Samstag, 3. Dezember 2022

Sex, Natur und Kirche  

 

Die umjubelte Ratzinger-Rede vor dem Bundestag am 22.09.2011 war für die fromme Katholikin Andrea Nahles ebenso, wie für den frommen Volker Beck, eine grandios genutzte Gelegenheit, sich nicht nur bis auf die Knochen zu blamieren, sondern auch noch der ganzen Welt ihre moralische und intellektuelle Unterbelichtung zu demonstrieren.

Noch niemals zuvor hat ein religiöses Oberhaupt vor dem Deutschen Bundestag gesprochen. Dafür gab und gibt es gute Gründe. Das Grundgesetz formuliert im Blick auf Religionen ein fundamentales Verfassungsgebot: Es verpflichtet den Staat deutlich zur religiösen und weltanschaulichen Neutralität. Das heißt, der Staat muss sich in religiösen und weltanschaulichen Fragen strikt unparteiisch verhalten.
[…] Diese privilegierte Hervorhebung durch den Bundestag wird auch als eine Zurücksetzung anderer Religionen und Weltanschauungen verstanden werden. Deshalb ist dieser Auftritt ein Fehler und mit der Neutralität des Staates unvereinbar. Zudem schafft er einen falschen Präzedenzfall für die Zukunft.
(Rolf Schwanitz in der FTD 21.09.2011)

Der Grünen Schwulenaktivist sprang zu standing Ovations auf, um dem radikal misogynen und homophoben Holocaustleugner-Fan und Kinderfic**r-Förderer zu applaudieren. Die Rote Sozialdemokratin fabulierte in diametraler Umkehrung des vom Papst Gesagten, er haben sich für den Naturschutz ausgesprochen.

Das arme pfälzische Dummerle hatte nicht die geringste Ahnung, was der philosophische Begriff des päpstlichen Naturrechts bedeutet, fand offenbar „Naturrecht“ und „Naturschutz“ fangen beiden mit Natur an und meinen dann auch das gleiche. Dabei bedeutet Ratzis mittelalterlich-frühneuzeitliche Naturrechtslehre, daß grundlegende Werte wie Sklaverei, Minderwertigkeit der Frau, Verdammung von Homosexualität „naturgegeben“ sind und sich daher einer demokratischen Gesetzgebung entziehen. Daraus abgeleitet, können Masturbation, PID, Verhütung, Abtreibung, Kondome, Frauenordination, Toleranz gegenüber Ungläubigen, keinesfalls durch weltliche Parlamente gerechtfertigt werden.

Ratzinger ist ein Fanatiker, der niemals vor dem Bundestag Rederecht bekommen haben dürfte.

Der Umgang mit den Missbrauchsfällen durch die Kirche, das gezielte Verstecken der Täter und die Einschüchterung der Opfer zeigen deutlich die Missachtung unseres Staates und unserer Gesetze. Dafür trägt der Papst die Verantwortung. Es ist ein schlimmer Affront für die Opfer dieses verbrecherischen Handelns, aber auch für jeden rechtschaffenen Bürger, wenn der Hauptverantwortliche für dieses kriminelle Verhalten der Kirche jetzt im Deutschen Bundestag reden darf. Wie sollen wir das unseren Kindern erklären, wenn wir sie zu Anstand und Rechtstreue erziehen wollen? Was sollen die vielen Bürger, die gerade wegen dieses Papstes und seiner erschreckenden Moral aus der Kirche ausgetreten sind, von unseren Volksvertretern halten?
(Offener Brief an die Bundestagsabgeordneten des GBS-München)

Wenn Naturforscher beobachten, wie Primaten masturbieren, Schildkröten oder Pinguine dem Homosex frönen, bedeutet das eben gerade nicht im päpstlichen Sinne „naturgegeben“ und somit zulässig.

In der verqueren vatikanischen Vorstellung bedeutet die „grundlegende Natur der Dinge“ genau das Gegenteil: Dass sich etwas eben nicht aufgrund aktueller Meinungen oder Erkenntnisse ändern ließe.

