso man so ist, wie man ist, bedarf es außergewöhnlicher Sonderfälle. Zwillingsforschung. Aber wie viele eineiige Zwillinge werden schon zufällig als Säuglinge getrennt, wachsen in unterschiedlichen Verhältnissen auf, treffen sich nach Jahrzehnten zufällig wieder und werden dann auch noch wissenschaftlich ausgewertet?
Erkenntnisreich ist auch eine Konstellation wie in dem französischen Film „La Vie est un long fleuve tranquille“ (Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluß) von Étienne Chatiliez aus dem Jahre 1988. Eine Krankenschwester vertauscht, um sich an ihrem Chef zu rächen, zwei Säuglinge. Momo aus der wohlhabenden Bildungsbürgertum-Familie Le Quesnoy wächst bei den totalen Proleten Groseilles auf; Bernadette entsprechend umgekehrt.
Niemand merkt etwas, bis die Krankennschwester plaudert. Die reichen Le Quesnoys kaufen für 20.000 Francs ihren leiblichen Sohn, den mittlerweile 12-Jährigen Momo zurück und behalten auch Bernadette. Die White Trash-Groseilles haben noch jede Menge andere Kinder und sind froh über das Geld. Nun könnte alles gut werden. Wird es aber nicht, weil der genetische Le Quesnoy-Momo natürlich seinen nicht biologischen Geschwistern und Eltern mehr verbunden ist und zu deren Gunsten gern seine neue reiche Familie schröpft.
Vor gut 30 Jahren liebte ich den Film, habe ihn aber seither nicht wieder gesehen.
Die Frage, ob man eher genetisch oder durch seine Erziehung bestimmt ist, wird in der Komödie äußerst unterhaltsam durchdekliniert. Aber es ist eine fiktive und kaum realistische Story.
Nachdem ich mehrere Dekaden über die Frage nachgedacht habe und mal mehr in Richtung „Gene“ und mal mehr in Richtung „Umwelt“ lehnte, habe ich inzwischen keine objektiv überzeugenden Erklärungen mehr. Es gibt diese verblüffenden Unterschiede. Mein Vater war ein Zwilling und war in jeder erdenklichen Hinsicht, das diametrale Gegenteil meines Onkels. Man hätte nie geglaubt, daß die überhaupt Brüder sind, geschweige denn, im Abstand von vier Minuten geboren wurden.
Geschwister können extrem unterschiedlich sein. Gleichzeitig gibt es aber, auch in meiner Familie, geradezu groteske äußerliche und charakterliche Ähnlichkeiten von Jüngeren mit verstorbenen Großtanten oder Urgroßeltern, die sie nie kennengelernt hatten, daß ich resigniert denke, man habe vielleicht gar keinen Einfluss auf sich selbst, sondern ist ausschließlich Opfer seiner Gene.
Oft stehen Gene und die Erziehung allerdings ohnehin auf derselben Seite.
Die Trumps sind seit mindestens vier Generationen optisch und charakterlich der schlimmste Abschaum.
Donald Trump, der nicht nur stolz auf seine Pfälzer Gene ist, sondern aus ihnen auch eine grundlegende Überlegenheit seiner Familie ableitet und daraus den Schluß zieht, sich nicht an Gesetze halten zu brauchen, profitiert tatsächlich von der kriminellen Energie seines Vaters und Großvaters. Mit Sicherheit erbte er von ihnen die Methode „Bully“. Durch Gene, Vorleben, praktische Übung.
Opa Friedrich Trump (1869-1918) aus der bayerischen Pfalz kam 1885 als Teenager nach New York, wollte reich werden, wurde kriminell, raubte beim Goldrausch in Klondike andere Claims und betrieb schließlich Bordelle.
Vater Fred Trump (1905-1999) war ein extremer Rassist und Hitler-Freund, der als Immobilienunternehmer gnadenlos die Not seiner Mieter ausnutzte.
Sohn Donald, geb. 1946 ist interessanterweise kaufmännisch völlig unfähig, reitet alle seine Unternehmungen in die Pleite. Aber er profitiert a) von den Milliarden, die sein Vater ihm hinterließ und der durch Erziehung/Gene angeeigneten Bully-Methode. Er droht, lügt und übervorteilt seine Geschäftspartner.
Die Trump-Gene können kaum verbessert werden, außer durch den Neukombinationszufall.
Wenn man aber solche grausigen Persönlichkeiten wie Ivana Zelníčková, Lara Lea Yunaska, Jared Kushner, oder demnächst auch noch Kimberly Guilfoyle einkreuzt, machen die es sicher nicht besser.
Aber auch wenn Trumps Enkel wenigstens einen netten Elternteil hätten, wäre es bei der toxischen, rassistischen, kriminellen, xenophoben, Bully-Erziehung ein Wunder, wenn das keine echten Widerlinge, wie die vier Generationen vor ihnen werden.
Wenn Barron Glück hat, ist Donald Trump nicht sein leiblicher Vater.
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