Dienstag, 22. Dezember 2015

Wunschkinder

Gerade wird der Tod des einjährigen Taylers in Hamburg rauf und runter in den Medien analysiert. Wieso schon wieder Hamburg und überhaupt sollte man schreiende Babys nicht schütteln.
Angesichts der rund 15.000 bis 20.000 Kinder, die jeden Tag auf der Welt verhungern aufgrund unserer westlichen Agar- und Finanzpolitik, erscheint es mir allerdings etwas grotesk, wenn Medien die Hintergründe eines Einzelfalls derart exzessiv aufarbeiten und die Millionen Hungertoten nicht mit einer Zeile erwähnen.
Aber klar, niemals sind Fakten und Zahlen so interessant, wie der Einzelfall mit Gesicht und Namen vor der eigenen Haustür.

Ich tue mich in diesen Fällen sehr schwer damit auf den Mitarbeitern des Jugendamtes rumzuhacken – auch wenn sie offensichtlich versagt haben.
Sie sitzen aber vor einer unlösbaren Aufgabe, denn um das Wohlergehen eines Kindes in einem problematischen Elternhaus zu garantieren, müssten die Behörden jedes Kind 24 Stunden am Tag überwachen. Das ist aber unmöglich.
Die einzig andere sichere Methode wäre es all Kinder bei den kleinsten Anzeichen von Instabilität sofort ihren Eltern zu entziehen.
Aber auch das ist unmöglich, da man damit garantiert noch mehr Leid generiert.
Kleinkinder werden in einem relativ zivilisierten Land wie Deutschland immer wieder vernachlässigt, todgeschlagen, aus dem Fenster geworfen, in Kühltruhen gesteckt, im Blumenkübel entsorgt oder bis zum Hirntod geschüttelt, weil jedes noch so ungeeignete Paar Kinder zeugen und behalten kann.
Das ist „natürlich.“ So funktioniert unsere Biologie.
Man könnte es auch Evolution nennen, daß solche offensichtlich ungeeigneten Eltern ihre Gene in der Natur nicht weitergeben würden, weil ihr Nachwuchs nicht überlebt. Die meisten gezeugten Embryonen killt Gott selbst noch vor der Geburt. Auch das ist natürliche Auslese.

Natürlichkeit verträgt sich allerdings nicht mit Zivilisation. Es wäre auch natürlich, daß Menschen ohne Zähne verhungern oder daß alte Menschen sehr oft blind werden.
Die Zivilisation ist aber unnatürlich. Deswegen bekommen in Hamburg Menschen mit Grauem Star eine Cataract-Operation. Wie am Fließband werden in einem kleinen ambulanten Eingriff neue Linsen eingesetzt und dabei auch gleich die Kurzsichtigkeit korrigiert.
Wir lassen der Natur eben nicht ihren Lauf, sondern greifen ein. Wir implantieren Zähne, passen Hochleistungshörgeräte und Cochlea-Implantate an, setzen Defibrillatoren und Pacemaker in die Brusthöhle, entfernen Tumore aus Prostata und Dickdarm. All das ist völlig unnatürlich und in der Geschichte der Menschheit sehr neu. Aber der evolutionäre Humanismus verlangt solche technischen Korrekturen an der natürlichen Biologie.
Dementsprechend wollen wir auch Kindersterblichkeit in Deutschland möglichst nicht akzeptieren – auch wenn das ein natürlicher Ausleseprozess wäre.
In vielen moralischen Aspekten ist Unnatürlichkeit überlegen.
Das betrifft den Beginn genauso wie das Ende des Lebens, welches wir mit Opiaten und Morphinen erheblich angenehmer gestalten, als es natürlich wäre.

Es ist natürlich Kinder aus Versehen zu zeugen, sie durch Verhütungsmittelfehlfunktionen zu generieren, sie aufgrund einer Gewalttat zu erschaffen. Das geht ganz leicht. Zehnjährige Mädchen werden ohne den Vorgang zu verstehen von ihrem elfjährigen Bruder geschwängert, oder es ist jemand nach einer nächtlichen Sauftour schwanger, ohne sich überhaupt zu erinnern Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. In vielen Teilen der Welt gibt es Massenvergewaltigung im Zuge ethnischer Kriege.
Die Kombination von Ei und Samenzelle zu einem neuen Leben funktioniert ohne Liebe, ohne Ethik, ohne Religion, ohne Vertrag und ohne Vertrauen.