Die metaphysische Verklärung des Naturrechts, der auch Dummerle Nahles aufsaß, ist keineswegs harmlos. Genauso wenig ist „Natürlichkeit“ an sich für einen zivilisierten Menschen erstrebenswert.

(….)  Die Zivilisation ist aber unnatürlich. Deswegen bekommen in Hamburg Menschen mit Grauem Star eine Cataract-Operation. Wie am Fließband werden in einem kleinen ambulanten Eingriff neue Linsen eingesetzt und dabei auch gleich die Kurzsichtigkeit korrigiert.

Wir lassen der Natur eben nicht ihren Lauf, sondern greifen ein. Wir implantieren Zähne, passen Hochleistungshörgeräte und Cochlea-Implantate an, setzen Defibrillatoren und Pacemaker in die Brusthöhle, entfernen Tumore aus Prostata und Dickdarm. All das ist völlig unnatürlich und in der Geschichte der Menschheit sehr neu. Aber der evolutionäre Humanismus verlangt solche technischen Korrekturen an der natürlichen Biologie.

Dementsprechend wollen wir auch Kindersterblichkeit in Deutschland möglichst nicht akzeptieren – auch wenn das ein natürlicher Ausleseprozess wäre.

In vielen moralischen Aspekten ist Unnatürlichkeit überlegen.

Das betrifft den Beginn genauso wie das Ende des Lebens, welches wir mit Opiaten und Morphinen erheblich angenehmer gestalten, als es natürlich wäre.(…)

(Wunschkinder, 22.12.2015)

In dieser päpstlichen Weltsicht ist Sex eine ekelige Angelegenheit, die man eigentlich besser unterlassen soll und die man keinesfalls zum Vergnügen tun darf. Erlaubt ist Geschlechtsverkehr ausschließlich in der heterosexuellen Ehe zum ausdrücklichen Zweck der Fortpflanzung. Das bedeutet: Kein Oralsex, kein Analsex, kein Sex während der unfruchtbaren Tage, kein Sex während der Schwangerschaft, kein Sex nach dem Klimakterium und ganz bestimmt kein Sex mit Verhütungsmitteln. Selbstredend schließt das auch vorehelichen Sex, gleichgeschlechtlichen Sex oder Sex ganz allein aus.

Die einzige Ausnahme, die geduldet wird, ist wenn Priester Messdiener vergewaltigen. Das ist nach Kirchenrecht weniger schlimm, weil die missbrauchten Kinder in den Augen des Vatikans praktischerweise gar nicht existieren.

(……) Viel zu viel Aufmerksamkeit wird auch den schweren Religioten geschenkt, die sich immer noch hartnäckig für die Kindermissbrauchs-Organisation RKK einsetzen.    Niemand bei klarem Verstand würde auf Einsicht der Männer wie Müller, Ratzinger, Woelki, Heße, Marx, die sich seit Jahrzehnten bemühen Kinderfic**r zu beschützen und ihr Tun weiter ermöglichen, setzen.   Sie stehen für eine Organisation, die sich bis heute nicht den deutschen Gesetzen unterwerfen will, sondern ausschließlich auf das Kirchenrecht setzt, welches bezeichnenderweise in der Vergewaltigung von Kindern gar keinen Straftatbestand erkennt. Nur der Verstoß gegen den Zölibat wird geahndet.

