Richtig
wichtige Politik ist oftmals unsexy.
Dazu
gilt es nämlich Interessen und Einflüsse zu analysieren. Das kann sehr
kompliziert und unübersichtlich werden.
2015 ist
das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen, eine Gigastadt wie Peking
liegt unter einer derartigen Smog-Glocke, daß man die Hand nicht mehr vor Augen
sehen kann und dazu treffen sich die Regierungschefs der Welt zur Klimakonferenz
in Paris.
Einige
der Hauptklimaschädlinge werden aber stillschweigend gar nicht erst
angesprochen: Schiffsverkehr, Flugzeuge, das viel zu billige Öl. Die
dahinterstehenden Lobbyinteressen sind einfach zu groß. Und außerdem würde sich
in der demokratischen Welt niemand trauen Schritte zu unternehmen, die den
Wählern Flugreisen vermiesen würden.
Die
Gesundheitspolitik gilt als Königin der Lobby-Seilschaften. Deutlich über 300
Milliarden Euro fließend allein in Deutschland jedes Jahr in den
Gesundheitssektor. So generiert man Milliardäre und
unfassbare Ungerechtigkeiten.
Hohe Zeit sich intensiv öffentlich mit dem
Thema zu beschäftigen, es zum Gegenstand von Wahlentscheidungen zu machen.
Das
geschieht aber nicht, weil das Thema nicht nur unsexy, sondern auch so
verschachtelt und kompliziert ist, daß politische Parteien den phlegmatischen
Urnenpöbel damit gar nicht erst behelligen.
Für die
öffentliche politische Diskussion setzten Parteigrößen lieber auf knackige
Thesen, die jeder sofort versteht, bei denen man möglichst viel Aufmerksamkeit
und Zustimmung erhält und sich möglichst auch noch von anderen Parteien klar
abgrenzt.
Das
Paradebeispiel dafür ist das von der CSU und insbesondere der CDU-Vizin Julia Klöckner
immer wieder vehement geforderte „Burkaverbot“ in Deutschland.
So macht
sich Klöckner beliebt und scharrt in Mainz schon mit den Füßen, um am 13.03.2016 Malu Dreyer aus dem Amt zu fegen.
Dabei
ist das eine reine Aufmerksamkeitsdefizit-Kompensationspolitik, denn das Thema
ist irrelevant. In ganz Deutschland gibt es vermutlich nicht mehr als ein
Dutzend Burkaträgerinnen.
Klöckner
ist eine Blenderin, die sich mit Petitessen profiliert. Aber es klappt sehr
gut. Die CDU liegt in RP bei Umfragen weit vor der regierenden SPD und zudem
bekommt Klöckner eine Talkshoweinladung nach der nächsten.
Unangenehmerweise
springen Medien auch über jedes populistische Stöckchen und besetzen
Aufregerthemen. In TV-Talkshows ist allemal das Spektakel angesagt.
Staat
auch wichtige Themen zu setzen, wird inszeniert und für Inszenierungen braucht
man Schreihälse.
Das läßt
sich klar an den Gästelisten der JauchIllnerPlasbergWillMaischberger-Runden
ausmachen.
Wenn es
um Religion geht, holt man keinen ausgewiesenen Fachmann, sondern einen
Schreihals wie Andreas Englisch oder Matthias Matussek.
So kommt
auch immer wieder Prof Arnulf Baring vor die Kameras. Der 83-Jährige ist dafür
bekannt, daß ihm öfter mal die Hutschnur platzt und daß er dann anfängt
rumzugrölen.
Menschen
wie Helmut Schmidt, die klar und langsam sprechen, aber dennoch Wichtiges und Relevantes
sagen, ohne dabei den tumben Zuschauer zu langweilen, gibt es leider kaum noch.
Was es
dafür zur Genüge gibt, sind extrem Unsympathen, die lügen und hetzen.
Das
führt zwar zu keinerlei Erkenntnisgewinn und läßt die rechtsextreme
Wählerschaft quantitativ anschwellen, aber dafür bringen sie auch Quote.
Für
diesen Typ braunen Provokateur, der durch seine amoralischen Provokationen
Leben in die todgerittenen Talkformate bringen soll, stehen Namen wie Akif
Pirinçci, Erika Steinbach, Roger Köppel, Björn Höcke, Til Schweiger, Alexander
Gauland oder Markus Söder. Sie haben die Funktion einer rechten, unsympathischen
Nina Hagen in der öden Runde: Inhaltlich bedeutungslos, aber schräg und
quotenträchtig.