Es stellt sich nur die Frage, ob es nach unseren zivilisatorischen und humanistischen Maßstäben auch gut ist auf diese Weise Kinder zu zeugen.
Da wir aber nicht mehr akzeptieren unseren Nachwuchs, der zufällig in suboptimale Verhältnisse hineingeboren wird mit entsprechend höherer Wahrscheinlichkeit wieder sterben zu lassen, regen wir uns über die Tayler-Fälle vor unserer Haustür auf.
Dabei wissen wir alle, daß Kinder in Deutschland mit sehr unterschiedlichen Chancen geboren werden. Das Portemonnaie der Eltern bestimmt über die Bildung. Arbeiterkinder gelangen üblicherweise nicht in DAX-Vorstände und Arme sterben viele Jahre früher als Reiche.
Es gab schon mehr Chancengleichheit in Deutschland und man könnte politisch die größten Ungerechtigkeiten durch verwahrloste Schulen, Kinder in HartzIV und unterschiedliche medizinische Versorgung minimieren, aber das ist offensichtlich politisch und gesellschaftlich nicht gewollt – das zeigen unsere Wahlergebnisse.

Es stellt sich als Unglück für die Kinder heraus, daß sie so leicht gezeugt werden können.
Jeder Depp bekommt Kinder. Je schlechter die Bildung und je prekärer die Lebensumstände, desto mehr.
Man braucht weder Führerschein, noch irgendeine sonstige Qualifikation. Lange bevor man wählen darf oder ein Bier trinken kann, arbeiten Uterus und Hoden schon.

Im Sinne der Kinder müßte man sich wünschen, sehr viel schwerer schwanger zu werden.
Zumindest so schwer, daß all die ungewollten, zu kurz überlegten oder aus fragwürdigen Gründen geplanten Schwangerschaften nicht möglich wären.

Es ist für Akademikerinnen über 40 schon schwerer schwanger zu werden, da ihre Eizellen schon entsprechend lange rumliegen und sie aufgrund der insbesondere von gebildeten Frauen praktizierten sozialen Homogamie schwer Partner finden. Probleme, die eine 17-Jährige Schulabbrecherin in der Vorstadt nicht kennt.
Daher haben mehr als die Hälfte der über 40-Jährigen Akademikerinnen auch keine Kinder – obwohl gerade sie beste Voraussetzungen für die Entwicklung des Nachwuchses bieten könnten.

Noch schwerer ist es für homosexuelle Paare. Auch hier ist es nicht so natürlich schwanger zu werden.
Aber wie wir gesehen haben, ist Natürlichkeit kulturell betrachtet negativ.
Schwule und Lesben, die Kinder bekommen, müssen sich eine Menge einfallen lassen. Sie werden fast niemals ungewollt oder aus Versehen schwanger. Das bedeutet im Umkehrschluss, daß alle ihre Kinder Wunschkinder sind.
Wunschkinder starten aber mit erheblich besseren Voraussetzungen ins Leben.
 Sie haben weniger finanzielle Sorgen, werden geliebt und gehegt, so daß sie sich emotional besser entwickeln und werden kulturell so gefördert, daß sie auch intelligenter und gebildeter werden.

Studien bestätigen inzwischen, daß Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren glücklicher und selbstbewußter sind und in der Schule weniger Probleme haben.
Das ist ein absolut zu erwartender Befund. Nicht, weil ihre Eltern lesbischen Sex mögen, sondern weil sie alle erwünscht sind. Unter ihnen gibt es kaum vernachlässigte und ungeliebte Wesen wie den kleinen Tayler.

Zum Wohle der Familien wäre es also absolut geboten sich für die sogenannte „Homo-Adoption“ einzusetzen, endlich auch in Deutschland die Ehe ohne Wenn und Aber für alle zu öffnen.

CDU und CSU, die dies in Deutschland noch verhindern, sind also nicht nur generell antihumanistisch, sondern auch noch explizit gegen das Kindeswohl engagiert.

Noch schlimmer ist die katholische Kirche, die ohnehin durch ihren massenhaften Kindesmissbrauch - sowohl sexuell als auch gewalttätig in den christlichen Kinderheimen – bewiesen hat, daß sie moralisch jedes Recht verloren hat sich zu Erziehungs- und Familienfragen zu äußern.

Explizit Menschen-, Familien- und Kinder-feindlich agitiert auch die slowenische Bischofskonferenz nach ihrem Sieg von vorgestern.

Die Slowenische Bischofskonferenz hat am Montag große Freude über das Ergebnis des Referendums zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der traditionellen Ehe geäußert. Die Slowenen hatten sich am Sonntag zu 63 Prozent deutlich gegen die volle rechtliche Gleichstellung ausgesprochen. Damit wurde die von den linken und liberalen Regierungsparteien bereits im März im Parlament verabschiedete Novelle des Ehegesetzes gekippt.
[…] Durch die Reform wären homosexuelle Paare indirekt auch bei der Adoption von Kindern gleichgestellt worden.
Die Wahlberechtigten seien "für die Werte der Familie und für die Rechte der Kinder aufgestanden", sagte der Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz, Diözesanbischof Andrej Glavan von Novo Mesto. Er betonte die zentrale Rolle von Gruppen - auch Facebookgruppen - und Initiativen beim Lobbying. "Ich danke auch allen Gläubigen und den kirchlichen Erneuerungsbewegungen", betonte er.


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