[…..] Dass Kleriker zu Missbrauchstätern wurden und werden, liegt vielleicht sogar in der inneren Logik der Kirche begründet. Um das zu verstehen, hilft ein Blick ins Kirchenrecht: Kirchenrechtlich wird sexueller Missbrauch bis heute rein vom Priester her gedacht. Kirchenrechtlich gesehen verstößt ein Priester, der sich an einem Kind, Jugendlichen oder Erwachsenen vergeht, gegen das sechste Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen." Und weil der zölibatär lebende Priester mit der katholischen Kirche verheiratet ist, betrügt er lediglich die Kirche. Die Opfer kommen als Geschädigte nicht vor, sie sind gar nicht da.  Aus diesem Grund haben Betroffene von sexuellem Missbrauch in kirchenrechtlichen Verfahren gegen Täter bis heute keinerlei Rechte. Sie können keine Akten einsehen, sie können nicht als Nebenkläger auftreten, sie sind nur Zeugen. Die katholische Kirche könnte etwas dagegen tun, sagt zum Beispiel die Theologin Doris Reisinger: Sie könnte ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung in ihren Rechtsnormen verankern; im weltlichen Bereich ist dies etwas völlig Selbstverständliches. Doch wenn sie das täte, müsste sie den Gläubigen auch zugestehen, über ihr Schlafzimmer selbst zu entscheiden. Hier liegt der Knackpunkt: katholische Kirche und Selbstbestimmung des Menschen - das geht offenbar nicht zusammen. […..]

(Annette Zoch, 19.03.2021)

Politikern wie Annette Schavan, Wolfgang Thierse oder Winfried Kretschmann, die sich für so ein Kindermissbrauchssystem engagieren, indem sie sogar im Zentralrat der Katholiken sitzen, kann ich nicht vertrauen. (…….)

(Unsichtbare Vernunft, 25.04.2021)

Nach ratzingerischer und bergoglioner Auffassung, sind Masturbation oder Homosex deswegen falsch, weil der Samen dabei entgegen seiner göttlichen Natur verschwendet wird. Der Same gehört aber ausschließlich in eine Vagina, in deren für Geistliche völlig unverständlichen Anatomie, schon ein befruchtungswilliges Ei wartet, so daß Gott ein neuen Leben schenkt. Das ist der in päpstlichen Augen „natürliche“ Weg des Ejakulats: Zum Leben hin ausgerichtet. Einen neuen Christen schaffen und nicht etwa in einem Kondom oder Taschentuch zu landen. Das wäre die bekannte „Kultur des Todes.“

Eine problematische Sichtweise. Nicht nur, weil es offensichtlich falsch und sogar hanebüchener Unsinn ist, sondern weil Biologie und Natur eben nicht so funktionieren. In der Natur ist das Leben keineswegs heilig. Im Gegenteil, es wird laufend getötet, um zu leben.

Den Christen sei an dieser Stelle ins Stammbuch geschrieben, daß auch die meisten menschlichen Embryonen ganz natürlich absterben, bevor sie geboren werden. Das hat Gott so eingerichtet.

Gott ist somit der größte Abtreiber überhaupt. Letztendlich läßt er 9 Embryos absterben, um ein Kind zu erzeugen

How many embryos and fetuses never make it to birth?  How many babies die in natural childbirth?  How many infants die before reaching age five?  The statistics are not good.  The most hazardous journey of life is the first few months. According to the calculations of Gregory Paul (see his published articles here), who used the best figures from embryology and neonatal doctors, as few as one-quarter of all conceptions avoid reabsorption or miscarriage, and of those fetuses that do make it to full-term, another large percentage die during natural childbirth.  It’s obvious that embryos are not well-designed for making it to infancy.

The female body was not well-designed for childbirth, either, since the ratio of fetal skull size to female hip size doesn’t make for great odds for the mother.  Every year, more than half a million women die in pregnancy or childbirth.  Natural evolution, not religion, explains the tough compromises forced on the human body, and why few embryos make it to infancy and so many mothers die in the process.

Although the odds of a fertilized egg making it to a live birth are less than 1 in 5, another hazardous journey through infancy lies ahead.  Before modern medicine, around 20% of children in England and the United States died before the age of five, and that number was much higher in pre-industrial societies.  For most of the existence of our human species, over the past one hundred thousand years or so, probably only around half of all born babies reached the age of five.

All these poor odds add up to the fact that for most of human existence there had to be 10 pregnancies or more to guarantee the life of a single five year old child.

(John Schock, 27.04.2011)

Wie schwachsinnig die christliche Vorstellung vom natürlichen Sex ist, zeigt sich auch an der Üppigkeit der natürlichen Fortpflanzung.