Eine
vierte Gewalt in diesem Staat, die ihrem Auftrag wirklich gerecht würde, sollte
sich mit dem Kroppzeug nicht abgeben und die Sendezeit wichtigen Themen
vorbehalten.
Lutz
Bachmann, Tatjana Festerling und Björn Höcke sollten überhaupt nur kurz und
sachlich in den Nachrichten abgehandelt werden, statt ihnen in epischer Breite
Reportagen zu widmen. Sie sollten nicht eingeladen werden, um ihnen kein Forum
zur Selbstdarstellung zu bieten.
Was
wären Pegida und AfD heute, wenn nicht sämtliche Sendeanstalten und Zeitungen
seit über einem Jahr akribisch über jeden einzelnen Verbalfurz des braunen
Balletts schrieben?
Vermutlich wären sie nie über die 5%-Hürde gekommen.
Vermutlich wären sie nie über die 5%-Hürde gekommen.
Inzwischen
beklagen auch in Amerika immer mehr Menschen, daß jeder Ausfall des irren
Trumps sofort abendfüllend in allen Newssendern breit getreten wird. Nur so
konnte er zum Führenden der GOPer Bewerber werden. Bereitwillig machen
sämtliche Sender rund um die Uhr Werbung für ihn.
Calling all Media Outlets: Stop
Covering Donald Trump and His Hate Speech
In the words of Arianna Huffington: "Donald J. Trump's campaign has
become an ugly and dangerous force in American politics. So we will no longer
be covering his campaign in HuffPost Entertainment."
Donald Trump is a security risk: to our president, to our politics, to
the people. His hate speech is dangerous - he's fomenting fear and
Islamophobia; and the media coverage is spreading that fear and rage like
wildfire.
Sign the petition and stop the
Trump media worship!
I have started this petition in response to the media that has glorified
Donald Trump for too long. Bernie Sanders and Hiliary Clinton are invisible
compared to the media circus that follows Donald Trump. The media has a
responsibility to us the people, whom pay to have ALL news delivered to us. I am
calling for all media outlets to give equal coverage to all candidates and to
please STOP the Trump worship. It is destructive and distracting. We the people
deserve to be informed about all the candidates.
Solche
Petitionen haben bisher Zustimmung im homöopathischen Bereich, aber die
Diskussion nimmt an Fahrt auf.
Senior managers from the five leading television networks – ABC News,
CBS News, CNN, Fox, and NBC News – are reportedly banding together to push back
against Donald Trump.
Es wird
auch Zeit sich gegen das schrille rechte Pack zu wehren.
Es wird
Zeit es der Medienaufmerksamkeit zu berauben.
Der Knalleffekt
ersetzt die Erkenntnis
[….]
Internet-Kommentare sind zum Symbol
geworden für ungefähr alles, was an der Welt falsch ist, der Blitzhass, die
Knalldummheit, die offen rausgerotzte Gewaltbereitschaft. Anfang November hatte
ich versucht, den Rechtspopulismus anhand der Internetfigur des Trolls zu
erklären. Es gibt dabei erstaunliche Parallelen, vor allem, sich ständig
provoziert zu fühlen: Rechtspopulismus entlarvt sich im Netz als
simplizistischer Opferkult nach Troll-Art zur Aufstachelung und Ablehnung
eigener Verantwortung. Die faschistoide Trump-Eskalation in den USA offenbart
nun eine weitere Parallele zwischen den Radikalen und den empörten
Netzkommentatoren.
[….]
Ende des Jahres 2015 gibt es die
gleißenden, funkelnden und klugen Netzdiskussionen, es gibt die produktiven
Netzdebatten, die sich die Netzavantgarde seit Beginn des Internets erhofft
hatte. Aber sie entfalten - noch - eine wesentlich geringere Wirkmacht als die
Internetkommentare nach Art der Trolle. [….] Bis dahin bestimmen die beschriebenen Prinzipien des dumpfen und
dampfigen Internetkommentars immer stärker das politische Geschehen. In den USA
mit den Republikanern und deren braunem Schaumkrönchen Trump, in Frankreich mit
dem Front National, mit den rechtsdrehenden Regierungen in Polen und Ungarn und
in Deutschland mit der Pegida-Partei AfD.
[….]
Mit der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry saß
ich im April, nach dem Anschlag von Tröglitz, in der Talkshow "Maybrit
Illner". Sie hat dort wie in vielen anderen Talkshows vorgeführt, wie sich
der Mechanismus und die Kraft des Internetkommentars in andere Medien
übertragen lässt. Ein ständiges spöttisches Lächeln, den Kopf schütteln, die
Augen kurz verdrehen - ohne jedes Argument inszenieren, dass das Gegenüber
Unrecht hat. [….]
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