Die Mondfischdame stößt 300 Millionen Eier ab, wenn sie auf einen Kerl trifft. Dann bekommen sie 300.000.000 kleine Mondfischbabys. Da die Welt aber nicht gerammelt voll mit Mola Molas ist, sondern die riesigen Viecher, im Gegenteil, sehr selten sind, wissen wir auch, was Gott diese Leben wert sind: Nichts. Fast alle werden schnell wieder getötet.

Auch der Homo Sapiens-Mann bekommt ein großes Problem, wenn er kein Leben verschwenden will. Pro Ejakulation werden 30 bis 600 Millionen lebensfähige Spermien ausgestoßen. Landen sie in einer ovulierenden Frau, sterben bei 600 Millionen Schwimmern, immer noch 599.999.999. Wenn Sex katholisch korrekt mit Ehe, Frau und verhütungslos stattfindet, sind die Quoten für das Überleben des einzelnen Spermiums annähernd genauso minimal, als wenn Mann direkt in die Kloschüssel onaniert oder vom 12-Jährigen Messdiener fellationiert wird.

Die Lösung wäre aus katholischer Sicht, wenn Mann es lernte, beim Orgasmus genau ein Spermium abzuschießen.

Die Mormonin Gabrielle Blair fordert bereits das „verantwortungsvolle Ejakulieren“.

Denn Sperma sei eine „gefährliche Waffe“.

[….] Kennen Sie den Film »Natürlich blond«? Reese Witherspoon spielt darin eine Art Barbiegirl, die an die Eliteuniversität Harvard kommt. Und in einer Szene sagt sie genau das, nämlich dass, wenn Männer ihr Sperma beim Masturbieren vergeuden, sie ihre potenziellen Kinder vergeuden. Das wurde vermutlich nicht so ernst genommen von dieser Figur und Männer wollen nicht in die Verantwortung gezogen werden. Aber dieser Gedanke, dass Männer ihr Sperma kontrollieren können und sollten, ist genau derselbe, den ich in meinem Buch vertrete. Wir müssen uns auf das Sperma konzentrieren, nicht das Ei. Wenn eine Frau Sex hat, kann sie in den allermeisten Momenten nicht schwanger werden. Ein Mann hingegen kann eine Frau immer schwängern.  [….] Ich finde es nicht übertrieben zu sagen, dass Sperma eine Waffe ist. Jeden Tag sterben 700 Frauen bei einer Geburt. Und man muss nicht mal den Tod heranziehen; Schwangerschaften sind ein Riesentrauma für den Körper. Ich war sechs Mal schwanger und habe sechs Kinder. Und wenn mich jemand vor ein paar Jahren gefragt hat, ob es schwierige Geburten waren, habe ich immer gesagt, nein, total unkompliziert. In Wahrheit habe ich dauerhafte Narben und alle möglichen Schäden davongetragen. Aber die erkennen wir nicht an. Ich fand schwanger sein schrecklich. Meine Karriere hat gelitten, mein Sozialleben, alles Mögliche. Ich habe es so gewollt, und es ist gut so, aber es hat meinen Körper eben auch dauerhaft verletzt. Aber es ist so normal, das nicht zu sehen und herunterzuspielen. Schwangerschaften reizen aus, was ein menschlicher Körper leisten kann, sie sind gefährlich. Und wir tun so, als wäre es keine große Sache und ein Wunder. Es ist ein Wunder, aber es ist auch verrückt und gefährlich und darüber reden wir nicht. Also, ja, Sperma verursacht Schwangerschaften und diese sind sehr gefährlich. Wir machen Witze über Sperma, aber es kann jemandem das Leben ruinieren, indem es eine Schwangerschaft auslöst. [….]

(Gabrielle Blair, 02.12.2022)

Da gibt es also noch so einiges für die Lehrpläne im Priesterseminar. Das Einzelsperma-Ejakulieren, wird viel zu schlecht beherrscht.

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